Das Faltenbild Die Beobachtungen über die Faltung beschränken sich fast ausschließlich auf die Phycodenschichten und die Glieder der Gräfenthaler Serie. Jüngere Schichtglieder sind nur gelegentlich aufgeschlossen. Großbogige, strukturbestimmende Falten, die etwa Falten III. Ordnung entsprechen [49], sind nur in wenigen Fällen direkt zu be obachten, lassen sich aber stets zwanglos aus den Beobachtungen mehrerer Aufschlüsse zusammenfügen. Zwei dieser Falten von etwa 50 m Wellenlänge und SE-Vergenz konnten hart südlich Mylau, am östlichen Prallhang der Göltzsch aus Beobachtungen an mehreren Klippen rekonstruiert werden (Bild 5). Auch die Klippe des „Galtzsch“ bei Netzschkau, die aus steilstehenden, in sich gefalteten quarzitischen Bänken der Phycodenschichten besteht, ist als steiler Schenkel einer südost- vergenten Falte höherer Ordnung zu betrachten. Falten dieses Typs sind stets unsymmetrisch und zeigen SE-Vergenz. Über die Mächtigkeitsverhältnisse der Schichten in den steilen, meist in sich gefalteten, und den flachen, ungefalteten Schenkeln lassen sich keine sicheren Angaben machen. Falten mit einem mächtigen steilstehenden bzw. überkippten Schenkel und einem flachen, ausgedünnten Schenkel, Aufbruchfalten im Sinne von W. SCHWAN [49], sind in deut licher Ausbildung nicht häufig zu finden. Die größere Schichtmächtigkeit im Bereich des steilen Schenkels ist in den starren Quarziten auch nicht so deutlich ausgeprägt wie z. B. in dem beweglicheren Material des unteren Kulms der Thüringer Mulde. In Tonschiefer-Quärzit-Wechsellagerungen treten oft Kleinfalten auf, die bereits im Aufschlußbereich als verbindendes Element nur noch einheitliche Vergenz zeigen. Neben ausgeprägten Zickzackfalten zeigen sich alle Übergänge von aufrechtstehenden, symmetrischen Falten zu liegenden oder stark vergierenden, fast isoklinalen Formen. Die Wellenlänge dieser Falten liegt — in Abhängigkeit vom Gesetz der Stauch faltengröße — im cm- bis m-Bereich. Die gut ausgeprägte Schichtung sowie die Tonschieferlagen zwischen den dünnschichtigen Quarzitbänken ermöglichten oft Gleitbewegungen, die bis zur extremen Ausdünnung einzelner Schichten und zu Schichtzerreißungen führen konnten. In entstehende Hohlräume wanderte Quarz ein. Häufig tritt Rillung senkrecht B auf den ss-Flächen von Quarzitbänken als Folgeerscheinung der intensiven Gleitbewegungen auf. Die steilen Faltenschenkel sind oft mächtiger als die flachen, z. T. ist auch die umgekehrte Erscheinung zu be obachten. Falten dieses Typs sind offenbar auf die schienende Wirkung der mächtigeren quarzi tischen Bänke bzw. ganzer quarzitischer Partien der Phycodenschichten zurück zuführen, in denen der Tonschieferanteil stark zurücktritt. Sie sind deshalb nicht als selbständige, strukturbestimmende, sondern als disharmonische Falten zu betrachten, die durch ungleichsinnige Relativbewegungen kompetenter Bänke beim Faltungs prozeß entstanden. Über ihre Lage im Großfaltenbereich gibt Bild 9 Auskunft. Dis harmonische Falten lassen nur in geringem Maße Rückschlüsse auf die Großtektonik zu. Immerhin zeigen sie die Transportrichtungen im jeweiligen Bereich an und können deshalb zur Bestimmung der Vergenz verwendet werden. Zur Rekonstruktion des Groß baues sind sie nicht zu verwenden.