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die auf Bl. Greiz zu einer Einstufung des Kulms als Griffel- bzw. Lederschiefer der Gräfenthaler Serie führte. Diese Ansicht wurde erst 1936 von H. Zimmermann [54] revidiert. Über die Reichweite der nach NW gerichteten Bewegung ist wenig bekannt, sie be wegt sich wahrscheinlich innerhalb des Kilometer-Bereiches. Weitreichende Decken bewegungen, wie sie von W. Mehner [34, S. 51] angenommen wurden, sind wenig wahrscheinlich. 1949 hat E. SPENGLER diesen Gedanken für den Kulm von Kahmer im NE des Halbhorstes von Netzschkau erneut aufgegriffen. Der Kulm, eine Scholle von etwa 12 bis 15 km 2 , sollte „unter der Last einer höheren Decke 4 bis 5 km nach Norden“ [50, S. 14] geschleppt worden sein. Überschiebungen dieser Ausmaße sind zur Deutung des tektonischen Bildes nicht unbedingt nötig. In den vorhandenen Auf schlüssen herrscht durchweg SE-Vergenz des Faltenbildes, die einer nach NW gerichteten Bewegung entgegensteht und im Hinblick auf die große Nähe der SE-Flanke des Bergaer Sattels auch erklärlich ist. Der Tektonik des Kulms im Bereich der Mulde von Mehltheuer stellt H. R. V. Gaert- NER die Tektonik der älteren Schichten im Untergrund der Mulde von Mehltheuer speziell im Gebiet des Hirschberg-Gefeller Nebensattels gegenüber [17, S. 433f.] Alt paläozoikum — vorwiegend Tremadoc — ist in kräftige, z. T. fast isoklinale Falten gelegt. Die Achsenebenen der Falten liegen fast flach, doch scheint SE-Vergenz vor NW-Vergenz vorzuherrschen [17, S. 434, 25, S. 113], Mit ähnlichen Verhältnissen war auch im NW-Teil des Halbhorstes von Netzschkau zu rechnen, der in streichender Fortsetzung des Hirschberg-Gefeller Nebensattels liegt. An die Kulmmulde von Mehl theuer schließt sich im SW das Gebiet der Plauenschen Bögen an. In diesem Bereich herrschen konzentrisch um ein Gebiet südlich Plauen angeordnete, allseitig flach nach außen gerichtete Überschiebungen vor, deren nordöstliche Ausläufer sich bis in die Gegend von Reichenbach [17, S. 433] erstrecken sollen. Zu den „Bögen“ dürften, zu mindest genetisch, auch die nach NW gerichteten flachen Überschiebungen im Bereich des SE-Flügels der Mulde von Mehltheuer gehören. R. v. Gaertner [17] hat diesen fast stockwerkartigen Vergenzwechsel im Bereich der SE-Flanke der Kulmmulde von Mehltheuer auf das Hinwandern der Falten in der Tiefe in eine „Zone des Raumschwundes“ im Gebiet der Plauenschen Bögen und der Münchberger Masse zurückgeführt. Nach Bewegungen undatorischen Charakters zwischen dem höheren Mitteldevon und dem tieferen Oberdevon (Reußische Faltung V. Gaertners [17, S. 29]) und breto nischen Bewegungen gleichen Charakters im Unterkarbon [32, S. 93] wurde das thürin gisch-vogtländische Paläozoikum in der sudetischen Phase der varistischen Tekto- genese gefaltet. Die Faltung erfolgte in Sachsen und wahrscheinlich auch im östlichen Vogtland zwischen Unterkarbon III/? und y [36, S. 113]. Welche tektonischen Er scheinungen der sudetischen oder einer späteren Phase zuzuordnen sind, läßt sich für den thüringisch-vogtländischen Raum nicht angeben. Als gesichert kann nur die An nahme gelten, daß der Faltenbau am Ende der erzgebirgischen Phase abgeschlossen war. Die streichenden Störungen, meist Aufschiebungen, sind als Steigerung des Faltungsprozesses zu betrachten und spätestens der erzgebirgischen Phase zuzuordnen [37, S. 23],