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'V Herz und Geld. Novelle von Emil Blau. (Fortsetzung.) P- war etwa vier Wochen später, da schmetterte gy erstem schönen Abend des Monats Juni das P-sthorn lustig durch die Hauptstraße des Dorfes Lichtseld und die ungewohnten Töne lockten die Be wohner" der Häuser unwiderstehlich an die Fenster. Huf dem holprigen Steinpflaster rasselte ein eleganter Extrapostwagen daher, in dem außer dem Postillon iy nachlässiger Haltung ein Herr saß, dessen große Wsekoffer uyd feine Kleidung auf nichts Geringes Keßen ließen. Bor dem Hause der Wittwe Weiß elt der Wagen an , der Herr sprang hinab und We in die Wohnstube, wo ihn die zitternden Arme steS Mütterchen umschlangen und nimmer wieder Kassen wollten. Nach wenigen Minuten war es ganzen Dorfe bekannt, daß der Taugenichts, der tzn, aus Amerika heimgekehrt sei. Diese Nachricht versetzte die Bewohner Lichtselds Dorfbewohner stets in jeder Hinsicht zu Schanden zu machen. Nachdem er mehrere Tage hindurch seinen Triumph genossen hatte, empfand er offener nicht mehr das geringste Verlangen nach demselHu, denn er kleidete sich ebenso einfach wie die andren Hofbesitzer, ließ sich fast nie auf der Straße, geschweige denn im Wirthshause sehen und wurde sogar^srchtlich mißgestimmt, wenn man Fragen über sein früheres Gebest in Amerika an ihn richtete. Dagegen nahm seist Wesen etwas entschieden Gesetztes und Ernstes an, vor Allem aber lag er der ländlichen Arbeit mW einem erstaunlichen Eifer und ebenso großer Aus dauer oh. Die Mutter, der gegenüber er seit der Rückkehr die liebevollste Aufmerksamkeit und wahre Verehrung an den Tag legte, fühlte sich durch die Veränderung des Sohnes im höchsten Grade erfreut; nach kurzer Zeit übergab dieselbe HaüS und Hof seiner alleinigen Verwaltung mit der Bitte, sie Wz glücklich zu machen und ihr eine brave Schwieger tochter zuzuführen. Statt infolge der Uebernahme des reichen BesitzthumS Freude zu äußern, wurde Anton täglich stiller und trauriger, nichts desto- so innig Martha, seine Gattin ihn bat, sich zuweilen durch sie ablösen lassen zu-wollen. Es war gegen das Ende einer Nacht, als sich plötzlich die zitternde Rechte der Mutter aus das Haupt des neben ihrem Bette sitzenden und in finstere Gedanken tief versunkenen Sohnes legte. Mm weniger Lebhaft die Frage, welche Rolle der selbe fortan im Dorfe spielen würde. Die beiden Geschwister AntonS waren nämlich schon vor mehreren Mahren gestorben, seine alte Mutter kränkelte fort- ' Während, so daß er wohl bald der alleinige Erbe dex ganzen Hinterlassenschaft werden mußte, die nicht Dein aus dem schönen, schuldenfreien Gute, sondern -such aus vielen Tausenden von Thalern in baarem Gelde und Staatspapieren bestand Und hierzu noch her amerikanische Reichthum ! ° . Daß der letztere ebenfalls nur beträchtlich sein konnte, erschien in Kurzem Allen selbstverständlich; denn vornehm gekleidet, mit goldner Uhr und Kette, sowie mit vielen blitzenden Ringen an den Händen, strengungen des Arztes zu hemmen vermochten, -stolzirte Anton in den nächsten Tagen umher, be- Mlte im Wirthshause freigebig die Zeche für Jeden, sich fast nie von dem Bette der schwer leidenden Mr trinken wollte und hatte die Taschen buchstäblich Mutter und durchwachte jede Nacht bei derselben, voll purem Goldgelde, welches er, wie die Gäste mit Mheschreiblichem Erstaunen aus seinem eigenen Munde erfuhren, aus dem Goldlande Californien hatte. Er war der allgemein Bewunderte und Wlbeneidete, wenn auch mancher alte Bauer in der Meinung, das tolle Leben werde von Neuem und Mer denn je im Dorfe beginnen, höchst bedenklich Dieser sprang sofort auf und fragte, ob sie etwas -ost Kopf schüttelte. wünsche. Anton schien übrigens eigens dazu geschaffen zu „Nein, Anton", erwiderte die Kranke in sehr sein, um die Erwartungen oder Befürchtungen der verändertem Tone, „ich bedarf auf Erden nichts s»m sächsischen EeMler. 3», fü, I , ,, -ÄW Pie größte ÄuftegurH ^während aber die jüngeren . „ Leute sich mit Freuds der früheren tollen Streiche weniger kam er der Bitte der Mutter stach. Dem tzeS Ankömmlings erinnerten, discutirten die Alten stattlichen und unbestritten reichsten Manne des Dorfes stand jedes Haus offen, und nach einigen Monaten heirathete er die hübsche Tochter eines wohlhabenden Hofbesitzers. Dessen ungeachtet er langte er nicht nur nicht seine Heiterkeit zurück, sondern zum Kummer der Mutter, sowie der jungen Frau ging sein ernstes Wesen immer mehr in Schwermuth über, was ihn jedoch nicht abhielt, der Arbeit mit einem so rastlosen Eifer nachzügehen, als wenn .er der ärmste Tagelöhner im Dorfe gewesen wäre. Zwei Monate nach der Hochzeit verfiel Fräst Weiß in eine Krankheit, deren schnelles Forlschreittv diesmal weder die sorgfältigste Pflege noch dke An- Änton zeigte sich als der zärtlichste Sohn; er rührte