DER MECHANISMUS DER VERFORMUNG UND DES BRUCHES DER SALZGESTEINE Allgemeines Um die bei den Pfeilerquerdehnungsmessungen erhaltenen Werte richtig zu verstehen und sie entsprechend auswerten zu können, ist die Kenntnis des Mechanismus der Verformung der- Salzgesteine von größter Bedeutung. Die Verformung eines materiellen Körpers kann zwischen den Grenzen eines ideal elastischen oder eines ideal plastischen Verhaltens liegen. Im allgemeinen kom men in der Mechanik deformierbarer Körper beide Verformungsarten in ver schiedener Größe vor, die ihrer Dauer nach von der Natur des Stoffes, der Art der Belastung und von der Temperatur abhängen. Für die meisten Gesteine gilt fast bis zur Bruchgrenze das HooKEsche Gesetz, wenn auch nicht immer in der linearen Abhängigkeit von Verformung und Span nung. Besonders bei den Salzgesteinen treten je nach der Höhe der Belastung mehr oder weniger große bleibende Formänderungen auf, und das Fließen oder Kriechen der Salze unter Dauerlast ist im Bergbau wiederholt beobachtet wor den. Ein Fließen aber tritt ein, wenn der durch äußere Kräfte belastete Körper nicht mehr genügend innere Kräfte mobilisieren kann, um den von außen wir kenden Kräften das Gleichgewicht zu halten. Die Deformation erreicht dann bei einer bestimmten Spannung keinen endlichen Wert mehr. Dieser Zustand kann nicht mehr allein durch Kräfte und Verformungen beschrieben werden; die Spannungen bestimmen dann die Deformationsgeschwindigkeiten. Obwohl die Fließfähigkeit der Salze schon lange bekannt ist, wurde dieses Wissen doch bisher nicht in entsprechender Weise auf die Fragen der Verfor mung und der Standfestigkeit der Bergfesten angewandt. Alle bisherigen Ver suche zur Dimensionierung von Salzfesten beruhen auf der Annahme der Gül tigkeit des Hook Eschen Gesetzes, wie dies die Berechnungsversuche von Kegei. [11], Rodatz [12] und schließlich von Börger [13] zeigen. Die einzigen Unter schiede zwischen diesen Versuchen liegen in den verwendeten Bruchfestigkeits werten der Salze und den je nach der vertretenen Theorie zugrunde gelegten Belastungsannahmen. Ein positiver Schritt in der Berücksichtigung der bleiben den Verformungen ist die von Kegel [14] nach den Festigkeitsuntersuchungen von Stamatiu [15] aufgestellte Formel der Tragfähigkeit von Körpern, die aber wegen schwieriger Ermittlung der den verschiedenen Faktoren beizumessenden Werte noch nicht die nötige praktische Bedeutung erlangen konnte. Über Fließerscheinungen im Salzbergbau wurde in der Literatur des öfteren berichtet. Spackeler [16] erwähnt auf dem Kalitag 1923 das Herumwachsen von Steinsalz um ein Holzgitter, also eine offensichtliche Fließerscheinung. Schon lange vorher schrieb Busch [17] über Fließvorgänge im Salz, die sich als von der Teufe abhängig erwiesen. An Hand von Laborversuchen weist schließlich Wöhlbier [18] die „plastische“ Verformbarkeit verschiedener Salzgesteine nach. Diese Arbeit ist insofern von größter Bedeutung, als der Nachweis der Erhöhung der Druckfestigkeit von Salz-