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daß di« Briten zuletzt nicht weniger al- «1000 Mann unter den Waffen halten mußten. Der Krieg kostet« England vier Milliarden Mark sowie 60000 Mann. Um dieselbe Zeit kam im Fernen Osten der Bor-r au f st a n d zum Abschluß. Er war bereits im Jahre 1890 entstanden. Der Faustbund der Borer hatte sich «bildet, als die Ausländer durch mancherlei Uebergriffe sowie durch Bahnbauten, die viele Chinesen — Karrenfchleber, Boot fahrer — brotlos machten, den allgemeinen Haß auf sich zogen. Die Regierung von Peking stand den hungernden Masten, die über die Fremden herfielen, nicht ohne Wohl wollen gegenüber. Die Borer zerstörten die Eisenbahnen und belagerten die Gesandtschaften. Dabei wurde auch der deutsche Gesandte von Ketteler ermordet. Ein internatio nales Expeditionskorps unter dem Oberbefehl des Grafen Waldersee griff ein. Deutsche Truppen fochten in 18 Ge fechten gegen chinesische Regierungstruppen, in IS gegen dis aufständischen Boxer. Damals kam das Wort auf: „The Germans to the front — Die Deutschen an die Front!" Um die Weihnachtszeit wurde dem Ministerpräsidenten Li- Hung-Tschang, einem auch heut« noch nicht völlig vergessenen Staatsmann«, den man in herkömmlicher Uebertreibung wohl den „chinesischen Bismarck" genannt hat, die gemein same Note der an der Angelegenheit interessierten Mächte überreicht. Das geschah durch den britischen und den deut schen Generalkonsul in Nanking. Die im chinesischen Text übermittelten Friedensbedingungen würden dann noch am letzten Tage des Jahres vom Kaiser Kwangsu angenommen. Das ist nur eine klein« Blütenlese aus dem farbenpräch tigen Riesenstrauß, den die Muse der Geschichte dem. nach denklichen Zeitgenossen am Silvesterabend darreicht. Einen kurzen Blick ist er schon wert, wenn auch nicht verkannt werden darf, daß uns das Jahresende nicht zum fruchtlosen Grübeln verführen, sondern zum mutigen Vorwartsschauen ermuntern soll. Verjüngtes Äeutschlcmi». Deutschland — wie bist du jung geworden, Jung wie zur Urzeit der Väter! Mit kinderharten Schritten Durch deine Geschichte schreitest du hin. Siehe: und all deine Helden steh'n wieder auf, Blutgegenwärtig! Sie erkennen einander freudig am leuchtenden Blick. Heia! Der Bamberger Dom reckt sich empor. Ragt ritterlich über Deutschland. Der Steinerne Reiter Neigt sich ins Ewige vor. Siehe: da stürmen sie alle heran, namenlos alle! Aus der Brunst seines Herzens Eilt jeder zu seinem Werk. Siehe die herben Gesichter! O heldische Lust am Leben, Die — ach — dem Tode fröhlich verschwistert ist. Ja! Es ist dennoch der Geist, der regiert. Das edlere Erbe. Ja! Es ist dennoch der Gott, der die Völker führt! Deutschland, wie bist du jung geworden, - Mein Deutschland! Mit kinderharten Schritten Durch deine Geschichte Schreitest du kraftvoll hin. Hermann Claudius. Weltgeschichte in derNeujahrsnacht. Silvesterglocken am Rhein, am Tafelberg und am Gelben Meer. Bon Dr. Georg Rhenius. Der eiserne Griffel der Muse, die auf den Tafeln der Weltgeschichte schreibt, kennt keine Feiertage. Unerbittlich und unaufhaltsam rollt das Rad des historischen Geschehens. Während der ruhige Bürger genießerisch den dampfenden Punsch schlürft, wird anderswo der Festjubel von dem Donner der Geschütze niedergebrüllt und erstickt. Und oft mals dreht sich das „Gespräch von Krieg und Kriegsge schrei", dem man sich „an Sonn- und Feiertagen" so gern hingibt, um Dinge, die nicht „hinten weit in der Türkei" liegen, sondern in naher, recht unangenehmer Nachbarschaft. Immerhin scheint es nicht allzu häufig der Fall gewesen zu sein, daß sich die Geschicke der Völker gerade am letzten Tage de» Jahres gewendet haben. Doch ohne berühmte Ausnahmen ist die Geschichte nicht. Heute weiß jeder Deutsche, welche Tat an dem denk würdigen 31. Dezember des Jahres 1812 sich ereignete. Die jungen Offiziere jubelten dem eisernen Yorck zu, als er sich von dem ehemaligen Verbündeten der Preußen, von der Völkergeißel Napoleon lossagte und mit den Russen ge meinsame Sache machte, aber der General dämpfte die Be geisterung mit den Worten: „Mir altem Manne wackelt der Kopf." Das war kein Zeichen von Greisenhaftigkeit, aber Yorck mußte die Möglichkeit ins Auge fassen, daß sein Unternehmen mißglückte und er den Tod des Rebellen er litt. Preußens Geschick stand auf des Messers Schneide. Es war bester darum bestellt, als — genau ein Jahr später — der Marschall Vorwärts den Rhein bei Kaub überschritt. Bildhafter steht uns naturgemäß das Ereignis vor Augen, das selbst noch in unsere Tage siel. Ein seltsames Zusammentreffen vereinigte um die letzte Jahrhundert wende zwei örtlich weit voneinander und von uns entfernte Begebenheiten, die trotz allem auch für uns von erheblicher Bedeutung geworden sind. Wer im deutschen Vaterlande hat nicht an den Kämpfen Anteil genommen, die zwischen dem eroberungssüchtigen Albion und dem freiheitsliebenden Dölklein der Buren ausgefochten wurden! Man wußte, daß diese Abkömmlinge niederländischer Bauern schon im Jahre 16S2 anläßlich einer Niederlassung der holländisch ostindischen Handelskompagnie an der Tafelbai in Süd afrika eingewandert waren. Sie sahen sich aber genötigt, das Land zu verlassen, als es im Jahre 1818 an die Eng länder abgetreten wurde. Sie marschierten nach dem Nor den, wo sie den Oranjefveistaat und di« südafrikanische Re publik gründeten. Hartnäckig suchten sie sich der nachsetzen den Briten zu erwehren. Die ganze Welt stand damals auf Setten des um seine Freiheit kämpfenden Burenvolkes. Der Präsident der Transvaal-Republik, Paul Krüger, auch Ohm Paul genannt, suchte auf einer Reise durch Europa tat kräftige Freunde zu gewinnen. Ueberall jubeüe man ihm zu. Vom deutschen Kaiser wurde er allerdings nicht empfangen, da dieser eine Verstimmung Englands vermei den wollte. Der nahezu blinde Burenpräsident vermochte denn das Geschick seines Landes auch nicht aufzuhalten. Obwohl die Buren ihren Feinden gewaltigen Schaden zu fügten, mußte Ohm Paul am Silvestertage an seine Volks genossen eine Botschaft richten, in der er ihnen die Hoff nungslosigkeit ihres Kampfes darlegte. Das wettere Schick sal der mutigen Streiter, die sich trotzdem nicht so bald er gaben, ist bekannt. Immerhin hatten sie es fertig gebracht, Dor Zähren Aeu/ahrsbeirachtungen von Hans Walther. Vor 1000 Jahren. Karls des Großen Reich war zerfallen, und unter den Karolingern hatten sich vier herrschende Stämme entwickelt: die Sachsen, Franken, Schwaben und Bayern. Der mäch tigste unter ihnen, der Sachsenherzog Heinrich, legte sich nach altem deutschen Recht auf einer Versammlung der sächsischen Edlen den Königstitel bei und zwang auch die damit unzufriedenen Schwaben und Bayern, dies aNzu- erkennen; dies gelang ihm, weil er die Stammesgewalt der Länder nicht antastetc. Damals legte er auch den Grund zu den späteren Städtegründungen, indem er den mit hohem Tribut erkauften Waffenstillstand mit den Ungarn dazu be nutzte, der Bauernschaft Fluchtburgen zu errichten, wohin sie sich retten konnten, wenn die mayarischen Retterhorden Las Land überschwemmten; gleichzeitig bildete er aus seinen Dienstmannen eine Art stehendes Heer, das vor allem im Reiterkriege unterwiesen wurde. In kleinen Kriegszügen gegen die benachbarten slavischen Stämme, denen er die Altmark und Brandenburg abnahm, erprobte er sein neues, durch das Aufgebot der waffenfähigen Männer ergänztes Retterheer. Als die Ungarn nach Ablauf des Waffenstill standes wieder in Sachsen einfielen, konnte er sie im Jahre 933 in mehreren siegreichen Schlachten schlagen und für immer aus Sachsen vertreiben. Er war ein rechter Bauern könig, der im Volke als Heinrich der Finkler weiterlebt. Vor 400 Jahren. Um 1834 flammte in Münster das Täufertum auf. Es war eine Sekte, die dem kirchlichen Geist der beiden christ lichen Konfessionen gleich fremd wär. Sie wandte sich gegen das Staatskirchentum und gegen die Verschmelzung der neuen Bolkskirche mit der weltlichen Kultur. Ihre Anhän ger schlossen sich zu kleinen Gemeinden von ernsten, welt abgeschiedenen Christen zusammen und forderten Befrei ung von jeglichem staatlichen und kirchlichen Zwang; sie versuchten sich zurückzuhalten von „Staat, Amt, Reckt, Ge walt, Krieg, Blut und Todesstrafe" und in engster sozialer Gemeinschaft zu leben im Glauben, der Wille, Gutes zu tun, ei allen Menschen angeboren. Bald aber schlug die Harm- ose Eigenbrötelei der stillen Grübler um in grelle Auf- ehnung der übersteigerten Weltverbesserer. In der einge- chlostenen fanatisierten Stadt Münster wirbelte plötzlich auf leinstem Raum alle menschliche Torheit, alle irregeleitete Leidenschaft bunt durcheinander. Der Begriff vom Eigen tum wurde über Bord geworfen, die Vielweiberei einge führt; mit der Begeisterung paarte sich die Habgier, die ur sprüngliche Gerechtigkeit der Welt sollte durch eine gewalt same Reinigung wieder hergestellt werden; in tollem Tanz mischten sich Frömmelei und Genußgier, Macktdurst und Todesmut, wttder Wahn und dummdreiste Doktrin. Zwei Jahre später wurde der Spuk von starker Hand hinweg gefegt. Manche Ideen der ersten Wiedertäufer leben noch heute in dem Puritanismus der angelsächsischen Länder, besonders in den Bestrebungen der Quäker und Memwiten. Vor 300 Jahren. Von diesen schweren Zetten deutscher Not kündet ein Dichter und Gottesmann, Paul Gerhardt, der die Last des dreißigjährigen Krieges vollauf am eigenen Leibe erfahren hat; sein Weg ging „durch so viel Angst und Plagen, durch Zittern und durch Zagen, durch Krieg und groß« Schrecken, die alle Land' bedecken." Um diese Zeit begann er auch die Umdichtung des 85. Psalms, Zeugnis eines gequälten Menschen, der auch in Briefen über die „Notzeiten" klagte: „Mein Gemüt ist mir über dem, das sch teils vor mir sehe, teils auch befürchten muß, dermaßen gekränket uyd beängstigt, daß ich fast nicht weiß, wo ich mich hinkehren und wenden soll." Er hatte unendliches Leid gesehen in vielen Orten, Gustav Adolf war vor Jahresfrist gefallen, man wußte nicht um den Zusam menhang der Geschehnisse; di« Rusten lagen mit den Pillen in Streit, in Frankreich erhob sich ein Aufstand gegen den König, auch in England war die Monarchie gefährdet, Un ruhe lag über dem ganzen Abendland. Doch schon waren diejenigen auf dem Wege, die bald das geistige Antlitz der Zeit verändern sollten, Locke und Leibnitz; der diese Zett mit vorbereiten half, war Paul Gerhardt, der in den trüb sten Zeit Lieder der innigsten Hoffnung und seligsten Ge wißheit schrieb. Vor 100 Jahren. Fernrohre besaß mail schon seit zweihundert Jahren, KoperNikus, Kepler und Galilei hatten die .Lichter des Alls" berechnet und ausgezeichnet, aber unsere Urgroßeltern kannten noch kein Gaslicht, das kam erst etwa zwanzig Jahre später, ja nicht einmal der geflochtene Docht, der das Verkohlen der Kerze verhinderte, war bekannt; man saß bei der Kerze oder bei der rußenden Rohöllampe und las im Kalender oder in Chroniken. Aber überall regte es sich, zu mal in den Kreisen der Forscher; der große Physiker Georg Simon Ohm, bekannt durch das nach ihm benannt« Gesetz (die Stärke des galvanischen Stroms wächst direkt propor tional mit der elektromotorischen Kraft uns umgekehrt pro- vortional mit dem Leitungswiderstand), stand auf der Höhe seiner Arbeit, die Dampfmaschine trat ihren Siegeszug in alle Länder an, Daguerre beschäftigte sich mit den ersten Ergebnissen der Photographie, Friedrich List propagierte seine Pläne zu einer deutschen Eisenbahn, und Gauß und Weber hatten Len Telegrafen wetterenwickelt bis zur prak- tischen Verwertbarkeit. Das Zeitalter der Technik begann. Vor SÜ Zähre«. Luftschiffe kannte man seit den Tagen der Brüder Mont- golfier, aber sie waren unlentbar und deshalb den Winden einfach preisgegeben. Erst im Jahre 1883 kamen die Brüder Tistandier auf den Gedanken, das Luftschiff durch eiste Schraube fortbewegen zu lasten; die Schraub« wurde durch einen Elektromotor angetrieben, der von Ehrom-SLure- Elementen gespeist wurde. Aus einem zeitgenössischen Be richt erfahren wir, daß das Antriebsaggreaat einschließlich des SLurevorrats 280 Kilogramm wog. Als das Luftschiff eine Höhe von 400 bi» 800 Meter erreicht hatte, in welcher der Wind mit drei Meter in der Sekunde wehte, schaltete G. Tistandier die 24 Elemente ein, um die Schraube auf ihre Höchstgeschwindigkeit zu bringen. Das Luftschiff bewegte sich aber nicht gegen den Wind, sondern blieb gewisser maßen in der Lust ftehen, dann wurde es vom Wind von der Seite erfaßt und drehte sich trotz aller Steuerbemühun gen; auch mit halbem Wind zu fahren war unmöglich, doch gelang es einigermaßen bei Boll- oder Dreioiertelwinden mit Hilfe der Schraube «ine etwas größere Geschwindigkeit zu erreichen als sie der Wind hatte. Erwähnt sei noch, daß ein Motor von Siemens verwandt wurde, der eine Arbeit von 100 Sekunden-Meter-Kilograimn leistete. Der Durch messer der zweiflügeligen Schraube betrug nicht ganz drei Meter, zudem machte sie nur den zehnten Teil oer Um drehungen des Elektromotors. Wenn diese Versuche auch fast ergebnislos verliefen, so waren sie doch der Weg zu unseren heutigen Großluftschiffen. Vor 30 Jahre«. Bisher nahm man an, daß die Brüder Wright zuerst mtt einem Motorflugzeug aufgestiegen seien (im Dezember 1903), doch dem ist mcht so. Fast ein halbes Jahr früher, am 18. August 1903, erhob sich in Hannover das erste Mo- torflumeug der Wett in die Luft, erbaut von dem Deutschen Karl Jatho. Wo heute Hannovers wetter Flugplatz liegt, stand damals ein kleiner Montageschuppen, ein Keiner Me chanikerraum, umgeben von einem blühenden Garten. Hier studierte Jatho mit seinen Freunden und Schülern eifrig die Probleme des Fliegens. Er selbst sagte, „er versuche nicht, er wolle fliegen", und dieser starke Wille machte ihn am 18. August 1903 seinen Plan durchführbar. Er flog etwa hundert Meter wett in etwa 18 Meter Höhe über der Vah- renwalder Heide durch di« Lust. Dieses Ereignis wurde zwar nur als ein Spiel, als ein Zufall angesehen und erst von Wenigen ernster genommen, als Dezember desselben Jahres die weltberühmt gewordenen Brüder Wilbur und Orville Wright ihre ersten Motorflüge ausfiihrten. Vor 10 Jahre« zerrann das Geld täglich mehr und war schließlich nichts mehr. Dann kam di« Stabilisierung, der man nur ein Leben von höchstens vier Wochen prophezeite. Es kam» gottlob, anders! Zahllose Konferenzen tagten, nichts half, dann marschierten mit Geschützen, Tanks, bis an die Zähne. bewaffnete Retterregimenter weiße und farbige Feinde in das Industriegebiet, um, wie es formell hieß, „die Repara- tionszahlungen zu sichern." Die Leidenszeit des passiven Widerstandes begann, in dessen Verlauf Leo Schlageter den Tod für sein Volk, für seine Heimat erlitt. Zukunststrächtig schreitet das Schicksal um den Erdball; was wird uns beschicken sein in 10, 30, 80, 400 oder gar 1000 Jahren? Das weiß nur er, in besten Hand wir alle stehen! Wir dürfen arbeiten, lärmen und spielen in seinem großen Garten Erde, bleiben aber in seinen Händen trotz all unsres Wissens und Wollens, und er legt uns wie Spiel- zeug beiseite, wenn unsere Zeit um ist. Drum schreiben wir über unser Leben den allen Spruch: Alles zur höheren Ehre Gottes! Poesie um Silvester. Sitten und Gebräuche ln der Neujahrsnacht. Von Bernhard Wenzel. Die Sitte, zu Beginn eines neuen Jahres seinen Mit- Menschen Glück zu wünschen, ist uralt. Oft erfreut man sich gegenseitig am Tage des Jahreswechsels mtt kleinen Ge- schenken. In manchen Ländern, wie in Frankreich und Belgien, beschenkt man sick nicht y»ie bei uns am Weih nachtsheiligabend, sondern m der Regel zu Silvester. Wich in Deutsckpand ist dies in früheren Jähren üblich gewesen, heute aber verteilt man im allgemeinen bei uns zum Weih nachtsfest die Gaben in mehr oder minder reichlichem Maße. — Schon bei den alten Römern war es Brauch, sich am Neujahrstag zu beschenken und den Göttern Opfer darzu bringen. So wurden die Tempel des Janus mtt Lorbeer zweigen umkrönzt und dem Gott Feigen, Datteln, Honig und anderes geopfert. Jeder Bürger der Stadt am Tiber mußte dem Kaiser ein Geschenk überbringen. Gegenseitig erfreute man sich dann auch mit allerlei Kostbarkeiten, Klei dern und Waffen. Die Sitte des Schenkens am Jahres wechsel wandert« von Rom aus nordwärts und wurde auch von den Germanen aufgenommen. Jahrhundertelang blieb die Schenksttte, sie nahm mitunter im Mittelalter solche For men an, daß sogar die hohe Obrigkeit dem Strafe androhte, der Geschenke forderte oder verteilte. Es war damals Brauch, daß die Kinder in großen Trupps am Neujahrstage von Haus zu Haus und von Dorf zu Dorf zogen und um Gabenbettellen. Erhielten sie nichts oder nach ihrer An sicht nicht genügend, sangen sie Spottlieder, mitunter aber lärmten sie und verursachten Schaden. Das Ziehen der Kin der von Haus zu Haus am Neujahrstag hat sich in manchen Gegenden unseres Vaterlandes auch bis heute noch erhallen. So bitten sie in Thüringen, in Franken und in der Pfalz mit ihrem Liedchen um Lebkuchen, Nüsse, Brezeln und ähn liches. — Der Silvester, der in die Zeit der „zwölf Nächte" fällt, ist als letzter im Jahre gerade der Tag, an dem noch einmal der Aberglaube und der Heidenspuk auflebten. Allerdings hat sich nur noch hier und da auf dem Lande einer der merk- würdigen Brauche erhallen. Äekannt ist aber auch dem Großstädter das Bleiaießen! Zu gern möchte man in der Silvesternacht einen Blick in die Zukunft tun und in dem entstandenen Bleigebilde ein glückbringendes Orakel für das kommende Jahr erblicken. — Unsere Ahnen holten am Neu- 'cchrstaa mitunter den Pflug hervor, Männer mußten ihn liehen, der Acker sollte dann im neuen Jahre reiche Ernte bringen. ObstbSume, die bisher noch keine Fruchte getragen