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Der Sächsische LrMer Wien fordert radikale Reform des Völkerbundes Tageblatt fiirAWoßwer-a Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Ertzähler ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschaft, de» Arbeitsgericht», de» Haupt-oll- amt» und Les Bezirkskchulamt» -u Bautzen sowie de« Fmanzamts und de« Stadttat» zu Bischofswerda behördlicherseit« bestimmte Blatt Ikukirch mb Ilmgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage -- Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, T. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1S21. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 84 hat. Wenn Mussolini in Rom jetzt durch seine Aussprache mit Litwinow die Einbeziehung Sowjetrußlands in dieses sich wenigstens im Ostraum schon deutlich abzeichnende neue Paktsystem noch zu unterstreichen und zu vertiesen ver suchte, so klingen die Londoner Meldungen nicht unwahr scheinlich, daß in diesem Zusammenhangs auch das deutsch russische Verhältnis und die Möglichkeit des Abschlusses eines deutsch-russischen Nichtangriffspaktes erörtert wurde. Lit winow reist von Rom über Berlin nach Moskau zurück. Damit gewinnt diese Meldung, die kein« bloße Kombination zu sein scheint, eine erhöhte Bedeutung. Man braucht sich heute über die Tragweite eines etwaigen solchen Paktes noch nicht näher auszulassen. Sicherlich würde er aber für di« gesamte Ostpolitik zu einer außerordentlich wichtigen neuen Grundlage werden, ähnlich der, die vor einem Jahr zehnt durch di« Verträge von Rapallo und Berlin geschaffen wurde. Grundzügen auch ganz klar. Cs ist nicht auf den Völker bund oder ein ähnliches Völkerparlament «-gestellt. Di« mit diesen Berbandlungsmethoden in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen schrecken ab. Mussolini hält mehr von einem System, da» durch ein möglichst enges Geflecht zweiseitiger Verträge dargestM wird, wie es die zwischen Rom, Moskau und Ankara bestehenden Freundschaftspakte, zu denen die zwischen Moskau und Ankara einerseits, zahl reichen Balkanländern anderseits abgeschlossenen Freund schaftsverträge noch hinzukommen. Rom vertritt den Ge danken, die europäische Politik in dieser Weis« auf offene Freundschaftsbeziehungen und nicht auf ein gefährliches Kombinationsspiel basieren zu können. Man darf daran erinnern, -aß auch die deutsche Reichs regierung sich Wiederholt für das System der zweiseitigen Verhandlungen und der Bereinigung der politischen Atmos phäre durch sine Verständigung von Land zu Land erklärt London. 6. Dezember. Reuter meldet aus Rom: Der Faschistische Große Rat beschloß in einer Sitzung, an der Mussolini und alle Mitglieder tellnahmeu, in den frühen Morgenstunden, daß Italien» fortgesetzte Mitgliedschaft besm Völkerbund abhängig sein solle von einer radikalen Reform dieser Einrichtung, die in der kürzeslmöalichen Zeit in seiner Verfassung und seinen Zielen durchgeführt werden We. ... . .......... . Mik bezug auf die Kriegsschuldenzahlung an Amerika beschloß der Große Rat, «ine Summe von einer Million Ddllar zü zahlen als Beweis de» guten Mllens in Erwar tung elner endgültigen Regelung. Foslöfrrrtg vom Perfailler Dertrag und anderer Uachkriegsvertriige. wtb. London, 6. Dezember. (Drahtb.) Reuter berlch. ttt au» Rom zu dem Beschluß de» Großen Faschistisch«» Rat«: Bezüglich der Reform de« Völkerbund« mny nach italienischer Ansicht eine Revision in drei Richtungen erfol gen, ersten» die Beschränkung d« Rechts der kleineren Mächte, ihre Stimme Über Probleme abzuaeben, die sie nur teilweise berühren; zweiten», die Vereinfachung de» Völker- bundsoerfahrea»; man ist in Rom der Ansicht -atz augen blicklich die endlose Hlnau»zlehung der Erörterungen und -le Vermehrung der Ausschüsse einen Fortschritt so gut wie unmöglich machten;, drittens die Befreiung de» Völ kerbundes vom Rahmenwerk de» Versail ler Verlrage » und anderer Rachkriegsverträge. Dagegen ist in Italien stet» erbittert gekämpft worden, und man ist der Ansicht, -atz di« den Völkerbund zu einer Einrichtung für die Wahrung der Gewinne der Siegerstaa ten unter der Herrschaft Srotzbrltannten» und Frankreich» macht. Vie Folge war, datz dle europäischen Rationen in zwei Gruppen geteilt wurden, die „Besitzenden" und die „Besitzlosen". Man vertritt in Rom den Standvuntt, datz der Völkerbund dürch eine radikale Revision zu einer wirklich universalen Körperschaft gemacht werden müsse. Jetzt, da -er Srotze Faschistische Rat seine Drohung gegen Genf gerichtet hat, erwartet man nicht, so schliefst dle Reutermeldung, datz irgendeine weitere Aktion in der nahen Zukunft folgen wird. MWkSMM Sie W IM WWM WWkkk. Berlin, 6. Dezember. (Eig. Funkmeldg.) Der Be schluß de» faschistischen großen Rats, de» obersten politi sch«» Organs des faschistischen Regims, über das Verhältnis Italien» zum Völkerbund bestätigt die Erwartungen, die sich in den letzten Wochen au» der Haltung der italienischen Presse entnehmen ließen. Nach Rußland, Amerika, Japan und Deutschland hatte sich nunmehr als fünfte Großmacht Italien vom Völkerbund distanziert, allerdings nicht durch seinen formellen Auskitt, sondern durch die Forderung nach einem völligen Umbau der Genfer Konstitution. Indem Italien seine weitere Mitgliedschaft von der strikten Durch- führung dieser Reform der Verfassung und der Ziele ab hängig macht, richtet e» an Genf ein Ultimatum, da» auf alle Fälle da» Ende des Völkerbünde», so wie er jetzt ist, bedeutet; denn ohne die weitere Mitarbeit Italien» würde dieser Lund zu einer ausschließlich englisch-französischen In- tereffengemeinschaft, in der die anderen Mitglieder nur «in« Zuschauerrolle zu spielen hätten, herabsinken. Dem italieni schen Reformprogramm liegt demgegenüber der Gedanke einer Arbeitsgemeinschaft aller Großmächte zugrunde, das schlicht aber au«, daß der neue Völkerbund wieder mit be- smmnten politischen Tendenzen urck Friedenrdiktakn in Tagesschau. , Reichspräsident v. Hindenburg eay»ftng am Dienstag den «eu- »rnauntea Präsidenten dm Deutschen Roten kreuze», Herzog Karl Eduard von Lachsen-Koburg und Gotha, nachdem er zuvor den bisherigen Presidenten, LandesdireNor a. v. von winlerfeldt- Menkin. zur Verabschiedung empfangen hatte. * Der Faschistisch« Große Rot beschloß heute srüh tu einer Sitzung, an der Mussolini und alle Sabinettmuttglleder tellnahmeu, Ratten, wettere Mitgliedschaft beim Völkerbund von eluer radika- len Reform dieser Einrichtung, die schnellstens durchgrfithrt wer den müsse, abhängig zu machen. Vieser Beschluß bedeutet prak- tisch da» Sud« dm Völkerbünde, in feiner fetzigen Form. - Die Regierung von Estland hat Mn Deutschen Elub in Reval geschlossen und die deutsche nattonalsoziattslische Wochenschrift »Der Ausstieg" verboten. * Nachdem nun auch der Staat Rlah da» Alkoholverbot auf- gehoben Hatz ist die rrockeuleguug in den vereinigten Staaten ge ¬ fasten. - ' ' Ansfübtttche» ott ander«« Gtrll«. ? S--S— GesamtemopiWe Vrdentmlg derUulttredNüg Lilwinow-Mssolini. Mmirrorv reist «on Kam nach Kerltn. Lt» DÄeutung der Unterredungen, die der russische Lvßenkommissar Litwinow in Rom mit dem italienischen Regierungschef hatte, gckift über da- italienisch-russische Ver hältnis Hinaus. Es ist während der ganz« Nachkriegszeit «in freundschaftliche» «wesen Und ist durch den Freund- schasts- und Neutralitätsoerträg vom' 2. September 1SSS zwar in seiner Art und in der politischen Grundrichtung der gegenseitigen Beziehungen nicht geändert worden, etwa tm Sinne von Soezialabmachungen, aber dieser Pakt hat doch indirekt für di« europäische Politik -er beiden Staaten ge- wisse Auswirkungen. Sie sind auch jetzt das eigentliche Thema der Besprechungen gewesen, di« in Rom geführt wurden. Das amtliche Eommuniquö ist wie immer in solchen Fällen wenig konkret. Es besagt nur, daß die Frage der in ternationalen Politik und tm besonderen jene Probleme, die dis beiden Länder direkt interessieren, besprochen, worden seien, und fügt hinzu, die beiden Staatsmänner hätten fer ner die Möglichkeiten einer Pesftrüng der allgemeinen po litischen Lage im Geiste des italienisch-russischen Freund schaftspaktes erörtert. Auf diesen letzten Satz, mutz man wohl, wenn inan den Sinn der Aussprache Mussolini—Lit winow erfassen will, den Hauptwort legen. E- sind, ehe Herr Litwinow in Neapel landet«, allerhand weitgehende Kombinationen aufgestellt worden, di« tm Zusammenhang mit der ja bekannten kritischen Stellung Mussolinis zum Völkerbund stehen. Man weiß, daß kn diesen Tagen «ine Kundgebung des Großen Rates der Faschistischen Partei zu erwarten ist, die der Dölkerbundspolitik möglicherweise eine noch schärfer« Absage erteilt, und man hat ja auch schon da- von gesprochen, daß Italien wie Deutschland Genf über- Haupt den Rücken kehren würde, um sich statt dessen auf das Blermächte-Gremiuln des Paktes von Rom zurückzuziehen. Und hl«r sah man nun Ansatzstellen für di« Erörterun gen, die Mussolini mit Litwinow führte. Man oermutckt«, daß Sowjetrußland in den Dlermächtepakt «inbezoaen wer- den soll«, der später dann auch noch durch den Bettritt der Bereinigten Staaten und Japans zu einem Siebenmächte pakt auszugestalten wäre. Dir wissen nicht, ob die Pläne Mussolinis schott so konkrete Gestalte angenommen haben. Wit wissen nur, -atz von ihrer Auswirkung im gegenwärti- gsn Augenblick nach dem Stande der koch durchaus unge klärten gesamtpolttischen Situation bestimmt kein« Red« sein kann, ja daß noch nicht einmal «ine endgültige Entscheidung Über die Stellung Italien« zum Völkerbund getroffen ist. Einer aber ist sicher, gleichviel, ob der Völkerbund in der jetzigen oder einer veränderten Gestalt, für di« Mussolini ja auch allerhand Projekte haben soll, weiter besteht, oder ob die international« Politik in «ine ander« Verhandlung »form übergeführt wird, der italienische Regierungschef hält«»für erwünscht, daß sie von der Gesamtheit der Großmächte ge- tragen und in ihrer Richtung bestimmt wird. Er hat durch sein« ganz, bi»heri-e Politik schon erkennen lassen, daß er Gowjetrutzland al» einen wesentlichen Faktor ansteht, den er in seine weitausschauenden Berechnungen in immer stärke rem Maß« einbezog. Die fttzigen römsschen Unterredungen mögen den Zweck gehabt haben, Sowjetrußland noch Mer in da» System der europäischen Politik «nzubezlehen, wie «» Mussolini vorschmebt. . Wenn man dazu die Kommentare -er italienischen Presse, namentlich derjeni-en Zeitungen, di« direkt Mziö» inspiriert werden, HM, so wich diese» System in seinen Zusammenhang gebracht und zu dem Instrument ihrer Aufrechterhaltung gemacht wird. Deshalb verlangt Italien seine Loslosung vom Versailler Vertrag und den anderen Nachkriegsverträgen. Die neue Gemeinschaft müßte also auf einer objektiven und neutralen Grundlage aufgebaut werden, wie sie z. B. im Keloggpakt angedeutet ist. Eine großzügigere politische Linie würde auch, wie man in Ita lien seit langem richtig erkannt hat, ein einfacheres und schnelleres Verfahren ermöglichen. Der Wortlaut der Aus führungen Mussolinis über diese Reform liegt noch nicht vor, doch laßt sich schon aus den Beschlüssen des großen Rats entnehmen, daß es sich für Italien im wesentlichen um «ine Erweiterung des Viermächtepaktes in das Universelle han delt. Es wird nicht ausbleiben, daß die gleichen Wider, stände bei denjenigen Staaten hervortreten, die Mussolini in „beat possidentes" nimmt und die bereits durch den Vier- mächtepakt'ihre Interessen gefährdet sahen. Aber auch diese Länder werden sich allmählich damit abfinden müssen, daß der Völkerbund fnit seiner auf die Wünsche der Sieger staaten zugeschnittenen Verfassung und Zielsetzung nur eine Uebergangserscheinung sein konnte und schon jetzt praktisch der Vergangenheit angehört. Kttnrirwrv am Donnerstag in Kerlin. cnb. Rom, S. Dezember. (C. M.) Litwinow verläßt heute abend Rom und trifft Donnerstag vormittag zu kur zem Aufenthalt in Berlin ein. Der englische Botschafter beim Reichskanrler. Berlin, ö. Dez. (Eig. Funkmeld.) Gestern stattete der englische Botschafter dem Reichskanzler Adolf Hitler einen Besuch ab. Girre französische Stimme gegen die Kriegsschuldlüge. Paris, 6. Dez. (Eig. Funkmeldung.) „Dolontä" ver öffentlicht einen bemerkenswerten Artikel, der von Charles Albert geschrieben ist. Nach einer Kritik an der Haltung der französischen und belgischen Sozialisten, die jetzt eine Boy kottierung des heutigen Deutschlands wünschen, heißt es: Wenn diese solche Forderungen vorbrächten, dann stützten sie sich ja auf die These von Versailles. Müßte man ihnen erst etwa noch beibringen, daß d ese These auf der erstaun lichsten Zusammenstellung von Lügen beruhe, die die Regie rungsmänner und Diplomaten je ausgedacht haben? Die heutigen Schwierigkeiten seien die Frucht der Lügen von. Versailles. Wenn Frankreich eines Tages unter dem Haß und unter der Verachtung Europas zusammenbrechen werde, dann deshalb, weil es nicht rechtzeitig die Lüge «inzugeste- hen und von ihr abzurücken gewagt hat. Deutschland habe sich bereit erklärt, hinsichtlich der Kriegsverantwortung das Urteil eines unparteiischen neutralen Gerichts anzunehmen. Man habe Deutschland unter dem Druck der Maschinen««- wehre gezwungen, das Urteil der Gegenpartei anMnehmen. Darin bestände das Verbrechen von Veilailles. Wer heut« eine Politik verfolge, die sich nur erklären läßt, wenn man Versailles für ehrlich und gerecht halte, der nehme an diesem Verbrechen teil und setze es fort. Lrland-Protest in TNzza. Pari», S. Dez. (Eig. Funkmeldung.) Rach einer haoasmrl- dang au» Rizzo find von unbekannter Hand la der vergangenen Rächt die Straßenschilder, die den Romen Aristide» Vriand tru gen. beschädigt bzw. berantrraerUien worden. GrßchebwvWweiftr Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier- tag«. VezvOchtt«» für di» Zett «ine» halben Monats: Fr« in» Hab» halbmonatlich Mart llutz bei« Abholen in der Geschäft», fteäe wöchentlich «Pfg. LInzelnummrr 10 Pfg. (Sonnabend- nuwmer t» Pfg.) . > Fernsprecher Amt Bischofswerda Rr. 444 and 445. Am Fall« höherer Gewalt.— Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störung de» Betriebe» der Zeitung oder der Besörderungseinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aut Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise». Anzeigenpreis (in Reich,mark): Di« 44 ww bwU, einspaltig« MUIimeterzeil« 10 Pfg., örtliche Anzeigen 8 Pfg. Sw Tqttrll di« Sg ww breit« Millimeterzeil, S0 Pfg. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimm«, Plötzen kein« Gewähr. — Erfüllung,on Bischofswerda. Nr, S8S Mittwoch, den 6 Dezember 1V33 88. Jahrgang