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8 gz-KS Ein Kampf um Stolpen. Die Einnahme von Stohren und Bischofswerda in der Larlowiher Fehde vor 375 Jahren. Historische Novelle von Otto Flösset. (2. Forklehung.) Der Bischof nickt« zustimmend. „Und sandet Unter lagen mit, daraus die Feindlichkeiten zu erkennen?" „Auch eine Abschrift des Vertrags," bestätigte der Kanzler. „Und was erwidert nun darauf der Kaiser?" „Daß er den Kurfürsten ermahnt, er soll« weder gegen - Euer fürstliche Gnaden, noch gegen das Stift je etwas unternehmen." Dabei sucht« der Kanzler in seiner Mappe nach dem Schreiben. „Ermahnt! ermahnt!" redete der Bischof ärgerlich. „Was sich der Kurfürst aus Ermahnen macht, das hat im Meißner Kloster er bewiesen." Im Kloster zum heiligen Kreuz waren nach Aufhebung des Meißner Stifts noch einige Nonnen verblieben. Der Kurfürst hatte das Meiß ner Konsistorium angewiesen, ihnen protestantische Predig ten zu halten. Sie hatten aber durch einen Beichtvater sich heimlich Messe lesen lassen. Als der Kurfürst davon er fuhr, verjagte er ihn und setzte „den halsstarrigen Nonnen eine letzte Frist zur Bekehrung, andernfalls sie aus dem Kloster weggeschafft würden". Der Bischof hatte dem Kai ser darüber berichtet, und dieser hatte den Kurfürsten er mahnt, sie nicht gegen ihr Gewissen zu beschweren. Gleich wohl halte der Kurfürst das Kloster eingezogen. Der Kanzler zog das Schreiben aus der Mappe und berichtete daraus: „Der Kaiser meint, daß, wie die Dinge lögen er jetzt nichts anderes zu tun vermag." „Er nicht vermag?" lachte der Bischof ärgerlich. „Ja, wenn ein Kaiser selbst nichts mehr vermag in seinem Land, dann wehe Volk, dann steht es schlimm um deine Sicher heit! O, er vermöchte schon! Wenn er nur wollte! Er ist dem Kurfürsten gewogen, das ist's. Sie sind einander Freund von Jugend an. War jener nicht als Knabe schon am Kaiserhofe? Erfreute er sich dort von jeher nicht beson derer Gunst? So enge Bande halten fest, auch dann, wenn Unrecht und Gewalt ein anderes fordern. Er braucht ihn jetzt. Er hat zu Augsburg seine Kaiferwahl betrieben. Da für muß er ihm dankbar sein. Denn schließlich wäscht auch dort noch eine Hand die andere." Er stand seufzend auf. „Am Ende bin ich ihm, wie ich ihm mit Bitten komme, noch gar ein unbequemer Störer." Wieder beschwichtigte ihn sein Kanzler: „Nicht doch. Ihr batet ihn, er möchte Euch bei sich in Prag jetzt eine Zeitlang dulden, bis Besserung im Meißner Lande einge treten sei. Er schlug es Euch nicht ab. Ihr könntet, schrieb er, wohl zu ihm kommen, wenn sich der Kurfürst tätlich gegen Euch erweisen sollte. Dann wollte er Euch weitere Hilfe und Förderung bezeigen." Die Nachricht brachte den Bischof auf. Er fuhr mit de» Händen in die Luft und schritt mit weitausholenden Schrit ten aus. „Dann, guter Kaiser, fürcht ich, ist's zu spStl Zumal, wenn deine „weitre Hilfe" (er betonte das) derjeni gen gleicht, die uns bisher geworden." Der Kanzler sah ihm bange nach. „Er glaubt nicht, wie er schreibt, daß sich s der Kurfürst untersteht", erklärte er. „So wird er hoffentlich, wenn Ihr das Neuerliche schreibt, es nunmehr glauben." Der Bischof ging noch er regter im Zimmer umher. Ein Pause trat ein. Der Kanz ler sah ihn hilflos an. Endlich ließ sich der Bischof wieder am Tische nieder. „Bis dahin, Kanzler: warten wir! Mr haben ja, vertröstet und »erhofft, bis dato auch gewarnt." Er atmete tief und sah auf die Mappe, aus der der Kanz ler ein weiteres Schriftstück zu suchen schien. „Was bringt Ihr noch?" fragte er zerstreut. „In Sachen des bewußten bischöflichen Testaments — ein Schreiben des Hans v. Carlowitz." Damit zerrte er ein besiegeltes Pergament hervor. „Daß dieser Hans v. Carlowitz zum Teufel führe!" stampfte der Bischof mit dem Fuße auf. „Er liegt mir an mit seinen Kröten, als hätte ich nichts anderes zu tun, als mich um seine Erbschaft kümmern. Hab ich mich nicht bereit gefunden, mich, wenn er trotzdem mir nicht glaubt, daß ich kein ander Testament gefunden, vor einem unpar teiischen Gericht, sei's kaiserlich nun oder kurfürstlich, in dieser Sache zu verantworten? Haben auf dem Konvent, den er zu Bischofswerda dieserhalb bestellte, nicht unsre Räte alles vorgebracht, was überhaupt noch oorzubringen ist? Und trotzdem dieses ew'ge Querulieren?" „Er zeigt sich ungehalten drüber, daß Eure fürstliche Gnaden nicht selbst auf dem Konvent erschienen sind," be- schied ihn der Kanzler. Hans v. Carlowitz hatte gefordert, daß auf einem Tag in Bischofswerda die Sache mit dem Testament endlich geklärt werde, und es waren Abgesandte von seiner wie von des Bischofs Seite erschienen, doch hat ten die bifchöflichen Vertreter am Schluffe erklärt, sie hätte» nicht Vollmacht vom Bischof, irgendwelche Beschlüsse herbei- - zuführen, sondern sollten nur Rede und Antwort stehen. „Er schreibt, Ihr führtet ihn an der Nase herum", sagte der Kanzler mit Bezug darauf. „Das mir!" erboste sich der Bischof. „Dahier!" sagte der Kanzler und hielt ihm das fvag- lrche Schreiben hin. Der Bischof überflog es hastig, seine Augen glänzten zornig und sein Atem ging schnell. „Zimmer und Kasten eröffnet. . . mit Gewalt... ein Testament verrückt — die alte Sache! — und uns also bisher mit der Nasen rumher geführet — unerhört! — Euer fürstliche Gnaden haben über alles auch mich nicht bleiben lassen, sondern . . . mich bei redlichen Leuten mit verdrießlichen und ehrenrührigen Worten angegriffen und mich als einen Uebeltäter jämmer lich zerreißen lassen, mich armen, unschuldigen Menschen." II.« "Unsere Heimat HormLags-KeUKge zum KächstscherrSrzäHver i