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L VeitUttt z» or»»»er Der Sstchfische Erzähler die 4 !> !- L kf. 8 E Dox»er«tag, de« 28. September 1SSS ! k 7?» V Aetnls-eameWe Mnillutte lm l» Mmter, MslWNkl. VI« Feier vor do» Nathau« »er Latheepabt: LaadeSblschof Miller dri»,i «I» -och auf d«, Fllhrer aas. Mygnvrv- mchM^nd° kainei M. . . .... . Zeugenaussagen um van der Lubbe MW WM V i Lehysg, 27. September? Sm Reichstagsbrandsttstungs- «pzeß wurde. qm . Mittwoch der schwedische Profestor öb eo-e rm an n verftoiMen, der am Dienstag den Ange« lis in Begleitulig eine» holländischen cht hqtte, Professor Soedermann be- mich gestern nach dem Untersuchung»- Lubbe begeben, weil man in der Aus« ckriebenhat, daß van der Lubbe miß- lgt- würde, daß man ihm Morphium- r-^okamelnjprmuntzeft gGcheN,hab? Und haß darauf sein martiges B«HÄten inkHrichtssaql zurückzuführensei. - Lche dtn, AngektagteN„if? seiner Zelle besucht Md alles i^Mrtzrdnunggefunde^j. ^aben^wtd« lluterscheift gründlich geprüft und hier und Der Lnaeftagte Limitroff richtet mit lauter Stim me an den Vorsitzenden die Frage: Ich frage, ob ich al» An geklagter da» Recht habe, direkte Fragen an -en Zeugen zu stellen. Bors.: Sie haben das Recht, setzt an deyZeugen Fragen zu stellen. Die Fragen können aber nur zum Ge genstand haben, was der Angeklagte Lubbe zu dem Zeu- qen gesagt hat. Dimitrofs: Ich will nur wissen, ob ich direkte Fragen stellen kann. Darauf setzt sich Dimittoff wieder. Srimlaalasfistent Marowski hat am 28. und 24. März van der Lubbe vernommen über das Gespräch, da» der Angeklagte mit Neuköllner kommuni stischen Arbeitern auf der Straße gehabt hat. Nach längerer Ueberlegung habe van der Lubbe erzählt, der Arbeiter Bl enge habe gesagt, man müsse öffentliche Ge bäude anzünden. Daraus habe er, van der Lubbe, gesagt, „So musch' komme". Darauf habe ein anderer Ge sprächsteilnehmer zu ihm gesagt: „Der Zunge ist richtig, den können wir gebrauchen." Später habe van der Lubbe seine Aeußerung: „So musch' komme" ab gestritten und noch später wieder zuge geben. Er habe in dieser Beziehung in seinen Angaben sehr geschwankt. Die Teilnehmer des Gespräches >seien ihm in Photographien gezeigt worden. Den Arbeit« Zacho w habe er genau wieoererkannt, bei Bienge habe er für zwei felhaft erklärt, ob er dabei war. Als ihm dils Bild von Löwe gezeigr würde, habe er laut aufgelacht. Der Zeuge erklärt, er habe bei diesem Lachen nicht gewußt, ob er die sen Mann tatsächlich nicht kannte, oder was das Lachen eigentlich bedeuten sollte. Ueber den Inhalt des Gespräches habe van der Lubbe weiter zugegeben, daß er gesagt habe: „Man muß w a s mache n. Diese Bemerkung habe er auch bei der Vernehmung dahin erläutert, man müsse eine Revolution entfachen, um das Volk aufzurütteln. Bienge habe gesagt, man solle SA.-Leute mit Benzin übergießen und anzünden. Zachow habe gesagt, man müsse öffentliche Ge bäude anstecken. Darauf habe van der Lubbe geantwor tet: „So musch' komme." MesVWMMU Der vberrelchranwalt erklärt, er entnehme au» de« Aussagen des Zeugen, daß van der Lubbe belastende An gaben zunächst zugegeben und später teilweise oder ganz wieder la Abrede gestellt habe. Lr fragt, ob es sich dabei um eine Verteidlgungsmaßnahme des Angeklagten gehan delt habe. Der Zeuge erwidert, daß van der Lubbe bei der ersten Vernehmung freiweg alles erzählt habe. Als « dann später merkte, worauf es ankam, hat er Ein schränkung eh gewacht und wurde sehr vorsichtig. Er halte da» für eine bestimmt elaktik. Es folgt nunmehr die Vernehmung des Untersuchungs richters, Reichsgerichtsrat Vogt, der di« ganze Vorunter suchung in der Reichstagsbrandsache geleitet HM Der Untersuchungsrichter führt u. a. aus: van der Lübbe hat während der Dauer der Voruntersuchung dieAUskünfte gegeben, die ick von ihm gewünscht habe. Die Art, in der « zu sprechen pflegte, war so, daß er genau überlegte, was er sagte. Cs dauerte manchmal etwas lange, ehe er mit dec Antwort fertig war. Wir Kollegen haben uns wiederholt darüber ausgesprochen, daß van der Lubbe ein ganz emi nentes Gedächtnis hatte für die verschiedenen Vorfälle in seinem Leben, wie man es selten findet. Im übrigen war es nicht leicht, van der Lubbe zu vernehmen. Wenn van der Lubbe jetzt in der Hauptverhandlung eine andere Ein stellung zeigt als bei den Vernehmungen, so erkläre ich mir das so: Er ist ein Mensch, der sich aufbäumt, wen« man ihm einen Vorhalt macht, den er für unbe rechtigt hält. Die Schwierigkeiten bei der Ver nehmung tauchten immer dann auf, wenn ich die Frage an schnitt, ob er denn wirklich alles allein gemacht habe. Venn ich ihn fragte, ob er da» Wohlfahrtsamt, die anderen Ge bäude und den Reichstag angezündet habe, so antwortete er klar und deutlich: Jawohl, da, habe ich gemacht. Sobald ich ihm aber z. B. vorhielt, was über seine Gespräche mit den Leuten in Neukölln ermittelt worden war, dann sing er an, die Tatsachen zu bestreiten. Der Untersuchungsrichter, Reichsgerichtsrat Bogt, schil dert dann die Vernehmung van der Lübbes über den Reichs tagsbrand. Bei der letzten Vernehmung, erklärt der Unter suchungsrichter, habe ich van der Lubbe eine große Zahl vonVorhalten gemacht. Ich habe ihm gesagt, die Auf fassung der Sachverständigen gehe übereinstimmend dahin, daß es technisch einfach unmöglich sei, daß van der Lubbe den Brand allein gelegt habe und daß er so gelegt worden sei, wie er ihn geschildert habe. Ich habe ihm vorgehalttzn — und das war ihm besonders unangenehm — daß er den Versuch gemacht habe, die Portiers des Westeinganges des Plenarsaales unter Zuhilfenahme eines Kohlenanzün ders m Brand zu setzen und daß dieser Vorhang beim besten Willen nicht auf diese Weise anzuzünden gewesen sei. Van der Lubbe, so habe ich gesagt, aus all -lesen Um ständen geht doch hervor, daß Sie Über die Beteiligung von anderen Personen am Reichstagsbrand die Unwahrheit sagen. Da hat van der Lubbe zunächst geantwortet: „Ja, die Sachverständigen können da« ja sagen. Ich bin der Meinung, es brennt doch." Ich erwiderte ihm: Sitz können sich selbst überzeugen, daß der Vorhang nicht ohne weiteres brennt. Da stutzte van der Lubbe und sagte dann: Ja, dann bin ich vielleicht doch nicht dagewesen Ich mi« ihn weiter darauf hin, daß der Vorhang aber gebrannt hat, und zwar zu einer Zeit, als an dieser Stelle des Umganges über haupt noch kein sonstiger Brand war. Der Vorhang könne also nicht irgendwie durch den an der Dstseite gelegten Brand entzündet worden sein. Darauf erwiderte van der Lubbe: Dann habe ich vielleicht doch den vierfach gemacht, Ihn anzuzüaden. Etwas Bestimmtes war aus ihm nicht herallszubekom« men, und ich könnte mir denken, daß diese meine ernsten Vorhalte den Anstoß dazu gegeben haben, daß er sich nun entschlossen hat, nichts mehr zu sägen, da das, wa» er sagen könnte, ihm unter keinen UmstänÜAr gegbnil : W: " 8 ß.-'L' K ;-t ß Ban der Lubbe hat mich Mch bei meinem Eintritt gefragt : „Waxum machen Sie dieseiUmrrsuchungs" Sch antwortete, Ml man in der Auslandspreste.sagt, daß Sie schlecht be- handelt wsir-en. Da bat mancher:Lubbe ein bißchen gelacht W-Mit den»' Kopf- geschüttelt- Er--hat aus mein Verlangen den Oberkörper entblößt. Ich stellte fest, daß, er zwar stark abaeymgett ist. Aber es waren nicht di« geringsten Merk male irgendeiner Mißhandlung zu sehen. Den Unterkörper ,M^chMen,.-qtte,er..eioe gewisse Scheu. Auf.meive Frage sp«üh er den Wunsch au», daß die übrigen Herren während dieUr Untersuchung die Zelle verlosten Möchten. Ass das geschehen § «ttr; hat er auch den Unterkörper entblößt. Ich h-he «ihn untersucht Und auch hierbei keinerlei Spuren ge funden.' Ich fragte väit der Lubbe: „Fühlen Sie sich kor- perlich wohl?^ Er antwortete: „Jawohl, ick fühle mich wohE Ich sagte wkeder: „Aber vielleicht fühlen Sie sich sMft s ch nicht.wähl?" Darauf fragte van der Lubbe: Ma» ist seelisch?,< Ich sägte ihm: „Das koMmt von Seele." DasagteersehrIeumch: . „Ich fühle mich auch seelisch wohl." MV» r-s i tz en- e,r: Er hat also bei Ihrem Eintritt nicht Wü Frage, qbgechgrtet, .sondern hat gleich interessiert Sie sechst.«fragt/, warum die Untersuchung vorgenpmmen wird? — Prof. So en e r m,a nn: Jawohl. Ich hatte den Ein- d.rMd-b ick shtvdxnlang mit ihm hätte sprechen können und -aß ich auch dann intelligente und logische Antworten bo7 Hymnen hohen würde. .Mein Begleiter,: der holländische IchWqM.Hu g e r , hat auch mit ihm gesprochen und eben falls vernünftige Antworten bekommen. Ban der Lubbe hat einen ungemein scheuen und schüchternen Eindruck ge- Mächt. Meiner Ansicht nach wirkt der große Apparat dieser ReWigerichtsverhändlung einschüchternv auf ihn....... RA- Dr. Sack: Können Sie uns sägen, ob folgende Gerücht», ^dieiM Ausland verbreitet sind, auch nur in irgend sibW Punkte gerechtfertigt erscheinen: Es wird behauptet, VqßjpaN cher Lübbe schon kaum uochamLeben sei. Reim -ich haha iwp Eindruck; daß « sogar 77-77 v-: „ sehr gut lebt. - - G äck: MGik^Mchspit-EbWWtE-Läb man an ihm Mit längsäm Mirkenden Giften arbeite. — Zeuge: Äch:hübe chn auch gefragt, ob er irgendwann oder irgendwo nach her Einnahme von Esten oder Getränken sich Merk- würdlg in irgendeiner Weise gefühlt habe. 'Er hat sehr krästig,vern eint, — RA- Dr. Sack: Es wird weiter behauptet, van der Lubbe zeige typische Anzeichen einer Ra uf ch g sf t.b earheitun g. Haben Sie sich davon überzeugt,? ob van der Lubbe an seinem Körper Jnjektions- kiNstttynärben zeigt? - Zeuge: Ich habe nicht» -«gleichen festgestellt. RA. Dr. Sack bittet, vielleicht auch den holländi- sch^n .Tomrnalisten mit Rücksicht auf die ausländi sch^ Gerüchte noch zu hören. Dieser wird als Zeuge ver nommen. Er heißt Johann Luger und ist Vertreter des „T e.l e g r,aa f" in Amsterdam. Der Zeuge bestätigt, was schon Professor Soedermann gesagt hat. Er habe Mit dem Angeklagten ein einfaches Gespräch geführt;, es sich aber mehr um eine einsilbige Unterhaltung gehandelt. BaN der LÄLt habe Mit Iä und Nein geantwortet. NUr etwas leb- häfler. als im Gericht. Im übrigen habe er auch im Gefäng nis den Kopf auf die Brust gebeugt gehalten. RA. Dr. S a ck r Haben Sie zufSMg auch den Ange- 7 ^klagten Torgler gesehen, und in welch« V«- W fassung? ''MMWW, Zeuge Luger: Ich sah zufällig, wie Torgler au« einem Zimmer kam und eine Zigarette rauchte. Die Vernehmung des Lnaeklagten van derLubbe wird dann fortgesetzt. Zunächst wird Kriminalkommissar Heisig über die Aussagen gehört, die van der Lubbe früher über die Brände im Wohlfahrtsamt, Rathaus und Schloß gemacht hat. Der Zeuge schildert die erste Verneh mung am 27. Februar. Al» van der Lubbe festgenommen war, wußte man zunächst nur, daß er als Brandstifter des Reichstages in Frage käme. Erst im Laufe der Vernehmung bezeichn«« er sich ganz, aus sich heraus als den Mann, der auch am Schloß, am Rathaus und Wohlfahrtsamt Brand stiftungen versucht hab«. Ban der Lubbe hat genau mitge eilt, daß er um 6,80 Uhr zum Wohlfahrtsamt gekommen ei. Er habe mit d<m Arbeitern gesprochen, und dabei sei hm schon der Gedanke gekommen, hier den Brand anzu legen. In diesem Zusammenhang sagt« er weiter, er habe sich überlegt, daß es zweckmäßig sei, nicht ein einfaches Pri- yythäus aNzustecken, sondern ein großes öffentliches Gebäude, weil durch ein solche» Feuer viele Leute angelockt würde«. Ick habe ihn gefragt, fährt der Zeuge Heisig fort, ob er wisse, welche Regierung in Deutschland am Ruder sei, und ob er wisse, wie sich die Arbeiter zu dieser neuen Regierung st e l len, ob sie ihnen genehm sei oder nicht. Darauf sagte van der Lubbe, über die Hitlerregierung sei er bereits in Holland informiert gewesen, und darüber habe er die Arbeiter in Berlin nicht erst zu fragen brauchen. Im Zu sammenhang mit der Anzündung des Wohlfahrts amtes hat van der Lubbe gesagt, daß er sich ein Gebäude ausgesucht hqbe, das der Allgemeinheit gehört, da er nicht einen einzemen schädigen wolle. Die Sache sollte für -le Arbeiterschaft ein «Signal und Fanal" sein. Auf eine Frage des Oberre lchsanwaltes, ob sich van der Lubbe.' irgendwie ablehnend oder zustimmend zu der Regierung geäußert habender welche politische Ansichten er von sich gegeben hqbe, erwiderte der Zeuge, er könne nicht sagens ob sich vqn der Lubbe direkt ablehnend gegen das eine oder andere Regim« ausgesprochen habe. Aus sei nen Antworten ginge aber hervor, daß er mit dem augen blicklichen Zustand nicht zufrieden gewesen ist und daß er durchaus für die Beseitigung der bestehenden Ordnung war. Oberreichsanwalt: Woran haben Sie van der Lubbe als Kommunist erkannt? — Zeuge: Wir fühlten das aus seiner ganzen Darstellung der politischen Verhältnisse heraus, wenn er z. B. von der Notwendigkeit der Errich tung einer Arbeiterregierung sprach und Tenden zen aufsttllte, wie sie im Programm der KPD. zu findrn wqren. j RA. Dr. Sack fragt den Zeugen dann, ob er aus eigener Kenntnis sagen könne, ob der Angeklagte frei ge schildert Habe oder ob Man Satz für Satz au» ihm heraus- zkWn mußte. Der Zeuge erwidert: Auf keinen Fall das letztere. Er hat dauernd gesprochen. Man brauchte ihn eigentlich nur wenig zu fragen. Er sprach sog« so aurführllch, daß wir ihn unter brechen mußten, um nicht mit ihm ins Uferlose zu kommen. RA. Sack fragt,, ob van der Lubbe auch von seiner Zuge hörigkeit. zur kommunistischen Arbeiterpartei gesprochen habe; es liege im Sinne der Verteidigung, daß diele Unterschiede: kommunistische Partei, kommunistische Aroeiterpärtei und Räte-Kommunisten auseinandergehalten werden. Der Zeuge erwidert, er könne sich nicht erinnern, daß von der kommunistischen Arbeiterpartei gesprochen würde. RA. Dr. Sack fragt weiter, wo sich van der Lubbe darüber geäußert habe, ob er einen Mittäter hatte. Der Zeuge erklärt, daß van der Lubbe hartnäckig dabei blieb, seine Täten allein gemacht zu haben. Auch nach der Gegenüberstellung der Angeklagten Torg - l e r und van der Lubhe habe van der Lubbe erklärt, daß er den Mann nicht kenne. Der Zeuge Heisig erklärt weiter, Lubbe habe sich in gutem Deutsch bei seinen polizei lichen Vernehmungen geäußert und habe auch die deutschen Fragen offenbar ganz richtig verstanden. Die Protokolle