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Misere Heimat L.»R.zqar.M UMMVzttmrß wahrend der späteren Kriege wiedecholt in Stolpen einkichr- ten, scheinen sich ein Vergnügen daraus gemacht zu haben, den Brunnen in der unsinnigsten »eise zu zerstören. Im Siebenjährigen Kriege fing es an. Be- kannllich soll ja auf Stoloen überhaupt der erste Schuß in diesem Kriege gefallen sein. Gleich im ersten Jahre lagen 14 Tage lang preußische Husaren in der Festung, und diese bemüßigten sich damit, nicht nur an Gebäuden zu beschädigen, was nur zu beschädigen ging, sondern auch die Trümmer samt Gewehren, Kanonen und Munition in den Brunnen schacht zu werfen . Das gleiche wurde in den Jahren 1787, 1813 und 1817 fortgesetzt. Und obgleich Napoleon, der selbst nach Stohien kam, den Befehl gab, die Festung wiüler in stand zu setzen, weil er.ihre Bedeutung für die Landesver teidigung erkannte, ließen seine Truppen an dem schönen Brunnen ihre Wut aus. AufdieseWeisewurdeder Brunnen im Laufe der Jahrzehnte über SO Meter hoch mit Schutt undUnrat angefüllt. Er selbst war nur noch eine traurige Ruine. Das darüber trummert. Bon der daneben gelegenen großen Radstübe war nichts mehr zu sehen. Das mächtige Wasserrad, zu des sen Bewältigung vier Männer nötig waren, lag samt dem 120 Klafter langen Seil zerstückt auf dem Grunde des Schach tes. Der Brunnen hatte nur noch ein knappes Drittel seiner einstigen Tiefe. Niemand kümmerte sich darum. Siebzig Jahre später nahm sich endlich der sächsische Altertumsverein der verwahrlosten Stätte an. Auf seine Anregung hin wurde der Brunnen wiederhergestellt. Am 2S. Juni 1883, also vor 50 Jahren, wurden die Arbeiten in Angriff genommen. Bergleute aus den königlichen Kohlen werken Zaukerode im Plauenschen Grunde wurden damit betraut. Je tiefer sie eindrangen, ein umso betrüblicheres Bild der Zerstörung bot sich ihren Augen. Die einzelnen Kriege der letzten zwei Jahrhunderte wurden hier im Brun nenschacht gewissermaßen abgedeckt. Zwischen Schutt und Schlamm fand man Waffen aller Art. Aber auch wertvolle Steinarbeiten waren der ZerstörungswÜt der Soldateska zum Opfer gefallen. So entdeckte man unter dem Geröll kostbare Architekturen aus der Burgkapelle und dem Fürsten haus. Länger als ein halbes Jahr hatten die Leute zu tun, um alles bergen zu können. Von der Menge der aufgefunde nen Gegenstände kann man sich kaum ein Bild machen: über 2 000 Kanonenkugeln, gegen 800 Granaten, Hunderte von Gewehren und Gewehrteilen, Kanonenrohre, Bajonette, Lanzen, Pulver, dazu eine Unmenge von Knochenresten und vieles andere noch wurde zutage gefördert. So gefahrvoll die Arbeiten waren, so dankenswert waren u »«»«»»-«-MI Ser Stolpener SchloßbNM«. Vor einigen Tagen hat ein Dienstmädchen aus Dres- ^Die Nachwett hat wem, Berstärwnirfürdie ungeheure« den seinem Leben ein Ende gemacht, indem es auf Schwierigkeiten der Anlage gezeigt. Die feindlichen Heere, die - Schloß Stolpen sich in den tiefen Schloßbrunnen " -- ------ stürzte. Die Bergung der Leiche wurde von der Dresdner Berufsfeuerwehr unter großen Schwierig keiten ausgeführt. Nachstehend« Ausführung über den Stolpner Schloßbrunnen wird darum allge meines Interesse finden. Nicht nur die Festung Königstein, auch die Festung Stol pen hat einen interessanten Brunnen. Ja, in vielen Stücken hat der Stolpener Schloßbrunnen eine viel reichere geschicht liche Vergangenheit als der auf dem Königstein- In den ältesten Zeiten gab es wohl nur Zisternen, in denen das Re genwasser aufgefangen wurde. Mit dem Uebergange der Burg aus bischöflichem Besitz an Kursachen, erfuhr auch die Wasserversorgung eine bedeutsame Verbesserung. Bater August hat sich die Ausgestaltung derselben angelegen sein lassen. Er ließ mehrere Gebäude neu aufführen, so das La boratorium und Destillierhaus — „Mutter Annens Kuchen genannt —, vor allem aber bemühte er sich um die Vergröße rung des Tiergartens durch Zukauf von Feldern auf Wolms- „„„ dorfer und Rennersdorfer Flur. In ihm legte er eine ziem- befindliche Brunnenhaus war 'bis" aufs" letzte Brett zer- lich kostspielige Wasserkunst an, so benannt, weil es da- --- —--- mäls noch eine Kunst war, Wasser auf den Berg hinaufzulei ten. In doppelten Rohrleitungen wurde es von Lauterbach her bis auf die Burg getrieben. Martin Planer, ein Berg meister zu Freiberg, war der Erbauer. An den Bau eines Brunnens hatte man sich nicht gewagt, weil es ganz allgemein für unmöglich gehalten wurde, in den eisenfesten Basalt, der den Stolpener Schloßberg bildet, einen Schacht zu bauen. Kurfürst Christian unternahm dennoch das kühneWagnis. Er beauftragte seinen Baumeister, Hofrat Bernstein, damit, die nötigen Pläne zu entwerfen, und im Jahre 1608 wurde mit dem Bau begonnen. Die Ar beiten gestalteten sich weit schwieriger, als man angenommen hatte. Das harte Gestein ließ sich nur bezwingen, nachdem man es jedesmal erst an der Oberfläche durch große Feuer gefügig gemacht hatte. Das erforderte nicht nur Unmengen von Holz, sondern auch unglaublich viel Zeit. Ganze Wälderwurdenniedergelegt,umaufden Stol pener Brunnenherd zu wandern, dauerte doch der Bau des Brunnens 22 Jahre. Kein Wunder: T ä g l i ch kam man nureinenZentimetervorwärtsl Und als man das erste Jahr daran gearbeitet hatte, war man erst vier Meter tief. Zuweilen erschien das Unternehmen sowohl dem kurfürstlichen Bauherrn, als auch den wackeren Bergleuten schier aussichtslos. Trotzdem wurde es fortgesetzt. Christian starb darüber. Sein Bruder, Johann Georg I., führte es weiter. Endlich, in 82 Meter Tiefe, stieß man auf Wasser. Wohl kein zweiter Brunnen der Erde ist so . „ , , ,.... tief in Basalt getrieben wie der Stolpener. Bon sie auch. Denn, seitdem hat Stolpe n rp i eder.s e i ff e n - der gewaltigen Tiefe bekomint man erst die rechte Borstel- alten wertvollen Schloßbrunnen. Wie m alten