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Geschichtliche Wanderfahrten. Von der hier schon mehrfach besprochenen Sammlung kleiner handlicher Führer zu geschichtlich denkwürdigen Stätten unsere« Sachsenlandes sind soeben wieder zwei neue Heftchen erschienen (Verlag C. Heinrich-Dresden N.). In Heft 31 führte Dr. Lotte Wotruba durch die Hauptstadt des alten Markgrafentums Oberlausitz, durch das alte Baut- zen. Nach einem kurz gefaßten Ueberblick über die geschichtliche Gefamtentwicklung der Oberlaufitz werden die Schönheiten der alt ehrwürdigen Stadt gezeigt und erläutert. 16 schöne tadellos wie dergegebene Stadtbilder, die größtenteils von der Verfasserin selbst ausgenommen sind, geben eindrucksvolle Ergänzungen zu der an sich lebendigen Darstellung, die aber kein tieferes Eindringen in den in neuester Zeit recht genau durchforschten Stoff erkennen läßt und daher viele Ungenauigkeiten aufweist. Die Bergkette südlich Baut zen bezeichnet man nicht als Oberlausitzer Gebirge, der Name „alte Waffenschmiede" für einen Teil der alten Gerberbastei ist gänzlich abwegig, das Kloster St. Marienthal liegt doch nicht im „ver träumten Wendenland der stillen Heide" u. v. a. Auf stillen herrlichen Waldwegen wandern wir in Heft 32 unter Adolf Gräfes trefflicher Führung durch uraltes sächsisches Siedlungs- und Kulturgebiet im Bobritzschtale abwärts an Burgen und Edelsitzen vorüber nach Nossen. Die Grabentour, als landschaftlich und geschichtlich in gleicher Weise fesselnd, weithin be kannt, führt an einer Nebenanlage des Rothschönberger Stollens entlang durch das „Land der Schönberge". Geschlecht um Geschlecht schuf hier, allem widrigen Schicksal zum Trotz, in entschlossener Ar beit aus hart umkämpftem Grenzlande eine reiche Kulturlandschaft. ... Von der anmutigen Wanderung behalten wir dauernde Erinne- Augenblick nicht — spie- rungen in den reizvollen Federzeichnungen, die der in Sicbenlehn - ' heimische Meister Prof. Otto Altenkirch dem anziehenden Hefte bei gegeben hat.. 8. X. Drück und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. verantwortlich jzir die Schriftleitung MarFIederer, sämtlich in Bischofswerda. er ein paar Wolfen beiseite, um bestersehen zukyynen. Da unten strebten Arm in Arm zwei Kavaliere nach Hause, «in großer und ein kleiner dicker. Der kleine Herr, der mit den langen, braunen Stulpenstiefeln, dem schleppenden Säbel und dem hochgewirbelten schwarzen Schnurrbart, ging aufrecht und -e- «rade, es war der gesuchte und gefeierte General von Kyau. Doch sein Freund, der große Herr, der Johann Stegmund von Mordax, knickte immerzu mit seinen dünnen Leinen ein und fuch telte mit einem geschnitzten Bambusrohr bedenklich in der Luft herum. Wie ein Kapellmeister, der mit seinem Stab ein unsicht bares Orchester dirigiert, schlenkerte er mit seinen Armen wie Windmühlenflügel, und im donnernden Fortissimo erfuhr der . - , .. , Mond, daß Silen, der herrliche, der göttliche Eilen, endlich gefun- det^ ein^ wirkliche^ Gottin,^an Schonheit^des Gesichtes Und Der Mond freute sich und schnitt vor Lergüügen ordentlich Fratzen. Wie wohl ihm dos tat, einmal so von Herzen lachen zu könnenl Die beiden Ritter da unten, die hatten es aut und waren sichtbar zufrieden mit ihrem Schicksal. Andere mußten sich pla gen, daß dem Mond beim bloßen Zuschauen schon das Mitleid kam Zum Beispiel jener Mann, der jetzt wie ein Irrer längs der Elbe auf Dresden zutorkelte. Lr sprach laut vor sich hin und de klamierte und flucht« zugleich, er warf die Arme zum Himmel und schrie unverständliches Zeug, daß der Mond beinahe das Gruseln kriegte. Rasch steckt« er all« Lampen heraus, daß der schmale Fußpfad nur ja ordentlich beleuchtet war. Weiß Gott, dieser Mensch gab so wenig acht darauf, wo seine Füße hintraten, der wäre ihm am Ende noch geradeswegs in das dunkel gurgelnde Wasser der Elbe gelaufen. Der Hausknecht im „Goldenen Lamm" zu Dresden fluchte. Die halbe Nacht mußte er wach bleiben, um jenen Herrn von Habenichts, von dem niemand wußte, woher und wohin seine Straße ging, um den sauberen Baron Elaes Horn ins Haus zu lasten. Kaum jedoch, daß den wackeren Knecht sein wohlverdientes Nickerchen umfängt, da schlägt auch schon der hölzerne Klopfer Lärm, und der unerwünschte Gast stand vor der Tür, entschuldigte sich nicht einmal, viel weniger gab er ein in solchen Fällen zumin dest reichliches Trinkgeld und tat noch so, als sei es um Glock zwei am Nachmittag. Merkte er denn nicht, daß in ein paar Stunden Heller Lag und die ganze Residenz auf den Beinen sein würde? Das mußten in der Tat seltsame Geschäfte sein, denen der Herr Baron nachging. Aber der Hausknecht kam nicht dazu, seinem Groll Luft zu machen, denn Elaes Horns flackernde Augen drangen ihm ins Herz wie spitze Dolche, und der sonderbare Gast eilte an ihm vor über, wie der leibhaftige Gottseibeiuns in eigener Gestalt. „Hat Er den Wein mir besorgt auf mein Zimmer, wie ich be fohlen?" Doch da der Diener antworten wollte, war der Baron schon ver schwunden. — Fanfarenruf und Divatschrei aus tausend Mündern weckten am nächsten Morgen Elaes Horn. Die Sonne schien bereits tu da» niedrige Gemach. Der Schläfer fuhr erschreckt in die Höhe. Aus wirrem Traumland mußten sich seine Gedanken erst wieder hierher in den neuen Crdentog finden. Was war vor ein paar Smnden, was ist jetzt? Elaes Horn stand in der Stube, sein Körper schwankte, wir- belad drehten sich in seinem Kopfe die Gedanken und Dinge. Ver- streut und unordentlich lagen Kleider und halb beschriebene Per- aamentrollen in wüstem Durcheinander auf Stuhl und Tisch und Fußboden. In der blanken Schneide seines Degens — wo die Säbelscheide war, wußte Elaes Horn im Augenblick n. ^ . gelt« sich die Sonne und warf nach allen Setten hin ihre goldenen, lebendiAen Strahlen in das Zimmer. Aber dieses Dröhnen in seinem Kopf/ das furchtbar sausende Rauschen in den Ohren! , Elaes Hora bohrte di« Fäuste in seine Schläfen: Was wpr vor «in pdar Skmden, was ist jetzt? Immer das gleiche — immer das gleiche: / - / - Mpfel mißbilligend gestanden hatte: ^Borsdorfer LeMl find wie „Aurora, schöne, stolze Aurora!" di« MiMelvMGerdea nicht «ykr rqhbisHwn^eaust^trH ge- ' -Md wieder vernahm er das vielstimmige Bivatrufen, Musik, legt hem" - - ' "GeftiN-, Lachen, Marschtrttt und Pferdegetrappel. Wagen fuhren, Der Direttor de« PSsier»stolp«rte elligst aus drm Haus«. Im Fahnen ^meisten, Blumen in vielerlei Farben, Begeisterung und Takt des tinea vortrefflichen Romen Kfau schlug sein Arz. Ekschs«, Spiel und Tanz, Wahrheit und Trug. Auch am Gasthof ' " er Mm »Moldenen Lamm" kam der Zug antiker Götter vorüber, und us Teppiche hingen von allen Fenster« der Häuser, und die Straßen schienen umgewandelt in Blumenbeete. h^wa» tun jetzt, ^'."UPjcht das Leben, vivat die Liebe, oivat der Kurfürst! ^"'E^hätte"wahrhäM am EiL« dasHäus'aMDlchern Kisten. (. N/W er sewst, der GM Merkur, in goldener Rüstung auf wär« einer von den Dienern d« General» «Menender ÄN ihm «eickgpm. sagen konnte, daß seine Gnaden zut Elb« hinunter. W-, U gejpmgn», um die. neue Fwgatte und Kfchonbel des Schifstbau- meister, Pasquallno T-sitto aus ve«Esich anzuschauen, di«, Schuft dek,SWe,.M»at. Heikunserrm . morgen zum angefetzten Feuernterk der mrrfürst mit seinem Ge- »usuftuei folge zu besteigen gedächte. — Dicht hinter seinem Wagen schritten in feierlichem Ernst die ' Wie -in heller Demant aus der kurfichwchen Schatzkammer, W^M Die^ di« das Grüne Gewölbe genannt wurde, grüßte der Mond vom kürsti"/ "?^""bsetzungslos^ufdem Wagen and ließ E nächtlichen Himmel auf die Schloßsträße hinunter und mußte ejn^rsahren wie «in Wldyis-E) Mrmor . a r' plötzlich lachen, breit über sein gelbes Gesicht. Mit'der Hand schob - Als sie vorüber,' üahte ein Ehyr" tanzender Dereoschtz oder « er ein paar Wolfen beiseite, um bester sehen W können. auch Mpckleveter SW^-,-Hacha^,^M K^ Da unten strebten Arm in Arm zwei «avaliere nach Hause, ein aroßer und ein kleiner dicker. Der klein« Herr, der mit den ZWn flatterten und E. Schrei der Lust und Zustimmung sprang an den. Hausern hoch, wie die tosende Gischt der Bvändüng ge^en das felsige Uwri- MSn-: ner und Frauen zogen zu beiden Seiten dieser Gruppe mit, Zü-- schauer und Statisten zugleich, alle- ttn, Gefolge Eilens» der ritt-' lings auf einem Esel ntt, nackt -die Schenkel, Weinlaub.im Haar,, umgaukelt von den weißen Brüsten der Bacchantinyen. Dann wiederum zogen feurige Röste den Thronwagen des' Apoll, und Schastneien ertönten und Zimbeln. Eine unoergleich, liche Frau hielt die Zügel in den kleinen Händen: keine vertlek- lichstem Ebenmaß der Glieder! Und einer jubelte es dem andern zu, und ein Flüstern eilte, rasch wie der Wind, die Straßen vor aus, in die Häuser hinein: dies ist Aurora von Känigsmarck,. die schönste unter den Fraüen. Die Gräfin von Känigsmarck mvat vivat! ' . . '' . Was war vor ein paar Stünden, was ist^jetzt? — Eines Horn, betrogener Elaes Horn, schlage-nicht deine Augen, die sehen, was, Wirklichkeit, fluche nicht deinen Ohrech di« hören, was die Währ- heit! Ein Sprung von diesem niedrigen Fenster, und du könntest leibhaftig auf dem Wagen des Apoll stehen neben Aurora von Känigsmarck, die du liebst, die dich geküßt hat, der du Vaterland und Zukunft geopfert, um deretwillen du ein Dichter und ein Narr bist! Schrie die Menge nicht so laut dieses entsetzliche Vivat, ihr,- die sich zur Schau stellte, sie würde nur dich rufen hören, sie würde sich besinnen, und Vergangenheit wäre wieder Gegenwart! (Fortsetzung folgt i