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Nr. 1-3. Settage zum Mer Tagebla«. 21. Mgust. 1-1S. « fimll. Bekanntmachung. Brot- unä Mehlversorgung. Es ist beabsichtigt, die Zuteilung der Dwt- und MM» m«igen Mr das gange Land einheitlich zu gestalten. An» folgrdessen macht sich eine Aenderung der Mr den Bezirk Schwarzenberg geltenden Vorschriften und des Brotmarken, systema und «eiter auch ein» anderweit« Zählung der »er» sorgungsbererhtigten BrÄUerung im Bezirk der Amtshaupt- mannsck»ast Schwarzenberg einschl. der Städte mit der Reo. Städteordnung nötig. Diese soll am Mittwochs den 28. August ISIS, stattfinden. Die Haushattuugsvorstände und diejenigen Einzelperso nen, die sich selbst beköstigen, müssen daher, um die genaue Durchführung der Zählung zu ermöglichen — sofern sie am Zähltags nicht selbst in ihren Wohnungen amtzoesend sein können — dafür Sorge tragen, daß eine andere erwachsene Person anwesend ist, die Mer ihr« persönlichen Vechältchisse (Zahl und Alter der im Haushalte beköstigten Personen Usw-, siche auch Absatz 8) genaue Auskunft gchen kann. Sie setzen sich andernfalls der Gefahr aus, bet der Ausgabe von Brotmarken nicht berücksichtigt zu werden. Uebersteigt das Einkommen des Haushaltungsvokstan- des den Betrag von 2500 Mark jährlich nicht, so kann er Mr sich und die seinen Hausstand teilenden Familienangehöri gen im Atter von Mer 12 Jahren Antrag auf Gewährung von Zuschlagsmarken stellen. Das gleiche gilt Mr Einzel personen, deren Jahreseinkommen 2800 Mark Nicht über» sii-igt. Die Zählung erfolgt unter Mitwirkung freiwilliger Helfer, denen anstandslos alle geforderten Angaben zu machen sind. Falsche Angaben sind mit Geffängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark strafbar. Schließlich ergeht an alle, die bereit Md, das Amt etitts Helfers zu übernehmen, di« Bitte, sich umgehend, so weit e» nicht bereits geschehen, Lei ihrer Oirtsbehörde zu melden. Der Lezirksvcrband der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, am 20. August 1915. >vr. Wimmer, Amtshaupchnmnn. Eine Aunägebung vor äem Reichskanzlerpalais. Die überwältigenden herrlichen Ereignisse der letzten Tage auf den Schlachtfeldern des Ostens und die ev- Ihckknden Eindrücke der beiden letzten Reichstags sitzungen gaben Freitag abend gegen 9 Uhr in Berlin einer Menschenmenge von mehreren Tausenden Veran lassung zu einer patriotischen Kundgebung vor dem Reichskanzlerpalais. Im Hofe des PalatS wurde Deutsch land, Deutschland Mer alles und darauf Ein feste Burg ist unser Gott angestimmt. Der Reichskanzler war in zwischen am Mittelfenster des Kongveßsaales erschienen und hörte mit sichtlicher Freude dem Gesang« zu. Rach dem zweiten Liede sprach er etwa Mlgende Wörter Ihre Lieder sind ein brausender Widerhall des Schlachtendonners aus dem Osten, deS Jubels unseres Volkes Mer die Heldentaten unserer Heere. Die russischen Festungen sind zerschmtssenwie irdene Töpfe. Aus heißem Herzen danken wir Gott, der uns bis hierher geholfen hat. Machtvoll ver kündete der Reichstag heute den unüberwindlichen Siegeswillen des deutschen Volkes. Zehn Mil liarden sind in einer Sitzung, bewilligt. (Lebhafter Beifall.) Noch ist der Kamps nicht zu Ende. So Gott will, wird Mer der Tag kommen, wo es heißt: Was nichtbiegen will, muß brechen l (Brausender Beifall.) Was Est« soeben gesungen hüben, sei bekräftigt mit dem Rufer Hoch H««r »nd volki Hoch Kaiser und Reichl Die Versammelten stimmten begeistert in den Hoch ruf ein und sangen dann die Ratimrath^ Mit dem Choral! Run danket alle Gott fand die eindrucksvolle Kundgebung ihren Abschluß. Zu der patriotischen Kundgebung für den Reichs kanzler an gestrigen abend teilt die Bvssische Zeitung noch mit: Der Reichstagschbgeordnete Mumm bat, aw die Kundgebungen kein End« nehmen wollten, di« Menge nach Haus« zu gchen, da der Kanzler noch wichtig art- beiden müsse. Alle zogen nach den Linden, wo sie vor dem Kronprlnzenpalai» und auf dem Schloßplatz Berkkr, 20. August. Am BundeSratStisch r Staatssekretär Delbrück, Ja- gow, Lisco, Hefferich, LKLtke. Auf dem Platz des Abg. BrMne (Soz.) liegt aus Anlaß seines 60. Geburts tages ein großer Blumenstrauß. Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 2 Minuten. Auf der Tagesordnung steht zunächst die kurz« Anfrage Lieb knechts (Soz.) über Mtlenrverdanaiungrn, Staatssekretär Dr. Jagow r Ach glaube im Einver ständnis mit der großen Mehrheit däs Hauses mich zu befinden, wenn ich aus die Anfrage des Abg. Lieb knecht als zur Zeit unzweckmäßig, ein« Antwort zu erteilen, ab lehne. (Lebhafter, sich immer wieder holender Beifall. Abg. Liebknecht versucht, seine An frage zu erweitern, seine Worte gehen Mer in dem schallenden Gelächter unter. Eine Antwort auf dies« zweite Anfrage erfolgt nicht, Worauf dem Staats sekretär brausender Beifall entgegenschallt. ES erfolgt die zweite Lesung der ttrlegranleibr. Abg. Graf Westarp (kons.) berichtet über die Ver handlungen der Kommission und weist darauf hin, daß das deutsche Boll durchaus Inder Lage ist, die weiteren 10 Milliarden aufzubringen und sie mit Freuden brin gen wird. (BrMo!) Die Genehmigung der Anleihe ist eine Pflicht. Ich bitte um einstimmige Annahme der Vorlage. Staatssekretär Dt» Helfferich. Mit dem NachtragSetat treten die Verbündeten Re gierungen zum zweiten Male seit dem Kriegsausbruch mit dem Anträge auf Bewilligung der Mr die Durch führung des Krieges erforderlichen Geldmittel gn den Reichstag heran. Ihre Budgetkommission hat sich bereits im Geiste der Einigkett und Vaterlandsliebe mit dieser Forderung befaßt. Ich bin sicher, daß die Durchführung des neuen Kredites von 10 Milliarden auch der Zu stimmung Ihrer Gesamtheit sicher ist. Zu Beginn des neuen Kriegsjahves WM ich aber vor diesem Hause, vor dem deutschen Volle, vor der Verbündeten, der neutralen und der fändlichen Wett ein kurz« S Bild von der Finanzlago de» vergangenen Jahre» und unserer Erwartung Mr die Zukunft geben. Bewilligt wurden bi» jetzt 20 Milliarden Mark. Mit dem Nachtragskredit wird die Kumme der Kriegskredite auf 30 Milliarden gebracht. Der bisher bewilligt« Kriegskredtt bedarf der Auffüllung, da unsere Schätzun gen der KriogsauSgaben doch übertroffen wurden. Das liegt an der Aufstellung immer neuer Forma tionen und deren Ausrüstung und Verpfle gung, den steigenden Preisen und dem alle bisherigen Vorstellungen wett übertreffenden Munitionsver brauch, Vermehrung der Kriegswerkzeuge Hochruf« auf dm Kronprinzen und dm Kaiser au»- brochten. Der Lokalanzetger meldet: Um di« Äst« Stund« bracht« die Berliner Liedertafel dem Reich», kanzler eine Huldigung dar. Während der Chor: Di« Nacht von Schubert sang, erschien der Kanzler, still be grüßt durch Zuwinken von tausenden Armen und Hüte- schwenken. Der Reichskanzler sprach ttefergriffm zu dm Sängern. M HM h^or, daß wir unsem wundwvürm, siegreichen Truppen zu danken verpflichtet seien, daß wir aber auch darauf gefaßt sein müßten, Weiter zu kämpfen. Die Feinde Deutschland» würden jedoch nicht zum Ziel« kommen. Gott werde den Deutschen auch Wetter beiMhen, bi» der Friede erreicht sei. Di« Rede endete mit einem Hoch auf dm Kaiser. und Organisation der Verkehrsmittel in dm besetzten feindlichen Gebieten. Dio monatlichen Aus gaben reichen hart an 2 Milliarden Mark heran. Wir wollen uw» über dm Ernst der Zeit nicht Hinweg betrügen. Das Durchtzalten im zweiten Kriegsjähr wird vielfach schwerer sein als im ersten. ES gilt, gegen wärtige Not zu lindern, drohenden Elends vorzubeugen. Die Verbündeten Regierungen werden sich diesen Auf gaben nicht entziehen. Aus dem neuen Kredit werden 200 Vtillionen Mark bereitgestellt werden zur Ver stärkung des Fonds zur Unterstützung von Gemeinden und Gemeindeverbänd« auf dem Gebiete der KriegSwohlfahrt. Diese großen Opfer werden nicht umsonst gebracht Werden. Wir werden den ausgezwungenen Krieg bis zum siegreichen Ende durch kämpfen. Aber noch immer wollen dis Feinde nicht zu gestehen, daß ihre Sache verloren ist. Deshalb sind unsere Waffen da» einzige Mittel, sie davon zu überzeugen. Für die Bewilligung der Mittel soll diesmal wieder der Anleiheweg beschrit ten werden. Solange es angängig ist, soll von Kriegssteuern abgesehen werden. Di« Krlegsgewtnnstenrr Wer Vie bei der Zusammenkunft der Finanzminifijer am 10. Juli in Berlin ein grundsätzliches Ein verständnis erzielt worden ist, ist jedoch zu einer Gesetzesvorlage noch nicht reif. Wir sind der An sicht, daß die Erhebung einer solchen Steuer erst nach Abschluß des Krieges stattfiNdm kann, da sich erst daun die finanziellen Wirkungen des Krieges über sehen lassen. Andererseits ist aber mit dem erheblichen Zuwachs des Vermögens die Anlehnung an di« Reich svermügenszuwachssteuer gegeben. Diese Frage unterliegt noch der Prüfung. Tie Erwartung der Kriegsgewinnsteuer braucht also niemanden abzuhalten, Kriegsanleihe zu zeichnen. (Heiterkeit.) Unserem Bei spiel, auf die Erschließung neuer Steuerquellen während des Krieges zu verzichten, hat sich England trotz mehr facher gegenteiliger Versuche jetzt angeschlossen. Vor läufig bleibt uns der Weg, die endgültige Regelung der Kriegsrosten auf dm FriedenSschluß und die Zett nach dem Frieden zu verschieben. Wenn Gott uns dm Sieg verleiht, dann dürfen beim FriedenSschluß auch die Kosten nichtv «rgesse n werden. (Sehr richtig!) Das sind wir der Zukunft unseres Volkes schuldig. (Sehr richtig!) Tas Bleigewicht der Milliarden mögen dann die Anstifter des Krieges durch die Jährzehnte schleppen, nicht wir. (Sehr richtig!) Für die Begebung der neuen, dritten KriegSlethe wird die Zeich- nungseinladug gegen Ende dieses Monats aus gegeben werden. Durch die neue Anleihv werden wir die Summen hereinbringen, die wir bereits jetzt WM die 13Vs Milliarden der ersten beiden Kriegsanleihen hinaus verausgabt haben, die zum Teil durch den vir kiinkle siriegrtsgmg Ser sieichlsg«. Tadel mußt du lernen tragen, vir die Wahrheit lassen sagen, Nicht darüber dich beklagen, wenn es heUsam dich wird nagen. MMWWMMMWWMWWMWWWWMM«? Unter äem Totenkopf. Vaterländische Erzählung aus dm Napoleonischen Kriegm. Vm Otto Elster. 10, Fortsetzung.) j na-diu-r «irret, Gr richtet sich noch einmal empor und will sich auf den wieder hartnäckiger vordringenden Feind stürzen. Tie Kräfte verlassen ihn, er wirft die Arme in di« Luft, ein zweiter Schuß hat ihn getroffen und ächzend sinkt er zur Erde nieder. Tief erschüttert stehen seine Getreuen. Aber zum Besinnen ist keine Zett. Der Feind dringt in dichteren Scharm wieder vor, da» kleine Häuflein! der Braunschweiger fast umzingelnd. Langsam weichen sie zurück. „Sollen wir unseren Hauptmann in des Feinde» Händen lassen?" rüst Ferdinand. „Nein, nein!" Malli «S zurück, und von neuem stürzen die Braunschweiger auf den Feind. Um die Leiche de» braven Führers «ntspinnt sich «in heftiger Kampf. Ge schossen wird nicht mehr. Der Kolben, da» Bajonett, der Säbel sind die Waffen, deren man sich jetzt bedient. Mehrere Braunschweiger Jäger haben den toten Haupt- mann aufgehoben und wollen ihn zurückbrtngen. Schüt zend umringen den Leichnam die übrigen, di« Angriff« de» Feindes abwehrend. Langsam, Schritt vor Schritt Mi es zurück. Ta erschallt Hufgeklapper und laute» Rasseln in der Dsrfstraß«. Die wWiliMen Grenadier« Weichen nach den Seiten hin an», Eine Eskadron Kü ¬ rassiere stürmt heran. Nochmals schließt sich das Häuf lein zusammen. Nochmals währt es den Ansturm der Kürassier« ab. Das fiel« Feld wird erreicht. Ein frisches Bataillon nimmt die Zurückweichenden, gänzlich Erschöpften auf) die Geschütz« des Kapitäns Genderer donnern dm Kürassieren entgegen, dies« verschwinden wieder im Dorf. Die Leiche de» Hauptmann» wird unter einem Baum niedergelegt. Die tapferen Vertei diger derselben atmen auf. Ihr Häuflein ist arg zu- samMengesch molzen. Auch der brave Junge, Ferdinand Ahlers, fehlt. Ist er gefallen? Ist er in Gefangenschaft geraten? Niemand Weitz, wo er geblieben ist. Tie Wtederervberung OelPerS ist mißlungen, Mer auch der Feind wagt nicht Glieder aus dem Torf hervor zubrechen. Er hält sich versteckt hinter den Mauern und Häusern, M schwache» FeuergefMt mit den braun schweigischen Jägern führend. vielleicht wollt« General Reubell di« Umgehung der finken Flanke der Braun schweiger durch da» Kürassierregiment, das Großherzog- lich Bergische Infanterieregiment und die Artillerie unter dem tapferen Kapitän Gueviot abwarten. Aber dies« Umgehung mißlang vollständig. Di« Kürassiere brachen allerdings zu wiederholten Malm au» dem Ge hölz hervor, wurden Mer stets durch die braunschwei gischen Husaren und die beiden Geschütze unter Leut nant Platz zurückgetrteben. Erst al» Kapitän Gueviot mit der Artillerie auf dem Kampfplatz erscheint, wird die Lag« der Braunschweiger gefahrvoller, gezürnt Wer da» stet« Zurückwetchen der Kürassier« springt Ka pitän Gueviot, der sich in der Schlacht bei Aspern vor Kurzem erst mit Ruhm bedeckt und den Orden der Ehren legion geholt hat, vom Pferde, um ein Geschütz selbst zu richten. Da platzt «ine braunschweigisch« Granate in feiner Näher ein Stück derselben zerschmettert ihm da» Knies bewußtlos sinkt « zu Boden. Verwirrung greift in den Rethen der Westfalen um sich. Di« braun schweigischen Husaren benutzen dm AugeMfick und hauen auf die Feind« «in. Hierbei MM der tapfer« Leutnant v. Wulfsen. Konrad v. Ritterholm erhält einen leichten Hiev Wer die Stirn. Aber die Kürassier« werden ge- vorsen, sie reißen die Infanterie mit fort und nur die üeberlogenheit der westfälischen Artillerie rettet dm rechten Flügel Reubell'S vor der gänzlichen Vernichtung. Der Abend bricht herein. Kampfbereit stehen sich die Gegner gegenüber. Der Herzog ztehit da» Bataillon de- Majors v. Herzberg, welche» an dem Kampfe nicht teilgenommen hüt, heran. Es soll in der Nacht einen Ueberfall aus Oelper machen. Major Karfe» rät dem Herzog, das Tors in Brand schießen zu lassen, um General Reubell zur Räumung de» Ortes zu zwingen. Ter Herzog ficht mit trübem Blick auf das Unglück- liche Torf, in dem mehrere Häuser bereit» in Flammen stehen. Dann wendet er sich M und spricht: „Nein, nein, schießt nicht mehr auf da» Dorf. Ich will nicht, daß man km Lande BvaunMweig mit bitterer Erinne rung meiner gedenkt." Er wendet sein Pferd und ret tet langsam dem Biwak seiner braven Trichpen zu. In Oelper herrschte die größt« Verwirrung. Da» Korps de» Generals Reubell hatte namhafte Verlust« erlitten? einige höher« Offiziere waren gefallen, mehreve Offizier« schwer verwundet und di« Zähl der gefallenen und verwundeten Soldatm betrug einig« Hundert. Eine größere Unzahl Offiziere und Soldaten war in die Gefangenschaft der Braunschweiger geraten. Da» Kttl- rassierregiment war vollständig demoralisiert? die Mannschaften murrten und zeigten sich widerspenstig. E» dienten gerade in diesem Regiment« viele au» dem Land« Braunschweig Ausgehvdene, welche nur wider willig gegen den Herzog fochten. Di« Infanterie und vor allem die Artillerie hielt sich Vesser? die Leute dies« Truppen stammten zumeist vom Wein, viel« auch au» Holland, sie hatten keine große Sympathie für den Herzog. Lis Offiziere und Unteroffizier« der Artillerie bestanden der großen Mehrzahl nach au» Franzosen (Fortsetzung folgt.)