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Mieder der ehemaligen Kampffront dem Bürgermeister da» Mißtrauen au«. Schönheide, LS. August. Der rettende Sprung. Hier rast« ein durchgehende» Pferd die Hauptstraße entlang, auf der zwei Schulmädchen mit Kinderwagen fuhren. Da» Pferd hatte kein« Möglichkeit, an den beiden vorbeizukom men und sprang mit einem riesigen Satz« über Kinder und Wagen. Weder den die Wagen fahrenden Mädchen, noch den in den Wagen liegenden Säuglingen geschah irgendein cchnlg, 28. August, 60000 RM. Devisen beschlagnahmt. Lmn Hauptzollamt Leipzig-Ost wird mitgeteilt: „Trotz ver schiedener Warnungen in der Prch, werden immer noch ent gegen den bestehenden Verboten Devisen im Postoerkehr au« Deutschland nach dem Ausland versandt. So mußten bei der von der Zollverwaltung durchgeführten Kontrolle der nach dem Ausland gerichteten Postsendungen in dem zum Bezirk de» Landesfinanzamtes Leipzig gehörigen Post ämtern und in den Bahnposten in letzter Zeit wiederum Devisen im Gesamtwert von 60 000 RM. beschlagnahmt werden. Gegen di« Absender sind durch die Staatsanwalt schaften Strafverfahren wegen Devisenvergehens eingeleitet worden. Sie haben sehr harte Strafen zu erwarten. Penig. 25. August. Den wochenloh« verspielt. Der Etadtrat zu Penig hat sämtliche Spielautomaten verboten, weil ein hiesiger Einwohner seinen gesamten Wochenlohn beim Spiel mit einem solchen Automaten verloren hat. In der Erregung über den Verlust hatte der Spieler den Automaten gepackt und auf den Hof des Gasthauses ge worfen. Lrlmmitfchau, 28. August. Sie üblen die „Internatio nale*. Hier wurden mehrere funge Leute in Schutzhast ge nommen. Sie hatten sich in einem Grundstück versammelt und übten dort den Gesang der „Internationale". Lrimmilschau. 25. August. Umzug mit rolen Nelken. Hier wurde der Schrebergarten-Verein „Volksgesundheit" aufgelöst, weil beobachtet worden war. daß der größte Teil der Mitglieder noch marxistisch eingestellt ist. Der Verein hatte anläßlich seines 25jährigen Gartenjubiläums einen Umzug durch die Straßen der Stadt veranstaltet. Dabei trugen fast sämtliche Teilnehmer rote Paplernelken im Knopfloch. Darin dürfte ein« bewußte Herausforderung der national eingestellten Bevölkerung liegen. Gegen der artige Unverfrorenheiten muß mit allen Mitteln eingeschrit ten werden. Bei der Auflösung dieses Verein» wurden überdies noch mehrere marxistische Fahnen beschlagnahmt. Hoffnung und Muk bringen Großes zuwege. Wir Unnen nicht fehlgehen, wenn wir dem Leben stet» tavfer und fröhlich tnS Auge sehen. Nut dem schlägt alles fehl, der «ine Sache gleich aufgibk und die Hände in den Schoß legt. N. W. L^ine. St« Ltsöe« Ak-^t BeLtvItzlsL» komsn von L Stislsr-ö-arsksll Lopyrlgkt d, Nomenälenst „vlgo", Serlln - Scbmsrgenäorl. ,2L rjortsrtzung Nachdruck oervoten. „Geliebtes Kindl Meine Mutter ist schwer erkrankt, ich reise schon mit dem Nachtzug. Mir ist bange um euch. Nehmt euch vor Baum in acht, er ist ein gefährlicher Mensch. Laß ihn nicht in eure Wohnung, und wenn er dir auf der Straße begegnet, so sprich nicht mit ihm. In unse rem Park haltet euch nur auf, so lange noch Heller Tag und Grote in der Nähe ist. Werner soll sich vor einem falschen Freunde hüten. Er soll gleichaltrige Freunde suchen, die sind viel besser. Gott behüte euch, ihr Lieben. Alix." „Ach —" dachte Frauchen, und das war das Endergeb nis eines langen, tiefen Grübelns — „ich weiß nicht, was ich da tun soll. Es ist eine verzwickte Geschichte. Gestern «wend muß sie noch etwas von Baum erfahren haben, warum schreibt sie nicht klar, was? So ohne Beweise wird es schwer sein, Werner zu überzeugen. Ich fühle ja längst, daß Baum nicht ist wie die" anderen." '' Nein, Werner ließ sich nicht überzeugen. Er kam aus der Schule nach Hause, ganz Feuer und Flamme. Baum hatte ihn abgeholt, ihn ein Stückchen begleitet — ihn elnge- lüden, abends zu einem ordentlichen „Männerschwatz" auf seine Bude zu kommen. „Das wird sicher famos!" sagte Werner — „ich freue mich diebisch." Frauchen brachte den Bries uyd rodete weise und bat von Herzen — aber Werner lachte sie aus. Und schließlich wurde er grob. . „Daß ihr ihn nicht leiden könnt, ist mir schon lange klar —" zankte er — „Ihr kapiert ihn eben nicht. Er ist kein Mann für Frauen. Ein grandioser Kerl ist er, und mich soll kein Weiberschnack verhindern, zu ihm zu halten." Da half nichts, Frauchen sah ein, sie konnte den Bruder doch nicht zu Hause einsperren. Er ging und bereute es nicht. Der Abend bei Herrn Baum war geradezu großartig schön. Wie interessant war schon seine Wohnung! Zwei große Zimmer in einem altertümlichen Hau« am Markt hatte er mit wunderbaren Dingen ausgestattet. — Erinnerungen an seine Ueberseezeit, wie er sagte. Da waren kostbar« Felle von königlichen Tieren über die schlechten Dielen, über einen altmodischen Diwan gebreitet. Di« Wände waren von oben bi» unten mit allerlei Raritäten behängt, es war das reine Museum für Völkerkunde. Fast an jedem Stück hing eine interessante Erinnerung, die Herr Baum In seiner Art, hoch Über all diesen Dingen zu stehen, lässig erzählte. Sie aßen erst ein gut gewähltes Abendbrot und tranken Münchener Bier dazu. Werner sah keinen dienstbaren Geist, Baum selber trug alle» auf und räumte auch später gr- tvandt und schnell wieder ab. Dann brachte er eine mächtige Bowle herein, die er mitten auf den Disch stellte. „So —" sagte er — „nun, mein lieber junger Freund, trinken wir mal ein Glas -Hammen — Pfirsichbowle — hoffentlich habe ich Ähren Geschmack getrosten man rühmte mir zu allen Zeiten und in allen Ländern nach, daß sch mich auf das Bowlenbrauen verstände." Er füllte die Gläser, sie stießen an — kosteten „Fein —l" sagte Werner — „Großartig. Donnerwetter, hat di« Aroma." tn Salzburg und Wen Brief« geschrieben, worin er die Zustände in Deutschland in den wüsten Farben schildert» So schrieb er an einen gewissen Bernheim u. a.: ,Ser Ter ror hat nicht nachgelassen. Riesig« Freude macht mirt der Franzl (Dollfuß). Er yat fertiagebracht, was Tausend« nicht fertiggebracht haben. Hoffentlich erreicht er sein Ziel. La» Hakenkreuz spielt eine Rolle wie Tell» Hut. Da» Volk wird besoffen gemacht. Äch hab« jeden Vertevr abgebrochen und mich auf meine jüdischen Freunde konzentriert, mit denen ich mich verbunden fühle. In ein«M Briefe an die Jüdin Mayer in Wien schreibt er: „Vielleicht ist da» klein« OMr- reich berufen, da» deutsche Volk vom Hakenkreuz zu erlösen. Hoffentlich kommen wir all« au» dem Hexenkestel herau»." In der Zeit vom 28. Juni bi» zu seiner Verhaftung am 8. Juli will der Angeklagte plötzlich sein« Liebe zum Native nalsoziallsmu» entdeckt haben. Einem Menschen gegenüber, der in dieser Welse die jüdische Greuelbetz« im Auslande unterstützt, ist gar keine Milde am Platze, wenn auch der Verteidiger, Rechtsanwalt vr. Stade I au» Dresden, ver suchte, den Angeklagten herauszuhauen. Das Gericht aing deshalb auch über den Antrag der Staatsanwaltschaft hin aus und verurteilte den AngeklagteU zu neün Monaten Ge fängnis. Einganz üblerBursche ist der Gärtner Fried rich P f e if f« r au« Muckern. Er hatte anfangs März sich mit einem falschen Zettel Tabak verschafft und sich hierbei de« Namen eine» Arbeitskameraden Bombach bedient. Diesem Dombach stahl er dann Ende April zwei OUlttungskarten der Hilfskasse der NSDAP., die er auf seinen Namen um fälschte. Der Angeklagte hatte sich auf Grund dieser Kar ten eine SA -Uniform beschafft und getragen, ohne Mitglied der SA. zu sein. Da» Urteil lautete auf sieben Monate Ge fängnis. »n LMkMtMMMe. Dresden, 2s. August. Anläßlich des beendeten Ausbaues der Landesstelle Sachsen des Reich-Ministerium- für BoltsauftlSrung und Propaganda fand am Mittwochnachmittag im Plenatsaal des LandtagsgebSudes eia« Kundgebung vor geladenen Säften statt, in der der Leiter der Landesstelle Sachsen, Salzmann, über Zweck und Ziel der Landespropagandastell« sprach. In seinem großangelegten Vortrag« ging er daoon aui, das Wesen der Pro paganda zunächst allgemein darzulegen, wozu er eine Anzahl klas sischer Beispiele bot. Er führte ferner au», daß es «in großer SkslmkWW« stlnritzetzn m t« SMttlklAl. Freiberg, 28. August. (NS) Da» Sondergericht für da» Land Sachsen beschäftigte sich am Donner»tag mit fol genden Fällen: wegen Mchtabliefernug von Waffen standen der Maurer Alfred Lange au» Ger»dorf, Bau- arbeiter Kurt Stöhrer und Bürgermeister Bqul M t - chael au» Schönborn unter Anklage. Lana« hatte 1927 «ine Armeepistol« 08 mit 160 Schuß Munition sowie «ine Pistole 7,68 ww erworben und sie nach der Reichstagswahl an den MitangeNagten Stöhrer^ur Aufbewahrung gegeben, der sie zusammen mit anderen Masten im Wald« vergrub. Michael, der nach seinen Angaben keine Vorbildung hatte und auf Grund de» Parteibuches Bürgermeister geworden war, hatte im Frühjahr 1982 ebenfalls von Stöhrer eine Pistole 7,68 mm gekauft. Nach der Reichstag,wähl hatte er den Besitz zunächst bestritten und erst spater zugegeben, daß er sie im Walde versteckt habe, uw sie dann gefunden wurde. Da» Gericht verurteilte Lärm« zu drei, Stöhrer zu vier und Michael zu zwei Monaten Gefängnis. Ebenfall» wegen unbefugten Waffenbesitz« waren der Handschuh-Zuschneider Fritz Zimmermann und Buchdrucker Ernst Hundsdörfer au» Burgstädt und der Elektriker Alfred Friede, Arbeiter Fritz BSH- m i g, Arbeiter Erich Kreutel und Maurer Max Wei gand au» Burkersdorf angeklagt. Zimmermann, Wei gand und Kreutel waren im Besitz je einer Armeeplstole 08, die man auf Anweisung der KPD.-Leitung kurz vor der Reichstagswahl dem Angeklagten Friede zur Aufbewahrung übergab, der sie aber seinerseits dem Böhmig zum Ver stecken aushändigte. Böhmig hat dann diese Masten ge meinsam mit Hundsdörfer im Walde vergraben, wo sie am 27. März gefunden wurden. Sämtlich« Angeklagten ge hörten der APD. bzw. der Antifa an. Es wurden verurteilt Zimmermann und Kreutel zu je drei, Hundsdökfer zu fünf, Friede und Böhmig zu je sechs und Weigand zu vier Mona ten Gefängnis. Ein Dollfüßler stand in der Person de» ehemaligen Prokuristen der Dresd ner Bank und österreichischen Staatsangehörigen Karl Steiniger aus Dresden vor dem Sondergericht. Der Angeklagte hatte am 1. und 28. Juni an jüdische Bekannt« Der erste Schluck goß Feuer in seine Adern. „Das freut mich! —" sagte Baum — „und nun stecken Sie sich «ine Zi- garette zwischen di« Zähne. Mann, tabacco von unseren Freunven, den Türken. Die verstehen dar Leben so gut. Ihre Frauen sind zwar nicht mein Geschmack, — aber wie sie sich das so eingerichtet Haban, daß immer für die nötige Abwechslung gesorgt ist, da« ist geradezu genial." Werner sah begeistert zu seinem FreuNde auf. Es war ihm aber gar nicht klar, was jener eigentlich meinte. Baum lachte lustig. „Darauf prost, mein Junge", sie tranken sich zu. „Ja, die Weiber! Da» »st doch das Beste, was wir haben. Gegen die Liebe verblassen all« anderen guten Din ge, di« ans geschenkt sind. Kennen Sie d«m die Liebe schon, Werner?" Der wurde rot und sein« Augen glänzten. „Natürlich", sagte er. „Ich hab« schon geliebt." „Erfolgreich?" fragte Baum lächelnd. „Ich meine, war sie Ihnen geneigt, das süße klein« Mädel?" „O nein," wehrt« Wemer — „es Mar kein kleine» Mädel, aus denen mache ich mir gar nichts. Ts war eine schöne, edle, erhabene Frau — und meine Liebe hat sich bald in eine anbetende Verehrung abgeklärt." „Ach, so herum!" sagte B^' - Grsict» ' te sich, in seine Augen kam ein kalter^Glanz. — „Da haben Sie sicher auch gedichtet? Und wetten, daß ich weiß, wer Ihre Angebetete ist? Armer Junge. Sie also sind auch auf den Leim gekrochen." Werner fuhr auf. „Was denn? Mas meinen Sie?" „Darüber müßten Sie einmal mit Ihrem Vater reden! — Lasten wir heute abend iede» heikle Thema, Sie Jüng ling!" fuhr er dann spielerisch fort. „Trinken wir lieber." Auf den ersten Rausch folgte der erste Kater: der aber war fürchterlich. Von Schulbesuch konnte gar keine Rede sein und Frauchen, die noch keinerlei Erfahrungen in solchen Dingen besaß, hielt den Bruder für schwer erkrankt und ängstigte sich halb tot. „Gehirnentzündung, Minnachen —" schluchzte sie, „du wirst es erleben. Alle Symptome deuten darauf hin." „Gehirnentzündung? I lieber garl" sagte Minna ge mütlich — „ja, wenn du meinst, wird es wohl so sein. Schade, daß unser Professor nicht hier ist. Der könnte dir das lateinisch sagen Als du noch ein ganz kleines Dingel chen warst, hat er manchesmal genau solche Simsone ge habt, oder wie du das nennst." Togen Abend kam Wemer zu Frauchen ins Wohnzim mer gewankt, wie ein wandelrMer Leichnam. Er setzt« sich still tn die Sofaecke und sah sein Schwesterchen an, da« am Nähtisch saß und mit bekümmerter Miene Strümpfe stopft«. Und wie er sie so sah, lieblich und rein und traut, da wurde er windelweich. Plötzlich fing er bitterlich und so recht kin disch an zu weinen. Sogleich war Frauchen an seiner Seit« und streichelt« ihn und tröstete ihn, aber je liebevoller sie ihm -»sprach, um so jämmerlicher wurde sein Elend. Der Held von gestem war ein klagende«, kleine« Kind. „Frauchen, ich bin ja so Mecht. Bitt«, bitt«, liebe», gute« Frauchen, sei nicht so sieb mit mir, da» kann ich gar nicht ertragen. Ich bin ja ein durch und durch verdorbener miserabler Kerl." Diese heftige Selbstanklag« ergriff nun wieder da» Frauchen so sehr, daß es seinen Kopf an Wemer« Schulter legte und mit ihm um di« Wett« weint,. So fand sie Minna, die den Lbendbrottisch decken kam. „Na also, sagte sie „die Gehimkrankhrit Neckt wohl an? Na, Herr Wemer, wie wär« e» mit einem sauren He ring? Da, gücken Sie ihn nur mal anl Ein selten schöne» Exemplar, wie unser Herr Professor sagt." Da» Frauchen sagte nachher «eist: „Wer stehst du, Wemer, Frau Alix wird schon wissen, wamm sie uns ge warnt hat. Gleichaltrig« Freunde sind besser." „Das kann schon sein", gab Wemer zu. „Obgleich er es natürlich nicht böse gemeint hat. Er verträgt eben unheim lich viel und kann sich nicht oorstellen, daß ich noch nicht solch einen ausgebrannten Magen habe. Andermal seh ich mich vor. Lr ist ein göttlicher Mensch." Als der elfte Sonnabend nach Frau Alix' Abreise kam, empfing Frauchen mittag» dm Bruder mit strahlenden Augen. „Wemer, ich habe eine himmlische Idee für heute nach mittag —" sagte sie. Weißt du, wa» wir tun? Wir gehen hinüber in dm Park und spielen noch einmal wieder Indi aner. Mach kein so dummes Gesicht, Mensch, sondern sag« Ja!" Werner lachte. „Du kindisches Ding!" sagte er — „Ich glaube^ du spielst noch al» Großmutter Indianer." , i-, Und wirklich, sie waren wieder wilde, lustig« Kircher, ganz dem Spiel hingegebeN die schön«, heitere Kinder- sviel-Phantasie kam noch einmal zu ihnen und gab ihnen ihren Zaubermantel, der das Kind im Augenblick dahin trägt, wohin es sich wünscht, der ein kleines Mädchen in einen wilden, bärtigen Krieger verwandelt und einen lustigen Gassenbuben in emen alten, lebensmüden König. Ls störte sie niemand, kein Mensch war wett und breit im Park. Erst gegen Wend erschien Grote, angelockt von ihren gellenden Schlachtrufen. Er setzte sich in einiger Ent fernung von ihnen nieder und sah ihnen zu, ein getreuer Eckart. Und al» es dunkelte, liefen sie müde heim. „Es war wirklich schön," gab Wemer ehrlich zu, als sie erhitzt und richtig „ausgetobt" beim Abendbrot saßen. Mor gen machen wir das wieder." „Siehst du, stehst du!" jubelte Frauchen. Aber am anderen Morgen kam in aller Frühe ein Bote, und bracht« ein Brieschen von Herrn Baum, an Fräulein Tilla Kirchckein adressiert. Herr Baum schrieb:^ Herr Merkel hab« ihm für di« Dauer seiner und der gnädigen Frau Abwesenheit das Auto mobil zur Verfügung gestellt — und er wolle sich erlauben, das gnädige Fräulein und seinen Freund Wemer an diesem prächtigen Herbstsonntag zu einer schönen Fahrt in das Ge birge abzuholen. - Da war nun gar keine Zeit zu längerer Ueberlegung. denn draußen stand der Bote, trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen u. drehte seine Mutz« in den Händen. „Nein!" sagte Frauchen -- „auf keinen Fall." „Doch!" entschied Werner — „Du, da» wird wundervoll — der herrliche Tag." „Frau Alix hat mich aewamt und ich selbst kann ihn nicht leiden, und es schickt sich überhaupt gar nicht für mich." „Ach, wenn ich dabei bin! Und du bist doch auch gar nicht so ich fahre mttl" Wemer zog Minna mit tn den Rat und ihre Stimme gab dann schueßlich al» dte des Unparteiischen den Aus schlag. Sie war durchau» dafür, daß di« Kinder dm schönen Tag oraußen genießen und dt« Einladung annchmen sollten. Wemer triumphierte u. Frauchen ergab sich darein. Um neun Uhr fuhr das Auto vor, Herr Baum hatte einm -ro ßen Strauß frischer Nosm für Framtzm, war tn strahlender Laune, und so fuhren sie in den goßdenm Morgen hinein. Minna lebt« zuerst einm ruhigen Sonntag, wie sie es liebt«. Ordnet« und stöbert, in ihrem bescheidenen Eigen tum herum, aß ein Käsebrot, zog dann ihr beste» Kleid an und begab sich tn di« Kaffeestund« zu Wendt« hinunter. Im Ladenstübchen war «» behaglich — Mutter Wmdt hatte Berg« von Kuchen. Der Alt» schien aber nicht ganz so vergnügt wt, sonst zu sein, und da« Martaktnd, fitn ge putzt im frischgebüaelten weißen Battstkleid, mit einer hell- blauen Äeidenschleife über der blonden Flechtmkron«, sah ein ganz klein bißchen blaß au», ihr« veraißmeinnichtaugen schauten ein wenig trüb», über dem kecken Nä»chm stand ein winziges, scharfe» vorgenfältchm. (Fortsetzung folgt.)