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Beilage zu Rr. 7S des Auer Tageblatte» und «»zeige« für da« «qaabirga. «ontag, d«, 6. «prtt 1914. Berliner Brief. (Nachdruck 0-rdoA.ti) (Lin wehmütiger Abschied. — va» Lnd» von Kroll und Atrko» Busch, der neu» Aünigiplatz. — Immerzu repräsentativ. — Der Airku» von Anno dazumal. — vor dem Osters«,.. — Lxvlofivstofs. — MLßi-un- im Kampf -egen di« Aino». — Lin spielxlatz.veretn.) Tn diesen Tagen Haden wir Meder einmal mH» müHgen Abschied von AltperttauLsm nehmen müssen: von Kroll Md vom ZiM» dusch, «voll und Busch r- diefe beiden Namen, die so eng mit der GntMcklung der Reichs- Hauptstadt verknüpft find, füllen von Uun an nur noch der Lokahgeschichte Berlin» «mgehören. Man Mrd nie mehr zu Kroll gehen, sondern in» Königliche Opernhaus, und man Mrd nie mehr im Zirkus Busch sitzen, solchem nur bet seinem Nachfolger: bei Schumann. Krolls Ende stimmt nachdenklicher, als das Ende des Zirkus Busch; das Etablissement im Tiergarten hat ja ein« lange, lange Ver gangenheit, und wenn auch immer die Zahl derer abnimmt, die sich noch an Kroll in den siebziger Jahren erinnern, so hat doch di« Tradition das Krollsche Etablissement stets mit einem etwas gcheimniisaollen Schimmer umgeben. Die Jungen spitzten die Ohren, wenn sie von;Kroll ev- zählen hörten, und die Augen leuchteten, wenn berichtet wurde, wie einst die Corps de Ballett-Bälle die großen Lockungen Mr die Betliner bedeuteten. Man mutz dabei bedenken, daß wir damals nur Kroll hatten. Der Grüne wald war eine Dagesreise, nach Treptow (war es sehr be schwerlich, ein« Fahrt nach Eriinau war sine Testaments angelegenheit, blieb für den honetten Bürger im Sommer nur Kroll. Der Garten und das Theater. Die feenhafte Beleuchtung im Garten wurde durch Eirandalen brennen der Easlampen herlvorgqzaubert, und da sah man beim Glase Bier und mitgebrachten Stullen friedlich beiein ander. Auf der Krollschen Bühne ober siangen die größten Stars, und es gab keinen Künstler von MF. der es sich nicht zur Ehre geschätzt hätte, im Kammer bei Kroll gastiert zu hohen. Wie waren wir zu jenen Zeiten bescheiden! Für eine Mark kannte man zu Kroll im Garten und ins Theater. Im Theater natürlich Stehplatz, soweit der Platz reichte. Jetzt wird Kroll dem Erdboden gleichgemiaqt, und pujf dem Boden, aus dem in kurzem die Fundamente der ehe maligen Kiolloper herausgehauen werden, wird sich in wenigen Jahren der stolze Bau des Königlichen Lspern- hauses erheben. Dazu soll der ganze Königsplatz Mit der Siegessäule eine durchgreifende architektonische Umgestal tung erfahren. Wir sind eben furchtbar üppig geworden, schämen uns unseres einfachen Kleides fast und wollen stolz und gesteift in prunkendem Staate gehen. Immerzu repräsentativ. Das mag ja goMß sein Gutes haben, wir müssen wohl auch repräsentieren, aber dieses Repräsentieren ist doch eigentlich recht kalt und ungemütlich. Immer im Fest- tagsgonand herumgehen, wird am Ende schrecklich Lang weilig, man sehnt sich doch endlich Meder einmal danach in der Hausjoppe am Tisch zu sitzen. Wir sind eigentlich etwas sehr merkwürdig. Auf der einen Seite versuchen wir uns durch die Ausstattung der Wohnung ein Stück Alb- Berlin wieder zu schaffen, indem wir uns Biedermeier- Möbel hinstellen, auf der anderen 'Seite reihen Mr ein Stück Alt-Derlinertum nach dem andern nieder, um dem prunkenden Stil der Neuzeit neue Ausdrucksmöglichkeiten zu gewähren. Ja, ja, es geht nirgends so komisch zu, wie aus dec Welt! Auch das Ende von Dusch stimmt uns eine Weile wehmütig, wenn auch Schumann Gleichwertiges bot, so war Busch doch populär«,, woher « «am, weiß man nicht, aber Tatsache bleibt es, trotzdem. Di« wirk liche Ztrku«Herrlichkeit unserer Kindheit ist ja auch nicht mehr. Seit der Sand au» der Manege schwand, und er durch «in« Kotkusmatte ersetzt wurde, seit zum ersten Mal« die Wasserpantom nie in den Rundbau eipzog, war «» mit dem Zirkus von "^ nodazumal schon vorbei. Zu viel Ele ganz, zu viel AMittung, zu viel Pomp. Aber e» mutzte ja dec n«uen Zett Rechnung getragen werden, und sq fand man sich eben damit ab. Trotzdem blieben di« Berliner ihrem Busch treu; datz Kommissionsrat Busch ihnen nicht die Treue halten kannte, lag an der Ungunst der Zeit, da zu kam di« schlimme Lustbarkeitssteuer. die schon so vielen Unternehmungen das Genick gebrochen hat, und wohl noch vielen den Garaus machen Mrd. So ging «s bergab, und da. man Kommissionsrat Busch nicht zumuton kann, daß «r dem Magistrat da» LustibarkeftssteueroqHor aus der eigenen Tasche darbringen soll, so kann man es ihm nicht verdenken, daß er sich lieber ins Privatleben zurückzieht al» für den Fiskus arbeitet. Ueber Kroll und über den Zirkus wird man aber trotz melancholischer Resi gnation zur Tagesordnung übergehen, denn gebieterisch rollt das Rad der Zeit ohne Pause, und man hat nicht Zeit, unfruchtbaren Grübeleien nachtzuhängen. Die Sorge ovn heut« verdrängt die von gestern, und die von morgen nimmt schon wieder die Gedanken in Anspruch, ehe sie mit den alten fertig geworden sind. Und die Sorge für übermorgen belastet noch nicht das Gewissen. So mag es auch kommen, daß man lange nicht mehr dir Vorbereitung für Festtage trifft wie in früheren Zeiten. Merkt man jeÄ etwa schon in der Familie etwas von Vorbereitung für die Ostertage? Nicht ein« Spur. Nur die Ostereier in den Schaufenstern erinnern uns daran, datz Mr in «iner Woche das Fest der Auferstehung feiern können. Sonst herrscht w-irköch keine vorfreudige Feststim- muny, oder man merkt wenigstens nichts davon. Wer sich es leisten kann, verreist, und wer daheim bleiben muh, -erbricht sich heute noch nicht den Kopf darüber, was rr beginnen soll. In der Familie herrscht auch eine mft Explosior.sstoff geladene Atmosphäre. Usmzug, Zensuren, das neue Mädchen, Dienstbotenversicherung,, die Aussicht auf die erste Rate d.-s Wehrbeitrags, Steuerer höhung, Ucbcrlastung des städtischen Grundbesitzes, un günstige Konjunktur — etwas von diesen unangenehm.m Dingen, wenn nicht viel« auf einmal, entfällt auf jedes Haue, und die Mitzhelligkeiton verleiden die Vorfreude, die doch eigentlich das Köstlichste der Freude ist. Wir (werden jedoch auch über diesen Berg hinwegkommm; Mr sind ja so zähe Menschen, daß uns nichts so leicht ins Wanken bringt. Eigentlich geborene Optimisten, lassen w r uns auch durch die schlimmste Ungunst der Be hältnisse nicht niederwerfen. Wie viele habe ich schon begraben, und imm«r zirkuliert ein frisches, junges Blut. Mephistos Warst hat heute noch immer sein« Geltung. Wie wäre es sonst auch möglich, dem Neuen zum Erfolge zu verhe'fcn, wo kam die Begeisterung der Jugend her? Die kümmert sich viel um die Not der Zeit, schlägt allen Schnüfflern ein Schnippchen und stürmt drauf los, dem Leben entgegen. Daher sollten sich alle, die sich mit redlichem Willen um das Wohl der Jugend bemühen, auch davor hüten, die Jugend allzu sehr in Watte zu packen. Von diesem Ge sichtspunkt aus möge man sich im Kampf gegen das Kino auch etuas Mäßigung auferlogen. Der Jugend schadet es wirklich nicht so viel ins Kino zu gehen, wie vielfach an genommen wird, denn die Films sind zensiert, und sie sind nicht aufregender al» die Abenteuer LederftnmM». Sicher aber weniger gefährlich für die Jugend al» der Aufenthalt in den Kneipen und Destillen. Das sollten di« Eiferer überlegen. Das beste ist, starke DegengeMcht« zu schaffen Heute schon wird unendlich Mal geboten, und man ist am Werke, noch immer mehr zu tun. Drum ist es mit besonderer Freude zu begrüßen, daß sich ein Verein zur Schaffung neuer Spielplätze gebildet hat, der es sich angelegen sein lassen will, dort, wo kommunal« Mittel nicht ausreichen, helfend einzugreifen, und zu unter- suchen, wo Spielplätze mit geringeren Mitteln einzurichten sind. Es ist ein Uebel, daß sofort Zeter und Mordio ge- schrien wird, wenn irgendwo einmal ein Mißstand auf- gedeckt wiä. Gleich Mrd auch alle» Wertrieben. Ueber- sehen wird nur stets, was Gute» getan worden ist. K. kllvill». MM«r MM-1. Müll ri Iir I.enz Bericht über den Marktverkrhr am 6. April 1914. Großvieh Kleinvieh Ochsen — Bullen 3 Kühe und Kalben 86 Kälber 52 Schafe 49 Schweine 251 Ziegen — zusammen 89 Rinder Zchl-ch«. Lebend- Vchsen: I ) vollsleischige, ausgemästete höchsten Schlachtwerte» bi, za s Jahren 2. ) jange fleischig«, nicht ausgemästete — ältere aurgemäfiete 3. ) mäßig genährte junge — gut ge. nährte älter 4. ) gering genährte jeden Alters Bewi ot gewicht Bullen: Kalben 1. ) vollfleischige höchsten Schlachtwertes 2. ) mäßig genährte jüngere und gut ge- nährte ältere 3. ) gering genährte 4. ) I.) vollfleischige, ausgemästete Kalben 82 80 und Kühe: Kälber: höchsten Schlachtwertes 2.)vollfleischige, ausgemästete Kühe höch sten Schlachtwertes bis za ? Jahren 8.) ältere ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 4. ) mäßig genährte Kühe und Kalben 5. ) gering genährte Kühe und Kalben 1.) feinste Mast- (Vollmilch-Mast) und beste Saugkälber 2.l mittlere Mast- und gute Saugkälber 3 ) geringe Saugkälber 4 ) ältere gering genährte (Fresser) 82 80 78 7b 67 6S 80—62 b8 Schafe: Schweine: 1. ) Musilämmer und jüngere Masthammel 2. ) ältere Masthammel 8.) mäßig genährte Hammel und Schafe 4.) 1. ) vollfleischiae der feineren Rassen und deren Kreuzungen im Alter bis zu v/e Jahren 2. ) fleischig 3. ) gering entwickelt« 4. ) Sauen 49-SV 45 44 62—63 61 60 L5-58 Die Pnise verstehen sich bei den Rindern für 50 kg Schlachtgewicht, bei Kälbern und Schafen für 50 kg Lebend, gewichi und bei Schweinen für 50 kg Lebendgewicht mit 20<>/g Tara Stück Geschäftsgang: mittel. SINK MkiksurW kill' Üllr8edkll -.«»"°L-o» IVlax Woiekkolci. Sg.5n» rllüllklilllsrtW od.für einige Läge Reinmache, arbeit. Zu erfr.imAuerTagebl. 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