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Der Flüchtling. Nach dem Englischen von Käte F re l le r-Kassel. Skizze von K. De nie. (M^ach der Hochzeit mietete Mr. Kcpsi) eine prachtvolle Villa A? in Skarbor am Hudson. Das Haus war mit großem Luxus ausgestattet und Mr. Kepsy mietete es mit allen Möbeln und einem Teil der Diener schaft. Die Villa stand auf einer An höhe, von drei Seiten durch einen großen Park umgeben, dessen Haupt reiz ein See war. Hinter der Villa führte die große Landstraße nach Al bany. Das junge Paar war vollständig fremd in Skarbor — sie kannten nie manden, und niemand kannte sie, d. h. es wäre richtiger, zu sagen, sie kann ten die Familie Vanwordens nicht, und wenn man in Skarbor wohnte und die Vanwordens nicht kannte, so existierte man für Skarbor überhaupt nicht. Schon seit der Zeit Henry Hud sons lag das Besitztum der Vanwor den am Flusse, und seit dieser Zeit sahen auch alle Vanworden auf an dere Sterbliche von oben herab, aus- genomnren vielleicht Harry Vanwor den, der eigentlich nur im Turfklub von Newyork lebte. Die Zeitungen berichteten fast täglich von ihm. Ent weder hatte er es mit dem Gericht zu tun, wegen zu schnellem Fahren mit seinem Automobil, oder sie berichte ten von seinen gefährlichen Jagden oder seinen Siegen im Polospiel. „Wie gut wäre es, wenn du auch Jäger wärst, oder anstatt Golf, Polo spielen könntest," sagte Mrs. Kepsy, die sich zu langweilen anfing, „du könntest dich seinen Schwestern vor stellen, und wir wären gleich mit allen hier bekannt." Sie saßen auf der Terrasse über dem See, in dem Forellen gezüchtet wurden, die aber von den italienischen Arbeitern fast alle aufgegessen wurden, was Mrs. Kepsy be ständig erregte. „Das Bewußtsein, daß unser Haus von verdächtigen Leu ten umgeben ist, und daß nur wenige Meilen von hier, in Cing-Sing, Tau sende von Verbrechern leben, von denen jeden Augenblick einer davon laufen, und dann vielleicht sich in unser Haus einschleichen könnte macht mich . . . „Noch nie hat sich jemand in da» Haus geschlichen, das weiß ich," unter brach sie ihr Gatte, „und ich wäre eigentlich gar nicht abgeneigt, mir einmal einen Verbrecher in der Nähe anzusehen. Und ist es denn wirklich ein Unglück, Vanny, daß wir hier niemanden kennen? Können wir wohl irgendwo glücklicher sein?" fuhr Frä>y Kepsy fort. „Hier ist es so still, so friedlich!" Aber, wie zum Spott, wurde die Stille von den durchdringenden Tönen einer Sirene unterbrochen. Es lag etwas Furchtbares, Anklagendes in diesen Tönen — dann aber trat wieder tiefe Stille ein. Nach einigen Sekunden aber durchschnitten wieder zwei scharfe Pfiffe die Luft, gleichsam als Antwort auf das Signal. Und dann ertönte wieder die Eirene, be fehlend, eindringlich, schrecklich, wie ein Schrei lange unterdrückter Wut. „Mein Gott! Was kann das be deuten?" rief Fredy. Aus dem Hause kam der Haim-of- meister und sagte in demselben Tone, in dem er sonst meldete, daß das Diner serviert sei: „Aus Cing-Sing ist ein Verbrecher entflohen, Sir. Ich dachte. Eie wür- Eugen » Albert, Klavierspieler und Tonsetzer, wurde geboren am 10. April 1864, vollendet mithin sein 50. Lebensjahr. Als Sohn eines Musikers erhielt er von frühester Jugend an eine gediegene musikalische Ausbildung, so daß er bereits in seinem 17. Lebensjahre seine pianistische Rühmeslaufbahn beginnen konnte, die ihn bald in die erste Reihe der lebenden Klavierspieler stellte. Auch als Tonseher machte er sich einen Namen. d'Albert war 1892 bis 1895 mit der bekannten Klavierspielerin Theresa Carreno verheiratet; 1895 vermählte er sich mit der Sängerin Hermine Fink. Nummer 14 Jahrgang 1814.