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Druck und Verlag von Friedrich May. T. m. b. «rantwortNch für die Echristleittttig Mar Flederer»! sSmtlich in Aschvfswerda. . trat. Die Maten aber stand wie ein' böser Geist vom blick ihres Zusammentreffens dazwttchen. Der ganze s, wie sie dem Grafen zugesetzt. Wenn sie auf dem "arfürsten Schach spielte, sah st« sich alle , und wenn der nach der Tur ging, Spiele auf und lief hinter ihm her, um i schämte sich auch nicht, ihm in der ein- ihr anwotten sollte. Doch aus FÜrchh gelten bei dem Fürsten, entgegnete er sä jedem Blick hintergintz, der sie mit jeder Frau betrog, zu Beginn ihrer ttebelosen Ehe, wie heute noch. Biel zu jung und unerfahren war sie in eine fremde Stadt ge kommen, in eine ihr von vornherein feindlich gesinnt« Umgebung. Gräfin Platen, die Maitreffe des Kurfürsten, war ihr gram ob ihrer jungen Schönheit und Frische. Wo Sophia Dorothea Treue und Schutz erwartet, da stieß sie auf Falschheit und feigen Schein. Da regierte nur die Hoskabale, und elende Schmeichler verschacherten ihr eigenes Weib, wenn sie durch diesen Handel «ine Sprosse höher zu klettern vermeinten auf der morschen Leiter des Ruhmes und der Aeußerlichkeit. Bis dann der Graf Philipp Christoph Königsmarck wiederum in ihr Leben i ersten Augenblick Hof wußte es, , Schloß war und mit dem Kurfürst Augenblick« nach Königsmarck um, stand sie ohne weiteres vom , „ , - zu sehen, was er treibe. Sie schämte sich auch nicht, ihm in der ein- deutigsten Weise die Deklaration d'amour zu machen, worauf der Graf nicht wußte, was er ihr antworten sollte. Doch aus Furcht, st« möchte es ihm übel vergelten bei dem Fürsten, entgegnete er sö obligeantement, als er konnte. Sie jedoch hatte mehr begehrt als Worte. — Sophia Dorotheas zuckende Finger suchten die Hand des Ge liebten, den sie gerettet aus allem Schmutz des glänzenden Prunk«, gerettet für sich ganz allein. Auch er war versunken und in diesem Augenblick weit weg von der süßen Gegenwart. Er dachte an einen Sommerabend in Vene dig wahrend einer Redoute. Genau wie heute war am Spätnach- mtttag ein heftiges Gxwitter niedergegangen. Genau wie heute waren der damalige Prinz August von Sachsen und er hernach in der Oper gewesen, hattet» dem nichtsahnenden Gatten der Geliebte» des Minzen in verstecktem Hohn ihre Aufwartung gemacht. Wäh rend dei zweite Reisebegleiter Seiner Durchlaucht, der Doktor Mat thäus Pauli, den Herrn Gemahl weiterhinzu beschäftigen hafte, waren sie beides heimlich entwischt. Aber Monsieur mußte Wind bekommen haben. Er folgte den Ausreißern kotz aller Beschöni gungen des Doktors. Und wahrlich, hätte Philipp Christoph sechst den voreiligen Gatte» nicht ein wenig mit dein Degen in den Rip pen gekitzelt, der Prinz wäre mit der heißblütigen Schönen in zärt lichstem töts L töt« ertappt worden von dem eifersüchtigen Othello. Damals hatte ihm Seine Durchlaucht diesen Hirschfänger geschenkt mit dem edelsteinbesetzten Handgriff zum Danke dafür, daß der Graf ihm das Leben gerettet. Wie leichtsinnig und verantwortungslos ihm dies all« heut« doch vorkam! Regen schlug gegen die Fenster. Pochte nicht jemand an dl« Scheiben? Doch nur ein verlrrter Nachtfalter kam durch die angelrhnt« Tür des Borraums ins Zimmer geflogen. Aengstlich und laut schlu gen seine dunklen Flügel; in aufgeregtem, wirrem Zickzack chetzteee durch das Gemach. Er zog weite Kreise um eins der brennenden Lichter, er flog darüber hinweg, fetzt wurden seine Kreise enger und tiefer, auf einmal flackerte di« Kerze jäh auf, der Falter war ver brannt. , . Sophia Dorothea erschauerte. Sie schmiegte sich enG, an de« Geliebten lebenswarme Nähe ' „Hätte ich dich nicht gefunden, rna mignonno, mein Leben wäre nicht wert, weiter gelrbt zu sein", sagte innig Philipp Christoph. „Wie habe ich Aurora bestürmt, uns zu helfen. Doch st« glaubte meiner Liebe nicht, wahrhaftig, mn vksriv, sie glaubte nicht! Bi» ich sie selber an Claes Horn erinnerte, ihren Dichter. Da nickte sie stumm mit dem Kopfe und meinte: Wer es kann, der soll es tun. Wir aber, Geliebte " Ein Pollern wie von umgeschlagenen Stühlen und Sessel» unterbrach plötzlich da» kaum begonnene Liebeswort. Mit einem grellen, unartikulierten Schrei stürzt« Fräulein von Anesebeck i» das Gemach. Aber ehe sie noch zu sprechen oermochte, waren zu gleich zwei Männer in das Zimmer gedrungen, in der Hand de» blanken Degen. Sie waren in schwarze Mäntel gehüllt und trüge» Masken vor dem Gesicht. > Der Graf war aufgesprungen, das Arbeitstischchen hatte er mit umgeriffen, sein Hirschfänger blitzte aus der Scheide, der Stahl funkelte im Kerzenlicht. Da riß die eine der Larven die Binde von den Augen, es war der Kurprinz selbst, der Gemahl der armen, schuldigen Sophia Do rothea. Die Waffe entsank der Hand Philipp Christophs, er ließ st« zu Boden fallen. „Mit diesem Rivalen schlage ich mich nicht", sagte er verächtlich. „Wollen Ihre Durchlaucht mir nicht erklären, was zu dieser Stunde und bet der angeblichen Unpäßlichkeit Ihrs Gnaden «l» Kavalier meines Hofes in Ihrem Privatgemach zu suchen hat?" (Fortsetzung folgt.) Hastig «griff sie den Dreiarm von dem Taburett, wieder öff nete sich aus geheimnisvolle Weise die gegenüberliegende kahle Wand. Graf Königsmarck folgte ihr dicht auf dem Fuß. Es ging durch einen glasverdeckten Korridor, dann durch einen hell erleuchteten Dorraum, dessen Fenster durch schwere, dunkelrote Damastvorhänge nach außen hin völlig abgeblendet waren. Der Graf stürmt« an Fräulein von Knesebeck vorüber sogleich in das angrenzende Zimmer Ihrer Durchlaucht. Fräuletn von Knesebeck hört« nur noch einen erlösten Auf schrei, ein Stammeln von trunkenen Worten, ein Stöhnen unter drückter Lust — sie blieb, wie von einem Banne befreit, aüfatmend mitte» im Borraum stehen, stellte langsam den Leuchter auf «in kleine» Lacktischchen und sank, selbst füll vor sich hinlächelnd, »»ar tend in den karmesinroten Seidenseffel. Im Kristall der hohen Spiegel tanzten viel« Kerzen einen zärtlichen Reigen. Hier war klingende Stille, jetzt endlich war Ruhe und Sicherheit. Die Liebenden aber hielten sich immer noch umschlungen. Mantel und Hut waren zur Erde geglitten, der Graf stand da In grobleinener Hose, dunklem Kamifol und Wetterrock. An einem schmalen Ledergurt blitzte der eoelsteingeschmückte Griff sei»« Hirschfängers. Sophia Dorothea streichelte immerzu seinen Kopf. In ihren Augen weinte und lachte es zugleich: „Liebster, daß du endlich da bist!" Sie küßten sich wieder und wieder. Die Gegenwart schien Untergängen zu sein, hier war die Insel der Seligen, das Weib an der Brust d« geliebten Mannes. Sein starker Arm hielt! sie um schlungen, eine Welt von Haß und Ränken war machtlos. Sie saßen beisammen auf der Ottomane, wie zum Schein stand das Arbeitstischchen Monsieur Bernhardt Zeyers, Wachspoussier und Künstler in Lack seines Amtes, zwischen ihnen. Hand i» Hand saßen sie, die heilige Zweisamkeit der Liebe genießend. ,Lch habe Eckelshöh eingeweiht. Liebste. — Rein, sei ruhig, er ist verläßlich wie mein eigenes Herz. Bei der nächste» Redoute s unsere Flucht gelinge" Eckelshöh reitet voraus und sorgt an den Relais für frische Pferde. Wir reiten bis Hambrttg zunächst. In Aurora Königsmarck findest du Ist« schwesterlich« Freundin Du weißt, auch sie haßt die Platen wie ein giftiges Reptil." - „Wären wir erst soweit, Philipp Christoph", seuszte tief die Kurprinzessin. „Heute wieder, es lies mir lall über die Glieder, »nie der Prinz mich ansah, da ich ihm vorlog, ich fühlte mich nicht wohl zur Oper. Di« Knesebeckin erstach er fast mit seinen Augen. Liebster, ich ahne, die eifersüchtige Platen hat uns schon manch üblen Dienst erwiesen bei ihm? ,^>stits Lonodo, süße klein« Louche, du flehst Gespenster" lachte Philipp Christoph. „Exzellenz Podewils war im Theater. Der General hätte mir schon eine Andeutung gemacht, wäre Gefahr im Anzug«. Und Eckelshöh wacht auch. O, wie ich diese Wett von Lug und Trug Haff«, seit ich dich habe, m» vköro Ixruokei" Der Graf war mit einemmal sehr ernst geworden. Sein jugend lich«, etwas weiches Gesicht erhielt einen männlichen Ausdruck von reifer Entschlossenheit. Seine Haltung straffte sich unwillkürlich, seine hohe Gestalt schien noch größer zu werden. Er nahm Sophia Dorothea zärtlich in den Arm: „Mit mir ist «in« Wandlung vor sich gegangen, Geliebte, fest ich dich habe. Diese Treulosigkeit in und um uns herum ekelt mich an. Die feierlichen Liebesschwüre mein« Lebens, so ost gebrochen, wie sie ausgesprochen wurden, kleben wie Aussatz an mir. Dies« tatenlose Dahinleben, nur unterbrochen von Maskeraden und Um kleiden, ist mir zuwider. Mein Leben trägt Sehnsucht nach Rein heit, wie mein Herz sich sehnt nach dem unlöslichen, rechtmäßigen Berbundensein mit dir!" Er schwieg bewegt. Eine kunstvoll geschmiedet« Rokotouhr Hub mit silbernem Klingen soeben zum Schlage an. Zehnmal schwang der Klöppel im kleinen Uhrwerk, zehnmal verneigte der lächelnde Kavalier sich tief vor der zierlichen Dame km Reifrock, die kaum sichtbar, im Takte des Perpendikels auf der Höhe des rubin- ^sihmllckten Zifferblatt« im Menuettschritt sich bewegte. „Mein Leben trägt Sehnsucht nach Reinheit", hatte der Graf gesagt. Auch Sophia Dorothea war in Gedanken stumm. Da» Strafbare ihrer sündhaften Liebe stand wieder einmal wie etwas Ungeheuerliches vor chr. Als Kinder schon hatten sie miteinander gespielt, damals am Hofe in Celle, der kleine Philipp Christoph, die Mn« Aurora und als vierte im Bunde Amalia Magdalena von Königsmarck. Plötzlich aber hatte der Bater der Königsmarck bei de« von Bonn drunten am Rhein im Jahre 1873 durch «inen Bombenschuß «in ebenso frühzeitiges wie gewaltsames Ende gesunden. Sophia Dorothea und Aurora waren damals ungefähr vierzehn Jahre alt. Nach dem Tode ihres Paters jedoch mußten die Gespielen der Jugend fortziehen. Selten genug hörte Sophia Do rothea von ihnen, die nu» hoch oben im Bremischen auf Schloß Agathenburg bei Stade, dem allen Stammsitz ihr« Geschlechtes, wähnten und durch ihre stamme Mutter eine tadellose Erziehung erfuhren. Ei« selbst aber? Sophia Dorothea schlug die Hände vor das Gesicht. Rach ihren Wünschen und Neigungen hatte niemand gefragt. Sie wmde dem K"-vrinz«n von Hannover angetraut, einem Manne, berste mit