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Der SSchflsche ErzHler Dom»er»t»g, de« «. J»tt 1VSS. 2. BetdUM z« Rmm»er 1S6 verein vom Evangelischen Bund gemäß seinem Programm und seiner Tradition be ¬ find bereits in vollem Sange. Man kann jetzt scho einzelnen sächsischen Orten di« Plakate mit dem D schlachtdenkmal als Symbol sehen und überall rüsi die Ortsgruppen, um möglichst die gesamt« Parteigenosse schäft nach Leipzig heranbringen zu koi i— - - gen aller Fachgruppen Vorbehalten bleibt, beginnt" der eigentliche Sautag mit seinen großen öffentlichen Leranstal- " Kundgebungen erst richtig am Sonntag, 16. fmars ch der sächsischen.SA., SS. mL Hit- >i« die Aufstellung der Motor-SA. verspre- -erslhau der braunen Kolonnen Adolf Hitler« zu werden. Wie der NS.-Pressodlenst, heute schon infolge der gewaltig terial usw. »ine Riesenfülle vor . len Firmen erfolgt, durch die eine erhebliche An?-HI Betrieben und Volksgenosse- zu Arbeit und Brot kom Mit dem Gautag verbundc wird eine besondere Ehrung aller alten und verdiente. Partei genossen, die vor 1923 oder seit 1925 ununterbrochen Mitglied der Partei waren. Zur Bewältigung der bereits jetzt eingesetzten organi satorischen und propagandistischen Arbeit wurde für den Gaupa rtettag eine besondere Geschäftsstelle m Leipzig, Konzentrahaus, Petrrsstrahe, Ecke Sporer gasse, H. Stock, eingerichtet. Seschäftsstunden täglich von S bis IS Uhr. M> Freitag, den 14. Juli ist die Geschäftsstelle Tag und Nacht geöffnet. Fernspvechanschlüff«: 22696 für all« Auskünfte und An fragen, 26401 Ouartieramt und 28 535 Bertriebsabteilung. Der neue Sächsische Gemeindetag. Dresden, 5. Juli. Im Zusammenhang mit der Neu bildung des Deutschen Gemeindetages sind auch in Sachsen unter Leitung des Staatskommissars Kunz die erforder lichen Vorarbeiten vorgenommen worden. Nachdem sich bereits für den 1. Juli 1933 hssr Verband der Sächsischen Bezircksverbände aufgelöst hat, ist sein bisheriger Leiter, Regierungsrat a. D. Dr. Guba, in die Geschäftsstelle des Aus Sachsen. Sächsischer Gauparteitag -er NSDAP, in Leipzig. Wie bereit» bekannt, veranstaltet der Sau Sachsen der NSDAP, am 15 und 16. Juli d. I. seinen Saupar- tettag in Leipzig. Seit zwei Jahren ist der Sau Sachsen der NSDAP, nicht m«r zu einer gemeinsamen Taaung zusammengekommen. Seitdem ist die nattonalso- ziaüstische Bewegung nicht nur mächtig emporge wachsen, sondern wurde auch noch der Träger de, neuenStaate«. Angesicht» der nationalen Erhebung dieses Jahres und der vollzogenen Machtübernahme auch in Sachsen soll der bevorstehende Sauparteitag ein wichtiges Bekennt nis zum Führer, zum'S taat u. zum deutschen Volke werden. Die Vorbereitungen für diesen Gauparteitag „ . ----- -- - - ' ",on in den iölker- ' "sten . . , .sen- innen. , , Während der Sonnabend vor allem den Sondertagun- I eigentliche Sautag mil tungen und Kunogeb Juli. Der Aus ler-Jugend sowl chen eine gewaltig« Heerschau Hitler» zu werden. Wie der NS.-Pressedlenst, Gau Sachsen, mitteilt, ist lgen Anforderungen an Ma- oon Bestellungenbei vie- " l von kommen. Sachsen, -as industrielle Herz Deutschlands. Dresden, 5. Juli. Im Laufe dieses Monats werden an 220 000 Firmen des europäischen Auslandes geschmackvoll durchgefüyrte Werbevlakate, die iN den sächsischen Farben Schallen sind, versandt. Sie tragen die Aufschrift „Ein käufer Europa», besuchen Sie Sachsen, das industrielle Herz Deutschlands!" Di« Werbung geht vom sächsischen Wirt- schaftsministerium au», das dabei mit dem Leipziger Meß amt zusammenarbeitet. Es wird u. a. auf alle wichtigen sächsischen Industriezweige hingewiesen und betont, daß ein großer Teil der am Export interessierten sächsischen Firmen seine Erzeugnisse zur Leipziger Herbstmesse ausstellen wird. Weiter wird aus die landschaftlichen Schönheiten Sachsen» hingewiesen. Aufruf-es Handwerks für die Aoolf-Hitler-Spen-e. Dresden, 5. Juli. Die Notwendigkeit, di« verschiedenen Einzelsammlungen durch eine einheitliche zentralgeleitete Sammlung abzulösen, habt zu einer Vereinbarung der Spitzenorganisationen der deutschen Wirtschaft über die Durchführung einer Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirt schaft geführt. Die Spende ist als eine freiwillige Aktion ge dacht. Die Beteiligung des Handwerks an dieser Spende wird als eine Ehrenpflicht angesehen, der sich kein selbständiger Handwerker, der dazu in der Lage ist, entziehen sollte. Der Einzelbeitrag ist auf 3 RM., für die Inhaber wirtschaftlich leistungsfähiger Handwerksbetriebe auf 5MM. festgesetzt worden. Mit der Einhebung der einmaligen Beiträge für das Handwerk ist die Gewerbekammer Dresden. Grunaer Str. 50, für ihren Bezirk beauftragt worden. Soweit selbstän dige Handwerker Innungen angehören, sind die Beitrage Sächsischen Gemeindetag«« übergetreten. Hierzu wirb in derZettschrift „Lex Sächsisch« Gemeindetag^ u. a. au»- Mit dieser Vereinigung de» Sächsischen Semeindetages mit dem Verband der Sächsischen Bezirtsverbände ist ein großer Schrift für die kommunalen Organisationen nach vorwärts getan worden. Er wird sich für die Gemeinden und Bezirtsverbände nutzbringend auswirken. Da» gute Zusammenarbeiten, da» schon bisher zwischen den Svitzen- organisationen tn Sachsen bestand, verspricht auch für die künftige l^Meinsame Arbeit an einer Stelle den Erfolg. Mit dieser Zusammenfassung sind Gedanken, di« insbeson dere vom Sächsischen Gemeindetag immer vertreten wurden und die im neuen Reiche im Nationalsozialismus mit seinen auf engste Zusammenfassung aller am Dolksganzen hin- arveiteiwen Kräften erfreulicherweise unterstützt wurden, verwirklicht worben. Eine besondere Regelung durch Reichs gesetz bzw. sächsische» Landesgesetz ist zu erwarten. Lns- bejondere wirb nunmehr auch ein« zwangsweise Zusammen fassung aller Gemeinden im Sächsischen Gemeindetag an geordnet werden. Die bisher in Unterordnung unter dm Sächsischen Gemeindetag arbeitenden Sondernereinigungen von Städten und Landgemeinden werden ebenfalls auf gellst. bet der Innung «inzruahlen, die sie alsdann geschlossen an di» Kammer abführt. Die Handwerker, die in Innungen nicht organisiert sind, werden auf diesem Wege gebeten, den Bei trag von S RM. bzw. 5 RM. nach Möglichttlt bi» End« Juli unmittelbar auf da» Sonderkonto der Sewerbekammer Lres- den beim Postscheckamt Dresden Nr. 7272 einzuzahlen. Einem jeden Handwerker wird nach Eingang der Spende eine Quit tung zugestellt, die als Ausweis für dtzn Handwerksbetrieb gilt, daß alle weiteren Sammlungen der NSDAP, und ihrer Formationen bei ihm nicht mehr in Frage kommen. Die Arbeit -es Evangelischen Bun-es. Dresden, 5. Juli. Nachdem die Neuordnung der kirch lichen Dinge in Sachsen Gestalt und Tatsache geworden ist, schallet sich der Sächsische Landesverein vom Evangelischen Bund gemäß seinem Programm und seiner Tradition be wußt in den Willen der k rchlichen Führer ein, um mitzu- Helsen am Bau einer lebendigen, evangelischen Kirche im Volk und einer evangelischen K rche deutscher Nation im Reich. Das nächste Anliegen ist ihm eine großzügige, einheitliche Ge stattung der Lutherfeier zum 10. November. Versailler Diktat un- Schule. Dresden, 5. Juli. Der Herr. .Reichsminister des Innern hat die von der nationalen Regierung al» wichtig und vor dringlich anerkannte Aufgabe, das deutsche Volk und namentlich die Heranwachsende Jugend über Inhalt und Bedeutung des Versailler Diktates zu unterrichten, in der letzten Sitzung des Ausschusses für das Unterrichtswesen zum Gegenstand eingehender Erörterung gemacht. Zur Erfüllung dieser Aufgabe soll an di« Schüler im letzten Pflichtschuljahr, gegebenenfalls auch an die Schüler der Berufsschulen und Fachschulen «in Auszug aus dem Ver sailler Diktat kostenlos verteilt werden. Ferner ist geplcmt, zur Behandlung des Versailler Diktats im geschichtlichen und staatsbürgerkundlichen Unterricht ein« bestimmt« An zahl eines solchen Auszuges aus dem Diktat kostenlos an die Schulen abzugeben. Die Verteilung soll zu Beginn des Win terhalbjahres erfolgen. Das sächsische Volksbildungsmini- sterium trifft in einer Verordnung die entsprechenden An ordnungen zur Feststellung des Bedarfes. Einnahmen un- Ausgaben -es Lan-es Sachsen im Mai 1933. Im Monat Mai 1933 betrugen lm ordentlichen Hausbaltplai des Freistaates Sachsen die Einnahme« 21127 000 «it, die Aus gaben 24043 000 Es» ergab sich formt ein« Mehrausgabe von 2 918 000 <K. Seit Beginn des Rechnungsjahres «inschl. Berichts ¬ monat betrugen die Einnahmen 32617 000 ^t, die Ausgaben 45342 000 ^t, die Mehrausgabe somit 12725000 Im einzel nen betrugen im Mai die Einnahmen aus Steuern 18 257 000 »it (wovon den Gemeinden und Gemelndeverbänden 7187000 überwiesen wurden), aus der Rechtspflege 712000 aus dem Schulwesen 3 081000 aus Kunst, Wissenschaft und Kirche 293 000 ^l, aus Ueberschüssen der Betriebe 180000 und aus der übrigen Landesverwaltung 4791 000 An Ausgaben er forderten die allgemeine Verwaltung 3 558 000 die Rechtspflege 3 265 000 M, das Verkehrswesen 622 000 das Schulwesen 6 989000 Kunst, Wissenschaft und Kirche 1498 000 ^t, soziale m lüs ¬ ten sich die englischen Aufsjchtsmannschaften bereit» zurück gezogen. Es kam nun vor allen Dingen darauf an, die Aufmerk samkeit des gefahrdrohenden Postens auf dem Turme so stark zu fesseln, däß er nur Augen für das hatte, was im Kerker selbst vor sich ging, und nicht mehr auf das Geschehen außer halb der Mauern achtete. Bei der Fülle der Leu:e, die sich um mein Putt drängten, war er nicht in der Lage, die Ausreißer zu beobachten, die in den Geheimgang schlüpften; dieser selbst war bei Tage durch das Pult verdeckt. Vor den Augen der Schildwache auf dem Turm begann an diesem Abend die Aufführung eines Schwanks, der allein ihm zu Ehren gespielt wurde; er gehörte zu dem Besten, was je von uns in Aegypten veranstaltet wurde. Zum Staunen der Engländer ain Nil hatten wir unseren Einzug in Kairo mit unserer ostafrtkanischen Musik gehalten. Heute ging der Mummenschanz los, der den Posten auf dem Turm völlig vergessen ließ, daß er am öden Nil im nüchternen Dienst stand. Als Weiber verkleidete Matrosen sprangen in der selben Verzücktheit wie die Bantu- und Massaistämme der Urwälder und Steppen in den Tropen. Man sah es dem Be obachter oben im Turm an, daß er am liebsten von seinem luftigen Sitz heruntergestiegen wäre, um sich unter die Rotte Korah zu mischen... Ws die Wache auf dem Turm wieder der Außenwelt ihr Interesse zuzuwenden begann, war auch der letzte Flücht ling durch den Stqflen gekrochen. Obwohl das Mündungs loch außerhalb der Mauer nur wenige Schritte vom Fuß des Turmgerüstes entfernt war, hatte jeder der Ausbrecher über die Lichtung hinweg den rettenden Schatten des Dattelhaines erreicht, ohne daß Alarm geschlagen wurde. Diejenigen, die über den M schwimmen wollten, verschoben ihren Plan auf gelegenere Zeit. Die Ausbruchsstelle draußen wurde von einem geschickten Kameraden unauffällig von innen verkleidet. Der Morgen graute. Pünktlich wie immer erfolgte der amtlich« „Roll Tall , die Zählung der Gefangenen. In zwei langen Reihen zu beiden Längsseiten der Fabrik stellten sich die Deutschen auf; der englische Sergeant schritt mit dem Leutnant der Lagerkommandantur, der die Oberaufsicht hatte, die Linien ab, verglich die Zahlen und nickte befriedigt; alle» hatte geklappt, keiner der Gefangenen fehlte. Die Ar beiter des Tages wurden kommandiert und marschierten ab, dann trat wieder die gewohnte Ruhe ein. In ungeheurer Spannung verlebten die Deutschen den Tag. Ordnungsgemäß verliefen auch die weiteren Zählungen. Wieder brach der Abend herein. Kein Trompetensignal gellte außer der Zeit. Offenbar waren die Flüchtlinge aus dem Be reich des Lagers entkommen. Da» Mündungsloch des gehei men Gange» hatte man so gut verwischt, daß sich nicht der ge- ringst« Verdacht regte. So vergingen etwa fünf Tage. An einem der Abende der folgenden Woche erschien zu ungewohnter Zett der Kommandant, als die Zählung bereits erfolgt war. Schnurstracks kam er auf mich zu. Ich «and gerade auf meinem Podium, im Begriff, die englischen, fran zösischen oder griechischen Zeitungsnachrichten vorzulesen, die über den Verlauf des Krieges berichteten; wir konnten sie uns ohne Schwierigkeiten besorgen. ,Ln unserem Lager war doch alles bei der Zählung in Ordnung?" fragte er. „Jawohl, Herr Major!" antwortete ich und sah ihn ge spannt an. „Dachte mir's", erwiderte er, „die Kerle werden au» einem anderen Lager stammen. Bei Suez hat man einige deutsche Ausreißer erwischt. Na, ich werde gleich telepho nieren, daß diese Mauern dicht sind." Sprach'», drehte sich gewichtig auf dem Absatz und ent schwand. — Zwei Tage darauf — platzte die Bombe, abends spät. Dem Major, der beharrlich abstritt, daß aus seinem Lager Leute entwichen seien, wurden die Namen der Ausreißer vom Hauptquartier her durch Fernruf mitgeteilt. So kam es heraus. Die sofort nochmals vorgenommene Zählung ergab die Tatsache, daß vier Gefangene fehlten. „Morgen wird sich das Weitere finden", sagte er. Es bleibt ewig schade, daß wir die Gesichter unserer Kerkermeister nicht photographieren konnten, als sie tag» darauf die Entdeckung machten: Trotz verdoppelter Wache fehlten fünf weitere Gefangene. In der rabenschwarzen Nacht waren die Leute, die über den Nil schwimmen wollten, ohne Theaterschwank durch den Stollen gekrochen. Ein ost afrikanischer Elefantenjäger hatte sich ihnen angeschloffen, der seine eigenen Wege gehen wollte. Der Major rief mich auf der Stelle. Ich kam mit einem Gesicht — die Mumie Ramses des Zweiten im Museum der Stadt hatte sicher mehr Ausdruck als ich. Er sah sofort ein, daß er aus mir nichts herausbekam. Den Stollen hatte man noch nicht entdeckt. Worüber sich die Engländer am meisten den Kovf zerbrachen, war die Tatsache, daß die Rechnung bei der Zählung immer geklappt hatte. Endlich kamen sie dahinter. Es war der Sergeant, dem die Stallaterne aufging. „Wenn wir am unteren Ende der Halle anlangten, müs sen einige der Hunnen, die wir bereits mitgerechnet hatten, auf die entgegengesetzte Seite der Wand ungesehen hinüber gesprungen sein", meinte er und blickte mich triumphierend an. Der Leutnant sperrte den Mund wie ein Nilpferd auf, dem Major sprangen die Pupillen wie elektrische Druckknöpfe au» den Augenhöhlen. Man trieb uns au» den kühlen Hallen der Fabrik und ließ uns draußen in der Sonne braten. Man riß den Flur der Halle auf und fand den Stollen. Mittags ließ mich der Teneralinspektor der Gefangen lager holen. „Einer der letzten Ausreißer ist in der Nacht im Nil ertrunken", sagte er, „die anderen haben wir alle erwischt. Sie werden sich wohl die unhellbare Bilharzia ge holt haben. Vor dem Nil warne ich!" Der Letzte, der eingefangen wurde, war der Elefanten jäger. Er hatte zarte Fäden zum schönen Geschlecht ange knüpft; dort war er in Sicherheit, gewesen, solange er Geld hatte... „ >j Die Sache lief glimpflich ab. Die Lusretßer kamen mit vierzehn Tagen Arrest davon. Mir-selbst konnte man nicht» nachweisen. Leider mußten wir die kühlen Steinmauern der Fabrik mit üblen Türkenbaracken vertauschen. Im Kerker am NU. Ein Erlebnis aus der Kriegsgefangenschaft, erzählt von Rudols de Haas. (Nachdruck verboten.) Die Ausführung de» Fluchtversuchs wurde auf die kom mende Nacht festgesetzt. Seit Wochen waren die sorgfältig ten Vorbereitungen dazu getroffen. Die Aussicht auf das Gelin gen des Unternehmens wäre di« denkbar günstigste gewe en, hätte man nicht als Zeitpunkt den Vollmond wählen müssen. Er schien Irrsinn, aber es gab keine andere Möglichkeit. Ein Teil der Ausreiher batte beschlossen, den Weg über das Mo- qattamgebirge östlich von Kairo zu wählen und von da auf den Suezkanal vorzustohen, mitten ourch die Wüste; sie brauchten das Mondlicht ebenso nötig wie die anderen, die zur Nachtzeit über den Nil schwimmen und durch die Libysche Wüste zu entkommen gedachten. Außerdem blieb keine Wahl mehr, da der unterirdische Gang, durch den die Flucht vor sich gehen sollte, jeden Augenblick entdeckt werden konnte. Unser wohlverwahrter Kerker lag nicht viel mehr als hundert Meter vom Nil. Es war eine aus widerstandsfähigen Steinmauern erbaute riesige Fabrik von beträchtlicher Höhe, die, wie die Sage ging, noch Napoleon dem Ersten zur Her stellung von Gewehren gedient hatte. Sie befand sich in einer südlichen Dorstadt Kairo», dem Villenort Ma'adi, unweit des dicht am Strande gelegenen malerischen alten Koptenklosters. In dem an eine Kirche gemahnenden ungeheuren Raum wa ren wir zu etwas mehr als sechshundert Mann auf Stroh matten auf der Erde untergebracht. Auf eigens erbauten Turmgerüsten rings um die Fabrik herum standen die eng lischen Posten; von ihren Standorten konnten sie in das In nere, des Gefangenenlager« hineinschauen. Der für uns unbequemste Posten hatte von seinem hohen Turm au« leider eine ebenso völlige Uebersicht über das Tun und Treiben im Gefängnisraum wie über die Fluchtrichtung außerhalb der Mauern. Ehe die Ausreißer in den Schatten des kleinen Datteshaines gelängten, mußten sie über einen ebenen und völlig offenen, vom Mondlicht hell erleuchteten Platz etwa zwanzig bis dreißig Meter hinwegschleichen. Um dem Wachter auf diesem gefährlichsten Turm die Entdeckung der Vorgänge im Lager unmöglich zu machen, hatte man den Einaana zu dem unterirdischen Stollen am geeignetsten Punkt angelegt. Dies war eine Art Redneroult, das ich allabendlich al» Lageroorsitzender bestieg» um Befehle der englischen Kommandanten bekanntzugeben, Zeitungen und dergleichen vorzulesen und die Einförmigkeit des Ge fangenenlebens durch Vorträge erträglich zu machen. Un mittelbar unter meinem Sitz begann oer Weg in die Unter welt. Wir gefangenen Deutschen bestanden zum überwiegen den Teil aus Ostafrikanern, den Rest bildeten Angehörig« des Palästina-Expeditionskorps, die an der Ostseite des Suez kanals oder in der Sinaiwüste in die Hände des Feindes ge fallen waren. Für den Fluchtversuch eignete sich am besten die Zeit vor dem Zapfenstreich, an dem alle Gefangenen sich ungestörter Bewegung erfreuten; wenn ich mein Rednerpult bestieg, hat-