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DerSSHWeLrMer Tagesilaü MAWoDwerda Akeukirch und Almgegend Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk UnabhängigeZeitungfüralleStLndeinStadtuno Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Der Sachfische Erzähler Ist da, zm Veröffentlichung d« amtlichen Bekannt- Beilagen: Illuftriert«, Sonntaasblatt Heimatkundliche Beilage x Frau machungm der Amt»hauvtmamschaft, de, Arbeitsgericht, und de« Haupt» und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von zollamt, zu Bauten» de, Amtsgerichts de, Finanzamt«, der Schulinspektion Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt mrd des Stadtrat, zu Bischofswerda behördltcherseus bestimmte Blatt Dresden Nr. 1521. 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Der «öck- gang seit Mär, brträgt bereit» über eine Milltou. » Der verband »ffenMch-rechtNcher Sriditanflalken »rat aus selnir Tagung in Bad Pyrmont für «»ne umgehende Ermäßigung der überhöhten zinvsähe auf rin« d«n vorkriegroerhälkniss«« ent sprechende -VH« ein. * «nf der Internationalen Arheikkonferenz in Gens kam «» am panneratag und Freitag zu scharfen Zusammenstößen zwischen der sozialistisch«« »ehrhett und den deutschen und italienischen Arbei tervertretern. Vie niederländische Regierung hat dem Generalsekretär de, Völkerbund« mitgeteilt, daß sie der Anregung zu« Abschluß ein« Zollwaffenstillstaud« untre bestimmten Vorau»setzungen zu stimm«. » Ja Innsbruck tst « einem Nationalsozialisten, der «ach einem Ius«nnMstaß m» Helwotschvtzlevfta zu drei »onateu flreugem Arrest verurleitt «ardeu war, gelungen, über die Grenze nach München zu entkommen. * Sonntag nachmittag stndet ln Köln ,mische« den belden west deutschen Wannschafirn Fort««« vüsteldarf und Schatte 04 d« E«1ch»l»l um dl, dimsährig« deutsch, -nßballmttfierschas« statt. vle ungewöhullche Hitzewelle la Amerika, die am vergange nen Sonnabend elusetzte, Hütt weiter an. Blaher find im ganzen Laad, etwa 100 Lode»Me durch die Hitz, zu verzttchaen. *7 wvfahrllche, an yscher« «Ä». Sse Welwirlschaftskonfereaz Lvlldoll 1933. Wieher einmal versammeln sich einige hundert Staats» männer und Fachleute, um auf einer Mltwirtschastskonfe- renz dem internationalen tle-el: Verarmung, Arbeitslosig keit, Verelendung, Wirtschaftsschrumpsuna zu Leibe zu gehen. Man wird im Geologischen Museum in London tagen. Hof fentlich ist das kein böses Omen, denn niemals hat die Welt mehr Aufgeschlossenheit, Wirklichkeitsnähe und frische Luft ge braucht ak heute, wo gegen fünhlg Länder wieder eine ent» wertete oder Papierwährung haben und die Armee der Ar beitslosen noch Millionen und Abermillionen umfaßt. Es ist kein Zufall, daß die Konferenz ln London stattfindet, denn sie ist der Initiativ« und dem Lebensbedürfnis Englands ent sprungen. Seit einem Lahre geplant, war sie von Macdo- nald als dritte Etappe eine» großen Gesundungsplanes ge dacht. Etappe eins: Lausanner Trtbutkonferenz. In sich ge lungen, aber noch nicht in Wirklichkeit getreten. Etappe zwei: Ottawa-Reichswirtschaftskonferenz des Britischen Welt» reich». Ziemlich gelungen und bald ein Hahr in Kraft. Etap pe drei sollte die Welttvirtschastskonferenz sein. Sie hatte aber noch zwei andere Voraussetzungen: Bereinigung der interalliierten Schuldenfragen Md Erfolg der Abrüstungs konferenz. Erst wenn diese beiden schwersten Störungen beseitiat waren, konnte man mit Erfolg jenen „grandiosen Angriff auf di« Weltkrise- wagen, von dem die angelsächsische Presse schrieb, al» Macoonald zu Roosevelt fuhr, um eine Vorkonferenz einzuleiten. Die Aufgaben, die der Konferenz von ihrem Auftraggeber, dem Völkerbund, gestellt worden sind, lasten sich ln folgende Stichworte zufammenfasien: Lösung der Währungsfr gen, Vorbereitung der Rückkehr zum Goldstandard unter Einschal tung der Silberfräae, Erhöhung de» Preisniveaus für Roh- stoffe, freierer Kapltalverkehr und Verteilung der Goldvor- rät«, Zollfrieden und Abbau der Handelshindernisse, Kredit erweiterung nationaler und internationaler Art. Infolge de« amerikanischen Widerstande» konnte die internationale Schusdenfrag« nicht amtlich ausgenommen werden. Seit nun d»sä Tagesordnung in Genf festgelegt worden ist, ist Ameri ka auch von dem Goldstandard abgegangen und hat damit da» Problem der Stabilisierung und des Handelsfrieden» noch verschärft. Ss ist vor allem dadurch, eine Verschlechte rung der englischen Position eingetreten, die sich durch das Pavierpfund und die Reichszollregelung einen guten Start versprach. Inzwischen ist sowohl in Amerika al« auch in Deutschland ein neues Regime ans Ruder gekommen. In Amerika wurde die republikanische Regierung mit ihren wirt- schastlichen Doktrinen durch einen demokratischen Präsiden ten abgelvst. Dieser Präsident hat viel Mut gezeigt und s ch nicht davor gescheut, an Stelle der liberalistisch-freiwirtschast- lichen Ideen weitgehend staatsplanend« und regulierende E «- mente durchzudrücken. In Deutschland hat die nationale Re volution an Stelle de« freihändlerischen, rein wirtschaftlichen, da» nationalivirtschastliche Prinzip verkündet und damit der einer beschränkten Transfersperr« zu erscheinen. Dieses Er eignis wird hoffentlich nicht nur bei gewissen Unbelehrbaren Unwillen, sondern bet den Einsichtigen erst recht den festen Entschluß hervorbringen, auch diese Belastung der Weltwirt schaft auf das erträgliche Maß abzubauen. Es war bi, zum 7. Mai noch eine weitere Gefahr für die Konferenz am Himmel aufgestiegen: das Mißlingen der Ab - rüstungskonferenz. Jeder Staatsmann ist sich darü ber klar, daß ohne Lösung der Abrüstungsfrage jenes Welt vertrauen nicht zurückkehren und bleiben kann, nach dem sie aussehen wie der Prophet Elias nach den ersten Regenwolken. Dank dem französischen Starrsinn ist diese Frage aufgeschoben, mit nach London genommen worden und lauert, Vertrauen zerstörend, im Hintergrund. Es wird dpr Konferenz nicht« nützen, so zu tun, als ob es eine Weltwirt schaft an sich und also auch eine Weltwirtschaftskrise an sich gäbe, die man heilen könne, ohne den politischen Krankheits erreger zu beachten. Frankreich wird schon dafür sorgen, daß der Primat seiner machtpolitischen Wünsche gewahrt bleibt. DeMr seit Versailles ist es immer so gewesen: Frankreich hat sich, vor die Entscheidung gestellt, entweder, die wirtschaftliche Solidarität der Nationen anerkennend, den Weg zur wirt schaftlichen und politischen Befriedung freizugeben oder egoi stisch u. rückhaltlos diese Solidarität zu opfern, zu zerstören, wenn sie nicht mit seinen machtpolitischen Zielen zu verein baren waren, immer für seine kostspieligen und aufbauhem menden egoistischen Ziele und gegen die internationale Soli darität entscheiden. Nun ist inzwischen derDiermächtepakt paraphiert worden. Er müßte die Brücke werden, die von Genf nach Lyndon geschlagen wurde. Wenn man schon sich damit abge funden hatte, daß die Abrüstungskonferenz scheitert, so nimmt man gerne den ersten grünen Zweig entgegen, den der Vier- mäcktepakt in seinem Artikel S darstellt: die übrig gebliebenen AbrÜstungs- und ähnlichen Fragen sollen nicht ausgekämpst, sondern friedlich und einträchtig im Rate der Vier gelöst wer den. Damit ist gewiß der Schärfe der Genfer Versäumnis etwas genommen. Aber wir möchten der Londoner Konfe renz doch nicht raten, sich auf diese schwache Brücke zu verlas sen, sondern ihre Entschlüsse im vollen Bewußtsein der fundq- mentalen Tatsachen zu fasten: Ohne faire und eh re iche Genugtuungpolitischer Art fürDeutsch- andwird keine Ruhe möglich sein. Solange )er Status quo in Mitteleuropa, samt allen seinen nicht von )er Wirtschaft, nicht von der Vernunft, nicht ron der völki- chen Gerechtigkeit herbeigeführten chaotischen Zustände be- tehen bleibt, wird weder der politische Frieden möglich noch ener wirtschaftliche Kriegszustand beendet werden können, zu dem zuerst Deutschland und in der Folge seine Nachbarn, ja alle Welt gezwungen wurde, weil man Frankreich erlaubte, die Welt im Versailler Chaos zu erhalten. oft verhängnisvollen Abhängigkeit von der Weltwirtschaft ein Ende bereitet. In Vorkonferenzen Roosevelt« mit den wichtigsten Groß mächten sollte der Erfolg der Hauptkonferenz vorbereitet und gesichert Werden. Macdonald für England, Herriot für Frank- reich, Jung für Italien und Schacht für Deutschland erschie nen nacheinander in Washington. Indessen lagen die Dinge in Amerika nicht so, daß Roosevelt seinen Gästen klare Ant worten geben konnte. Sicher und gemeinsam war nur da« Bestreben: erstens da» Preisniveau zu heben, zweiten« die Wahrungen in Ordnung zu bringen, drittens die Zollerhö- hungen zu stoppen, und vierten» eine gewisse Kredtterwelte- ruNg änzustreben. Aber jede Nation machte doch im stillen oder offen ihre Vorbehalte. Ob man jemals z. B. die Fran zosen dazu bringen wird, sich an biner nationalen oder vor allem internationalen Krediterweiterung und Arbeitsbeschaf fungscampagne zu beteiligen, ist höchst unwahrscheinlich, oenn da« würde ein» Neuverteilung der Goldvorräte und eine großzügige Anleihepolitik Frankreichs zur Voraussetzung haben. Ob sich di« Mächte dazu bereit erklären, zur Hebung de« Preisniveau» z. B. eine generelle Einschränkung der Rohstoffproduktion vorzunehmen, wie vorgeschlagen ist, ist ebenfalls unwahrscheinlich Zwischen Amerika und England steht außerdem die Frage der Währungsstabilisierung. Sie wird, durch die wachsende japanische Entwertung und Kon kurrenz im Fernen Osten und Indien nicht einfacher. Die allerneuesten Ereignisse haben aber die Aussichten der Konferenz noch mehr verdunkelt. Die Schulden frage ist drr erste Mühlstein, der der Konferenz am Halse hängen wird. Am 12. Juni tritt sie zusammen. Am lS. Juni ist die nächste Schuldenkate an Amertta fällig. Wird es bis «hin gelingen, zu einer Einigung zu kommen? Es hat nicht den Anschein. Zwar sind Verhandlungen neben der Konfe renz her vorgesehen. Aber Roosevelt ist nicht ermächtigt, Entscheidungen zu treffen. Sein Parlament droht ihn nach wie vor zu desavouieren, wenn er Zugeständnisse macht. Frankreich wird vor der Entscheidung stehen, die Dezember rate nachzuzahlen oder auch die Junirate zu verweigern. England geht es ähnlich, denn auch in England wächst die Opposition gegen eine weitere Vertragstreue, die nur Nach teile bringt. Ohne klare Schuldenregelung ist aber auch die Lausanner Ernte in Gefahr, in den Regen zu kommen und den Franzosen die Handhabe für neue Verzögerungen und Erpressungen zu liefern. Ohne endgültige und drastische Re gelung ist an eine Wiederaufnahme Halbwegs normaler Aus tauschmöglichkeiten nicht zu denken. Als zweites neues Hemm nis tritt hinzu, daß Präsident Roosevelt nicht gewagt hat, von seinem Parlament Vollmachten in der Zollfrage zu fordern. Ohne Aenderung der Zollpolitik muß die Konferenz aber ebenfalls stecken bleiben. Als dritte Erschwernis kommt die Notwendigkeit für Deutschland hinzu, auf der Konferenz mit MM WWW ms -kl MMlWlen MUMM. Deutsch-italienische Front Auf der Internationalen Arbeitskonferenz, die am Mitt woch in Gens eröffnet worden war, kam es am Donnerstag- nachnittag in der nichtöffentlichen Sitzung der Arbeiter gruppe zu scharfen Zusammenstößen zwischen der sozialistischen Mehrheit dieser Gruppe und dendeutschen und italienischen Arbeiterver- tret« rn. Di« Vertreter der Amsterdamer Internationale richteten ihr« Gewaltpolitik, der in den letzten Jahren der faschistische Vertreter fortdauernd ausgesetzt war, gestern auch gegen di« von der Deutschen Arbeitsfront entsandten Vertreter. Die Mehrheit lehnte es ab, in den Arbe: ts - ausschüssen der Konferenz die deutschen und die italienischen Vertreter als stimm berechtigte Mitglieder zu entsenden. Der Antrag Dr. Leys, di« Ausschüsse wie in den früheren Jahren zu besetzen — die deutschen Arbeiterdelegierten waren auf den sicheren Konferenzen in 11 von 12 Ausschüssen vertre ten — wurde abgelehnt Die Mehrheit lehnte es auch ab, den früheren freien Gewerkschaftler Leuschner. der von der Arbeitergruppe selbst in den Derwaltungsrat des Interna tionalen Arbeitsamtes delegiert worden war, als deutschen Arbeiterdelegierten in die Kommissionen zu entsenden. Dr. Ley und der faschistische Delegierte Luigi Nazza Protest irrten aufs heftigste gegen diese brutale Unter drückung der Minderheit seitens der Mehrheit. Ohne daß der Vorsitzende, der belgisch« Sozialistenführer Mertens, etnschritt. wurden Schimpfwort« gegen den deutschen Vertreter laut. Dr. Ley «rsuchte den Vorsitzenden vergeben«, ihn gegen Beleidigungen in Schutz zu nehmen. Mertens erwiderte in gereiztem Tone, er ver bitte sich jede Belehrung sest«n« de» deutschen Vertretern. gegen die Marxisten. Hierauf erklärte Dr. Ley mit erhobener Stimme: „Nachdem ich die einseitige Seschäftshandhabung des Präsidenten feststellen muß, verbietet es mir die Würde meines Lapdes und die Würde des deut schen Arbeiters, hier noch weiterzusprechen. Ich erkläre deshalb: Entweder Sie erkennen die vom Schicksal geschaffenen Tatfachen an — oder das Schicksal wird auch über Sie zur Tagesordnung übergehen." Neue Zusammenstöße am Freitag. Genf, 10. Juni. In der Arbeitergruppe der Internatio nalen Arbeitskonferenz wurde am Freitag von den deutschen Vertretern der Kampf um die Sitz« in den Kommissionen fortgesetzt. Es handelte sich heute um die Besetzung der fünf Arbeitsausschüsse. Der Vorstand legte zu Beginn der Sitzung Vorschläge über die Besetzung der einzelnen Aus schüsse vor, in denen wiederum wie gestern die italieni« sch « n und deutschen Arbeitnehm«rvertreter ausgeschlossen waren. Diese Vorschläge sahen je doch zum erstenmal eine gewisse Berücksichtigung der christ lichen Gewerkschaftsvertreter vor. Die Vertreter Italien» und Deutschlands protestierten wiederum auf« heftigste, allerdings vergebens, gegen die Unterdrückung ihrer berechtigten Forderungen. Die Vorschläge de» Vor standes wurden von der Mehrheit angenommen. Die Sitzung verlief abermals sehr erregt, und e« kam wiederum zu scharfen Zusammenstößen zwischen dem französischen Sozialistenführer Jouhaux und dem Vertreter der deutschen Arbeiter, dem Präsidenten de» preußischen Staatsrat««, Dr. Ley. Ein Versuch von Jou- haux, die deutsch-ttalienische Front zu spalten, scheiterte an