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s. Beiblatt z» Stmamer 1S4 Der Sächsische Erzähler Somiabead, den 10. Juni 1SSS züae als Zweck und Ziel der Orden das neue Moment der Erfüllung irdischer Pflichten zeigten. Gerade diese Erfüllung irdischer Pflichten ist dem deutschen Menschen immer wich tiger gewesen al» lebensfremde Askese. Im Grunde ge nommen hat diese Eigenart des deutschen Volkscharakters ja auch dann zur Reformation geführt. Luthers Werk war nichts mehr und nichts weniger als der Rückschlag gegen eine krankhafte, dem deutschen Wesen fremde Ueberkultur des religiösen Lebens, eine Reaktion gegen die bloße Er füllung von Formen, die einen Hauptzug des deutschen Volkscharakters, das Gemüt, zu ersticken drohten. Die Wir kung der Reformation hat auch das katholisch gebliebene Deutschland erfaßt und damit die Eigenart der deutschen Kultur gegenüber wesensfremdem Kulturgut gewahrt. Die Vertiefung des deutschen Innenlebens und die Freilegung deutscher Geistesfreiheit sind wesentliche Folgen der Sendung Luthers. Eine zweite große Aufgabe für den deutschen Volks charakter ist das Suchen nach dem deutschen Staat. In dem der Reformation folgenden Zeitalter verloren die Deutschen ihren Staat. Das lag nun nicht etwa an politischer Unfähig keit, auch nicht an dem Mangel an natürlichen Grenzen, son dern es fehlte dem deutschen Volke lediglich die große poli tische Aufgabe. Ursprünglich war es geeint durch ein großes Ziel: die Gewinnung der Kaiserkrone in Rom und damit die Schaffung eines deutschen Reiches. Nun, da es seit Otto dem Großen eine solche Aufgabe nickt mehr gab, fiel das Volk auseinander und wurde dabei in politischer, wirtschaftlicher und geistiger Beziehung vom Auslands abhängig, wie die Zeiten um den Dreißigjähriaen Krieg und die deutlich zum Ausdruck kommende Verderbnis der Sprache zeigten. In dieser Periode der deutschen Geschichte war der deutsche Volkscharakter auf seiner tiefsten Stufe angelangt. Erst der Einfluß der Geisteshelden des 18. Jahrhunderts brachte eine Wendung. Das sprachliche Bewußtsein lebte wieder auf und M MW MWMII« AWI M SkWU Bon Dr. Hans Strasser- Frankfurt a./Main. Da« kulturelle Leben eines Volkes besteht in ständigem Geben und Nehmen geistiger Werte. Keine Kultur ist ohne Voraussetzungen denkbar. Je mehr ein Volk geistige Werte in sich aufzunehmen und zu verarbeiten vermag, um so mehr kann es auch solche geistige Werte erzeugen und an andere Völker abgeben. Das Wesen der Kultur eines Volkes liegt also in der Wechselwirkung zu den Kulturen anderer Völker. Allerdings besteht die Gefahr, daß ein Volk mit fremden Geisteswerten übersättigt wird u. infolgedessen seine Eigen art verliert. Gerade dieser Gefahr war das deutsche Volk wegen seiner geographischen Lage und seiner Neigung, fremdes Kulturgut zu bewundern, seit jeher in erhöhtem - Maße ausgesetzt. Glücklicherweise hat es aber immer noch die völkische Kraft besessen, zur rechten Zeit sich aus sich selbst zu besinnen und schädliche Fremdkörper in einer kulturellen Entwicklung rechtzeitig abzustoßen. Das beste Beispiel hier für ist di« nationale Erhebung von 1933. Aber auch in dem langen Verlause seiner Geschichte finden w ' diese Beweise innerer Kraft. Volkscharakter gestellt i Christentums. Der Deutsche hat es verstanden, sein Volks tum mit dieser Religion zu verschmelzen, obwohl sie ihm auf dem Wege Über Rom gebracht worden ist. Da das Christen tum in seinem innersten Wesen keinesfalls dem Wesen des deutschen Volkstums fremde Züge enthält, so war die Auf nahme auch keine Gefahr. Deshalb gelang es auch dem Deutschen ohne Schwierigkeiten, es der Eigenart seines Charakters anzupassen, so daß es eine ganz.andere Prägung erfuhr als zum Beispiel bet den Romanen. Besonders deut lich zeigt sich diese verschiedene Einstellung bei der Wertung des Mönchtums. Dieses rein Asketische ist dem deutschen Bolkscharakter wesensfremd. Daher hat es bei uns keinen festen Fuß fassen können. An den Ordensgründungen be teiligte sich bas deutsche Volk erst dann, als ihm die Kreuz ¬ te Beispiel hier- r immer wieder Eine der ersten Aufgaben dieser Art, vor die der deutsche " würde, war die Annahme des 'ein Volks- sie ihm auf damit auch die Hebung des Nationalgefühls, das aber vor läufig noch rein literarisch orientiert blieb. Der Deutsche als solcher hatte in jener Zeit keine großen politischen Interessen und Wünsche. Erst die Freiheitskriege ließen den nationalen Gedanken neu erstehen. In der Avschüttelung der Fremd herrschaft lagen der Beginn des neuen Aufstiegs und die Setzung eines neuen gemeinsamen deutschen politischen Zieles: Schaffung eines neuen Deutschen Reiches. Die Eini gung war aber noch zu sehr mit den Eigenschaften belastet, die der deutsche Volkscharakter in den Zeiten de» Nieder- gangs erworben hatte: Spießbürgertum, konfessionelle Spal tung und Entwöhnung von der Teilnahme am politischen Leben. Es hätte einer Erziehung des deutschen Volkes durch Generation bedurft, um diese und andere Erbübel zu be seitigen, wenn nicht der Weltkrieg durch das Fronterlebnis dem deutschen Charakter ein neues Gepräge gegeben hätte. Leider wurde diese Neuformung des deutschen Volkscharak- ters wiederum durch Wesensfremdes gehemmt: durch den Marxismus. Aber auch hier hat die völkische Kraft sich wieder stark genug erwiesen, undeutsches Wesen zurückzudrängen und die Bahn zu einer neuen deutschen Kulturepoche frei zu machen. Das deutsche Volk hat dank der staatsmännischen Größe Adolf Hitlers, die rückhaltlos anerkannt werden muß, wieder ein gemeinsames Hochziel erhalten, das Ziel einer durch greifenden politischen Einigung und einer inneren Samm lung der Geister. Eines der wesentlichen Merkmale des deutschen Volkscharakters, das soziale Empfinden, das sich bei den Deutschen schon bei ihrem Eintritt in die Geschichte zeigte, wurde von den Schlacken undeutscher, politischer und kultu reller Beeinflussung frei. Der Gedanke der deutschen Volks gemeinschaft ist nicht nur ein politischer, er ist im Wesen des deutschen Volkes begründet und gibt diesem auch die Kraft, seine Kultur von den schädlichen Fremdwirkungen zu be freien. Der Satz Fichtes, deutsch sein, heißt Charakter haben, hat endlich durch die nationale Erhebung von 1933 Geltung erlangt. Nun aber gilt es auch, den deutschen Volkscharakter zu bewahren und für alle Zeiten rein zu erhalten. ^^adurch reißt dl« Rakur uns hin 3m Wallen ans Feld und Flur: — St« ist durch und durch Künstlerin Lud dennoch immer Nakur. Fr. Schanz. ^8 weint ä er Nornsn von — st- öäsrll» Suetr (S. kortsetrung) - ldiuckäruck verboten) Angiolinas ganzes Herz hing an Arno v. Lossow. Sie liebte ihn mit allen Gefühlen, deren sie nur fähig war. Aus dieses Liebe heraus verschleierte sie ängstlich ihre ganze Vergangenheit und alles, was mit dieser zusammenhing. Sie wußte, daß eines Tages die Stunde kommen würde, wo Arno v. Lossow sie verließ, und wo sie vielleicht wieder zurück muhte in die Enge, aus der er sie geholt. Arno v. Lossow hatte ihr zwar versprochen, er nähme sie in seine Heimat mit, und sie soll« eine große Tänzerin werden. Sie glaubte nicht daran, denn eines Tages würde der Schatten der blonden Slgnorina zwischen sie und ihn treten, und der würde sie trennen auf alle Zeiten. Diese Angst nahm ihr oft alle Fröhlichkeit, dann wünschte sie, sie könnte einige Jahre ihres Lebens ausstreichen — di« Jahre, die «inst so leicht gewogen hatten und mm wie Zentnergewicht an ihren Füßen hingen. In schweren Gedanken vertauschte sie ihr Reisekleid mit einem Hellen Sommerkleidchen. Unruhig ging sie iM Zimmer hin und her. Da klopft« v. Fredershagen, er wollte sie und v. Lossow nach der Stadt abholen, denn er konnte nicht schnell genug zum Postamt kommen, wo er die Antwort Elisabeths erwartete. Zu dreien schlenderten sie durch das Hotelportal in die belebten Straßen Peras. Während v. Fredershagen das Postamt suchte, ging v. Lossow mit Angiolina in einen Kaffeegarten. Dort woll ten sie v. Fredershagen erwarten. Nicht lange währte es, so kam er zurück und schwang wie eine Siegestrophäe einen Bries über seinem Kopf. „Von Elisabeth?^ fragte v. Lossow lächelnd. „Merkwürdigerweise nicht, er ist von Frau Dahlen — hoffentlich ist das kein schlechtes Zeichen." Er ließ sich am Tisch nieder und öffnete seinen Brief, v. Lossow hatte sein Skizzenbuch wieder hervorgezaaen, um einige Typen festzu halten. Mit viel Interesse sah^Angiolina zu; deshalb be merkten sie nicht, welch eine Veränderung in v. Freders- Hagens Gesicht vor sich ging. Ein tiefes Stöhnen entrang sich plötzlich seinen Lippen. Erstaunt sah v. Lossow aus. „Hast du keine angenehmen Nachrichten?" Wortlos reichte ihm v. Fredershagen den Brief. Frau Dahlen berichtete in echt mütterlicher Sorge, sich in allen möglichen Vermutungen ergehend, von Elisabeths rätselhaftem Sturz in die Tiefe, von der Trostlosigkeit ihres Krankenlagers und ihrem gänzlichen Nervenzusammen bruch. „Man sollte es nicht für möglich halten," so schrieb sie, „Elisabeth glaubt tatsächlich, in dem Kamin hätte ein Ver wachsener gesessen, und aus Angst vor ihm wäre sie in die Tiefe gesprungen. Das Bewußtsein hat Elisabeth zwar wiedererlangt,'doch Men sie diese Wahnideen immer noch gänzlich au», was eine völlige Apathie gegen ihre Umge bung auslöst. So konnte ich noch nicht einmal Ihren Brief abgeben. Ich habe ihn sorgsam verwahrt. Sobald Elisa- bech wiederhergestellt ist, soll Ne ihn erhallen." Angiolina sah mit ängstlichen Augen von einem zum andern, sie verstand kein Wort, was die beiden in deutscher Sprache erzählten. Instinktiv hatte sie das Empfinden, daß der drohens Schatten bereits in greifbare Nähe gerückt war. Sie sollt« auch nicht lang« im unklaren bleiben, denn v. Fredershagen, der imierlich noch immer Mißtrauen ge gen sie empfand und in ihr auch heute noch keine Dame er blickte, fuhr sie unvermittelt und rauh an: „Wer ist der Russe, Angiolina, der mit dir in Lugano war?" Angiolinas Augen weiteten sich schreckhaft: „Der Russe," stammelte sie, „welcher Russe . . .?" „Spiel uns kein« Komödie vor," sagte v. Fredershagen hart. Angiolina brach in einen Strom von Tränen aus, sie kannte die Russen nicht näher — o nein, wie konnte der Herr so etwas glauben — aber sie versprachen ihr viel Geld, wenn sie mit ihnen in das Hotel ginge. Sie glaubte — bei der Madonna — es wäre nur ein Spaß — nur ein Spaß . .. und es war doch schön, einmal in ein feines Hotel zu kommen — weshalb sollte sie es nicht tun — wo es doch nur ein Spaß war — unaufhörlich fielen ihre Trä ¬ nen auf das weiße Sommerkleidchen. v. Fredershagen blickte sie finster an, er zerknüllte in seiner Aufregung den Brief. Auch v. Lossow war ganz ernst geworden — also doch — Ungeduldig hämmerte er mit dem Bleistift auf die Mar morplatte des Tisches. „Sie haben dir nicht gesagt, zu wel chem Zweck du diese Komödie spielen solltest?" fragte er fin ster. Verzweifelt starrte Angiolina vor sich hin Sie rang in ihrem Herzen, ob sie das dunkle Geheimnis preisgeben sollte, das der blonden Signorina sicher Unheil brachte . . . Krampfhaft schluckte sie em paarmal — sie konnte sich nicht dazu durchringen. „Ich wußte nichts weiter — als daß es ein Spaß wäre", sagte sie langsam und stockend. v. Lossow schüttelte den Kopf. „Wir haben keine An haltspunkte", wandte er sich wieder in deutscher Sprache an v. Fredershagen, „daß es sich nicht doch nur um Wahnideen Elisabeths handelt. Ich rate dir, in Ruhe die nächste Nach richt abzuwarten. Elisabeth ist in guten Händen, und von hier aus können wir doch nichts unternehmen." . Widerstrebend zwang sich Heinz v. Fredershagen zur Ruhe. Die Tage wurden ihm unerträglich lang. Endlich erhielt er Elisabeths Telegramm. Ueber alle Maßen glück lich drahtete er einen langen Brief nach Genua . . . Während der Telegraph zwischen Stambul und Genua spielte, fuhren vor dem deutschen Hospital in Genua zwei Autos vor. Im Portal des Hauses erschien Elisabeth mit Frau Dah len. Sie sah noch etwas blaß aus. Im Arm trug sie einen großen Blumenstrauß. Alle Frühlingsboten der Riviera hatte sie gesammelt, sie wollte die zarten mitnehmen in ihre Heimat. Dr. Breisig ging mit ihr die Stufen hinab, er gab ihr väterlich gute Ermahnungen für die lange Reise und schärfte ihr ein, m München einige Tage Rast zu halten, damit sie sich nicht überanstrengte. Elisabeth war ganz freudige Erwartung. Sie war se lig, nach Hause zurückzukmnmen, und versprach gerne, einige Tags Aufenthalt in München zu nehmen — wenn sie nur erst wieder deutschen Boden unter den Füßen hatte. Prüfend überflog Dr. Breisings Auge die Autos. Da riß der Führer des ersten den Wagenschlag auf. War es ein Zufall, dckß es jener Neger aus Lugano war — Elisa beth schreckte zusammen — zögern- stieg sie ein. Noch herz liche Abschiedsworte flogen hin und her, dann zog die Ma schine an, und im schnellsten Tempo durchfuhr der Wagen die engen Straßen. „Zum Bahnhof", rief Frau Dahlen, die Scheibe nach dem Führersitz öffnend. Der Schwarze bewegte zustimmend seinen Wollschädel. Elisabeth lehnte an ihrer Mutter. Zerstreut sahen sie, wie der Wagen sich durch alte enge Gäßchen empor zur Höhe schraubte. „Ist das die Straße nach dem Bahnhof?" fragte Frau Dahlen verwundert. Energisch klopfte sie an die Scheibe, aber unbeweglich saß der Führer am Steuer, und der Kilometermesser zeigte eine Geschwindigkeit von 120. Tine ungeheure Angst erfaßte Frau Dahlen. — Sie versuchte den Wagenschlag zu öffnen — er war automatisch geschlossen. — Elisabeth umklammerte den Arm ihrer Mut ter —, kein Schrei entrang sich ihren Lippen — sie hatte die Beine hochgezogen und kauerte in der Ecke . . . Genua lag längst hinter ihnen — unaufhörlich weiter ging die tolle Fahrt . Da öffnete fick von hinten die Limousine — zwei kräftige Arme ergriffen Frau Dahlen - das Tempo des Autos verlangsamte sich — ein gellender Schrei brach von Elisabeths Lippen . . . dann umfing ein eigenartig süßer Geruch ihre Sinne. Ihre Hände ließen den Arm der Mutter los, kraftlos sanken sie nieder... Durch die geöffnete Rückwand kroch aus dem Kofferkasten Micho- laiewitsch Wanjka. Er setzte sich'auf Frau Dahlens Platz und schloß die Limousin«. Prüfend sah er in Elisabeths blei ches Gesicht. Behutsam erfaßte er ihre Hand und versuchte den Puls zu fühlen. Die Pulsschläge gingen langsam un regelmäßig wie die einer Narkotisierten. „Gib Tempo," ries er dem Fahrer zu, „wir fahren nach Ancona." Micholaiewitsch Wanjka lehnte sich befriedigt in die Ecke zurück. Er entzündete eine Zigarette, ein zynisches Lächeln überflog seinen herrischen Mund. „Das hast du brav ge macht, Wanjka," sagte er zu sich selbst. Eine riesige Staubwolke hinter sich lastend, verschwand das Auto in den Bergen. » Frau Dahlen erlangte nach kurzer Zeit ihre Besinnung wieder. Sie fand sich alleine am Wegesrand der staubigen Landstraße. Ihr linker Arm schmerzte sehr heftig, er war ständnislos blickte sie an sich hernieder. Plötzlich durchzuckte » i chinollen und lag unbeweglich in ihrem Schoß. Ber- heißes Erschrecken ihr Herz. „Elisabeth...", flüsterte sie. Mit dem ausgesprochenen Namen erfaßte sie die entsetzliche Lage, in der sie sich befand, und die noch entsetzlichere, in der rhr Kind weilen mochte. Fassungslos starrte Frau Dahlen vor sich hin, unfähig zu einem klaren Gedanken. Also hatte Elisabeth nicht an Wahn ideen gelitten — sie war tatsächlich einem verbrecherischen Anschlag entronnen, dessen Opfer sie" nun zum zweitenmal geworden war... Durch ihre Schuld — durch ihre Schuld, hämmerte ihr angstgequältes Herz, und „Hilfe" schrie es lautlos. Doch wo war Rettung, wo war Hilfe für ihr armes Kind? Sie spähte die Straße hinauf und hinab. Angstvoll lief sie nach allen Seiten, doch — nirgendwo war ein mensch liches Wesen zu sehen, das ihr Hilfe bringen konnte. Am Ende der Straße erschienen einige Gestalten, Esel- rreiber waren es, die ihre Waren nach Genua brachten. Er regt lief Frau Dahlen auf die Männer zu und sprach sie in überstürzten, unbeholfenen Worten an. Doch di« Alten ver standen sie nicht, sie sahen etwas mitleidig auf Frau Dahlens kranken Arm, sagten ein paarmal ein bedauerndes „si, si," dann zogen sie den Hut und gingen weiter, Frau Dahlen in neuer Trostlosigkeit zurücklassend. Die Mittagssonne stand schon am Himmel, die Schmer zen in Frau Dahlens Arm wurden fast unerträglich. Sie war der Erschöpfung nahe, und nur die Angst um Elisabeth trieb sie unaufhaltsam auf der Landstraße weiter einer menschlichen Behausung entgegen. Bisher hatte sie kein Gefährt überhott, kein Auto ge sehen. Wie ausgestorben war die Straße in der sengenden Mittagsglut. Plötzlich hörte sie aus der Ferne die Hupe eines Autos. Aufhorchend blieb sie stehen. Sie war entschlossen, sich lieber niederfahren zu lasten, als daß diese einzige Aussicht auf Hilf« wieder verschwände... Nach bangen Sekunden bog der Wagen um die Ecke. Frau Dahlen stellte sich mitten auf den Fahrweg. Sie hob die gesunde Hand hoch, denn sie hatte nicht einmal ein Taschentuch, womit sie ein Zeichen geben konnte. Der Führer des Wagens wollt« eben aus weichend um sie herumfahren, als ihm von den Insassen Halt geboten wurde — der Wagen stoppte. Am Ende ihrer Kräfte hielt sich Frau Dahlen schwankend an dem Griff der Tür fest. „Ich kann nicht mehr weiter," sagte sie mit beugte sich aus dem Wagenschlag. „Madame sind verletzt?" zitternder Stimme in deutscher Sprache. Ein alter Herr fragte er erschrocken. Frau Dahlen nickte. „Ein surchttares Unglück — mein Kind ist entführt," brachte sie mühsam her vor. Der alte Herr sprang aus dem Wagen. Sorgsam half er Frau Dahlen beim Einsteigen. „Wo wollen Mada me hingebracht werden?" — „Nach Genua in das deutsche Hospital," antwortete sie matt. (Fortsetzung folgt.)