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MWkMA SW« in AWUl llWIMWlMM We MiUionrnschaden durch da» Saale- unatüch. Lerndura, 1. Juni. Der Schaden, der durch die Kata strophe im Saaletal anaerlchtet wurde, läßt sich noch nicht in vollem Umfange übersehen, dürft« aber in die Millionen gchen. . Einige tausend Morgen Land sind vollkommen überschwemmt. Es handelt sich um Mesen und bestellte Felder, die sich hauptsächlich im Besitze von Kleinlandwirten befinden. Der Fischbestand der Sqale ist völlig vernichtet; durch die ins Wasser gestürzten Kalkmassen sind die Fische bl» hinunter zur Mündung der Saale in die Elbe getötet worden. Umgekommen ist auch di« wertvolle Brut der — Zwölf Eingeborene von Löwen zerfleischt. In einem Bezirk des ehemaligen Deutsch-Ostafrika, der nur etwa 5) Kilometer von der Hafenstadt Daressalam entfernt liegt, sind zwölf Eingeborene von Löwen zerfleischt worden. In einem Falle holte sich ein Löwe aus einer Gruppe von Eingebore nen eine Frau vor den Augen ihrer Kinder heraus und zer fleischte sie. Die Eingeborenen weigern sich, nach Eintritt der Dunkelheit ihre Häuser zu verlassen. Sie haben die Regie rung in Daressalam um Hilfe gegen die Löwenplage ge beten. Rebhühner und Fasanen, di« in der Saaleniederung näch tigten. ' Der gestern abend fertigaestellte Abflußgraben konnte di« Wassermassen nicht halten, die sich jetzt ihren Weg durc > die Grone Au« bahnen und bei Nienburg ,n düs Beit der Bode stürzen. Donnerstag vormittag warm Magdeburger Pioniere an der Unfallstelle tätig. Di« Absicht, die im Flus - bett lagernden Kalkmassm zu sprengen, um einen Abflu / zu schaffen, scheiterte an der Feuchtigkeit de« Material«. Man wird nunmehr den Abflußgraben vert l e s e n und verbreitern, um dm jetzt völlig stilltegenden Schiffsverkehr wieder in Sang zu bringen. Außerdem wer den einige schwimmende Bagger an der Unglücks stelle erwartet, die da» alt« Flußbett reinigm sollen. Mittwoch auf einem Geschäftsgang nach Laura befand, brach auf der Mittweidaer Straße plötzlich tot zusammen. Ein Herzschlag hatte seinem Leven ein jähe« Ende gesetzt. au i. V., 2. Juni. Selbstmörder gefährdet zwei Der 58 Jahre alte Handarbeiter Emil Kreisel h'at in seiner Wohnung mit Gas vergiftet. Dabei ist auch ein junge» Ehepaar in Lebensgefahr gebracht worden. Das Gas war durch eine neben dem Gasrohr befindliche Oeff- nung in die darüberliegende Wohnung des Ehepaares Mmae gedrungen, das bewußtlos in den Betten liegend aufgefunden wurde. Die Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg. Dresden, 1. Juni. Die neue Landwirtschaftskammer für den Freistaat Sachsen hielt am Donnerstag in Gegen wart von Vertretern der Regierung und des Deutschen Land Wirtschaftsrats ihre konstituierende Versammlung im Landtagsgmäude ab. Der kommissarische Präsident Kör ner betonte in seiner Eröffnungsansprache, daß Lurch das Gesetz vpm27. April 1933 über die Auflösung und Neubil dung der Kammer in Sachsen Unruhen vermieden wor den seien, so daß die kommissarische Geschäftsleitung ohne Störung arbeiten konnte. Mit der heutigen konstituieren den GesaMtsitzuna sei das Uebergangsstadium beendet und für die nächsten sechs Jahre ein« einheitliche Aufbauarbeit gewährleistet. Wirtschaft-Minister Lenk überbrachte der Versammlung die Grüße und Wünsche der sächsischen Staatsregierung, warf ein«n kurzen Rückblick auf die bisherige Wirksamkeit der sächsischen Landwirtschafts- kaMMer seit 1925 und wies darauf hin, daß die sächsische Regierung mit dem Reichskanzler auf dem Standpunkt stehe-daß es - . ' ohne eine gesunde Landwirtschaft nicht möglich fei, das deutsche Volk selbst wieder der Gesun dung, ^uAuführen. Die Regierung werde die sächsische Landwirtschaft im Rahmen der Möglichkeit nachdrücklichst unte'rstützen und habe sich ungeachtet der noch immer äußerst gespannten Finanzlage des Staates doch entschlossen, der Kämmer im neuen Rechnungsjahre^erhebliche höher« Unters stützüngey zuteil werden zu lassen als im Jahre 1932. Die Regierung verfolge alle auf dein Gebiet der Preispolitik zu ergreifekden Maßnahmen mit besonderer Aufmerksamkeit uM werde der Berufsausbildung und sachkundigen Bera- tusiWer jungen Landwirte ihre ständige Unterstützung an- gedeihen lassen. Die schon lang« vorliegenden GrMentwürfe über Grundstückszusammenlegung, Teil. baÄat bet Grundstücke und über das Anerbenrechl würden nach beschleunigter Ueberprüfung baldiger Verab- schWichg zuzuführen sein. Endlich werde sich zur Sicher stellung einer gesunden Siedlungspolitik eine organisatori sche Aenderung erforderlich machen. Bei der Einforderung derf ist früheren Jahren ausgegebenen Notstandskredite wer- de.sMÄrgieiung bis zur Ueberwindung der Notlage wei testgehende Sch onung üben. Einen völligen Erlaß der noch ausstehenden Schuldbeträge werde sie aber nicht in Erwägung ziehen können. Der Minister gab zum Schluß dek- Hoffirung Ausdruck, daß es mit vereinten Kräften ge lingen möge, das in großen Zügen gekennzeichnete Ziel miHlichst bald zu erreichen, und versprach mit erhobener Stimme, daß er seinerseits alles tun werde, um di« Absich ten Adolf Hitlers,, soweit die sächsische Landwirtschaft in Frage komme, zu verwirklichen. Cs folgte die nach dem neuen Gesetz vorgeschriebene Zuwahl von fünf Mitgliedern durch die Kammer selbst. Es gingen aus dieser Wahl her vor die Landwirte Dr. v. Oppell, Dietze, Horl- berg und v. Arnim. Sodann wurde der bisherige komissarische Präsident Körner-Piskowitz einstimmig zum Präsidenten der Landwirtschaftskammer gewählt. Präsident Körner nahm die auf ihn gefallene Wahl dankend an und führte weiter u. a. aus, daß den frühe ren Regierungen der Vorwurf nicht zu ersparen ist, daß sie im Bestreben, der heimischen Industrie Exportmög lichkeiten zu erhalten, der verzweifelten Lage der Landwirt schaft nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt hätten. Dies trat besonders bei der Frage der Kontingentierung in der Fettwirtschaft in Erscheinung. Zu beachten sei dabei, daß gerade die sächsische Industrie infolge struktureller Ver änderungen auf dem Weltmärkte wichtige Außenhandels- vosten, wohl für immer verloren habe, so daß alle Bemü hungen nach dieser Richtung hin erfolglos bleiben müßten. Demgegenüber verfolge die neue Regierung eine zielb-- wußte Binnenmarktspolitik entsprechend der nationalsozialistischen Staatsidee vom Primat des Bauern. Der Präsident stellte schließlich die ab s o lu te nati onal so z i a l i st i s ch e Mehrheit in der Landwirtschaftskam mer fest und forderte die nicht der NSDAP, angchörenden Mitglieder zu vorbehaltloser und sachlicher Mitarbeit zum Wohl« der Allgemeinheit auf. Einstimmig gelangte hierauf eine Entschließung zur Annahme, in der sich die Landwirtschaftskammer vor- > behaltlos der Reichsführergemeinschaft des deutschen Bauerntums unter ihrem Präsidenten Walter Darrö ! unterstellt und gelobt, ihre ganze Kraft für die Erfüllung der großen Ziele einer nationalen Bauern- und Staatspo- i litik einzusetzen. Die Landwirtschaftskammer beantra- I gezurBehebungderNotlagcdersächsischen 1 Landwirtschaft allgemeine Zinssenkung, Aufhebung der kartellmäßigen Bindungen für landwirtschaftliche Pro- > duktionsmittel, Ermäßigung der Umsatzsteuer, Erlaß eines i Grundsteuertermins, Wegfall der Schlachtsteuer, Bereitstel lung ausreichender Darlehen für Instandsetzungsarbetten usw. Ferner beantrage die Kammer den baldigen Erlas, eines bäuerlichen Erbhofrechtes als sächsisches Lündesgeses sow e ein Gesetz über die Teilbarkeit des Grundeigentums. ter sei eine grundsätzliche Neuordnung des landwirt- tl. Siedelungswesens durchzuführen. Ueber die Ge- ftstätigkeit der Siedelungsgesellschaften wüste eine weit gehende und fortlaufende Staatsaufsicht verwirklicht wer den. Landlagsabgeordneter Schladebach gab sodann namens der nicht nationalsozialistischen Kammermitglieder die Erklärung ab, daß sie bereit seien, unter Einsatz ihrer ganzen Kraft mitzuarbeiten. Zum Vizepräsidenten wurde hierauf Rittergutspächter Bennewitz-Nickern ««wählt. Zu weiteren Stellvertretern wählte man die Mitglieder Harter, Döring und v. Watzdorf, zum Geschäftsführer Dr. Lenhardt, Nach der Wahl der Ausschüsse erfolgte Beschlußfassung über die Abänderung der Grundzüge über die landwirtschaftlichen Vereinigungen usw. vom 27. Marz 1926 (Kreisdirektionen usw ), woraus der Geschäftsführer Dr. Lenhardt den Tätig keitsbericht für das .Geschäftsjahr 1932 erstattete und zum Schluß den Haushaltplan für 1933 vorlegte. Kammermitglied Harter beantragte, diesen unter der Bedingung anzunchmen, daß der früher in Aussicht genom mene Beitragssatz von 10 Pfg. je 100 Mk. Cinheitswert au 9 Pfg. herabgesetzt werde. Der Vorstand solle ermächtig werden, die, notwendig werdenden Sparmaßnahmen sofor durchzuführen, soweit sie für die finanzielle Leifstjngsfähigkeit der Kammer erforderlich seien. Dieser Antrag, würde ein stimmig angenommen. Da die sächsischen Mitglieder des Deutschen Landwirt schaftsrates nach -ex Gleichscbaltung ihre Asm« r fügung gestellt, hatten, so wählt« man ay ihrer Shell« die Mitglieder KNmer, Bennewitz, v. Watzdorf und Dr, Len hardt. Daraüf wurde di« Sitzung geschlossen. Die Abhebung der LandryiEchafl- iicherr Kreisdirektionett. Dresden, 1. Juni. Durch den heutigen Beschluß der Vollsitzung der Äandwirtschaftskammer für den Freistaat Sachsen über die Aenderung der Grundzüge über di« land wirtschaftlichen Vereinigungen haben die bisherigen fünf Kreisdirektionen der Landwirtschaftskammer aufgehört zu bestehen. Ihre Aufgaben und di« der früheren Kroisver- ein« werden in erweitertem Umfange Außendienstftellen der Kammer übertragen, die an allen landwirtschaftlichen Schüln errichtet werden. Di« bezirksweise Zusammenfas sung der Aüßendienststellen soll künftig in Kreisstellen er folgen, die in Bautzen, Meißen, Döbeln, Chemnitz und Plauen errichtet werden. - ' ' , . ,'l ' - - ... - Die ersten 6V Robot-Flugzeuge im Bau Der maschinelle Ilugassistent. — 3S Zentimeter im Durch messer. Wie in diesen Tagen verlautete, beabsichtigt der ein äugige amerikanische Transportpilot Post in Kürze einen Weltflua ganz allein mit einem Robot, also einer den Men schen ersetzenden Maschine anzutreten. Dieser Flug soll übrigens den Zeitrekord rund um die Welt von rund 8 Ta gen beträchtlich unterbieten. Nun wird bekannt, daß die Vereinigten Staaten nicht weniger als 60 Robotflugzeuge in Auftrag gegeben haben. Als man den sprechenden, singenden, schreibenden und rechnenden künstlichen Menschen baute, dachte man erst an eine Spielerei. Nun aber hat der Robot schon viele Plätze erobert, die sonst nur der Mensch innehat. Man bat die Ge stalt des Menschen nicht mehr kopiert, sondern die Appara tur der menschenersetzenden Maschinen auf ein Minimum zurückgedrängt. Die wundervollste Leistung ist ohne jeden Zweifel der Bau eines Flugzeugrobot, eines Rybotpiloten, der ein Flugzeug unentwegt auf einer gegebenen Strecke weiterleitet, immer weiter, bis der Brennstoff verbrannt ist und das Flugzeug abstürzen muß. Die Versuche mit diesem Robotpiloten waren so erstaunlich und so erfolgreich, daß die United Airlines jetzt nicht weniger als 60 Flugzeuge mst derartigem eingebautem Robot bestellt haben. Waren die Robots anfangs nur so konstruiert, daß sie immer geradeaus flogen mit dem Flugzeug, so hat man jetzt Verbesserungen anbringen können, die es ermöglichen, durch den Robot das Flugzeug umleiten zu lasten, Kurven zu netz- men usw. Der Präsident der United Airlines betonte, als man ihn wegen des Robots befragte, daß diese Maschinen den Menschen nicht ersetzen, aber ihm Assistent sind. Der i Flieger kann dem Robot, der in seiner kleinsten Ausführung nur 30 Zentimeter im Durchmesser hat, ruhig die Flugma- > schinerie anvertrauen und selbst inzwischen die Wetterver- ! hiiltnisse und die Navigation studieren. i Der 30 Zentimeter große Kasten wiegt rund 150 Pfund und weist an der Oberfläche einige Drehknöpfe und Tasta turen auf. Man kann durch eine einfache Knopfeinstellung ! das Flugzeug dazu veranlasten, vis «r einer veyeblgen Höh« auMteigen und dann in dieser Höhe in einer bestimm ten Himmelsrichtung weiterzufliegen. In Fachkreisen wird betont, daß man in Amerika be stimmte Konstruktionen von Flugzeugen vorbereitet, die überhaupt nur mit Robot fliegen und Post, und Yrachtauf- träge erledigen. Die wetteren Ueberlegungen, die sich für den Fall eines Krieges, auf derartigen Flugzeugkonstruktio- nwr ergeben, bleiben jedem Phantasiebegabten ftlA über- Almem «nd Dynastie« in China. Bon MargareteDriefch. Der bekannte Leipziger Philosoph Driesch «ar mit seiner Gattin amtlich nach China und Japan etnge- laden. Da« Ehepaar hat dort viel Interessante« er lebt und beobachtet, und ihr Buch „Fern-Vst. Al, Gäste Janachinas" (Verlag F. A. Brockhau», Leipzig) ist gerade jetzt vop besonderem Wert, da infolge des japanischen Einmärsche« di« Augen der Welt zur Zeit auf China gerichtet sind. Wenn wir zu unseren Fenstern hlnaussehen, Überblicken wir mehrere Gesandtschaftshäuser, eingebettet in Bäume und Sträucher, ein großes Stück der Tatarenmauer und zwei der Mauer aufgesetzte hohe Torbauten mit übereinanderlieaen- den grünen Dächern, womit wir schon ein recht charatkeri- stlsche» Stück Peking vor Augen haben. Irgendwo sind ja immer Mauern in Ehlna. Peking vor allem hat ein ganzes System davon. Da ist zunächst die Tataren- oder Mandschustaot von einer hohen Mauer um geben, auf der man spazierengehen kann. Dieser 23 Kilo meter langen Mauer ist alle zwei Kilometer einer der schon erwähnten schönen Tortürme aufgesetzt, manch« mit vielen Fenstern; alle sind massige viereckige Bauten, mit mehreren Dächern übereinander. Die richtigen Durchgangstore aber liegen tief unter den Aufbauten in der Mauer, immer von Fahrstraßenbreite. Jedes Tor hat noch ein Vortor, eben falls mit einem Aufbau. Innerhalb der Tatarenstadt sind drei große Komplexe noch für sich ummauert. In der Südostecke das „Legation- Quarter", in dem die größeren Gesandtschaften, auch die deutsche, liegen, in der Mitte die Kaiserstadt und darin wie der als Kern die „Forbidden-City" (.^verbotene Stadt"), in der bis 1911 die verschiedensten Dynastien, abgeschlossen von der übrigen Welt, die Geschicke Chinas lenkten. An die Tatarenstadt schließt sich im Süden die Chinesen stadt an, die natürlich auch wieder ihre turmgekrönte Mauer hat. Die Mauer der Kaiferstadt ist, weil eine innere, leichter gebaut als di« der Tataren- und Chlnesenstadt. Zum Teil ist sie sogar mit Arabesken durchbrochen und ohne Türme, die Mauer aber, welche das Innerste, sozusagen das Aller heiligste der Kaiferstadt, die „Verbotene Stadt", umschließt, ist wieder etwas massiver. Besonders zeichnet sie sich durch ihre schöne dunkelrote Anstrichfarbe ringsherum aus. Sie hat auch eine glasierte Ziegeluberdachung in der ockergelben Kaiserfarbe. Die Absperrung von außen wird außerdem durch einen breiten Wassergraben markiert, der um die rote Mauer herumliiust. Nur vier schöne, weiße, mit Skulpturen gezierte Marmorvrücken führen über diesen Graben. Die Tore, durch die man iy die „Verbotene Stadt" eintritt, haben besonders schöne Toraufbauten; obwohl etwas leichter wir kend als die auf der Tatarenmauer, sind sie dafür farbiger und prächtiger, und die Pforten darunter sind, wie chinesische Prioathaustore, rot lackiert mit leuchtenden Messingklopfern; rechts und links stets ein steinerner Löwe. Die Chinesen haben sehr viel von ihren Mauern gehalten, aber eigentlich ihre ganze Geschichte hindurch immer wieder die Erfahrung machen müssen, daß auch die stärkste Mauer ernstlichen Angreifern nicht standhalten konnte. Besonders anschaulich wird einem dies an der „Großen Mauer", die, wie wir gleich nach der Heimatkunde in der Schule gelernt hatten, das ganze enorme Chinesische Reich von Nordosten in einem Halbkreis bis Südosten umschließt und nur die östliche und südliche Meerfront offen läßt. Ich sage hier gleich ein paar Worte über sie. Wir sahen sie uns bei der Station Nankau (zwei Stunden Bahn von Peking nach der Mongolei zu) an im Verein mit den Minggräbern. Soweit das Auge reicht, klettert und fällt dieses mühsamste aller Menschenwerke über kahle, einsame Berge und Täler hin weg, und an mehreren Stellen kann man wahrnehmen, wo einst Mongolen und Mandschus ins Land einbrachen. Auch auf der Großen Mauer befinden sich in Intervallen aufge- etzte Türme; alles, Mauer sowie Türme, roher als die »rchitektonisch schönen Stadtmauern von Peking. An den »ei den Feinden beliebtesten Stellen sind große Mauer- und Turmvorbauten angebracht. Oft ist es den Chinesen auch gelungen, die Feinde an einer Stelle hinter die Mauer zu rückzudrängen; es wurde aber meist nur erreicht, daß diese um so hartnäckiger sich an die Oeffnung einer anderen Stelle »eranmachtön, dort endlich durchkamen, schließlich im Zen rum von Peking landeten und für einige Jahrhunderte ihre Herrschaft aufrichteten. Auch die bis 1911 regierenden Mandschus waren eine olche Fremddynastie. Die 1911 in einer Woche gefallenen Zöpfe — viele Millionen im ganzen Reiche— waren Man- jchu-Jmport. Die Mingdynastie, die von den Mandschus 1646 verdrängt wurde, war die letzte chinesische gewesen; aber vor ihr haben in China im Laufe der Jahrhundert- ausevkde schon wiederholt innerasiatische Herrscher mit chine- ischen abgewechselt. Die Mingdynastie residierte seinerzeit zuerst in Nanking, weshalb dies auch oft als „die alte Kaiferstadt" bezeichnet wird. Später siedelten aber auch die Ming nach Peking über. Die berühmten Gräber der Ming- kaiser mit den Steintieralleen liegen deshalb zum Teil, wie wir schon wissen, in Nankings und zum Teil in Pekings Umgebung, nicht weit von Nankau. Das Merkwürdigste ist, daß die verschiedenen Dynastien» also auch die der fremden Völkerschaften, sich stets in die vorhandene, chinesische Kultur einfügten. Bauten also die eweiligen Herrscher neue Tempel und Paläste, so hielten sie »en Stil fest, den sie vorfanden, und so kommt es, daß man n Peking, ja in ganz China, eine fast einheitliche Architektur vorfindet. Natürlich gibt es Verschiedenheiten in der Orna mentik; auch sind die Dächer in Südchina an den Ecken nach oben gebogen, in Peking nicht. Im Norden sind auf jedem Dach, auf den vier Firsten, 7 bis 9 Dachreiter, die sogenann ten Hvllenhunde, nette kleine Kerlchen, unentbehrlich, wäh rend der Südchtnese offenbar weniger Vertrauen zu ihnen »at und höchstens zwei ganz unscheinbare in die Ecke der Dachkurve fetzt, bevor diese nach oben streb*