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- L«FN LvmiBaM/ l)1Ee. / Skizze von Helmut Voigt, Schandau Mädchen vom uralten Stamm. Wie eben der Krieg au»- ginge, würden sie Tiroler oder Italiener in Zukunft, so stn- niene der alte Sepp. Der Eol di Lana barst in di« Luft. Di« Mnen fegten Berggipfel au» ihrem ewigen Stand. Stürmende Jugend, eisernes Alter starben und verdarben unter dem Hagel der Kugeln und Schrapnelle. Die einen sollten den Hof nicht haben und die andern auch nicht, verschwor sich der Mosersevp. Er hatte mit einer anderen Macht nicht gerechnet, die alles Lebend« vernichtend am Urboden nagt, unermüdlich, lautlos. Als di« Sieger zu Saint Germain den Frieden diktier ten, just an diesem Tag begrub ein Bergsturz vom Bruder- kogel den gespaltenen Hof und alles, was darinnen war. Die heimkehrenden Söhn« haben ein Kreuz am Paß er richtet, dem Bater zum Gedenken, und ein kleineres daneben, dem treuen Wächter des Hofes. Sie haben dann ein« Man- nevträne geweint und sich die Hand gedrückt und sind zu Tal gestiegen, der Josef Moser nach Sankt Margareten und der Giuseppe Mossari nach Santa Catalina. Der «ine, ein neues Haus zu bauen, der andere, das frische Reislein zu pflegen, das die Maria dem Stamm der Mossari aufgesteckt. Die Zeit wird vergehen, und die einen und die anderen werden einmal nicht mehr wissen, wo ihr Stammhaus ge standen und daß die Schwarzköpfe im Seetal und die Blond- schädel im Dal del Mare der Moser und der Mossari eines Stammes und eines Geschlechtes sind. Nicht viel bester ging es den Oesterreichern. Mit zerschmet tertem Bein trugen sie den Patrouillenführer zu Tal. Der alte Moser aber erhob sich hinter dem Felsblock und sicherte den Stutzen. ,L mein allweil, s'ischt recht so", sagte er zu dem schweif wedelnden Gefährten, der auf den Befehl wartete, di« Beute zu apportieren. „Die dort sind Feinde vom Sepp und dürfen hier nicht herauf. Und die anderen dort, das sind Tiroler und wollen dem Giuseppe was. Fällt der eine, so ist der Hof ledig, und fällt der andere, so muß ich dem Bruder den Hof halten." Da» waren de« Alten Gedanken, der ging, die Sense zu holen zur zweiten Mahd. Der Herbst verglühte. Der Winter fesselte in Schnee und Eis die Hochsmsamkeit. Der Frühling malte weiße Edel- weißsterne und blaue Gentianen in das Saftgrün der Berg wiesen. Der Föhn trug dumpfes Grollen unaufhörlich über die stillen starren Berge. Rot und Tod waren überall. Doch der gespaltene Hof stand, wie er vor Jahrhunder ten gemauert, ein« vergessen« Bastion im Rot der Dolomi ten. Friedlich ging der Halter des Stammes seinen Be schäftigungen nach. Es war, al» achteten die hüben und die drüben das ungeschrieben« eherne Gesetz der Ueberlieferung. Vertrauend harrte der Mosevsepp. Sie würden wiederkeh ren, di« SSHne, und ihre Heimat finden, unversehrt. Ge schlecht auf Geschlecht mußte erstehen, aufwachsen und ver gehen. Lachen wäre wieder und Jodeln der Knaben und Peter konnte nicht finden, daß diese Mahnung begründet sei und setzte in Marschtritt um den Tisch, da» Lied oom „Kamera- den" singend, das Line ihn mal gelehrt hatte. Tapp, tapp, tapp, „Ich hott' einen Kameraden, einen bessern sinkst Du nit. Die Trommel schlug zum Strei — ei ..." Halt! Die Spitze der Fahne war irgendwo hängen geblieben. Erschrocken wandte sich Peter um und sein Gesicht bekam den Aus druck größten Entsetzens: Wie ein hämisches, dickes Weib, sah er die große Vase, die „Meißner", wie Mutti sagte, in großem Bo gen wackeln. Dann verlor sie das Gleichgewicht und stürzte von der Vitrine. Die Scherben spritzten weithin. Starr und wie ge lähmt stand Peter, die Fahne noch immer über der Schulter, vor dem Unglück. So fand ihn Mutti. „Mein Gott, die Vase. Du dummer Junge, du, habe ich dir's nicht gleich gesagt. Du machst lauter dummes Zeug. Ich werde es Vater erzählen, der mag dich mal durchhauen. Schön, Mutti hatte großen Aerger. Der Verlust dieser Base, eines ganz besonders schönen Stückes, schmerzte sie sehr. Ein Er wachsener in seiner ganzen relativen Auffassung hätte ihre zorni gen Worte verständlich gefunden, weil alle Erwachsenen, sofern sie sich nicht einer besonderen Nachdenklichkeit unterziehen, di« Per spektiven ihrer Kindheit vergessen haben und die Maße, mit, denen ein Kindergemüt mißt. So auch Mutti, die zu erwägen nicht imstande war, wie schwer ihre Worte in diese empfindsame Kinderseele fielen. Wäre sie hineingekrochen in dieses kleine Ich, und hätte sie sich selbst ganz anders gesehen, als sie sich zu sehen gewöhnt ist, so ganZ absolut, so ganz ohne Kritik und Dehnbarkeit, ohne Wißen um Erregung und Nachdenklichkeit, und hätte Mutti mit dieser Er fahrung sich klar gemacht, welche Qual es ihrem Peter bedeuten mußte, wenn eine Strafe auf Stunden aufgeschoben wird; hoff nungslos durch das Gefühl vollkommenen Ausgeliefertselns. Ja, wenn Mutti das gewußt hätte, sie hätte alles anders ge sagt, denn solchen Sturz einer Kinderseele wog keine Base aus Meißner Porzellan auf. Angst! Im Bauch begann sie ihr bleiches Wesen, kroch herauf und setzte sich breit auf die Brust, klammerte sich um die Kehle, so daß man nur mühsam, in Form von Seufzern, Lüft bekam. Angst vor etwas, das vielleicht gar nicht schlimm war, vielleicht ganz bedeutungslos, ober durch Stunden hindurch in jeder Sekunde bedacht wurde und in dieser Spannung gespenstische Ge stalt annahm, die nicht mehr zu überblicken war, und die über die ganze Kinderseele hinweg Schatten warf. So stand es um Peter, als er fortlief und Mutter die Scherben zusammenkehrte; vielleicht schon wieder gemäßigter, schon mit dem Gedanken beschäftigt, daß es doch ein Versehen war, Unachtsam keit und kein böser Wille. Vielleicht schon wissend, daß dieses Malheur ihrem Peter, wie sie ihn kannte, ganz und gar nicht gleichgültig war. Aber ihm jetzt schon ein milderes Wort zukommen lassen, das war vielleicht falsch, unpädagogisch? Man hatte sich zu hüten vor allzugroßer Weichheit. Was konnte Peter von diesen Erwägungen ahnen? Der Be griff von der Dehnbarkeit der Rede eines Erwachsenen, der be zeichnende Satz, daß man alles nicht so heißt ißt, wie man es kocht, waren noch nicht in ihn eingegangen. Ganz nackt und ohne Umschweife stellte er sich vor, t»ß Mutti nun bis Mittag weiter nichts tun würde, als auf Vati warten, um ihm dann zu sagen: „Denk an, Peter hat die wertvolle Vase her untergeworfen." Ja vielleicht würde sie gar noch hinzufügen: „Du mußt ihn mal durchhaucn." Peter fand es hoffnungslos, denn die Vase genoß ja bei ihm selbst einen so hohen Grad der Ehrsucht. In vollkommener Isoliertheit gegenüber den Dingen um ihn herum lief er tn den Garten, und was er tat. war ohne Zweck. Er stellte sich auf den Zaun und schaute auf den Weg, der üm Haus vorbeiführte, ohne ihn zu sehen. So verging lange Zeit. Im Bauch war ein hohles Gefühl. Zögernd, abwehrend beinahe dachte er an Vati. Auch hier war kein Trost zu erhoffen. Vor Vati hatte er immer ein wenig Angst. Er war nicht etwa hart dder schlecht zu ihm; nein, sogar gut und reundlich, mußte man zugeben. Und wenn Peter Wünsche zum Geburtstag hatte, dann vertraute er sie Mutti an, doch Vati gab das Geld dafür. Er war ganz bestimmt gut, und es ließ sich nichts gegen ihn agen, aber Angst hatte er doch ein wenig, weil er so fremd war. kr war immer nn Amt und in Sitzungen, und wenn Peter ihm beim Heimkommen «inen Kuß gab, roch er nach Zigarre. An den Hals hängen oder auf den Schoß klettern, wie es bei Mutti selbstverständlich war, hätte er nie fertiggebracht. Vati tand eben in der Welt, von der man sich kein vertrautes Bild machen konnte. Er hatte schon einmal darüber nachgedacht, daß „Vater" viel richtiger klingt und „Dati", wie er zu sagen gewöhnt «ar, nicht o ganz paßte. - Eigentlich geschah es selten, daß Peter von ihm ausgezankt wurde; er zankte auch nicht laut, aber wenn er ihn durch sein randloses Augenglas so scharf ansah, dann kroch Peter ganz in sich zusammen und hatte Gänsehaut auf dem Rücken, wenn er bei ab gepaßter Gelegenheit zur Tür hinaus war. Aber heute würde es vielleicht ganz anders werden^ Peter suchte angestrengt, aber vergeblich. Bisher war noch nicht» vor- Oer gespaltene Hof. Skizze von G eorgPaulLücke-München. „Der Hof, wo am höchstenaeleaen ischt in Tirol", sagten die Führer und wiesen dem Touristen als Merkwürdigkeit einen an die Schroffen des Bruderkogels geklebten Mauer komplex, der mit dem roten Dolomit des Urgesteins eins schien. Der Weg gehe auf schmaler Schneide vom Fürkele- paß, ein Ausweichen gäbe es da nicht. Solange Menschen wären, säßen die Moser darauf. Die italienischen Führer wieder erklärten, dort sei der höchst gelegene Bauernhof Italiens, der dem eingesessenen Stamm der Mossari gehöre. Man müsse Seiltänzer sein, wolle man vom Passo Sforzellina dorthin gelangen. Die Cima dei Frati behüte ihn, und die habe noch keiner er stiegen. Die Moser und Pie Mossari aber waren ein Stamm, und der Paß und der Berg ein und derselbe. Seit wann dieses blond und schwarz gewürfelte Geschlecht dort saß, das melde te weder das Kirchenbuch von Sankt Margareten im Seetal, noch stand es in dem von Santa Catarina im Val del Mare. Sie trugen nur die unendliche Reihe der eingetragenen Mo ser und Mossari, der unzähligen Johannes u. Giovanni, der Iosefus und Giuseppe, der Marien, Apollonien, Cresqentien und Elisabethen und Mie, sie alle hießen und geheißen hatten. Lange bevor aus Stäatsgeheiß die Geodäten von den Ver- meffungsämtern die Grenze gelegt und verzeichnet, hatten dort die Männer und Frauen die Berghammel aehütet, im Herbst das magere Heu von den Bergmähdern geholt und in den Stuben gesessen wie Maulwürfe, wenn der meterhohe Schnee und die Lawinen den Weg in die lebende Welt ver sperrten. Immer hatte hier nordische Kraft und heißes Südland blut sich vereint und Knospen getrieben des seltsamen Stammes. Im großen Krieg waren die Mosersöhne hinunter ge stiegen, ihrem Vaterland zu dienen, der Sepp Möser nach Innsbruck zu den Kaiserjägern, der Bruder Giuseppe Mos sari zu den Bersaglieri nach Trient. Da kann man nichts machen, sagten sie im Kriegs ministerium in Wien, und dasselbe sagten sie in Rom. Die Moser vöm gespaltenen Hof, durch besten Mitte schnurgerade die Grenze ging, hatten eben ihr ungeschriebe nes? eigenes Gesetz. Der Erstgeborene wurde ^ur Taufe nach Sänkt Margareten getragen, Name und Christentum zu empfangen- der nächste nach Santa Catarina. Der eine hieß Moser und Josef, der andere Mossari und Giuseppe. So drückten sich zum Abschied auf dem Paß der Sepp und der Giuseppe noch einmal die schwieligen Hände und schritten dann talwärts, der eine nach Norden, der andere nach Süden. Zurück blieb nur der alte Vater, der sechzigjährige Sepp Moser. Der hütete weiter die Hammel, bald in Tirol, bald im Welschland, wo gerade das Berggras in Schuß gekommen war. Hörte und sah nichts vom Krieg, bis eines Taaes drei Kaiserjäger heraufkamen und ihm erklärten, er müsse jetzt den Hof räumen, denn hier sei Kriegsgebiet. Da grinste der Alte und räumte, was in den Nordstuben war, über den Gang in die Räume auf der italienischen Seite. Als die Patrouille tags darauf wiederkam, zu sehen, ob dem Befehl Genüge geschehen, da lachte sie der Mosersepp gemütlich an und meinte, das hier, wo er stehe und wohne, sei italienischer Boden, und von der Seite habe er noch keinen Befehl. Die Patrouille stieg ab, beim Kommando Rat zu holen. Inzwischen kamen auch drei Alpini und meinten, er müsse weg da vom Hof, denn bald gäbe es Kugeln und Granaten. Der Mosersepp aber wurzelte wie ein Baum. Was sie wollten, die Makkaronileute? Und warf sie mit wuchtiger Tirolerfaust aus dem Hause. Sie gingen, in der Komman dantur neuen Befehl zu erfragen. Tage vergingen. Nichts rührte sich. Da spitzte einmal Leo, der Bastard eines deutschen Schäferhundes und einer italienischen Bernhardinerhündin, die Ohren. Dumpf grollte cs irgendwo im Blau. Dann suchte er den Herrn, den er im Stadel fand, und eine Frage stand in seinen treuen Hunde augen. Der Moser strich dem Tier über das langhaarige Fell und hatte nur ein Lachen. „Hab s wohl gehört. Der erste, der kommt . . ." Und die ersten kamen, eine Alpinipatrouille, die aus dem Tal vor sichtig heraufpirschte, hinter den Txjimmerblöcken Deckung nahm, äugte und die Ohren spitzte. Der erste, der sich aus der Deckung wagte, blieb liegen. Kopfschuß, Meisterstück. Die anderen brachten zur Meldung» daß die Tiroler den Passo Sforzellina bereits besetzt hielten. Nach zehn Stunden kindhaft tiefem Schlafe erwachte der fünf jährig« Peter Stolp mit warmen und wohltuender Feuchtigkeit in den Augen, Und noch ehe das Bewußtsein ganz auf ihn zukam, er- freut« ihn da» Schattenkreuz an der gegenüberliegenden Wand, das strahlende Sonne verhieß. „Ei, «i, die Sonne," dachte er, sich aufsetzend, und er wußte nun auch wieder, weshalb er es sich für heute ganz besonders ge wünscht hatte, daß sie scheinen möge. Der Rasen im GaSen näm lich war gemäht worden, und nun gab es Heu. Ein Ereignis, das elten und von kurzer Dauer war und darum hoch im Ansehen stand. Es bot aber auch wirklich ganz besondere Möglichkeit zu ubelndem Ausgelassensein, wie es der gestrige Nachmittag gezeigt hatte. Als dann die Stunde des Abendbrotes seinem Uebermut ein Ende machte, tröstete ihn die Gewißheit, daß er gleich heute früh wieder ins Heu gehen würde. Nur beim Schlafengehen war es ihm plötzlich bang, daß es heute regnen könnte, obwohl der HiMmel durchaus keine Wolken zeigte. Line, das Mädchen, meinte „ganz bestimmt", aber das galt nicht, denn Line war garstig und hatte immer Freude daran, ihm da» zu sagen, was er nicht gern hörte. Er liebte sie nicht und fühlte sich auch nicht veranlaßt, ihr ent gegenzulaufen, wenn sie heimkam, wie er das bei der Mutter tat, deren Abwesenheit immer «in kleiner Mangel an seinem Wohlbe finden war. Aber nun schien die Sonne doch, und es war ihm sehr eilig, hinauszukommen Mit ein wenig schwerfälliger Umständlichkeit, mit der er ob seiner rundlichen Glieder behaftet war, kletterte er über das Gitter seines Bettes und tapste barfuß zur Line, die im Flur mit einem nassen Hader herumklatichte. „Line, ganz schnell anziehen, ich will hinaus!" „Erstens sagt man „bitte", und zweitens wartest Du, bis ich hier fertig bin," antwortete Line, die vielleicht wieder einmal nicht ganz ausgeschlafen hatte und zu Ausnahmen nicht bereit war. „Pie dumme Line" dachte er. „Gegen „bitte" ließ sich ja nichts sagen, aber wenn Mutti hier wäre, würde sie ihn bestimmt nicht warten lassen." Aber was half es. Ergeben setzte er sich auf eine Fußbank, zog das Hemd über die Knie herunter und interessierte sich, wie die trockene Fläche de» Linoleums immer kleiner wurde. Doch schließlich war dieses Hindernis abgesessen. Line wand ihren un freundlichen, nassen Hader aus und breitete ihn über d;n Eimer rand. »Jetzt sind wir sg weit, mein Herr," sagte sie und zog ihn nach gründlicher Dusche an. " Seinen Topf Kakao schlürfte er ganz unmanierlich, weil er für diese Eile viel zu heiß war. Nun endlich rannte er geradewegs in den Garten und schoß Purzelbäume mit dem Kopf in das Heu. Ein wenig verdutzt blieb er jenseits sitzen. Plötzlich war alle« still und öd um ihn, und das Gebäude seiner Kinderlust, das nur aus der Erinnerung an den gestrigen Abend bestand, brach grausam zusammen. Uebermut brauchte gereizte Nerven, was nach zehn Stunden tiefen Schla fes einfach nicht möglich war. Ganz armselig saß er da im Gras, den blonden Kinderkopf, ein wenig borstig und dreiwirbelig vorgeneigt und blickte nach denklich auf die blaue Schürze. So war es nun, wie schon manch mal. Hier war da» Heu und hier er, gerade so, wie gestern und doch ganz anders. Gestern hatte er gelacht und gequiekt dabei und war selig gewesen, daß es Heu gab. Und jetzt hätte er hundert Purzelbäume schießen können, und sie würden nicht anders wer den, als der eben geübte. Gestern hatte der Schober ganz anders ausgesehen, jetzt war er ein totes Ding. Aber so war «» immer wenn man sich sehr freute, dann wurde es nie schon; das Schöne kam immer ganz plötzlich. Man wußte cs mittags noch nicht, und abends war es da. Enttäuscht stand er auf und lief davon. Im Haus« hörte er Mutti reden. „Ach ja, wenn Mutti nicht wäre, dann wäre es überhaupt nichts." Er stieg die Stufen hoch, um ihr „Guten Morgen" zu sagen. „Nun, mein Peterle," empfing sie ihn und gab ihm einen Kuß „Du riechst jaßhon wieder nach Heu; da» gefällt dir wohl?" „Ach ja," sagte Peter. Warum fallt« er nein sagen; er hätte cs ja doch nicht erklären können. Mutti gab Line auf, was sie einholen sollte, und so schob er wieder ab. Er ging ins Spielzimmer; vielleicht würde sich doch etwas fin den, womit man den Vormittag schön verbringen könnte. Wie viele andere, litt auch Peter bisweilen unter dem der Kindheit eigenen Krampfzustand, die Zeit zu verbringen. Aber wiederum mußte er seststellen, daß alles so langweilig, ö nach Vormittag aussah. „Nachmittags und gegen Abend läßt sich überhaupt viel besser pielen," dachte er. Aber schließlich verfiel er darauf, eine Fahne aus der Eck« zu nehmen, schulterte sie und zog ab. Mutti sah ihn von der Küche aus in» Wohnzimmer gehen und rief ihm nach: „Mach keine Dummheiten!" Deutschland. Deine Wälder sind die Wegen Meiner liebenden Gedanken. Deine Berge Himmelsstieaen — Mit den Wolken möcht' ich fliegen Und Gott auf den Knien danken. Ach, die altfn Fahnen «eben Weder über allen Gasten! Kinder, di« sie erstmals sehen, Bleiben blinzelnd, fragend Men, Und sie können'» nicht «fassen. Doch sie werden Deuttchland finden, Wenn der LSter Art sie kennen. Ihrem Denken sich verbünden. An den Taten sich entzünden. Boller Deutschlandliebe brennen. DeuHche Wälder werden Wiegen Ihrer liebenden Gedanken. Deutsche Berge Himmelsstieaen — Hartes TeAwerk wird ein Siegen Und vor Gott «in tiefes Danken. Franz Mahlte.