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DerSSHMLrMer WMLflrZWOwerKa Einzige Tageszeitung im Amtsgerichisbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler Ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt« machungen der Amt»hauptmannschaft, de» Arbeitsgericht» und de» Haupt zollamt« zu Bautzen, de» Amteigerichts, de» Finanzamts der Schulinspettton und de» «tadtrat» pi Bischofswerda behördltcherseu» besmnmte Blatt Ileukirch und Atmgegend UnabhängigeZeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte» Sonntagsblatt, Heimatkundliche Beilage , Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1S21. Gemeindeoerbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 ummoee 1» Vf») Fernsprecher Amt vischos»w«rda Nr. 444 und 44S. 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Später lief dl« Flotte zu llebuogen ln See, denen der Kanzler auf dem Flagg schiff „Schleswig-Holstein" beiwohnte. 3u der gestrigen Sitzung de, Hauptausschusse» der Abrü- sluna»konferrnj erklärte der amerikanische Verlreler Norman Da ni», daß mau mit der Frage der Sicherheit nicht mehr länger die Jett verschwenden solle. Weiler erklärte Norman Davis, daß Ame rika den Mardonalchmkk aauehm«. Vie Vorsitzenden der kommunalen Spitzeuverbönde Deutsch- lauds «aterzelchaeten am Montag eine Erklärung, iu der sie davon Seuükni» nahmen. daß künftig nur «och der deutsche Semeiudetag und seine Landesverbände al» alleinig« korporative Vertretung der deutsche« Gemeinden und Gemeindeverbänd« anerkannt werden. Za der Nacht zum Montag ist la der Nähe von Forchheim ln Oberfranken eia 2HSHriger SA-Mann in Uniform ermordet wor den. Al» der Tat verdächkg wurden 20 Angehörig« der Bayerischen Volkspartei Hz«, der Bayernwacht verhaftet. Diea»tog vormittag trat der Grotze Arbeilskoaueat der Deut scheu Arbeitsfront »a Berti« zu seluer ersten Sitzung zusammen. 2m Mittelpunkt der Tagung steht «Ine große Red« des Führer» der Deutschen Arbeitsfront, pg. Dr. Ley, über „Die Zukunft der Ge werkschaften". ,.u - . . Süsführliche» an anderer Stell«. Von Rom «ach Genf. Die Auslandspreise ist voll von bis ins einzelne gehen den Nachrichten über die Verhandlungen, dis in Rom we gen des ViermSchtepakts geführt worden sind und an denen auch al» eine Akt Sondergesandter der preußische Minister präsident Reichsminister Göring teilgenommen hat. Die deutsche Oeffentlichkeit wahrt die gebotene Zurückhaltung, und es hätte erst gar nicht der amtlichen Mitteilung be durft, daß die Nachrichten über einen schon erfolgten Ab schluß zum mindesten verfrüht sind, da ganz selbstverständ lich erst die Rede Mussolinis und ihre Auswirkung abae- wartet weichen muß. Aber ruyweifelhaft sind In Rom die Dinge ein gutes Stück weitergekommen. Wie es scheint, teilen sich in das Verdienst dafür Mussolini, der eigentliche Verfasser des Viermächtepaktes, der deutsche Reichskanzler Adolf Hiller und der englische Ministerpräsident Macdo- nald, der sofort nach der Reichstagsrede des deutschen Reichskanzlers ein Telegramm an den italienischen Staats mann richtete, nun unversäumt die ins Stocken geratenen Verhandlungen wieder aufzunedmen. In dieser Aufzahlung fehlt — natürlich! — Frankreich. Frankreich hat es durch seine Winkelzüge bisher immer verstanden, die Abrüstungs konferenz auf ein totes Gleis zu schieben, und es macht er neut alle Anstrengungen, um, wie die französische Presse das ausdrückt, „eine allzu große Elle und die Aufzwingung eines überstürzten Beschlusses^ zu verhindern. Die neueste französische Parole heißt, daß man in acht oder vierzehn Tagen nicht das zuwege bringen könne, was der ange strengtesten Arbeit eines Jahres zu verwirklichen nicht ge lungen sei? Man wird nach dieser Parole in Yens handeln. Aber es fragt sich, ob nach dem außerordentlichen Entgegen kommen, das Deutschland durch Ke Rede des Reichskanz lers, durch die Erklärungen des Herrn Nadolny in Genf und durch die Verhandlungen in Rom gezeigt hat, Frank reich mit seiner Bremspolitik den gewünschten und bisher immer noch erzielten Erfolg auch diesmal für sich buchen kann, oder ob es nicht tatsächlich schon heute in der Gefahr derjenigen Isolierung sieht, die es Deutschland zu bereiten versuchte und die dadurch neu gesichert werden soll, daß ein« von Polen angeregte Petition beim Völkerbund dke Behandlung der deutschen Judenfragx als eine „Minderhei tenfrage" verlangt. Solche Gefahren für Frankreich zeich- nen sich bereits »n der eindeutigen Ablehnung der franzö sischen Anträge auf Anrechnung der deutschen Hilfspolizei und de» deutschen Bahnschuhes auf den deutschen militäri schen Rüstungsstand im Eifektivausschuß der Abrüstungs konferenz ab. Wenn man bedenkt, daß nicht viel über eine Woche vergangen ist, seitdem der gleiche Lffektivqusschuß den unmöglichen Beschluß über den militärischen Charakter der deutschen Selbstschutzverbände faßt«, so wird man dies als einen beachtlichen Erfolg der neuen deutschen Politik werten müssen. Daß aber auch für Deutschland Gefahren bestehen, darüber darf und wird man sich keiner Täuschung hingeben. Es bleibt abzuwarten, welcher Art die Erweite rungen sind, die der ursprüngliche Mufloliniplan bei den Verhandlungen in Rom gefunden hat. Der Entwurf Mac- donalds sieht nur eine Frist von fünf Jahren vor, in der die Rüstunasvolitik der großen europäischen Mächte sestge- legt ist, während das Mussoliniabkommen eine Gültig ¬ keitsdauer von zehn Jahren haben soll und sich automatisch um die gleich« Zeitspanne verlängert, falls nicht eine der Mächte vor seinem Ablauf die Kündigung beantragt. Das ist also im Grunde genommen der gleiche „Gottesfrieden", den schon der deutsche Außenminister Simon und mehr noch der Außenminister Stresemann erstrebten. Und die- ser Gottessrieden kann und wird alle damals schon erkann ten Gefahren enthalten, wenn es nicht gelingt, in den Cin- zelverhandlungen in Genf die deutsche Gleichberechtigung sowohl gegen alle Zwischenfälle als auch vor allem gegen bewußte Mißdeutungen und Winkelzüge Frankreichs zu sichern und der deutschen Grundforderung nach der Revi sion unhaltbar gewordener Verträge einen erfolgverspre chenden Weg in den Völkerbundsverhandlungen zu öffnen. Der Grundsatz der Revision ist sowohl im Friedensnertrag als auch im Völkerbundsstatut enthalten. Der Mussolini- entwurf zu einem Mermächtepakt bestätigt ihn nur erneut und läßt mit dieser Bestätigung vielleicht die Hoffnung auf eine vernünftige Vereinbarung der vier europäischen Groß mächte unter Mitwirkung,Amerikas zu, die durch die klei neren Staaten nicht gestört werden kann, wenn man d'e- sen auch versichert, daß ihre Rechte n'cht bee-nträchti-st wer den sollen. Das Wichtigste ist unzweifelhaft vorerst die Gleichberechtigung. Hier müssen nun in Kürze entscheidende Verhandlungen erfolgen. Und das Schwergewicht dieser Verhandlungen wird wieder in Genf liegen, wo der engli sche Außenminister Simon, der französische Außenminister Paul-Boncour und der Kabinettschef Mussolinis, Baron Aloisi, bereits eingetroffen sind, und wo als Vertreter Ame rikas Norman Davis wohl bis zum Abschluß der vertrau lichen Besprechungen weilen wird. Diese Gleichberechtigung muß jetzt erkämpft werden, sonst verliert das ganze Gebäu de des Friedens die Grundlage, auf der allein es errichtet zu werden vermag. So ist es jedenfalls nicht, daß wir in dem wehrlosen Zustand, in dem wir sind, bleiben, daß wir auf eine Aufrüstung verzichten können, wenn nicht auch die anderen auf den durch das Versailler Diktat festgesetzten Rüstungsstand abrüsten, wenn nicht auch die anderen in nerhalb einer-bestimmten Frist auf sämtliche Angriffswaf fen, die wir nicht besitzen, verzichten. Hier muh ehrliches Spiel gelten, wenn nicht der schlechte Geist von Genf über den guten Willen von Rom, London, Washington und Ber lin Gewalt gewinnen soll, so daß die letzten Dinge schlim mer als die ersten werden. Auf feiten der anderen Unterzeichnermächte der Friedens verträge habe man immer die Verpflichtung zugestan- den, ihre Rüstungen gleichfalls stufenweise auf einen Stand herabzusetzen, der ihrem Verteidigungsbedürfnis ent spreche. Die Vereinigten Staaten seien, obwohl sie nicht Unterzeichner des Versailler Vertrages seien, bereit, bis auf dieses Maß herabzurüsten. Die Staaten der Welt müßten sich dazu entschließen, die Verpflichtungen, zu denen sie sich 1919 bekannt hätten, anzuerkennen. Oder sie müßten offen bekennen, daß sie diese Politik aufgegeben hät ten. Damit wird die Politik des Rüstungswettlaufes und der Rüstungsrivalitäten wiederhergestellt. Ein Mißerfolg der Abrüstungskonferenz werde den dringend notwendigen wirtschaftlichen Wiederaufbau der Welt weiter verzögern. Norman Davis erklärte weiter, daß die Vereinigten Staaten auf dem Gebiete der Abrüstung so weit gehen würden wie jeder andere Staat. Das Endziel müßte sein, das Maß der Rüstungen, wie es in den Friedensverträgen festgesetzt sei, zu erreichen. Zur Frage der Teilnahme der vereinigten Staaten an Maßnahmen auf dem Gebiete der Friedenssiche- rung erklärte Norman Davis, daß die Vereinigten Staa ten bereit seien, sich mit den anderen Nationen zu beraten, wenn der Friede bedroht werde. Weiter sei Amerika bereit, bei etwaigen Maßnahmen gegen einen Angreifer auf jede Haltung zu verzichten, die geeignet wäre, den Erfolg der gemeinsamen Maßnahmen der anderen Staaten in Frage zu stellen. Weiter erklärte der amerikanische Vertreter, daß die Vereinigten Staaten an einem Kontrollsystem teilnehmen wollten. Der Haupt zweck der zu schaffenden Ständigen Abrüstungskommission müsse nach Auffassung Amerikas der sein, darüber zu wachen, daß die Bestimmungen des Rüstungsvertrages nicht verletzt würden. Schließlich erwähnte Norman Davis noch in diesem Zusammenhang den Vorschlag Roosevelts, daß alle Staaten sich feierlich verpflichten sollen, unter Vorbe halt der in den Verträgen festgesetzten Rechte ihre Streit kräfte nicht außerhalb ihrer Staatsge biete zu entsenden. wenn ein Staat, fuhr Norman Davis weiter fort, sich das Recht der Wiederaufrüstung vorbehalten sollte, für einen solchen Fall, wo andere Mächte effektive und bedeut same Abrüftungsverpflichtungen übernehmen, so würde eine solche Nation den größten Teil der Verankworkung fük den Mißerfolg der Abrüstungskonferenz mit allen unberechen baren Folgen übernehmen. Vor einigen Tagen habe die Konferenz vor ernsten Schwierigkeiten gestanden. Seitdem habe sich aber die Lage gebessert. Der deutsche Reichskanzler habe sich in seiner Rede im einzelnen über oie deutsche Haltung auf dem Gebiete der Abrüstung verbreitet. Das sei sehr nützlich gewesen. Diese Rede in Verbindung mit der neulichen Er klärung Botschafter Nadolnys habe die Lage derartig geän dert, daß man jetzt von neuem die Prüfung des eng lischen Planes aufnehmen könne in der Hoff nung, zum Ziele zu gelangen. Die amerikanische Abordnung nehme die Bestimmungen des englischen Entwurfes über da» Kriegsmaterial an. Eine kurze, schriftlich festgelegte Erkläruna gab sodann der Vertreter Italiens, Botschafter Aloisi, ab. Er teilte die Uebereinstimmung, die zwischen der amerikani- chen und italienische»» Regierung im Versah»-'« und "n Französisch-amerikanische Spannung in Genf vtd. Gens. 22. Mai. Die heutige Sitzung de» Hanptaus- schuffe« der Abrüstungskonferenz, die in Anwesenheit des englischen und de» französischen Außenminister» ftattfand, fmud im Archen hochbedeutsamer Erklärungen des amerika- nischen Bevollmächtigten Norman Davis. 2m weiteren Verlauf der Sitzung nahmen auch -le Vertreter Italiens, England» und Frankreichs da» Wort. Der französische Außenminister Vaul-Voncour nahm die Erklärungen des amerikanischen Delegierten zum Anlaß, um zu beantragen, daß der Hauptausschuß in feinen materiellen Beratungen nunmehr auf den ficherheitspolitischenTeil de» englische« Entwurfes zurückgeht. Dieser Antrag steht insofern in einem gewissen Gegensatz zu dem kürzlich besästossenen Verfahren, wonach die Konferenz sich seht der Frage de» Kriegsmaterials annehmen soll. Leber den Antrag Paul-Boncour entspann sich eine kurze Geschäftsordnungsdebatle, in der der Delegierte Sva- nleus. Botschafter Madariaga. bereits jetzt gewisse wünsche der kleineren und mittleren Seemächte zum Macdonaldplan ankündigte. Sodann nahm noch einmal der amerikanische Delegierte Norman Davis zu einer kurzen Interven tion da» Wort, in der er in auffallend entschiedener Weise gegen da» Bestreben Paul-Voncour», jetzt die Frage der Sicherheit ln den Vordergrund zu rücken. Stel lung nahm. Norman Davis erklärte, nach seinen heutigen Mitteilungen glaube er. daßmanmlt derArage der Sicherheit nicht mehr länger die Zeit ver schwenden solle. Zur Klärung der Frage machte Norman Davis sodann dm Vorschlag, daß der erweiterte Vorstand der Konferenz morgen zusammenlreten soll. Vaul- Voncour erhob keine Einwendung und der Präsident machte sich dm Vorschlag des amerikanischen Delegierten zu eigen. Der Haupkausschuß tritt wieder morgen nachmittag zusammen. Zu Beginn der Sitzung gab der Präsident Henderson ein Schreiben des deutschen Vertreters, Botschaf ter Nadolny, bekannt. In diesem Schreiben teilt die deut sche Abordnung der Konferenz mit, daß sie ihre, der Konfe renz vorliegenden Anträge der neuen Lage ge mäß, der Rede des Reichskanzlers und den Erklärungen Nadolnys auch formell angepaßt hat. Der Antrag, den die deutsche Abordnung bezüglich der Vereinheitlichung der Heeresreform vor einiger Zeit einaebracht hatte, ist gegen standslos geworden, und die deutsch« Abordnung hat ihn daraufhin zurückgezogen. Bezüglich der anderen Anträge, die bestimmte deutsche Forderungen auf dem Gebiete des Kriegsmaterials enthalten, behalt sich die deutsche Delega tion ihre weitere Stellungnahme vor. Danach erhielt der amerikanische Delegierte Norman Davis das Wort. Er vertrat im Sinne der Botschaft Roose velts mit großem Nachdruck die Forderung nach so fortigen wirksamen Abrüstungsmaßnah- men. Er begründete seine Forderungen insbesondere auf dem Gebiete der schweren Angriffswaffen in vollkommener Uebereinstimmung mit der deutschen Auffassung, die kürzlich noch von Reichskanzler Adolf Hitler der Welt verkündet wor den ist. Die Friedensverträge hätten die Rüstungen Deutsch land» und seiner Verbündeten herabgesetzt, um sie zum An griff unfähig zu machen. Es sei weder gerecht noch weise, daß die Ienlralmächle für immer einem Sonoerreglme la bezug auf die Rüstungen unterworfen -liehen.