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„Bist du von einer Dickfelligkeit! Siehst du nicht ein, daß wir bei der Zwischenstellung, die wir einnehmen, gar nicht wüßten, wen wir alles einladen sollen? So sind wir allem Zweifel enthoben, geben ein kleines Essen im Haus, und Therese fährt dann heim." Zwei Tage später stand in Jägermeisters großer Stube die kleine Hochzeitsgesellschaft, und man reichte vor der Ab fahrt nach Reichenberg noch einen Imbiß herum. Bald fuhren die Wagen davon, denen in ziemlichem Abstand das Brautpaar im offenen Landauer folgte. In scheuer Andacht hatte Traugott seine Braut ange sehen, als begriffe er nicht, daß so viel Liebreiz nun sein eigen sei. Therese warf einen langen Blick auf ihr geliebtes Schloß, das still und traurig mit geschlossenen Fenstern da lag. Kein Mensch war zu sehen. Nahm keines von den Hof leuten Anteil? Kein Jäger nickte ihr zu und sie waren doch alle ihre Freunde. Und wo war Plötz geblieben? Trau gott schien zu verstehen und fuhr tröstend über ihre Hand. Endlich im Dorf tat man ihr die Ehre an; da zeigten sich lachende Gesichter, Mädchen warfen ihr Blumen zu und Kin der schienen auf ihre Durchfahrt gewartet zu haben. Therese freute sich, daß man sie doch nicht so klang- und sanglos vor- oeiltch. macht der Nachtrag das Heimatbuch wertvoll. Er rechnet kurz aber schonungslos mit den vergangenen Jahren des Niedergangs und der Zwietracht ab, denn die Schläge, die auch die Oberlaüsitz erhalten hat, waren härt, am härtesten wohl die wirtschaftlichen Zu sammenbrüche und die Aufhebung des alten ehrwürdigen Mark grafentums Oberlaüsitz durch die sächsische Landesregierung, ^vas prächtige 220 Seiten starke gut ausgestattete und dabei wohlfeile Büch (Preis 2,— RM.) verdient wirklich weiteste' Verbreitung als Helmatbuch der Mittel- und Nordlausitz. Es sollte in keinem Hause fehlen! vudiffinische Sagen. Ein prächtiges Büchlein legt uns da der Verlag des Bautzner Tageblattes auf den Tisch. Schlicht erzählt der feinsinnige Bautz ner Lyriker Erich Klaußnitzer 16 Budissinische Sagen, „die freundlichen Begleiter der Geschichte" des alten Budissin, das noch heute „stolz und herrlich wie ein verzaubertes gewaltiges Stück Mittelatter hoch über der rauschenden, sprühenden Spree steht". Es ist zwar nur eine kleine Auswahl aus dem reichen Sagen kranze» der sich um die alte Stadt rankt, aber jede ein Meisterwerk volkstümlicher Erzählerkunst, jede eine Dichtung, Und zu jeder dieser Sagen hat der Bautzner Künstler Rudolf Warnecke eine Pinselzeichnung geliefert, die in ihrer künstlerischen Leistung diese schlichten Erzählungen seltsam lebendig gestalten. Alles in allem, die Stadt Bautzen hat ein Sagenbüchlein erhalten, um da» sie die anderen Städte der Oberlausitz nur beneiden können. ü. N. Dann fuhren sie in scharfem Tempo nach Reichenberg. „Es scheint da noch eine Hochzeit zu sein", sagte Trau gött. „Nein, das ist nicht üblich. Wer was hatten so viel Wa gen da?" Sie kamen nicht zum Denken. Zurufe flogen ihnen zu und Therese sah ganz benommen eine Menge Menschen auf dem Platz vor der Kirche. Der Zugang zur Kirchentür war dicht mit Bäumen bedeckt, und Girlanden hingen dick und schwer über dem Eingang. Sie faßte fest ihres Trau gotts Arm. Das war doch ein Traum; sie sah wie im Nebel, daß das kleine Gotteshaus so voll Menschen war und so voll Grün. Es schien, als hätte ihr geliebtes Moritzburg Hoch zeitsboten gesandt. Sie gingen wie im Walde dem Altäre zu. Auf dem Allarplatz saß das kleine Häuflein Angehöri ger, als könnten sie nicht Platz finden in den dicht besetzten Kirchenbänken. Wie aus der Ferne hörte Therese die kurze, kernig« Traurede des allen Freundes ihrer Kindheit. Und als er dem Brautpaar die Hände zusammengelegt hatte, war es gleich umringt von so viel Glückwünschenden, daß der Brautvater Platz schaffen mußte für den Kammerherrn von T. In wohlgesetzter Rede brachte dieser Wünsche und Blu men vom König. Therese fand keine Worte. Traugott mußte danken. Da waren sie ja alle, ihre Freundinnen und Freunde, die allen und die jungen, die Hofleute, die Jäger und alle, die sie vermißt hatte, bis auf einen. Sie mußten Hände schütteln, harte und feine, und kamen nur langsam zur Kirchentür. Als nun die Dorfjugend das Brautpaar sah, gab es einen Jubel sondergleichen. Nochmals Händeschütteln vorm Wagen, und als Therese den Fuß hob zum Einsteigen, blieb sie in freudigem Schreck stehen: Da saß Lord im Rücksitz, einen Kranz umg-hängt, Blumen zu beiden Seiten und rührte sich nicht wie ein gutgezogener Lakai. Auf dem Kutscherbock saß Plötz in seiner besten Uni form und sah nicht aus und nicht um. Stolzer als des Königs Leibjäger fuhr er feinen Schütz ling ins junge Glück. — Ende. — Zehn Natrrrschutzgebote. Nicht im Gras und in den Saaten, Darfst Du wie im Wasser waten. Müßten sie zerfreten sein. Ging der Bauer selbst hinein. Nimmst die Blumen Du der Pflanze, So verschandelst Du das Ganze, Weil nicht — wie manch' eitler Tropf — Schöner sie ist ohne Kopf. Blüt' und Blum' am Strauch, im Grase, Kann man riechen mit der Nase; Schau' nicht mit den Händen an, Was man mit den Augen kann. Eine Blume auf dem Hut Macht sich an und für sich gut, Nur der Ochs will viele schmecken, Rupft sie auch zu andern Zwecken. Alles Viehzeug lasse leben Dich ergötzt sein Tun und Streben, Sperr's in keinen Käfig ein. Sollt' es auch aus Liebe sein. Aest das Reh im Wiesengrund, Gehe leise, halt' den Mund, Du gefällst — ach, glaube mir — Nicht so gut ihm wie es Dir. Denk', daß Tiere barfuß schreiten, Flaschenscherben Schmerz bereiten! Fühlst Du nicht mit dem Verstand, Dann zerhau' sie mit der Hand. Flaschen, Tüten, Packpapier, Sind dem Walde keine Zier. Bringst Du sie gefüllt bis her, Trägst Du heimzu auch nicht schwer. Bücherschau. Unsere Heimat — die Lausitz. Es ist nicht eigentlich ein neues Buch, das da auf dem heimat lichen Büchertische erscheint, sondern das Heimatbuch von Felix Wilhelm, das im Jahre 1925 herauskam, in diesem Jahre in den Verlag des „Bautzener Tageblattes" übergegangen ist und, den veränderten Zeiloerhältnisjen entsprechend, eine Ergänzung in Form eines Nachtrages auf die Zeit von 1925—1933 erhalten hat. Nur wenige Landschaften (z. B. Kreis Lauban) besitzen ein solch schönes Heimatbuch, das uns über LandundLeute unterrich tet, über Wesen und Wert der Heimat, ihre Gestaltung und ihre Schönheiten, über Geschichte^ Sitte und Sage und über Einst und Heute der alten Hauptstadt Bautzen. Nicht zuletzt Johlen, Schreien sei vermieden, ? Den» es stört den Waldesfrieden, ! Wettn ihn das Gebrüll durchhallt: Wer hat dich, du schöner Wald ...» Wissen sollen stets die Andern, Die nach uns des Weges wandern, Der vorhergegangen war. War Kulturmensch — nicht Barbar. Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. tz. verantwortlich für die Schriftleitung Max Fi «derer, sämtlich in Bischofswerda.