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Der Sächsische Erzähler l. Detdlatt z» R««»er U4 Dienstag, den 1« Mai 1S33 Intelligenz-Verbrecher. Totengräber -es Volkes — Zur Psychologie der Korruption Well-Kolomalunlerhaliung ohne Deutschland Es nruy die letzte gewesen sein. Von Ferdinand Kirch eisen. Es ist ein Beweis sür die innere Abneigung des Deut schen gegen alle moralische Unsauberkeit, daß sich kein Chro nist sindet, der die Geschichte der neudeutschen Moral zu schreiben unternimmt, ja, der Durchschnittsdeutsche hat sicher heute nach den Enthüllungen seit dem S. März noch nicht be griffen, welche unheilvolle Bedeutung die moralische Ver seuchung, angefangen von den Ministerien bis zu den klein sten Gemeinde-Verwaltungen, für die heutige Notlage des deutschen Volkes eigentlich hat. Kein im Reichsstrafgesetzbuch behandeltes Verbrechen, nutzer Roheitsdelikten, haben die Nutznießer des demokrati schen Staates zu begehen vergessen, keine Lüge ist gewissen los genug gewesen, um die Oeffentlichkeit über die Wahrheit zu täuschen. Aber die Korruption saß ja bereits viel tiefer: unsereJustiz stqnd seit etwa 1924 ganz im Dienst der Stäatyraison. Das ging soweit, daß der Staat in einem großen politischen Prozeß (Januar 1929) sogar den Grundsatz, und mit Erfolg, vertreten ließ: „lieber der richterlichen Unabhängigkeit steht die Staats räson!" Die Männer, die durch die Gunst der Politiker und des Parlaments in hohen und höchsten Stellungen saßen, ver langten Befreiung von den Gesetzen der Ehre und der Moral und die Parlamerftaxier deckten jene, um selbst wieder ge schützt zu werden, denn die Durchstechereien in der öffent lichen Verwaltung werden heute als solche am laufenden Band enthüllt. Das Preußische Justizministerium hat ein „Sonderreferat zur Bekämpfung der Korruption" eingesetzt, außerdem arbeiten in fast allen größeren Gemeinde-Ver waltungen „Kommissionen z. b. V. , um „alle volks- und staatsschädigenden Handlungen, die wegen der asozialen Ge sinnung des Täters, wegen der rücksichtslosen Ausbeutung seiner amtlichen oder wirtschaftlichen Üeberlegenheit die tief gehende Empörung des Volkes erregt hatten," aufzuklären. Jedoch die Staatsmänner und Parlamentarier hätten den Mißbrauch ihrer Aemter und Beziehungen nicht ver schleiern können, wenn die damalige Regierungspresse nicht mitgemacht hätte. Schon vor Jahren war bekannt, daß de mokratische und sozialdemokratische Zeitungen (und Zeit schriften) sowie die Zentrumspresse laufende Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln erhielten und dadurch verpflichtet wurden, nicht nur selbst zu schweigen, sondern auch die Ent hüllungen über die „öffentliche Moral" durch verleumde rische Angriffe auf unbequeme Kritiker unwirksam zu ma chen. Die Staatsanwälte hefteten sich an die Fersen der Kritiker, während deren Verleumder in der regierungs treuen Presse geschützt wurden, bis die mürbe gewordenen Kläger auf jedes Verfahren verzichteten. Man muß die Beziehungen und Wechselbeziehungen, dieses vom Staat und von seinen beamteten Nutznießern gesponnene Netz enthüllen, um die Voraussetzungen kennen zu lernen, unter denen die Korruption gedeihen konnte, ohne daß die rauhe Hand eines Staatsanwalts eingreifen ode'r die Presse Alarm läuten durfte. Es ist schon so: imneuen Deutschland hat sich die Korruption als Triebfeder in der öffentlichen Verwaltung gezeigt. Es hat auch in der Vorkriegszeit Schelme gegeben, aber sie sind mit Schimpf und Schande davongejagt worden, wenn ihre Vergehen bekannt wurden, während heute System ge worden ist, was früher Ausnahme war, daß einst kein Rang den amtlichen Uebeltäter vor dem Strafrichter schützte, wäh rend heute das System der Rückendeckung die Schuldigen sichert: kein Abenteurer von Rang hat es versäumt, sich einflußreiche Abge ordnete zu sichern. Der kategorische Imperativ! Oeffentlicher Pflichtbe griff! Versunken, vergessen! Der Materialismus durchdringt ohne Gegengewicht die Gesamtheit des Volkes und drängt dieses, verraren vom Par lamentarismus, verkauft von der Bürokratie, auf die schiefe Ebene. Die Welt des Deutschen ist entgöttert; nichts haftet mehr in seiner Vorstellung, sein Leben wurde auf Sensationskul tur, auf Rechenschaftslosigkeit und Geldgewinn eingestellt. Ob der Staat nun viel oder wenig geschädigt worden ist, ist bedeutungslos gegenüber dem Gefühl, das den Staatsbürger beherrscht, wenn er weiß, daß das Staatsgut in den Händen seiner Verwalter nicht mehr unantastbar ist. * Staatsmänner, Parlamentarier, hohe Ministerialbe- amte. Ober- und Bürgermeister, Theaterdirektoren, Rund funk-Intendanten, Reichs-, Länder- und Gemeindebeamten, kurz: keine Stadt, kein Stand, keine Behörde ohne korrupte Erscheinungen. Was früher eine Ausnahme war, ist heute als Regel enthüllt: polnische Wirtschaft! russische Zu stände! Balkansitten! — Das ist das Preußen- Deutschland vor der nationalen Revolution gewesen Reichsminister haben in diesen Zeitläuften ihr Frühstück in dekorativen Diensträumen „eingenommen" und essen zum Mittagessen bereits hinter schwedischen Gardinen. — Die Etappen-Revolution vom November 1918 liquidiert der Staatsanwalt. Die 10. Jahresfeier des Bundes „Königin Luise". Oben: Prinzessin Friedrich Sigismund von Preußen (link») nimmt al» „Königin Luise" die Parade bei dem großen Reitturnier ab, da» anläßlich der Loisen Tagung in Potsdam veranstaltet wurde. Unlen: Die Luisenfeier im Potsdamer Stadion. Mitte recht«: Die Kronprinzessin, di« Schirm- Herrin des Rundes, bei ihrer Ansprache aus der Jubiläumsfeier lm Berliner Sportpalast. AuS Anlaß des 10jährigen Bestehens des Bunde« „Königin Luise" fanden in Berlin und Potsdam große Feiern statt, zu denen ;ich nicht »«Niger al« 3V00V Luisen au« dem ganzen Reich« v«rfamm«tt halten. gen stets von dem guten Willen der Gegenseite überzeugt ist — sonst würde er sich gar nicht zu einem derartigen Mei- nungsaustaüsch hergeben —, klopfte dem einigermaßen krampfhaft „mißverstehenden" Herrn in diesem Falle ganz gehörig auf die allzu flinken Finger. Er betonte, daß er mit dem Engländer überhaupt nicht über koloniale Fragen ge sprochen habe, sondern lediglich bekundete, daß Deutschland nicht beabsichtige, sich in die überseeischen Zusammenhänge Großbritanniens einzumischen. Daraus machte Fraser einen „Verzicht Deutschlands auf Kolonien" und erregte damit ein Aufsehen, das durch die Klarstellung Hitlers allerdings nur kurze Zeit gedauert hat. Dem eifervollen Angelsachsen war bei seiner Unterhal tung naturgemäß in jeder Sekunde klar, daß er mit einem Deutschen sprach, der den Versailler Vertrag niemals aner kannte, sondern im Sinne seiner Lebensaufgabe stets auf das tatkräftigste und leidenschaftlichste bekämpfte. Es ge hörte schon allerhand Unverfrorenheit dazu, in Hitlers Zu sicherung einer Nichteinmischung Deutschlands in überseeische englische Verwickelungen, worunter jeder denken wollende Mensch nur die ägyptische, die persische, die indische, die fern östliche Frage und ähnliche Krisenerscheinungen des briti schen Weltreiches verstehen kann, auch die kolonialen Bölkcr- bundsmandate Englands einzubeziehen. Die im „Daisy Telegraph" bewiesene Fixigkeit in diesem Punkte verrät nichts anderes als eine erhebliche Unsicherheit des Forcign Office gerade wegen der englischen Afrika-Mandate. Um so nachdrücklicher darf man den Engländern in Aus sicht stellen, daß sie nach menschlichem Ermessen bei der näch sten Einladung zu einer Tagung des Internationalen Kolo- nial-Jnstituts auch Deutschland zu berücksichtigen haben werden. Die nächste Zusammenkunft dieser bedeutsamen zwischenstaatlichen Körperschaft soll im Jahre 1935 in Lon don abgehalten werden. Lord Lugard wird ihr Präsident und Dr. Drummond Shiels sein Stellvertreter sein. Nichts würde deutlicher für eine Wiedcrcinrenkung der Weltord nung sprechen, als wenn einer von ihnen das Wicdcrcrschei- nen einer deutschen Vertreterschaft im Internationalen Kolo nialinstitut hervorheben könnte. Wir wissen, daß bis dahin noch ein beschwerlicher Weg zurückzulegen ist, auf dem wir ganz besonders zahlreiche englische Hindernisse zu überwin den haben werden. Das nationale Deutschland ist zu ihrer Beseitigung entschlossen und wird deshalb auch damit fertig werden. Im wesentlichen zu Lasten Englands, das uns aus den Strahlen der heißen afrikanischen Sonne, von der wir auch deutsche Rohstoffgebiete sür unsere Wirtschaftsabwicklung be fruchten lassen möchten, allzu tief in Len Schatten verdräng te! Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwcstafrika, Kamerun, Togo sind bei uns unvergessen trotz der Verordnung des sonderbaren marxistischen Kultusministers Dr. Grimme, die den Lehrern an preußischen Schulen die Würdigung des Wertes der Kolonien sür unser Volk untersagte. Die Er innerung an die inhaltreichc und ruhmvolle, wenn auch kurze Kolonialgeschichte Deutschlands wird in unserem nationalen Staat sehr bald eine so kräftige Belebung erfahren, daß die Welt endlich auch auf diesem Gebiete wieder mit einem star ken Willen Deutschlands zu rechnen haben wird. England zweifelt auch gar nicht daran, trotz der zirkusbastcn Iong- leurkünste des „Daily Telegraph" mit den Worten des ^nzlers. Es ist uns nicht entgangen, daß London die seit Es gehört leider nicht zu den Einzelvorkommnissen, sondern zu einer neuen Art von Sammelerscheimmgen, daß die ausländischen Befrager die neuen deutschen Staatsmän ner immer in wesentlichen Punkten mißverstehen und zu Auslegungen der erlangten Auskünfte greifen, die ihr Ur heber ganz sicher nicht gewollt hat. Erst jetzt wieder nutzte ein englischer Journalist, Herr Fraser vom „Daily Tele graph", der großen, unmittelbar vom Auswärtigen Amte Großbritanniens beeinflußten, selbstverständlich deutschgeg nerischen Zeitung, sctzar eine Kanzlsrunterredung zu dem Zwecke, Deutschland Lauheit in kolonialen Dingen zu unter stellen. Der Reichskanzler, der aus seiner ernsten und ver antwortungsbewußten seelischen Gvundstimmung trotz ge legentlicher bitterer Enttäuschungen bei solchen Unterhaltun- „Nur in Deutschland, dem Land der angeblich voll endeten Demokratie, scheinen Männer am Ruder blei ben zu können, die den Schild über die fürchterlichsten Verbrechen halten, undFührer, von denen sich überall m der Welt jede Partei mit Abscheu wenoen würde, können bet uns an der Spike der Sozialdemokratie stehen." Dr. Rudolf Breitscheid in der «Freiheit" am 7. Dezember ISIS. Von Gottfried Iaraow. *) Rudolf Brestscheid hat sich dann 1921 selbst an die Spitze der Sozialdemokratie stellen und in die Gemeinschaft jener Führer aufnehmen lassen, „von denen sich überall in der Welt iede Partei mit Abscheu wenden würde". Rudolf Breitscheid hat in den folgenden Jahren die „fürchterlichsten Verbrechen" seiner Parteifreunde gedeckt und mit dieser Feststellung komme ich in das Gebiet der Korruption: das deutsche öffentliche Leben war von schlimm - ster, häufig geradezu zynischer Lüge durch setzt! . Nahezu 14 Jahre haben sich die Träger der Korruption in. Preußen-Deutschland an der Macht halten können, weil Parlament, Justiz und der größte Teil der Presse in ihrem Dienst standen. Es ist kein Zufall, wenn die jetzt hinter Sckstöß und Riegel sitzenden einstigen Großwürdenträger im Reich, in den Ländern und in den Gemeinden fast aus nahmslos dem Zentrum, der Staats pari ei und, weitaus in der Mehrzahl, -er Sozialdemokratie an gehören. Es ist selbstverständlich erst recht kein Zufall, wenn in dieser R a n g l i st e derDemokratie Juden wirder- um-führend sind. : Man hat versucht, alle Verbrechen dieser Günstlinge der Revolution und der Republik auf einen geistigen General nenner zu bringen, aber man war darauf angewiesen, einen im Ausland (Frankreich, Rußland, Polen, Balkan usw.) ge läufigen Ausdruck zu übernehmen: Korruption! Es mag er staunlich klingen, es ist aber tatsächlich so, daß wir in Deutsch land dieses Wort vor dem Kriege, nie zur Kennzeichnung der eigenen Verhältnisse anwendeten, nicht anzuwenden brauch ten, sondern daß es die im Ausland bekannten Grenzgebiete zwischen Amt, Politik und Geschäft bezeichnen sollte. Nach der Revolution, die alle möglichen zweifelhaften Personen in höchste Aemter spülte und nach der ungehemmten Ein wanderung der ostjüdischen Elemente in Deutschland enl- wükelte sich in allen Aemtern jenes Leben der Fäulnis, das man nur noch mit Handschuhen anfassen konnte. Mit welch' unheimlicher Schnelligkeit der Sumpf sich bildete und in ihm die Sumpfblüten alles übrige Leben überwucherten, das be zeugte der kundige Brestscheid bereits 1 Jahr nach der Revo lution. . Genau 2 Wochen, nachdem Breitscheid seine glücklichen Genössen geschmäht hatte, denn die saßen in den fetten Pfründen der Regierung, e r dagegen in der Dürre der Op position von links (Unabhängige Sozialdemokratie), genau 2 Wochen nachdem er die Genossen Wels, Muller, H'eilmann, Kuttner, Sklarz und ihresgleichen als Vostsbetrüger angeprangert hatte, lud der damalige Reichskanzler B a u e r den in der Berliner Presse als Grobschieber gekennzeichneten Julius Barmat in das Reichskanzlerpalais, um die ersten persönlichen Beziehungen anzuknüpfen. Als Bauer im März 1920 (Kapp-Pütsch) ge stürzt wurde, trat er in die Dienste Barmats, vermittelte für ihn gegen Provision einträgliche Reichslieferungen und „Informationen aushöchsten Regierungs kreisen". " . H Der Verfasser hat die „Gefesselte Justiz" geschrieben und gibt jetzt hie politische Wochenschrift „Der Deutschen-Spicgel" her aus.