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83] V. Die Poljon. 299 ausgedehnten Sumpfflächen verwandeln sich zu dieser Zeit in einen Fieberherd. In einzelnen Jahren ist der Wasserstand verschieden; 1852 und 1864 wurden 2000 ha der Livadia-Ebene überschwemmt, 1856 lag der Kopais viele Wochen ganz trocken 1 ). Der Kopais besitzt etwa 20 Ponore in verschiedener Höhe in zahlreichen Buchten, durch welche sich der See auszeichnet. Die Ponore werden oft verstopft und dann treten große Inundationen, wie die vorerwähnten ein 2 ). Schon zurZeit der Minyer sollen Versuche gemacht worden sein, den damals bebauten Boden des jetzigen Sees der Oultur zu erhalten. Die begonnenen Ent wässerungsarbeiten, deren Spuren man im Nordwesten des Kopais noch heute nachzuweisen vermag, werden jedoch von Anderen der Zeit Alexander des Großen zugeschrieben 3 ). Über die Projecte, welche in neuerer Zeit zur Austrocknung des Sees entworfen sind, berichten die Arbeiten von Supan und Kraus. Auf der Insel Leukas gehören zu den periodisch inundierten Poljen die Becken von Livadi, Sphakiotes und Olotos. Das ersterwähnte Polje wird von atmosphärischen Niederschlägen und starken Quellen gespeist und von Ponoren entwässert. Die Herbstregen verwandeln einen großen Theil von Livadi in einen See, der sich den ganzen Winter über be hauptet und sich erst im Frühjahr entleert. Blaue Mergel, Gypsvor- kommnisse sind für dieses Polje von Interesse. Durch einen Höhenzug getrennt, liegt nordwestlich von Livadi ein zweites Polje, Sphakiotes. Den Boden desselben bilden ganz überwiegend die weißgrauen Mergel und Kalke miocänen Alters. Das geräumige Polje von Olotos wird auch im Winter in einen See verwandelt, da sein Wasser nur unterirdisch durch einige Ponore Abfluss findet. In Livadi und Olotos hat J. Partsch 1 ) die Umkehrung der Temperatur constatiert. Auf der Insel Kephallenia ist die langgestreckte Thalmulde von Iiomala zwischen Aenoskette im Osten und des Höhenzuges Talamies im Westen ein typisches Polje. Es ist 6 hm lang, seine Breite beträgt etwa 1500 —1800«». Der nördliche Theil besitz ein ansehnliches Gefälle gegen Südost, der südliche Theil dagegen ist vollkommen eben. Der tiefste Theil des ganzen Polje dürfte ungefähr in seiner Mitte die Niederung von Labi sein. Dieselbe füllt sich im Winter mit stehendem Wasser. Das Polje liegt in einer Synklinale. 5 ) Die Insel Zante birgt in ihrer Mitte das Polje von Lucha, welches 1.5 hn lang und cirka 300 m breit ist. Die starken Novemberregen ver wandeln dasselbe in einen See, dessen Spiegel sich leicht mit einer Eisdecke überspannt. e ) Im Gegensätze zu den vorerwähnten, welche nur während der luundationsperiode Wasser enthalten, sonst trocken sind, stehen jene *) Supan,1. cit. 2 jBursian, »Geographie von Griechenland.« Leipzig 1862.1. p.196. 3 ) Lindenmayer, »Der Kopaissee.« Ausland 1865, Nr. 17; »Zeitschrift für allgemeine Erdkunde.« Neue Folge 1865, p. 66; Kraus, Op. cit., p. 384; Bursian, Op. cit. I. p 198. östlich von Kopais finden sich zwischen den vom Rande dieses Poljes bis zum Meere sich hinziehenden Gebirge noch zwei andere, weit kleinere Wasserbecken, die durch unterirdische Canäle mit Kopais in Verbindung stehen, sodass die Höhe ihres Wasserspiegels mit dem Steigen und Fallen des Wassers in dem Kopais wechselt; doch sind sie wirkliche Seen, indem der Boden das ganze Jahr hindurch ganz vom Wasser bedeckt ist. Nach der Beschreibung von Bursian (Op. cit. I. p. 199—202) dürften beide Seepoljen sein. 4 ) Bartsch, »Die Insel Leukas, eine geogr. Mono graphie.« Ergänzh. Nr. 95 zu Betermanns Mittheilungen 1889. Bartsch, »Kephallenia und Ithaka.« Ergänzh. Nr. 98 zu Betermanns Mittheilungen 1890, p. 17 und 20. °) Bartsch, »Die Insel Zante.« Betermanns Mittheilungen 1891, p. 164. 165.