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294 Jovan Cvijii: Das Karstphänomen. [78 zahl der ovalen Poljen besitzt eine Längsaxe, welche mehrmals größer ist als die Queraxe. Beim Livanjsko Polje in Westbosnien ist dieses Verhältnis 10 : 1, beim Glamocko Polje sogar 26 : 1. Die Wannen in Macedonien, Albanien und Griechenland zeigen dieselbe Form. Die Länge und Quererstreckung verhalten sich zu einander: beim Pheneossee * 1 ) wie 3 : 1, beim Janjinasee 2 ) wie 4,5 : 1 und im Stymphalos 3 ) wie 13,5 : 1. Die Längsaxe liegt in Kram und im westlichen Theile der Balkanhalbinsel bis zur Bojanamündung im Schichtstreichen, zeigt also eine nordwestlich südöstliche Richtung ; in Macedonien, Albanien und Griechenland herrscht eine nord-südliche Richtung vor, eine Ausnahme bildet der Kopaissee, dessen Axe eine ost-westliche Richtung zeigt, doch parallel zum Schicht streichen verläuft. Die Größenverhältnisse der Polje variieren stark. Das Polje von Öar- dak Livade misst 3.5 hm Länge und 1.75 hm Breite. In unmittelbarer Nähe kommen neben ihm die großen Poljen von Westbosnien vor, wie Glamocko mit einer Längsaxe von 40 und einer Queraxe von 1.5 hm, dann Livanjsko Polje, welches 60 hm lang und circa 10 hm breit ist. 4 ) Das Polje von Janjina misst 35 hm Länge bei 8 hm Breite, 5 ) jenes von Homala auf Kephallenia ist 6 hm lang und 1500 bis 1800 m breit, 6 ) das kleine Polje von Lucha auf Zante misst 1.5 hm Länge und circa 300 m Breite. 7 ) Ebenso sind in Lykien neben kleinen Poljen, welche vielleicht den Namen große Dolinen verdienen, auch große bekannt, wie jene von Elmaly, Plain of Samary und andere Yailas. 8 ) Die interior valleys von Jamaika, insbesondere jenes von Queen of Spain, dann Mexiko, Fontabelle und Oxford gehören zu den großen Poljen. 9 ) Der Lac du Joux im Jura misst in südwestlich-nordöstlicher Richtung 7—8 hm. 10 ) Viel seltener kommen rundliche Poljen vor, deren Länge nicht viel größer ist als die Breite. Der Kastoriasee stellt ein rundes Polje dar mit 8 hm Durch messer. Ein kleines Polje, Blato genannt, westlich von Mostarsko Blato in der Hercegovina, dann das tiefgelegene Zadlogpolje im Birn- baumerwalde in Krain haben eine solche Gestalt. Eine dritte Gruppe, zu der die Mehrzahl der Poljen in Krain und Griechenland gehört, zeigt eine unregelmäßige, zerfranzte Gestalt. Auch diese besitzen eine vorwiegende Längserstreckung, doch kommt dieselbe wegen der Zerfranzung nicht so deutlich zum Ausdrucke. Zu denselben gehören unter andern auch das Urbanicapolje in Siid- westkroatien, sowie auch das Duvanjskopolje in Westbosnien. 2. Gehänge und Boden, Überkleidung des Bodens der Poljen. Die Gehänge eines Polj es zeigen steile Böschungen und meist stoßen dieselben ganz unvermittelt mit dem Boden zusammen, so dass eine scharfe Knickung entsteht. Im Längs-und Querprofile sind also die Poljen trogähnlich. In einem und demselben Karstgebiete sind Poljen verschieden tief, so dass die relativen Höhen der Gehänge gegenüber der Poljesohle stark varieren. In Livanjskopolje in Bosnien sind die Ge hänge im Mittel 100 — 200 m über der Bodenfläche hoch, im Gackopolje 180—200 m, im Dabarpolje 200—350 m (beide in der Hercegovina). in 0 Philippson, »Peloponnes.« I. p. 143. 2 ) A. Bou6, »Europäische Türkei.« I. p. 40 u. 41. 3 ) Philippson, Op. cit. I. p. 126. 4 ) »Mittheil. d. Section ('.Höhlen kunde.« 1884. p. 20, 22. 6 ) A. Bouö, 1. cit. 6 ) J. Partsch, Kephallenia« und Ithaka.« p. 17 u. 20. 7 ) J. Partsch, »Die Insel Zante.« Petermann’s Mittheil. 1891. p. 164, 165. 8 ) Spratt, »Travels in Lycia, Milyas and the Cibyratis.« London 1847. Il T. p. 165; Tietze, »Beiträge zur Geol. von Lykien.« Jahrb. d. geol. R.-A. 1885. p. 313, 314, 340, 341. 9 ) Sawkins, »Geol, of Jamaika.« p. 20. 10 ) »Topographischer Atlas der Schweiz.« Feuille 297.