67] IV. Karstthäler 283 5. In Karstgebiet,en münden häufig die kleinen Flüsse mit Cas- caden in die großen (Mündungscasoaden). Unweit der Cetinamündung in Dalmatien ergießen sich zwei Bäche mit Wasserfällen in diesen Fluss. Solche Wasserfälle zeigen auch die Zuflüsse des Echernthales bei Hall stadt. Der Plitvitzer Bach stürzt sich in zwei Stufen in die 78 m niedriger gelegene Korana in Südwest-Croatien; in denselben Fluss er gießt sich auch die Slunjöica in vielen Treppen, deren Höhe 18 — 20 m beträgt.*) Diese Art von Wasserfällen dürfte auf folgende Weise entstanden sein. Die höher fließenden Flüsse geben ihr Wasser an den porösen Boden ab, während die tiefer fließenden solches aus Quellen erhalten. Die letzten können also ihr Bett rasch vertiefen, die ersten nur sehr langsam; dadurch entstehen an den Mündungsstellen Höhenunterschiede oder Wasserfälle. Durch die Permeabilität des Kalksteines ist die Bil dung solcher Wasserfälle im Karste begünstigt, die namentlich bei den temporären Flüssen häufig sind. IV. Karstthäler. Die Karsthöhen sind arm an rinnendem Wasser, sie zeigen daher auch eine große Armut an normalen Thälern mit gleichsinni gem Gefälle. Die südistrische Karstplatte besitzt nur drei solche, nämlich das Arsa- und Quietothal und den Canal di Lerne. Der adriati sche Karst hat nur vier normale größere Thäler: diejenigen der Zrmanja, Krka, Cetina und Narenta. Die Insel Kephallenia, welche 760 hn- Oberfläche misst, hat kein größeres normales Thal, sondern nur einige Bachrinnen. In Folge der Permeabilität des Kalksteines setzt das rinnende Wasser in Karstgebieten aus, die normalen Thäler sind selten oder fehlen vollständig, an ihre Stelle treten die blinden Thäler und verschiedene andere Wannen formen auf. Während in einem permeablen Terrain die Thäler Zusammenhängen und das von ihnen durchfurchte Land inselartige Erhebungen bildet, sind in den Karstgebieten die Er hebungen das Zusammenhängende und die Vertiefungen das Isolierte. Im Gegensätze zu den Thallandschaften sind also Karstgebiete Wannenlandschaften. 2 ) In Folgendem betrachten wir die Eigen schaften dieser Karstthäler. In der Regel zeigen die Karstthäler eiir charakteristisches, gemein sames Querprofil, welches im Gegensätze zu den Querprofilen der Thäler eines undurchlässigen Terrains steht. Die Thalgehänge besitzen eine steile, oft beinahe senkrechte Böschung, welche noch viele zackige und kantige Vorsprünge hat. Die abspülende Thätigkeit des Wassers, welche die sanften Böschungen erzeugt, kommt im Karste nicht zur Geltung, Breitere Thalsohlen sind mit Schutt und Alluvium überkleidet und con vex gewölbt. Der Fluss fließt seitlich an einer oder an der anderen Seite der Thalgehänge. Die Thäler eines undurchlässigen Terrains haben ganz andere Querprofile. Die Thalgehänge und die Thalsohle sind meist *) Klai d, Op. cit,, p. 266 u. 267. 2 ) Penclt, »Die Formen der Landoberfläche.« Verb. d. IX. d. Geographentages in Wien 1891. p. 29.