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103] 319 VII. Die Verbreitung des Karstphänomons. auf der Insel Cherso ist, wie schon erwähnt, mit Quellwasser erfüllt. Das Süßwasser des Sees zeigt am Boden eine Temperatur von 6,4° C., an der Oberfläche von 9,4° 0. x ) Die Karstküste von Peloponnes ist durch unzählige Strandquellen charakterisiert; dieselben sind oft salzig. * 2 ] Die submarinen Quellen kommen oft längs der Küste von Argolis vor; zu solchen gehört auch die starke Quelle Dine bei Astros. Es ist von besonderem Interesse, dass die französische Expedition einen submarinen, deutlich erkennbaren Fluss constatierte; derselbe wird Anavolo genannt und entspringt am Meeresboden 300 — 400 m weit von der Küste. 3 ) Auf der Karstküste von Kephallenia kommen submarine und süße und salzige Strandquellen vor. Vor der Ostküste von Erisos sollen mehrere submarine Quellen vorhanden sein. Eine solche steigt im Hafen von St. Euphemia, in der Nähe des Südwestufers empor. Besonders quellreich ist aber der Uferrand des Golfes von Samos. Einen solchen Reichthum zeigt auch der östliche Ufersaum der Bucht von Argostoli: vom Anfang der Bucht bis an den Hintergrund von Kutavos entspringen nicht weniger als 18 Quellen, und zwar hart (oft nur 2—3 Decimeter) über dem Meere. 4 ) Die Karstküste des Golfes von Spezia in Italien zeigt zahlreiche und starke submarine Quellen, welche in der Richtung NW—SO an geordnet sind; darunter ist auch die bekannte starke Quelle Pola de Cadimare, deren Wasser 18 m aufspringt. 5 ) VII. Die Verbreitung des Karstphänomens. Im Folgenden geben wir eine Übersicht über das Auftreten des Karstphänomens der Kalke der einzelnen geologischen Systeme. Auf eine Vollständigkeit erhebt dieses Capitel keinen Anspruch; viele ein schlägige Beobachtungen dieser Art, welche in den Werken fremden Inhaltes, wo man sie nicht vermuthen kann, oder in den Berichten über die geologische Aufnahme einzelner Länder enthalten sein dürften, sind uns wahrscheinlich entgangen. Aus dieser Zusammenstellung wird aber doch ersichtlich sein, inwieweit die Entfaltung des Karstphänomens von dem Alter, von der Beschaffenheit und von den tektonischen Verhält nissen der Kalksteine beeinflusst wird. Silur. In silurischen Kalksteinen von Ösel, Livland und Esthland sind Dolmen und Schlundflüsse, weiter unterirdische wasserführende Höhlen constatiert worden. 6 ) Dolinen und Höhlen kommen auch im silurischen Kalksteine im Staate New-York in Nord-Amerika vor. 7 ) Die silurischen Schichten in den baltischen Provinzen, sowie auch jene in Nord-Amerika haben eine horizontale oder fast horizontale Lage. >) Lorenz, »Der Vrana-See auf Cherso«. Petermanns Mittheil 1859, p. 510. '-) Philippson, »Peloponnes«, II. p. 494. 3 ) Expedition scientifique de Morde. T. II, 2, p. 325. 4 ) Partsch, »Kephallenia und Ithaka«. p. 20. 6 ) Daubree, »Les eaux souterraines a l’dpoque actuelle«, I, p. 360. Auch die Südküste von Frankreich zeigt stellenweise Süßwasserquellen, welche dolinenälmlichen Vertiefungen ent springen (E. Fournier, »Esquisse gdol. des environs de Marseille«. 1890, p. 13). 6 ) Schmidt, »Untersuchungen über die sibirische Formation von Esthland, Livland und ösel.« Dorpat, 1857, p. 89; Eichwald, »Bull, de la Soc. des natur. de Moscou.« 5, 27 p. 65. ’) Fruwirth, »Die Höhlen der Vereinigten Staaten in Nord-Amerika.« Petermanns Mitth. 1888, p. 203.