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die jungtertiären in bereits bestehenden Poljen abgelagerten Schichten dislociert sind, beweist, dass die Krustenbewegungen nach Bildung der Poljen noch fortdauerten. Alle diese Momente wirkten auch bei der Entstehung der ostalpinen Thäler, sie also können nicht die Wannen- form der Poljen erklären, für letztere ist maligebend, dass die Poljen im permeablen Kalkgebiete liegen, was Moj sisovics 1 ) und Tietze 2 ), allerdings in etwas verschiedener Weise, hervorgehoben haben. Theoretisch kann man sich die Entstehung der Poljen auf verschiedene Weise vor stellen und demnach folgende Typen unterscheiden: 1. Echte Mulden- und Grabenpoljen. Treten Krustenbewegungen, relative Hebungen und Senkungen in Karstgebieten ein, so versiegen in allen gehobenen Gebieten die Flüsse und das Spülwasser wegen der Permeabilität, und es entstehen ungehindert durch die Erosion rein tektonische Wannenformen, wie Synklinal- oder Muldenpoljen ; so können auch Grabenpoljen entstehen. 2. Abriegelungspoljen. Durch die Hebung des Landes im unteren Laufe eines Flusses wird die untere Abdachung, nämlich die eines Fluss- thales mit gleichsinnigem Gefälle, durch einen Querriegel abgeschlossen, da der Karstfluss, dessen Wasser in Sauglöchern und Ponoren versiegt, eine sich hebende Scholle nicht durchsägen kann. Solche Poljen stellen also eine abgeriegelte normale Abdachung dar und sind daher halb tektonischen, halb erosiven Ursprungs. 3 ) 3. Aufbruchspoijen. Dieselben sind ihrer Entstehung nach mit der Bilduug der Aufbruchsthäler wie des Weald und mancher Längsthäler der nördlichen Kalkalpen, analog. Bei der Bildung der normalen Auf bruchsthäler wird die Antiklinale abgetragen und unter einem härteren ein leicht zerstörbares Gestein (die Sandsteine der Weald, die Werfener Schiefer der ostalpinen Aufbruchsthäler) angeschnitten. Der Schicht sattel wird in ein Thal umgewandelt, es entwickeln sich große Längs thäler. In Karstgebieten nun versiegen die Flüsse, welche sich an der Abtragung des Sattels betheiligen, und es bilden sich keine normalen Thäler, sondern abgeschlossene Hohlformen oder Poljen. Die dislocierten Bodenschichten der Poljen von Bosnien und der Hercegovina beweisen, dass nach der Bildung der Poljen die tektonischen Bewegungen fort dauerten und' diese können die bereits entstandenen Poljen stark ver ändert, namentlich erweitert und vertieft haben. Die Poljebildung ist also eine Längst.halbildung, modificiert dadurch, dass das Wasser, welches erodierte und denundierte, in seinem Verlaufe versiegte. Wie nun in einzelnen Fällen die Entstehung der Poljen zu denken ist, muss durch eingehende Untersuchungen derselben festgestellt werden. Vermuthungsweise möchte ich aussprechen, dass drei Synklinalpoljen von Homala auf Kepthallenia, dann die von Fontabelle, Green Park, Orange Valley, Hyde Hall, Motogany Hall und Rio Hoe auf Jamaika sich direkt auf Krustenbewegungen zurückführen. Die Poljen von Laas, Zirknitz und Planina in Krain, dann diejenigen von Stympalos und Pheneos in Peloponnes, das Polje von Great De Motte Park im Westen Kord-Amerikas dürften Abriegelungspoljen sein, während die angeführten Isoklinal- und Antiklinalpoljen wohl kaum anders als durch Erosion und Denudation entstanden sein werden. ‘) v. Mojsisovies, Op. cit., p. 227. 2 ) Tietze, Zur Geol. d. Karstersch. Jahrb. d. geol. R.-A. 1880. XXX. p. 736. s ) Der Fluss Ärize, welcher in die Höhle Mas d’Azil verschwindet, gibt ein ausgezeichnetes Beispiel, wie ein solcher Riegel vom Fluss förmlich durclilöchert wird. — R e cl u s. Nouvelle geogr. universelle,II.La France, p. 71.