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308 Jovan C v ij i c: Das Kars tphäno men. [92 verschluckt und durch Spalten und unterirdische Höhlen, welche sich über der Sohle des Poljen befinden, demselben zugeführt. Je tiefer ein Polje unter seiner Umgebung eingesenkt ist, eine desto größere Zahl von unterirdischen wasserführenden Kanälen wird dasselbe in sich auf nehmen (Quellen, Speilöcher, Höhlenflüsse, Estavellen); J ) überdies com- municieren die tiefen Polje mit höher gelegenen und empfangen auch von denselben große Wassermassen. Sie haben also einen größeren Wasserzufluss, wie dies der Zirknitzersee im Vergleich mit übrigen höher gelegenen Poljen von Krain zeigt. Es dürfte auch nicht zufällig sein, dass der Boden der Seepoljen des adriatischen Karstes meist unter dem Meeresspiegel liegt, wie der Boden des Vranasees auf der Insel Cherso und des Vranasees bei Zara Vecchia. Der Jezero bei Vrgorac in Dalmatien, welcher auch zu den Seepoljen gehört, liegt tief und nahe der Meeresküste. In der westlichen Hälfte der Balkanhalbinsel kommt noch ein einziges abgeschlossenes Seepolje vor, der Janjinasee, welcher ebenso wie die vorerwähnten tiefer als seine Nachbarn liegt. Die Grundwasserverhält ni ss e und dietiefe Lage dieser Karstwannen sind die Ursachen des großen Wasserzuflusses in denselben. Die Abflusskanäle sind diesem enormen Zufluss nicht angepasst. Darin liegt die Ursache der Inundation. Von dem Ver hältnisse, in welchen Zufluss und Abfluss stehen, hängt die Intensität und die Dauer der Inundation ab. Wenn die Ponore, ihrer Capacität nach, größer sind als die Quellen, Estavellen, Speilöcher und Höhenflüsse oder wenn sie den selben gleich sind, haben wir trockene Poljen. Wenn die Ponore kleiner sind als Zuflusskanäle, werden die Poljen inundiert. Dieses Verhältnis herrscht bei den periodisch inundierten Poljen während der Regenzeit und der Schneeschmelze, später wird der Abfluss größer und das Polje trocknet aus. Durch einige von Dr. Vicentini 2 ) berechnete Zahlenangaben sind die Verhältnisse bei Hochwasser in periodisch inundierten Poljen festgestellt. Im Polje von Laas beträgt der Zufluss bei Hochwasser 119 m 3 per Secunde, der Abfluss 17 m 3 im Zirknitzersee beträgt der Zufluss 155 »fl 1 , der Abfluss 85 to 3 , im Planinathale ist der'Zufluss 79 to 3 , der Abfluss 21 mK Im Po- povo Polje in der Hercegovina 3 ) betrug die Wassermenge bei Hoch wasser im Jahre 1883, 350 Millionen to 3 , der Abfluss in einer Secunde nur 72 to 3 . In Folge dessen herrscht die Inundation in diesem Polje oft 8 Monate. Liegen die Ponore einige Meter über der Bodenfläche des Poljes, so verschlucken sie das Wasser erst, nachdem sie von demselben er reicht werden. Nach dem Hochwasser sinkt der Wasserspiegel in einem solchen Polje unter das Niveau der Hauptponore, dass Wasser wird dann nur von Sauglöchern und Schwemmlanddolinen verschluckt und die Inundation dauert längere Zeit an. Solche Verhältnisse herrschen bei der Mehrzahl jener Poljen, welche den Übergang zwischen den periodisch inundierten und den Seepoljen bilden, wie im Mostarsko Blato in der Hercegovina, im Zirknitzer- und Cepicsee u. a. Oft wird berichtet, dass periodisch inundierte Poljen außerordent lich große und langanhaltende Inundationen zeigen, durch welche sie zeitweilig in Seepoljen verwandelt werden. Im Planinapolje in Krain ‘) Daher ist es auch unwahrscheinlich, dass der Kopaissee gar nicht durch Quellen gespeist wird. 2 ) v. Hauer, Österr. Touristen-Zeitung, III. 1883. p. 25, 27. 8 ) Groller, Das Popovo Polie in der Hercegovina. Mitth. d. k. k. Geogr. Gesellsch. 1889. p. 86.