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' Die liebenswürdige Mae!« fiel. Di« Mutter wae empört, d'er Vater zuckte die Achseln und verbot dem, der beinahe sein Schwiegersohn geworden wäre, das Haus. Margit saß in tränenloser Verzweislung, aller ihrer Ideale beraubt, voll» kommen menschenscheu. Sie wollte nun nicht heiraten, nie einem Mann ange hören. Sie erklärte ihren Eltern kurz und bündig, sie würde einen Beruf ergreifen und sich sofort darauf vorbereiten. Ihrem Entschluß gegenüber gab es keinen Widerspruch. Sie hatte von den Wetterstellen gehört, die hier und dort auf den Bergspitzen ihrer Heimat standen. Sie hatte gehört, die Wetterwarten seien den ganzen langen Winter hindurch von der Außenwelt abgeschlossen, mit dem Fernsprecher als ein ziger Verbindung, und auch im Sommer würden die einsam gelegenen Stationen nur selten besucht. Margit glaubte, hier den richtigen Beruf gefunden zu haben und die Einsamkeit, nach der sie sich sehnte. Zwei Jahre später saß sie wirklich als Einsiedlerin auf einer der Wetterstellen in den Bergen. Sie fühlte sich glück lich. Der Dienst war nicht schwer, und sie hatte Zeit genug, in die endlose Weite zu sehen, wo Bergrücken sich an Berg rücken reihte. Aus den einsamen Waldtälern strich der frische Duft der Tannen empor, und einsame Falken segelten um den kleinen Turm der Station. Die ausgehende Sonne ver goldete die Bergkämme, und beim Niedergehen tauchte sie die Felsen in leuchtendes Rot. Im Winter türmte sich der Schnee vor der Tür der Wetterstelle zu hohen Wällen. Dann war die Einsamkeit voll ständig. Im Spätherbst hatten Träger zum letzten Mal Lebensmittel he'raufgebracht und die Fernsprechleitung nach gesehen. Dann kam vier Monate lang kein Mensch mehr auf den Berg. Nur zwei-, dreimal im Tag gab Margit ihre Meldungen durch den Fernsprecher zur Lanoeswetterwarte. Sie nahm zur vorgeschriebenen Zeit ihre Messungen vor, - und abends saß sie in ihrer warmen Stube vor dem Ofen, ein Buch in der Hand, wohlgeschützt vor dem Wind, der um den Turm strich, und vor der Welt, der sie entwichen war. Margit glaubte, ihr Leben könnte so fein bis zum Ende. Sie glaubte es ein Jahr lang, zwei Jahre lang. Dann aber mußte sie sich doch, ohne daß sie es recht wußte, gegen ein leises Sehnen nach einem Gefährten in der Einsamkeit weh ren. Es gab Stunden, in denen sie doch einmal.einen Men schen bei sich gewünscht hätte, um mit ihm ein paar Worte zu sprechen. Es ggb Stunden, in denen sie fühlte, daß sie die Schönheiten der Natur rings um ihren hochthronenden Sitz ganz allein doch nicht völlig genießen konnte. In einer dieser Stunden erhielt sie unerwartet einen Anruf. Eine fremde Stimme meldete sich, fragte erstaunt, wer dort sei. Sie gehörte dem Wart auf einer anderen Wetterstelle und sagte, sie habe die Landeswetterwarte sprechen wollen und sei nun wohl durch irgendein glückliches Versehen mit der unbekannten Kameradin verbunden wor den. Margit hörte mit Erstaunen zu. Sie wunderte sich dar über, daß sie sich über diese unbekannte, frische Männer stimme freute, und das Gespräch dehnte sich aus zur Unter haltung über den gemeinsamen Beruf, über die Beobachtun gen und das Leben des einzelnen. Hann meldete sich plötzlich die Landeswetterwarte und trennte. Eine Woche verging. Eines Tages war der Kamerad vom fernen Berg wieder in der Leitung. Diesmal gestand er, daß die Verbindung keine zufällige, sondern von ihm erbeten sei. „Denn", sagte er, „warum sollen wir beiden Einsamen uns nicht unterhalten? Es gibt ja so vieles, was sich im Laufe der schweigsamen Monate in der Brust ansammelt, und einmal drängt es heraus, einmal regt sich der Wunsch nach dem verständnisvollen Zuhörers" Seitdem sprachen die beiden öfters miteinander. Alle zwei oder drei Tage. Und in den Men Stunden dachte Margit oft, sie wünschte den fernen Kameraden einmal von Angesicht zu Angesicht zu " sehen. Ja sie dachte, er müßte ein guter Gefährte sein in der Einsamkeit. Eines Tages kam unerwarteter Besuch zu Margit auf den Berg. Es war ein junger Mann, und das Mädchen kannte sofort die Stimme: Der Kamerad von der fernen Wet terstelle. Sie hörte von ihm, er habe seinen Urlaub benutzt, um die Unbekannte, die er doch schon lange kenne, zu sehen. Sie wurden hier beide ein wenig verlegen, bis beider Blick in die Weite ging über Berge und Wälder und jeder Worte für die Schönheit zu seinen Füßen fand. Klaus Klemmer, der Kamerad aus der Ferne, blieb nur ein paar Stunden. Doch als er sich am Nachmittag rüstete, um ins Tal zu steigen, da reichten sich beide die Hand zum Abschied wie zwei alte Freunde, und im festen Druck lag das Besprechen weiterer treuer Kameradschaft, lag stummes Verlangen des einen nach dem anderen. Es wurde zwei Monate später zur Erfüllung, als ein kurzer Urlaub Klaus Klemmer wieder zu Margit auf den Berg führte. Sie saßen nebeneinander auf der Höhe, und plötzlich sagten sie sich, es sei doch unsinnig, wollten sie nicht gemeinsam dieses Leben kosten und genießen, das sie auf seine Höhen geführt habe. Es mar eine seltsame Liebes erklärung. Doch sie Hütten sich hier oben keine andere denken können. Die Moralpredigt. Skizze von Rudolf Hartung- Siegen. Dtzr Hofprediger Kalmus stützte das ergraute Haupt in die Linke und verharrte mit geschlossenen Augen in nach denklichem Schweigen. „Gnädige Frau Gräfin", begann er dann, „das trübe Bild, das Sie mir da von Ihrem Sohne gegeben haben, ist Mir leider nicht neu. In den Kreisen der Gesellschaft, mit der ich durch mein Amt in Verkehr stehe, sind mir ähnliche Fälle schon wiederholt vorgekommen. Aber geben Sie die Hoffnung nicht auf! Ich werde mit dem jungen Herrn sprechen. Nicht wegen Ihrer hochherzigen Spende für mein Wohlfahrts werk? — dabei deutete er auf einen vor ihm liegenden Scheck, der über einen namhaften Betrag lautete — „son dern aus aufrichtiger Teilnahme für Ihren Schmerz und im Bewußtsein meiner Pflicht als Diener am Wort Schicken Sie mir noch heute Ihren Sohn! Ich werde mit ihm ein ernsthaftes Wort sprechen." Die Gräfin Poritzki konnte nur ein paar Worte tief empfundenen Dankes stammeln. Sie erhob sich sichtlich ge tröstet» tupfte mit ihrem Spitzentuch die Tränenspuren aus ihren Augen und verließ nach einem herzlichen Händedruck das Zimmer des geistlichen Herrn. Der Hofprediger, der die Dame ehrerbietig hinausbe- gleitet hatte, kehrte zurück. Er trat ans Fenster und sah mit !a-- !S Magisches Gitter-Rätsel. . . ... Die Buchstaben a-a-a-a-a-a-a-a-a-a-a-b-b- b-b-d-dd-d-d-d-e-e-e-e-e-e-e-e-e-e-e- g -g-g- . . . . q-k-k-l-l-m-m-n-n-n-n-n-n-r-r-t-k-l-k-n-p- . . sind derart anstelle der Punkte in die . . . . Figur einzutragen, daß die waanerechten und ""senkrechten Stäbe gleichlautend» . . . . Wörter von folgender Bedeutung ergeben: I. Stadt in Mttteldeutschland, 2. Bedien- . . . steter an Filrstenhdsen, 3. Bezeichnung für die westliche Melthälsle, v -eidnwchen Set Mittelalters. ». Lr haiHtz Ünö HonRAwer^ an, Musik. Au» den nachstehenden Buchstabengruppen sind Hauptwörter zu bilden, deren Anfangsbuchstaben «in Musikinstrument ergeben. In Zahlen. 1 7 3 8 Suppeneinlage - 2 7 18 --- Körperorgan S 1 7 4 3 7 17 5 2 1 8 5 14 7 15 8 15 8 7 S 1 3 5 4 8 5 4 4 7 -- Fixstern Bei richtiger Lösung bezeichnen die Anfangsbuchstaben ein tröp. Großtier. — Suppeneinlage curop Inselbewohner — Körpcrotgan Sinnesorgan — Wutau»hruch — arjtch. Gott -- Blume i- Sternbild 1. i o r t — Musikstück, 2. n c i.r z-- Gestalt au» Oberon", 3. aeillnrtv — musikal. Unterbrechung, 4. a ä c g h t — Gestalt aus „Freischütz", 5. a m nor — Oper von Bellini, 6. addgor — sranzös. Komponist, 7. ceehnv — Gestalt aus „Die Meistersinger", 8 a g l o 7 — Musikstück — Senkrecht: 1. Kalisen-Name, 2. landwirtsch. Gerät, 4. Blume, 5. Verwandte, 8. Wildart, 8. Pferdegeschirr, 18. Staat in USA., 13. Fluß in Mitteldcut chland, 15. Flüssigkeit, 18. Staat in USA., 28. Ueberbleibsel, 22. span. Herzog, 23. Staatcn-Abkürzung, 25. Körperteil. für die paar Mark e stotterte der »reckensbleichWvl eÜM .... terial anfertigen, dir so gut gearbeitet ist, daß e! täuschen läßt. Manche Kunden wünschen sogar Doppelstück. Da ich etwa» mißtrauisch war, gab ich meinem Verkäufer die Nachahmung, wahrend das echte Stück noch in meinem Geldschrank liegt. Ich hätte es nach Empfang de, Geldes sofort mit einer Bitte um Enticknckdigung nachgefthlckt. Meine Vorsicht bewahrte uns fo vor Schaden. Die Gaum rin hat sich in dem schönen Glauben, dahlhr Schwindel geglückt sei, über alle Berge gemacht. Die Gräfin wird b«d ent decken, daß ihre Beute ebenso unecht ist'wie ihr Titel und ebenso wertlos wie der Scheck, den sie Ihnen auf eine nir gendwo bestehende Bank ausgestellt hat. Und Sie, mein Lis- bpr", wandte er sich an seinen Angestellten, dem ein Stein vöm Herzen gefallen war, „bedanken Sie sich bei dem Herrn Hofprediger für die schöne Möralpredigt. So etwas köNnt Ihr jungen Leute ab und zu gebrauchen." Bestrafte roktlofigwl. Der bekannte Schlachtenmaler Kaulbach fuhr einmal mit der Bahn von Berlin in den Harz. Jn dem Abteil. in dem « fuhr, saßen zwei Damen, di« er nie gesehen hatte, die ihn aber zu kennen schienen. Sie prüfte» ihn sehr genau und sprachen ganz freiNtfltig ! über ihn, über sein kriegerisches Aussehen, fein frischer Alter «tzv. Die Damen sprachen zwar nichts Schlechtes über den Maker, aber die Taktlosigkeit vetdroß ihn doch. und er beschloß hie Zudring lichen zu strafen. Ein Zufall kam ihm ball» zu Hilfe. Der Zug fuhr plötzlich durch einen der Tunnel mit denen der Harz reich ge- > segnet ist. Die drei Reisenden waren in tieft» Dunkel gehüllt. Schnell hatte Kaulbach seinen Plan gefaßt. Er küßte laut und ver nehmlich den Rücken seiner eigenen Hand. Als der Zug wieder den Tunnel verließ, konnte Kaulbach mit Beftiedlgulig feflltel- len, daß die Damen ihm ihre Aufmerksamkeit entzogen hatten. Jede beschuldigte die and««, daß sie sich habe von dem Malerküs- sen lassen. All» Kaulbach dann endlich ausstieg, sagt« er zu seinen Reisegefährtinnen: „Meine Damen, ich, werde mir noch länge: den Kopf darüber zerbrechen, welche von Ihnen mich geküßt, hat." Lösungen au» Nummer «v vom 10. Marz. kreuzworl-RLtsel. Waagerecht: 1. Gemme, 4. Wicht, 7. Alma, 8. Silber, -. Note, 10. Niendorf, 13. Lech, 15. Rheinland, 18. Pein, 20. Turmeule, 23. Star, 24. Damast, 25. Jsep, 26. El«oe, 27. Beer« — Senkrecht: 1. Gabel, 2. Elfter, 3. Mannheim, 4. Wien, 5. Herr, 6. Treff, 8. Steinbütt, 11. Draperie, 12. ohne, 14. Thor, 18. Diener, 17. Etüde, IS Niere, 21. Ural, 22. Lsft. Silben-Ristsel: Erst besinn «, dann beginn'». 1. Erbse, 2. Rinne, 3. Sonne, 4. Tapir, 5. beige, S. Este, 7. sieben, 8. Iwan, v. Nenner, 10. Nepal, 11. Sonde. Magisch« Küll-RStftl: Falke, Adieu, Licht, Kehre, Euter. Versteckt« Ukak: Die Tranen sind de» Schmerz« heilig Recht. 3m Gegenkeil: Macht — Armut —, Glaube — Nell» — Ernst — beweglich — Illusion — Undank — Monarchie -- Magnesium. Eiagekapftlk: Pan — Achse — Nacht — Orb — Ried — Akt — Mund — Aste — Panorama. Silben-Rätfel. Aus den Silben be — der — den — e — gcl — gul — he — Helm — i — jagd — krab — lin — ra — se — fel — treib — ur — wald — we — w!l sind 10 Wörter zu bilden, deren erste und dritte Buchstaben, von oben nach unter gelesen, ein Sprichwort ergeben, (ei — ein Buchstabe.) 1. ausländ. Gcldart . 2. Baumbestand . . 3. jagdl. Veranstaltung . . ....... 4. Männername ........... 5. Haustier 6. Segelstange . . . . 7. Scetier 8 Beruf S Kriechtier w Hülscnfrucht . . . . . . . . . » . Kreuzwort-RLtsel. Waagerecht: 3. deutsche Universitätsstadt, 7. Pefehl, !>. gleich gültig, 11. Gattungsbegriff, 12. Roubtic! äugen, 14. Haustier, 16. Frauennamc, 17. Ostsee-Bad, 18. Männcr-Name, 2i. geomctr. Figur, 24. Vorfahr, 26. Gestcinsart, 27. Kopfschmuck, 28 Bollwerk. tagemnack. .Luaenb undwirb mirdzehaLden der Reichen." Dann heilsam« Lehr« für die pao " — „Die paar Mark?^ st» entgeistert guf den schreck« vollen Eine zerstörte Lastende. Eine der Hauptsehenswürdigkeiten her italienische,» Stadt Verona war von jeher das Haus der Familie Capufttti, der Schau- platz der Liebesgeschichte Sftnneo und Julias. Einige italienische Geschichtsgelehrte haben in letzt« Zeit die städtischen Archiv« noch einmal eingehend durchstöbert und sind zu dem Ergebnis gelangt, daß es in der schönen Stadt Ljerpna pieMals eine Famjlie Capu- letti gegeben hat. Julia und ihr Geliebt« Romcckstko also nWa als Produkte der Phantasie Shakespeares, der «ine volkstümliche Legende als Gegenstand seines Stückes Mhlte. Der Tert auf Sek" marmdrnen Gedenktafel an der Fassade Les Lapuftttischen »Hau ses, der besagte, daß JUliä in dieftm Häufe gelebt hätte, soll.iM "gemäß einem Beschluß des Magistrats a,öno«t ««den.Unh^fM in Zukunft heißen: ,Zn diesem Hause soll nach ein« allen»»- gende Julia gelebt haben!" Dadurch wird dieses Prunkstück der allen italienischen Stadt natürlich etwas, an Wert verliere», u»d die Veroneser Fremdenführer haben diese Nachricht, mit gemischten Gefühlen ausgenommen. Sie werden, den Karawane» von Freun den nun nicht mehr den Balkon des historischen Hauses, zeigen Und ihnen erzählen können, daß dort oben die Heldin des Shakespeate- schcn Stückes ihren Gesiebten zu erwarte» pflegte! Es sei denn, daß die alte Legende im Volke so lebhaft fortlebt, daß sie stärk« ist, als die Enthüllungen der Gelehrten. ' ' ' Eit» neue rNaseognl-Oper. Mascagni, der italienische Komponist und Vater der „Eaoalle- ria Rustioana , schreibt seit längerer Zeit an einer neuen Oper, die in wenigen Wochen vollendet fein wird. Da» neue Werk heißt „Nero" und hat da» Leben und den Lod des großen Kaiser» zum Gegenstand. qmstem Blick dem daoonfahrenden Wageti von heute", murmelte er. „Sorgen der Reichen. Dann trat er an seinen Schreibtisch.. Seine Mimen erhellten sich, als sein Buck auf den Scheck fiel. Ex hob ihn auf und ver wahrte ihn sorgfältig in seiner Brieftasche. — In dem bekannten Juwelieraeschäst von Bellmoor saß kurz nach diesem Vorgänge eine Dame, elegant in der Klei dung, vornehm in Haltung und Sprache. Ihr gegenüber stäno Herr Bellmoor.' „Gnädige Frau haben sich nun entschieden?" „Ja, ich nehme diesen Halsschmuck. Sie sagten, wenn ich Sie bei meinem Besuch heute morgen recht verstanden habe, 20 0V0 Mark?" „So ist es: 20 000 Mark bar." „Gut. — Ich habe diese Summe selbstverständlich nicht bei mir. Aber damit wir schnell zu Ende kommen, kann viel leicht einer Ihrer Herren mit mir fahren. Ich bin beim Hofprediaer Kalmus abgestiegen, der Ihnen ja bekannt sein wird. Mein Wagen steht vor der Tür. Bellmoor verneigte sich zustimmend und übergab einem seiner Angestellten das Behältnis mit dem Schmuck und die Quittung. Der junge Mann nahm diensteifrig neben dem Chauffeur Platz, und der Wagen rollte davon. Zehn Mi nuten später stand die Gräfin mit ihrem Begleiter im Bor zimmer des Geistlichen. „Der Herr Hofprediaer läßt bitt«»," meldet« das Mädchen. „So, nun gehen Sie hinein!" drängte die Gräfin. „Der Herr wird Ihnen das Geld au'szahlen. Den Schmuck können Sie schon hier lassen." Damit nahm sie das Päckchen an sich und wies den jungen Mann in das von der Dienerin geöff nete Zimmer. Die Tür schloß sich hinter ihm, und er sah sich der würdigen Erscheinung des Geistlichen gegenüber. Der hatte sich erhoben und ließ «inen lapgen prüfenden Blick über den jungen Mann gleiten. „Lieber Freund, bitte, setzen Sie sich! — So, nun lassen Sie uns cmmäl «in ernstes aber gutgemeintes Wort miteinander sprechen. Bitt«/ einen Augenblick Geduld! Ihre Frau Mutter hat offen mit mir gesprochen. Ich weiß alles. Sie haben ihr viel Kummer bereitet. Ich muß mich wundern, denn Ser Eindruck, den ich von Ihnen gewinne, ist ein durchaus günstiger. Ich nehme an. Sie haben sich bloß durch schlechte Gesellschaft verführen lassen und bereuen jetzt aufrichtig, daß Sie Ihren Eltern durch Ihren Lebenswandel soviel Schmerz bereitet haben." Der junge Mann starrte Herrn Kalmus verständnislos an. „Meinen Eltern? — Schmerz bereitet? — Ich weiß nicht, was Sie wollen. — Ich bitte Sie um das Geld für den Schmuck." „Aha, ich weiß, den Sie der Tänzerin schenken wollen? Das schlagen Sie sich aus dem Sinn! Dafür bekommen Sie ein für allemal kein Geld." Der junge Mann starrte den Geistlichen wie einen Ver rückten an. Dann sprang er von seinem Stuhle, riß die Tür auf und stürzte in das Vorzimmer: Es war leer. „Wo ist die Dame?" — Sie war verschwunden. Von der Straße hörte man eine Hupe; ein Wagen fuhr eilends da von. Nun gab es eine hastige Aussprache mit dem bestürzten Geistlichen. „Um Himmels willen! — Wir müssen sofort zit' Herrn Bellmoor." Beide Herren rasten die Treppe hinunter, sprangen in den ersten besten Wagen und stürmten in höchster Erregung in das Prjputkontor des Juweliers. In fliegenden Worten gab der junge Mann einen Bericht. „Wir müssen unbedingt die Polizei benachrichtigen. Das gibt einen schrecklichen Skandal", klagte der geistliche Herr. „Unbesorgt!" versetzte Bellmoor mit einer erstaunlichen Ruhe. „Weder die Polizei noch sonst jemand wird etwas er fahren. Der einzige Leidtragende wird hier mein junger Mann sein. Er hat es an der nötigen Vorsicht fehlen lassen