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«btttt M Nr. 72 d« .LitzWch« «yWär*. L«NI SvMtas / Kiele, ?Ole ^auöummt «(leö . EmeGeschichtevonASchrönghamer-Heimdal. Mit autev Krenschen.., Mit einem wahrhaft gut« Menschen hast du ein Erlebnis, Ue Brust «trd wann, d«! Seele Saiten schwingen, Le» cherjena Tönewolleu «tderklingen, Di« Stunde steigert sich zmn herrlichsten Begebnis. Und schon bei einer gen Die gleichen Mmre. . Sfth zeige» deine« Leben-schiffletn- schwankem Kiele, Du stehst km starken Schutze einer Hlmmelssegnung. Die Erdenpllaerschaft erscheint dir köstlich, Mit einem echten Kameraden urgemeinsam Mst du im tiefsten Dunkel nimmer einsam, Und selbst die letzte Lösung scheint dir tragbar, tröstlich! - x „Respekt!* murmelte der Krennpinkler dann immer in seine Bartstoppeln. „Respekt! Der Micherl ist halt ein Mann. Der weiß nichts von der saudummen Lieb', der saudummen. Na, ja, vielleicht kommt auch für Dich noch di« Zeit, wo Du Dir die Finger abschlecken darfst, Micherl. Mer nit so wie die andern Maulaffen!" Der Krennpinkl hat einen Kopf wie Granit und ein Herz wie Eisenbeton, wenn es sein muß. Und jetzt muß es sein! Denn da» Fingerabschlecken und Giermaulen ist ihm so zuwider, daß er eines Tage» vor seine Weiblichkeit tritt und mit grimmigen Gebärden ein Macht wort spricht: „Daß Ihr's wißt, Ihr zwei! Jetzt wird gehei ratet, aber nit nach der saudummen Lieb, der saudummen, sondern nach meinem Willen. Denn allerweil bin ich noch der Herr, und ich bestimme, wer, wie und was. Und keine Widerrede, bitt ich mir aus! Ich bin der Krennpinkler, und was ich anfchaffe, geschieht. Wer hat das Heft in der Hand, Ihr oder ich? Wenn ich einmal sag, geheiratet wird, nachher geschieht's auch, und zwar schon in vier Wochen. Und ge heiratet wird her KromEer Micherl!" „Vater!" will die Äutsaubere Reserl vor lauter Glück seligkeit aufjubeln, aber der Alte fällt ihr grimmig in» Wort: „Nichts da, Vater, ich weiß, was ich will: und was ich sag', das ist gesagt. Ich mag einmal keinen solchen Fingerab schlecker und Giermaulschneider auf meinem Hof. Da müßt ich mich ja im Grab noch umdrehen. Alsdann — der Kron witter Micherl ist der Hochzeiter, daß Ihr's wißt! Und jetzt Schluß, kein Wörtl will ich mehr hören von Euch zwei bis nach der Hochzeit. Da könnt Ihr nachher das Maul auf reißen mit Eurer saudummen Lieb, mit Eurer saudummen. Amen!" Mt einem krachenden Fausthieb auf die Tischplatte be schließt der Krennpinkler seine Ansprache. In vier Wochen ist richtig Hochzeit, di« mit allem länd lichen Pomp gefeiert wird. Beim festlichen Mahle nimmt der Krennpinkler in einer Dause seine Weiblichkeit auf di« Seite und meint: „So, jetzt könnt Ihr zwei auch wieder ein Wörtl reden. Jetzt redet?' „O mein Vater", stammelt die glückstrahlende Hochzeite rin, „ich kann Dir'» in alle Ewigkeit nicht genug danken, daß Du mir gerade den Kronwitter Micherl. . ." „Halt's Maul", gebietet die Krennpinklin in ihrer Wei berlist, „sonst spannt er was von Deiner Lieb'." „Ich kann net, Mutter, jetzt darfst es sa wissen, Vater, daß ich mir grab' den Micherl als Hochzeiter gewunschen hab, grab' ihn und sonst keinen. Tausendmal Dank. Vater!" „Birnbutzen und Grillhäusl", tobt der Brautvater eine Weile. „Gibt'e noch ein größeres Rindvieh als mich? Aber von mir aus schleckt's Euch die Finger ab, wie Ihr wollt, mit Eurer Lieb, mit Eurer saudummen. Das Machtwort hab doch ich noch gesprochen — und jetzt Musikanten, blast einen Tusch auf meine Dummheit!" Der Krennpinkl von Krennpinklin« hat «inen Kopf wie Granit und ein Herz wie Eisenbeton, wenn es sein muß. Aber sonst ist er nit zuwider. Die Krennpinklin van Krennpinklin« paßt zu ihrem Bauern und Gebieter wie di« Hacke zum Stiel. Wenigstens tut sie so, als ob sie mit ihm in allen Stücken einig ginge. In Wirklichkeit hat sie ihren hartgesottenen Tatzbären am Gängelband«, und ihre Weiberlist überwiegt seinen Macht dünkel bei weitem, ohne daß er es merkt. Und wenn er schon meint, mit einem Machtwort seinen Willen durchzu setzen, dann ist es allemal der Wille seiner kreuzbraven, grun-gütigen Bäuerin, welche die Wildwasfer seiner Kern natur schon längst, bevor sie zum Durchbruch kamen, auf ihre Mühlen zu leiten wußte. Besonders grimmig ist der Krennpinkl auf die soge nannte Liehe zu Mechen, die in jungen Jahren in den Her zen ahnungsloser Menschenkinder aufzukeimen pflegt, ohne daß sie es merken und ohne daß sie etwas dafür können, weil sie ungefragt kommt. Für diese sogenannte Liebe, die der Krennpinkl nur aus Kalendergeschichten und sonst vom Hörensagen kennt, hat er nur ein verständnisloses Kopfschüt- tcln und eine nicht sehr schmeichelhafte Bezeichnung, nämlich „saudiumn". Nun hat aber der Krennpinkl ein einziges Dirndl, das blutsaubere Reserl, das einmal den schönen Hof und das bare Geld als Alleintzrbin besitzen wird. Was Wunder, wenn der Krennpinkl über diese Madchenblüte brütend wacht wie der Drache über dem Schatz? Und dieses blutsaubere Dirndl, nach -em sich sämtliche Bauernburschen aus den umliegenden zehn Pfarreien schon von weitem die Finger abschlecken, ist soeben in die Jahre gekommen, wo die „saudumme Lieb" solch ein Herzlein zu befallen pflegt wie die Biene den Blütenkelch. Es schmeichelt zwar dem Krennpinkl, wenn sich die Burschen nach seinem Dirndl schon von weitem die Finger abschlecken und Giermäuler her machen wie die Hofhunde zum Kirchtagsschmaus, denn das Dirndl ist ja doch sein eige nes Fleisch und Blut, und die Wertschätzung, die ihm zuteil wird, fällt letzten Endes auch auf ihn als den leibhaftigen Vater dieses begehrenswerten Leckerbissens zurück. Weil aber an diesem Leckerbissen Haus und Hof und die ganze Zukünfk des KrtznnpinUlschen Geblütes hängen, hat der Bauer half allemal, .wenn er solche Liebesäußerungen be merkt, seinen Kopf v'on'Grgnit und sein Herz von Eisen beton. Aber sonst ist der Krennpinkl nit zuwider, wie wir als bald sehen werden. - Es darf verraten werden, daß sein so grimmig behüteter Schatz, das bildsaubere Reserl, schon langst in Heller Liebe entbrannt ist, und zwar für den Kron witter Micherl, einen baumstarken Bauernsohn vom Nach- bardorf Kronwittling, der gewiß als Flügelmann zum Leib regiment gekommen war, wenn wir die königlich bayerische Revolution nicht gehabt hätten. Die ganze Welt weiß es bereits, wie es um das Krenn pinkl RHerl und dm Kronwitter Micherl steht, nur der Krennpinkler weiß es nicht. Der, wenn er eine Ahnung hätte von dieser „saudummen Lieb'", der wäre imstand und tät sein Dirndl, sein eigenes Fleisch und Blut, verstoßen und mit Schanden vom Hofe jagen uste der Graf seine Tochter, di« ihr Auge auf den Jägerburschen geworfen hat, wie's im Kalender steht. In diesen Dingen versteht der Krennpinkler keinen Spaß. Und weil das RHerl ihren Vater in dieser Richtung schon kennt, hat sie ihren Herzallerliebsten, den Kronwitter Klachl, schon tausendmal beschworen: „Um Himmels willen, Micherl, allerliebster Herzensschatz, o Du mein Einziger, laß Dir fein nichts anmerten von unserer Lieb, wenn der Vater um die Wege ist. Aus wär'», urü» gefehlt wär's. Tu Dir ja die Finger nit abschlecken nach mir wie die andern Trottel, und mach' auch kein Giermaul her auf mich wie ein Hoch zeitshund! Aus wär's und Amen mit unserer Lieb'. Du weißt ja, wo der Hund begraben liegt!" Dieser beschwörenden Ermahnungen eines um seine Liebe bangenden Menschenkindes hätte es gar nicht bedurft, denn der Kronwitter Micherl besaß schon von Natur aus so viel DauernMaue, daß er sein Herz vor den iqeelsüchtigen Augen des Krennpinkler» hütete. Und so machte er von allen Burschen in zehn Pfarreien eine rühmliche Ausnahme. Er war der einzige, der sich weder die Finger abschleckte noch wie ein Hochzeitshund gebärdet«, wenn er in Gegenwart des alten Wüterichs in Reserl» Nähe kam. Hebe fliegt über Berg und Tal. Erzählt vonHerbertGrote. Für Margit war die Enttäuschung unfcHbar groß. Sie selbst trug keine Schuld daran. Es lag vielmehr an oer Mut ter, wenn das einzige Kind abseits vom großen Leben aicher- halb des Elternhauses erzogen und in falschen Vorstellungen groß geworden war. Margit hatte geglaubt, die Welt sei so hell und licht und offen wie sie selbst. Sie hatte sich in ihren Gedanken und Träumen eine Idealgestalt geschaffen. Die war wie ein Ritter in gleißender Rüstung, der eines Tages kommen und sie heimführen würde. Zur Not durfte er auch, well eben der Zeit em wenig Rechnung getragen weichen mußte, im Achtzylinder vor Margits Vaterhaus vorfahren, um ihr die weite Wett zu zeigen, die an seiner Seite unendlich schön - sein mußte. Der Ritter war gekommen. Gr besaß zwar weder Streitroß noch Wagen, doch er verfügte über ein angenehmes Aeußere, über ein gewandtes Auftreten und erobert« das willige Mädchenherz im Sturm. Die Mutter hob ihn in den Himmel. Der Vater wär's zufrieden. Die Seligkeit währte nicht lange. Denn bald brach unter der glänzenden Rüstung der Liebenswürdigkeit die Kralle des Mitgiftjägers hervor. Sie wollte schon zupacken, schon Teile der «strebten Beute an sich reißen, als der Trauschein, das verbriefte Recht hierzu, noch nicht ausgeschrieben «ar. mehr so wett denken. Außerdem habe ich den Kopf geschenkt bekommen. Nebenan, di« Dame au» der Billa hat ihn mir gegeben. Und da» bedeutet, daß ich den Lammkopf heute essen kann. So eine mite und fromme Dame! Sie streut den hungernden Vöglein Brosamen hin und füttert die herum strolchenden Katzen mit Käserinde. Und ihre roten Fischlein stellt sie in einem blauen Gefäß in die Sonne, damit sie glauben, sie schwämmen in ihrem blauen chinesischen Ge wässer." „Was für ein dummes Geschwätz! Damit können Sie sich nicht rein waschen. Sie alte, scheinheilige Naschkatze!" warf Signor Pivpo, ihr anderer Tischnachbar, ein. Er war Deko rationsmaler und glich Nero. Bor allem erwies er sich als ebenso tüchtig wie dieser, wenn es gatt, seine Frau zu oer- prügeln oder irgend jemanden, der ihm gerade unter die Finger kam. Frau oder vielmehr Fräulein Mercedes erwiderte nichts. Sie hatte Angst. Aber Herr Tasso, der schon einmal Hiebe von Signor Pippo bekommen hatte, nahm sie tapfer in Schutz. Mit dem schiefaezogenen Mund eines Menschen, der den bitteren Kelch des Lebens gekostet hat, sagte er halblaut: „Frau Mercedes würde am Freitag gewiß lieber Fasten kuchen mit Schlagsahne schlürfen und einen süßen Wein dazu trinken. Aber wer gibt es ihr? Etwa der Himmel?" Bei diesen Worten lachte der Phantast, und seine Augen wurden grün vor Zorn, wenn sie im Grunde auch ebenso trübselig dreinblickten wie das Lamm von Frau Mercedes. star. „ — -llem der: sanfte Blick seiner blauen, mandüförmigen durch me langen, lockigen Btauen den Eindruck henhasten Wunderblume erweckten. Alle glaubtet^ lendwo schon ekmNal gesehen zu haben, die Frauen in üer Krrche, die Männer auf der Straße, aber gleichsam im Traum. Keiner sprach es aus, denn seit seinem Erscheinen enWanden sie ein Gefühl von Untertänigkeit, wenn nicht so gar eine unbestimmte Ängst. Jawohl: Angst! Denn in der Tat, wenn er kein echter Edelmann oder dergleichen war, dann konnte er doch nur irgendein hoher Polizeibeamter sebi. Damit soll aber nicht gesagt werden, daß Herr Giglios friedliche Gäste ein schlechtes Woissen hatten. Signor Giglio, der biedere Wirt, ließ sich nicht aus der Fchsung bringen. Hatte er doch betreffs seines Lokales ein durchaus reines Gewissen. Außerdem hoffte er, der An kömmling gehöre zu jener Menschengattung, die trotz einem gedkegenen und gepflegten Aeußeren mehr trinken als die an dern. Deshalb leerte er auch sogleich einen recht kräftigen Schluck auf das Wohl und die — Kosten des neuen Kunden, als er eine Flasche seines besten Weines aus dem Keller für ihn holte. Auch redete er ihn nicht etwa an. als er ihn be diente; wohl aber war er ein klein wenig gekränkt, weil der andere ebenfalls keine Mene verzog. Außer dem Wirt ließ sich nur Frau Mercedes, die Blu menfrau, nickst aus der Fassung bringen. Unbemerkt hatte die wackelige Alte inzwischen das Lokal betreten. In der Hand trug sie ein kttines Körbchen. Daraus verkaufte sie tagsüber Ionquillen Und andere Feldblumen für zwanzig bis fünfzig 'Eentestmi. Fast jeder nahm ihr etwas ab, denn man munkelte, sie könnte Guick bringen. Vielleicht brachte sie es anderen, sicherlich aber nicht sich selbst. Wie hätte sie sonst so kümmerlich aussehen können! Ihre klobigen Schuhe wiesen unzähsige Riffe auf. Sie war gekommen, um zu Nacht zu essen, und zog aus ihrem Korb ein Päckchen. Dem entnahm sie einen elenden gebratenen Lammskopf, aus dessen Augen dicke Tränen her- votquollen. Aber das Beste fehlte an dem Kopf, nämlich das Gehirn. Statt dessen war die knöcherne, ausgehöhlte Ge hirnschale mit aufgeweichten Brotkrumen und Salz gefüllt. Die alle Blumenfrau schien sich der Einbildung hinzu-, geben, daß sie ein ausgezeichnetes Mahl verzehre, als sie mit ihren mumienhaften, aber immerhin nach Ionquillen duften den Händen den Unterkiefer des Lammes vom Kopf löste und an ihren zahnlosen Mund brachte, um ibn auszusaugen. Man konnte wirklich nichts anderes mit ihm beginnen. Dann tunkte sie ihn in die aufaeweichten Brotkrumen und sog . . . und sog wieder und wieder und aß Brotkrumen und trank einen kleinen Schluck bitteren roten Tresterweines, den Herr Giglio vor sie hmgestellt hatte. Dabei schiefste ihre Umwelt ganz und gar vergessen zu haben. Trotzdem schüttelte sie von ZÄt «l Zeit bedeutungsvoll den Kopf. Es war gewiß etwas sehr Wichtige», was sie da zu sich selbst sagte. „Frau Mercedes", wandte sich Herr Tasso, ihr Tisch nachbar, zu ihr. Seine Schulkameraden hatten ihm diesen Bemamen gegeben, weil er immer irgendeine phantastische, unglückliche Liebe hatte. „Sind Sie sich auch klar darüber, d^heute Fasttag ist und Sie keine Fastenspeise gegessen Die alle Blumenfrau fuhr zusammen. Das sah komisch aus, wenn es auch gar nicht so war. „Las wollen Sie?" schrie sie mit ihrer Fistelstimme. Ich hab« nicht daran gedacht, denn ich kann ja gar nicht Oer Kunde. Sktzze von Grazia Deledda, der weltberühmte« italienischen Schriftstellerin. Eines Abends kam in Herrn Giglios Lokal ein auher- Kunde. Signor Giglio unterhält eine prunk- ' in unserem Stadtviertel. Trotzdem besteht nur aus kleinen Leuten. Es sind Arbeiter, er, Ladendiener, Kleinbürger, zuweilen auch ie auf ihre betrunkenen Ehemänner aufvaflen. ——st ift immer besetst; immer von ruhiger Heiterkeit durchdrungen. Li« Gäste kennen sich wie eine einzige große Familie. Sie spielen Karten oder trinken. Wer will, kann auch ein keines billiges Mahl «innehmen. Unter dem Bor des biederen Wirte» herrscht Ordnung. Bon seinem au» er seine Kundschaft und neigt, das ähnliche Haupt, wenn er die Gäste wie r begrüßt. Der neue Kunde durchschritt das Vorzimmer und ging estwssenen Schrittes durch den zweiten Saal, als pflege er " - " ' zu tun. Daraufhin fetzt er sich aus- , m Tisch in einer entlegenen Ecke. Die Äe der anderen folgten ihm zuerst erstaunt, dann neugie- un-schließlich gezwungen gleichgültig, bis sie ihn in jene « Vie in einen Käfig einsperrten. Wirkte er doch mit »am steifen Hut, dem bibergefütterten Mantel, den feinen en und nicht zuletzt mit dem durch einen verzierten Spazierstock Nicht allein wie ein fett- samer, sondern viümehr une ein exotischer Vogel. Wenn man ihn sah, hätte man meinen können, er sei das vornehme, etwas heruntergekommene Glied oglichen Familie oder ein ber i Gesicht wirke wie ein antikes Nun aber geschah in der Weinstube Giglio etwa» Außer gewöhnliches. Während der gewalttätige Herr Pivpo nach einer Antwort rang und, da er sie nicht fand, mit den Zäh- nen knirschte, erhob sich der in Pelz gekleidete «ast von seinem Tisch und ging geradenwegs auf die Theke zu, zahlte und sagte etwas zum Wirt. Dann ging er davon, ruhig, mit hochgeklavptem Mantelkragen, der die milde Wärme des lebendigen Biber» ausströmte. Daraus erhob sich Herr Giglio von seinem hohen Stuhl und verschwand watschelnd hinter dem Schankzimmer. Nach wenigen Minuten tauchte er mit einer großen silberglänzen den Platte und einem goldfunkelnden Kelch wieder auf, setzte dies alles vor Frau Merced« hin und sagte: „Das schickt Ihnen der Herr mit dem steifen Hut." Da ritz die alte Blumenfrau ihre nahezu hundertjährigen Augen weit auf, erhob sich, schlug das Zeichen des Kreuze» und sagte: „Wenn ich noch in meiner Heimat wäre, dann würde ich jetzt sagen: Dies ist gewiß ein Himmelsbote." We verstanden den Sinn ihrer Worte; in ihren Herzen stieg die Ahnung von einer höheren ewigen Gewalt auf und ließ ihre sündigen Körper erschauern. Und als dann der Alten auf einem Teller von Blech der herrliche, sahnen gefüllte Fastenkuchen aufgetischt wurde unb in dem durch sichtigen Kelch der golden schimmernde Wein in hohem Strahl aufschäumte, um dahinzuschwinden, ehe er getrunken wurde, so war das für alle, wenn auch unbewußt, gleichsam eine göttliche Erleuchtung. (Berecht. Uebertrag. von Emmi Pfeiffer-Darmstadt.)