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Mittwoch, de« 22. März 1VSS en. In langem Zuge Reichsregieumtz, ver f. Die chließ- men. Line besonder» ten. Hier siebt man neben dem schlichten w und den angreryenden der amtlichen Bekannt- «richte und de« Haupt- ige raq«»z«Uung Im Amtsgerichtsdeztrk oftswerda und de» anaremenden Debteten hstsch«^»Lhler ist har zur lagen: Illustrierte« Somttaarblatt Heimatkundliche Beilage Frau Heim / Landwirtschaftliche Bellas«. — Druck und Verlag von drich Man. G. m. b. H. in Bischöstwerda. — Postscheckkonto Amt Aber da« interessiert alles nicht mehr so sehr. Jetzt heißt es mit List und Klugheit an die Garnisonkirche zu kommen. Ja, aber wie? Glück muß man haben. Nach Hindenburgs Wfahrt ist das Getümmel zu riesengroß, daß die Entwir rung nur langsam vor sich gebt. Wer Glück hat, geriet dabei aus sie Seite, die hinter der Absperrung nach der Garnison" kirche Uri. Run galt es abermaw, sich mit Geduld zu wapp nen. Aber es ging. Schritt für Schritt, wie seinerzeit im Argonnsrwald, mußte das Gelände erobert werden. Wer nicht weiß,wie lang die Fr> schen Infanterie »Bat aillo dem sei empf-i MM Namen de« Bolte» zu sprechen beftigt ist: 'Ia,dMllWt! . «» war ck«T^e^>er^^^^lb^^erschiedeven WNl^G tn derMuckahn an^cher Verttner hat viel «Muß «ine domÄe Portion von " " da» wär nur der Borwand. Ich bin zwar^mk Langen Stall geweseu und habq mich davon überzeugt, daß die Reichspost wieder eiNMgl vorbildlich den Fernsprechverkehr Mr Viesen Tag mit üher IVO besonderen Telephonzellen organisiert hat«. Aber die Hauptsache war damit erreicht. Man war an der GarnisonKrche. Was sich im Innern qbspielte, das hat ja jeder gehört. Das Wunder des Rundfunks und di« moderne Lautsprecheranlage ermöglicht es jedem, zumindest Ohvenzeüge zu sein. Und so hörten wir. die wir vor der Kirche Müden, alles genau so schön, wie es innen vor sich ging. Wunderbar die Stimmung vor der Kirch«. Der hohe, schlanke Gontardsche Turm sticht wie eine goldene Nadel in di« Frühlingssonne. Oben, auf seiner höchsten Krönung, stehen Reichewehrtruppen und Polizeibeamte. Ebenso auf den Dächern de» Langen Stalles und der umliegenden Hau- ser. Wahrend der Feier in der Kirche herrscht eine fast un heimliche Stille draußen auf dem Platz. Jedes Wort ist zu yörtn. Da plötzlich braust ein riesiger Taubenschwarm auf, der erste Schuß der Salutbatlerie ist gefallen. » Sie umkreisen den Turm und das Gotteshaus und berühr- gen sich erst wieder, nachdem das Schießen verstummt ist. Und nun wird es lebendig- Die Festgäste verlassen die Kirche. Biele bekannte Gesichter darunter. Die Mitglieder der Reichsreglerung werden mit Hochrufen begrüßt, beson ders der Vizekanzler von Papen, der Lltt>ektsminister Seldt«, nebm dem die StaMelmstandarte steht, dann Mackensen, die FUle der Offiziere der alten und neuen Armee, di« Ab- geordneten uff. Rasch nehmen sie ihre Plätze auf der gro ben Tribüne ein, und dann kommt wiederum, von brausen den Hochrufen begrüßt» der Reichspräsident und geht zu den alten Veteranen, die in Tragsesseln oder Fahrstühlen vor der Kirche aüfgestellt sind. Hu jedem seiner alten Kriegskame- raden geht er, jedem gibt er dje Hand, zu jedem spricht er ein paar freundliche Worte.. Einen habe ich nachher selbst von ber Welle deutschen Gesstes, die einem von allen Setten eüjgtgenbrauste. Nicht nur in dem frischen Frühlingswjnd, dKzettweilladick»Schneeflocken heranwirbelte und dieFah- M Nn den Masten und Straßenbahndrähten sich dutzende- nulle um sich selbst.verschlingen ließ, sondern vor allem in Mffeflllch gehobenen Stimmung der Tausende, die durch die StMen zogen. Da« heißt, sa einfach war der „Zug" denn doch nicht. Schon an der Langen Brücke war ein Seil a-ü«r über die Straße gezogen, das von den Schüpobeamten erst dann yochäezogen wurde, wenn wieder «Ga «in- bis zweitausend München die Brücke passiert hat test. Diese Seilhemmungen gabes noch wiedeicholt, nur daß MD» allmählich genützter wurde. Ging'» nicht drüberweg, gitzckd eben drunter durch, und auf diese Weise kam man, w8m auch mit einigen Zeitverlusten, aber Loch sicher, ge- leiMtlich durch die festverschränkten Arme der Schupo und Hilfspolizisten Hindurch bia vor die Nicolai-Kirche. Dort gab es zunächst eine größere Pause. Man konnte wckep vorwärts noch rückwärts. Also erfreute map sich an der inzwischen wieder erschienenen wunderbaren Frühlings- sopne Und sah sich rechts und links um, ob es was zu sehen Ach. Md ob es das gab! Zunächst ging hier die Anfahrt aller Wagen vorbei, die nach der Garnisonkirche führten, der KWrolle wegen zum größten Teil geöffnet. Infolgedessen kßrMte man sich «e Insassen ausgezeichnet besehen. War ein Bekannter da drunter, d. h. natürlich eine bekannte Persön lichkeit, dann gab er jubelndes Hurra und Hüteschwenken, so vor allem, als der greife GeneralfeldMarschall von Mackensen ln felner fchwgrzen Husarenuniform voxüberfuhr. Auch der Kronprinz churde begrüßt, ebenso auch der Urenkel der Fürsten M-Marck, der mit seiner Gat tin ebenfalls an der Feier teilnähnf. Oben auf den Dächern karabinerbewaffnete Schupos. Auch Rßich-wehr verteilt in die Fenster oder auf die Ballone, Ge wehr mit Bajonett aufgepflanzt. Weniger kriegerisch die Fähnchenverkäufer, von oenen der «ine mit lauter Stimm« immer wieder von neuem beteuert«, daß es ohne Wzelchen leiste Revolution gäbe. Dazwischen die Süßigkeiten- und Früchteverkäufer, die Wurstmaren, die bei der kühlen Tem peratur . reißenden Absatz fanden, Zeitungen, Postkarten, mchr bunt als schön usw. Plötzlich fangen di« Glocken an zu läuten. Der Gottes- dienst ist zu Ende. Die Türen öffnen sich, und heraus tritt la der Uniform des allen -eerchs, den Kelln auf de« Haupt, mlk dem breiten oremaefarbene« Vaud de« schwanen «dlerorden» geschmückt mck den Mar schallst« la der Hemd aas« Hindenburg. Diesen Augenblick muß man al« Augen- und Ohrenzeuge miterlebt - ,. . Bitte» Mt, wie seinerzeit im erobert werden. Wer ront eine» vreußi- .^>n» von hinten ist, pfohlen, sich einmal im langsa men Schritt, eingekeilt in eine drängelnde M en g«,an ihr entlang zusch i e ben. 35 Minuten bat e» gebauert, aber dann waren die letzten Bajonettspitzen überwunden, uüd dann lag die Bassinstraße frei dem Schritt, d. h. dar ist eine leichte llebertreioung. So frei war es ja nun auch nicht. Wer gemessen an dem Geschiebe hinter den Truppen an den Häuserwänden entlang war es >egt gerade zu ein Qüetseldeiickauf. Doch nun kam die letzte Barriere und da gitig es wirk lich nicht mehr. Und nun habe ich zum ersten Male mein Prinzip durchbrochen und den Ausweis gtzzückt, angeblich um in W Tflsphon-Sl- im Langen Stall Mgelangen. Aber bin zwan im Langen Stall irzeugt, daß die Reichspost «... ^»rnsprechverkehr Mr diesen besonderen Telephonzellen organisiert ptsache war damit erreicht. Man war !. Was sich im Innern qbspielte. das D-kSWc«-ZrzVkr Ikeukirch und Zlmgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte» Sonntagsblatt / Heimatkundliche Beilage Frau und . "' ' Friedrich Mao, G. m. K.H. in Bffchvfvwerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. lo21. Demeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Der Staatsakt in der Garnisonkirche Um 12 Uhr begann dann der feierliche Staatsakt in der > Garnisonkirche, da» Kernstück der Potsdamer Veranstaltun gen. Auf den beiden Ämwnn drängte sich Kopf an Kovf. Allgemeine Aufmerksamkeit wandt« sich der in gleicher Hohe gegenüber der Kanzel liegenden Loge der Generalität und Admiralität zu. Durch da» Weiß und Gold der Kirche zieht sich ein GeMinde von Tannenatrlanden. Besonder» reich ist di« ehemalige Log« d«r Kaiserin aurgrstattet. In dieser Löge hat der ehemalige Kronprinz Platz genom- — eist den Veteranen vorbehal- leneralsuniform der alten Armee de» einfachen Bürgers — alle, verwitterte Gesichter. Auch die Diplomatenloge füllt sich zellig. Ein« andere Soge ist mit Vertretern deutschen Sei- st«»- und Kunstleben» besitzt. Im Kirchenschiff haben vor dem Einzug de« Reichs- Präsidenten und der R«fch»r«gierung zahlreiche Abgeordnete und hohe Beamte Platz genommen, so General von Litz- mann, Reichrbantpräsident Dr. Schacht, die Staats sekretäre von Bülow, Lr. Bang und Funk und viele andere. Reben dem Altar liegen zwei grab« Lorbeerkränze, die der Reichspräsident nachher in der Gruft der beiden Preußenkänig« nimerketzen wird r Swm« mck Fei«»LmMuecher Wut vstchos»»e,da Nr. uad «es. f «uzelgncprei, (tu N»ich«naryr Di« e« uuo breit» einfpoMo» Monast» N« in» Sm Fall« hohirer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher f Mwimeterzeil« 10 Psg., orttich» Anzeigen 8 Pfg. Sm TeztteU di« ntUdw Geschäft»- Störung d« Vetriwe» der Zeitung oder d«r Besürderungeeinrich. ga mm breite Milllmeterzeike SV Pfg. Für da» Erschein« von Vf» «onaeiiad- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmt« Platzen Nachlieferung d«r Zeitung oder quf Rückzahlung de» Lezugepreise».keine Gewähr. — Erfüllung«« Bischofswerda. gefragt, einen alten Kämpfer von Düppel, einer von den Söiger Füsilieren, die den ruhmreichsten Anteil an dem Sturm auf die Düppeler Schanzen haben. Er trug das Düpvel-Kreuz und die Kriegsauszeichnung von 1866. Und als ich ihn fragte, was Hindenburg zu ihm gesagt habe, da sagte er: „Er hat nur gesagt: Na, alter Kriegskamerad, wie geht'« denn noch? Wann werden wir beide wohl zur großen Armee abrücken?" Eine kurze knappe Verbeugung vor den Militär-Attachös der fremden Milchte, unter deren bunten Uniformen der Ja paner, der Franzose und der Pole besonders auffallen, und dann begibt sich Hindenburg auf den erhöhten Platz vor der Kirche und der Vorbeimarsch beginnt. Preußische Soldaten marschieren. Man muß es einmal wieder miterlebt haben. An der allen Garnisonkirche vorbei, die als kostbarsten Schatz die Gebeine des großen Preußen königs birgt, marschieren preußische Grenadiere. Gewiß, so bunt und schmück wie damals sind sie nicht mehr. Fast ein tönig grau wälzt sich die Masse vorbei. Wer es sind die alten preußischen Weisen, es ist der alte preußische Schritt, es ist der alte preußische Geist. Unaufhörlich schiebt sich die glitzernde Schlange der Bajonett« vorüber. Vor jeder Abteilung tchebt Hindenburg den Marschall stab, manchmal nickt er; vielleicht hat ihm Richtung und Parademarsch besonders gut gefallen. Vie alten Fahnen Friedrichs de» Großen werden vorbeigetragen. ein ungeheurer Jubel dröhnt durch die Luft, die alten historischen Märsche ertönen, der Infanterie folgt die Kaval lerie, oie Nachrichtenabteilung, und zum Schluß dröhnen die Geschütze der Salutbatteri« vorüber. Eine kurze Pause, dann kommt die Schuvo, auch stahlhelmbewebrt. Der Stahl helm, SA. und SS., vaterländische Verbände. Krieger vereine, und dann besonders lieblich anzusehen die Jugend, die bündische und sonstige Jugend, «ine Fülle junger Buben- und Mädelgesichter lacht dem Reichspräsidenten entgegen. Ein Lächeln zieht über seine Züge, und immer und immer wieder grüßt er mit von gellien Adlern verziertem Stab. Länger als eigentlich vorgesehen, dauerte der Vorbei marsch. Aber dann lösen sich die Reihen. Hindenburg steht plötzlich inmitten einer ihn umjubelnden Schar. Er muß die Hände drücken. Wer diese Stunde miterleben konnte, hat wirklich ein Erlebnis fürs ganze Leben. * Und nun beginnt der Abmarsch. Buchstäblich. Nicht nur die Truppen und Verbände, sondern auch die Massen der Zuschauet setzen sich in Bewegung. Nun, man ist ja wie der zum Bahnhof gekommen, wenn auch nicht gerade und unbeschädigt, mit einigen Uriiweaen und einigen Hindernis sen. Die Wfahrt selbst und die Fahrt im Zuge, na ja, sagen wir lieber nichts mehr darüber. Auf da» Verlustkonto buche ich: Einen leicht einaebeulten Hut, einen abgerissenen Knopf und fünf zerdrückte Zigarren. Mer der Gewinn ist so groß, daß man ihn gar nicht in Geaen-rechnung stellen darf: Es war für jeden, auch hinter der Absperrung, ein wunderbares, ungeheures Erlebnis, und dieses Erlebnis heißt: Hinden burg. R. K. Um AL 12 Uhr hat der Zug die Garnisonkirche erreicht, i Als erste erschein«» in der Kirche die Mitglieder der Reichs- regierung Aus d«n ersten Plätzen der Stuhlreihe für die Ministerpräsidenten der Länder, geaenüber den Plätzen der Reichsregierung, hat auch Vizekanzler von Papen Platz genommen, neben ihm im feldgrauen Mantel General von Epp. Die anderen Vertreter der Länderregierungen sind zum groß«» Dell ln brauner Uniform erschienen. Inzwischen hat Oraelspiel eingesetzt, und nun strömen auch die Mitglieder de» Reichstags in da« Kirchenschiff. Die nattonalsoMistifche Reichstagsfrattion trägt fast ausMeß- lich die braune Parteiuniform. Sie füM die eine Hälft« des Kirchenschiffe« so stark aus, daß «in großer Teil der Abge ordneten unter den Emporen stehen muß. Den Rational- sozialisten folgt das Zentrum, geführt von Lr. Ke«, und Dr. Brüning, dann kommen die Deutschnationalen, die Bayrische Volkspartei und die kleineren Gruppen. Punkt 12 Uhr braust die Orgel durch den Raum. Alle Teilnehmer an der Feier erheben sich, und während die Kronleuchter aufstrahlen, betreten der Reichs präsident, der Reichskanzler und Red-sta^- präsident So « rina di« Kirche. Es folgen O b « r st von Hindenburg. Äaatssekretär Meißner, Reichemehv- 88. Jahrgang Ker Tag des neuen Deutschland. Das Erlebnis von Potsdam. War man hinter der Absperrung sah. (Don unserem nach Potsdam entsandten Sonder- . Berichterstatter.) , ssich Tausende nack Potsdam gekommen mit ^-hen Ausweiskarten, mit deren Hilfe sie sätntlich« Absperrungen durchschreiten konnten. Das ivaren die Aus- erwichüen und Auserlesenen. Wie stand es aber um die Zch«anseich«,'ja Hunderttausend», di« nicht» anderes als MWuM, Schlachtenbummler, Festgäpr waren? Wer auch MkMcher, der im cksiftNichen Besitz einer solchen Ausweis- kWsM, hgt dK7g«ß«n Tag hinter den Absperrungen rMcht Nsib auch das «ar ungeheuer interessant ünv auf- W»ßrM. ,WffchlußreIch insofern, al, man das Volk ken- nAÄML. Nicht, seme offiziellen Vertretungen, und wer »iss«, »a» «» heißt, dl« Liebe des tt stehen, hebt den Stab und grüßt beWlat er feinen Vagen »nd »r- « Masse der Zuschauer, die tn die- »ketten durchbrechen, so daß Hin- sich «schoben wird. M ihm nach die Mitglieder der Xrrrgierungen, bi« Abgeordneten.