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"" " >.n Der SSchfische Erzähler *«» rr. Iammr 1-SS Motor-Bl^ «tfH Daß die bi UN» on«-^ e und «Lrtebwagen hErr BahttOßr. bisjeräbfich« Einteilung itt V-Züge, Sil-Züge n-K« Mt den Erfordernissen der Zeit eicht, ist ein, Erkenntnis, die die Fachleute der Eisen- sch« seit stm-er Zeit -egen. Auch die Betriebsformen »erattet. Dl« Errungenschaften her modernen Technik ten geradezu darauf, den schwerfälligen Apparat de» Fahrplan« zu entlasten. Bor allem gilt die, für die V-Züge, di» weder den Anforderungen an Schnelligkeit entsprechen, noch eigenllich rentabel find, «eil sie zu lang und dadurch zuckostspielia geworden find. Das Ziel der nächsten Zukunft wird daher fein, da, System der V-Züge aufzulösen und an ihrei Stelle einen in gleichen Abständen geregelten Pendel- betrieb, etwa nach dem Borbild der Straßenbahn, zu setzen. Ist «, doch für die Reisenden zweifellos bequemer, wenn sie an Stelle von vier oder fünf D-Zügen, die in Abständen von mehreren Stunden -weis größere Verkehrszentren miteinan der «rbtnden.ZSg« zur Verfügung haben, die rascher als dl» bisherigen Y-Züge fahren und vor allem in kürzeren Abständen verkehren, etwa regelmäßig alle zwei Stunden, mit gleichbleibenden Abfahrt«- und Ankunftszeiten. Es ist selbstverständlich, daß ein solcher grundlegender UMb-u nicht auf eikmal durchgeführt werden kann. Der MotV-BWug Lettin—Hamburg, im Bolksmund der „flie gend« Hamburger" oder der „rasende Fuchs" genannt (so nach seinem Erfinder und Erbauer Dr. Fuchs), war der erst«, gewissermaßen programmatische Bettuch. Er ist «le bekannt ausgezeichnet gelungen; und schon im neuen Som- merfahrplan wird er regelmäßig zwischen Berlin Und Ham burg verkehren. Augenblicklich befindet er sich auf den Brr- sUchsstrecken de, Bremsyersuchsatftts im Grünewald. Dann wird er nach den bayrischen Bergen fahren, um seine Fähig keiten im Nehmen von Steigungen zu erproben Nach seinem Vorbild sind inzwischen Eiltriebwägen ge baut worden, die sich von dem „fliegenden Fuchs" dadurch unterscheid«», daß sie nur mit einem Maybach-Diekel-Motor zu 410 PS. ausgerüstet sinh. Die ersten Eisenbahndtrektto- n«n> dte lyit diesem Eiltriebwagen ausgerüstet wurden, sind Köln und Frankfurt a, M. Köln bekommt sogar zwei ver- schied«« Typen. Zwei Diesel-Züge erhalten Maybach-Mo toren zu 410 PS., drei neue Eiltriebwagen einen solchen von zur Lat «gr umrhärt: Da» Mädchen hatte ein Ktnd von Meyer zu erwarten und droht» ihm, bretnslugt von Nachbar», st« »erde nun endlich die Mutter Meyer» von ihrem Zustande unterrichten. Meyer nahm zuaächst «inen Abtreibungsversuch, allerding» mit untauglichen Mitteln, vor; am Tage der Lat selbst zankte er sich mit dem Mädchen und erschlug sie hinterrück, «it einem Spaten, al» sie im Kuh stall beim Melken saß. Tatzeugen waren nicht vorhanden und so konnte man dem Meyer nicht widerlegen, daß die Tötung in einem Augenblick der Lufwammg fürchter lichen Zorne» gegenüber den durch da» Mädchen ausgepoßeaen Beschimpfungen und erhobenen Drohungen geschche» sei. Dte Verurteilung tonnte deshalb auch nur «egen Totschlags und nicht «egen Morde» erfolgen. Gegen das Urteil de» Schwurgerichts in Paderborn legt« die Staatsanwaltschaft Revision ein: da» Schwurgericht habe zwar die Gemüt»verfafsung de» Angeklagten vor und nach der Tat «in- gehend nachg,prüft, e» habe jedoch unterlassen, die Gemütsverfas- sung bei der Tat zu erkunden. Es «alt« aber, um den Tatbe- stand des Mordes, also der vorsätzlichen Tötung zu erfüllen, daß Ueberlegung bei der Tat vorhanden gewesen sei. . Der S. Strafsenat des Reichsgerichts in Leipzig hat di« Reoi- sion der Staatsanwaltschaft verworfen, weil an den Feststellun gen des Schwurgerichts, durch die eine Ueberlegung bei der Tat al» nicht vorhanden bezeichnet wurde, nicht» geamert werden könne. Neues aus aller Welt- — Sein Raubmord, sondern fingierter Ueberfall? Au- Opladen wird berichtet: Die Untersuchung des rätselhaften Todes des Arbeitsamtskontrolleurs May hat die Vermutung aufkommen lasten, daß der an der Diepenthaler Talsperre tot ausgefimdene Arbeitsamtskontrolleur vielleicht aus Gel tungsdrang einen Ueberfall vortäuschen wollte und dabei un gewollt zu Tode gekommen ist. Für diese Annahme spricht vor allem die Geringfügigkeit der Messerstiche. Ely solcher fingierter Ueberfall scheint nicht ganz ausgeschlossen. Die Untersuchung geht «etter. Neue Momente, die auf einen Raubmord schließen ließen, sind nicht hinzugekommen. — Au war Schundlekküre führen kann: Tragödie zweier Lehrlinge. Aus Halle wird berichtet: Am Donnerstagnach mittag fand man im Hausflur des Grundstücks eines Mechä- nikermeisters in der Thomasiusstraße den Mechaniterlehr- ling Rannefeld mit einer Schußwunde im Hlnterkopf auf. Im Keller des Hauses lag, ebenfalls mit einer Schußwunde 17SPS. Jene erreichen 100 Km , diese SO. Sie fassen rund 120 Personen und führen 2. und S. Klaffe. Die großen Wa gen laufen im Rundverkehr Köln—Esten—Dortmund—Ha- gen—Wuppertal—Köln. Die kleinen zwischen Krefeld und Düsseldorf. Luch da« verkehrsreiche oberschlestsche Wirtschaktszen- trum Beuchen—Gkiwitz—Hindenburg wird in absehbarer Zeit mit solchen Eiltriebwagen ausgerüstet werden. Wenn naturgemäß zunächst nur ein kleinerer Bereich in diesen Zentren erfaßt wird, liegt es auf der Hand, daß nach und nach der Verkehr in ganz Deutschland durch Blißzüge ersetzt werden wird. Immerhin wird bis zu dem Tag, an dem man die heutigen V-Wagen in die Verkehrsmuseen über führt, noch einige Zeit vergehen. Michftsche Wünsche aus «insühruns von Motorblltzziigen. pregdea, 20. Januar. Im Landtag hat die staatspartei- lMe Fraktion ein» Anfrage wegen der Einführung von sog. Motorblitzzüge durch die Deutsche Reichsbahngesellfchaft ein gebrächt. Die Regierung wird gefragt, ob sie bereit sei, eine Benachteiligung des mitteldeutschen Bezirkes zu verhindern, und dafür einzutreten, daß MotorblitzzÜae auch im Frei staat Sachfen etwa auf den Strecken Dresden—Leipzig, Leipzig—Berlin usw. schon für den neuen Sommettahrplan vorgesehen werden. Aus -em Gerichtssaal. Eia» Dellte in Menftbeaaellall. Der Metzger uichWchhsindler KuttMeyer ist am 16. Sep tember v. I. vom Schwurgericht in Paderborn wegen Totschlags zu 18 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechtsverlust ver urteilt roordey. ' , Meyer hat im März v. I. die bei seinem Vater beschäftigt« Hausangestellte Märtha Caspar im Kuhstall mit einem Spaten erschlagen, hat dann die Leiche in klein« Teile zerstückelt und hat in der ganzen Umgebung von Paderborn-Liese LeichenteUe einzeln verstreut ober verscharrt. Den Kopf der Leiche beispielsweise hat er in zwei Telle zerhackt und in den Keller gelegt; al» dieses letzte Stück der Leiche gefunden wurde, war es von Ratten voll ständig zerfressen. Die Tat erregte damals in Paderborn großes Aussehen und «inen Abscheu gegen den Täter, wie er selten nach Mordtaten so deutlich zum Ausdruck kommt. Der Beweggrund (Aste Fehler, dl« zu tt«f dir waren «IngeprSgk, Sie plag«» dich noch lang, »«nn dä sie avaelrgk, Z»m Berschet» kommen sie an deinen Kindern wieder, und durch Erziehung kämpfst du sie noch «inmal nieder. Friedr. Rückert. Ein Ehietusee-Roman von Anny Uöth e. <16. Fortsetzung) <Ä,ch»r»ck verboten.) Leit von Dirschau karpen die Tränen, er preßt« Steg lindes Hände so fest, als wollte er sie zermalmen. „Wie elfte Mütter sind Sie zu mir", sagte er welch. „Ich weiß wohl, düs alles entspringt nur Ihrem Erbarmen mit meinem Herzeleid. Ihre Großmut und Freundestreue hat es sich kestien Augenblick überlegt, welche» Kreuz Sie sich selbst da mit aufettegen, aber ich danke Ihnen tausendmal. Sie haben mir viel gegeben in dieser Stunde, was ich Ihnen nie ver- gesten «erde." Die Malerin suchte mit Gewalt ihre tiefe Rührung zu verbergen. „Dummer Bub", schalt sie, „etwas muß der Mensch doch haben, woran er sein Herz hängt, und da ist nun gerade das alte dumme Ding bei meinem besten Schiller hängen geblieben." . Bett sich ihr tief in die Augen. „Gestehen Si« es, Sieg- linste: Der Mann, den Sie lichten, war mein Baterl" Dl« Malerin sah errötend an ihm vorbei, ein wunder same» Leuchten in ihren großen Augen. „Ja. Veit, nun wissen Sie, warum ich so ost hart zu Ihnen sein muß, weil ich Sie lieb habe wie einen Sohn." Und ohne ihm Zeit zu wetteren Worten zu lasten, schritt sie, tapfer ihre nägelbeschlagenen Schuhe aufsetzerch- weiter. Beit von Dirschau sah ihr mit einem Gemisch von Weh mut und Rührung nach. „Nun kann ich mich nicht mehr spöttisch mit Meister Wagner Sieglinde nahen", ging es ihm durch den Sinn. „Zu hkklig ist mir, was diese einsame Frau in Meiner Seele ent- zündet. Des Meister« Wort brennt mir in der Seele, und göttergleich möchte ich mit Wotan in tiefstem Weh um das Mach« Nagen: Leb' wohl, du kühnes. Herrliches Kindl Du meine» Herzens Heiligster Stolz. Leb'wählt Leh'wobll Leb'wohl!" Und wütend vor Schmerz in die grauen Zweige der Weide greifend und erbarmungslos einen großen Ast knik- kend, keuchte er itt wild aufsteigendem Zorn: „Ich kann sie nicht lasten und will e« auch nicht." Er stürzte wie ein Verfolgter dem Gasthaus« zu. Leise murrten dl« Wellen. Der Wind fuhr Mer den Chiemsee und ünwfiff den alten, abseits vom Kloster stehen den Turm. Das horte sich an, als fNeg« schauerlich «in Klage- tted durch die Luft. „Ts bedeutet Unheil", meinten die Fischer. Zwischen dunklen Wellenbergen ging di« Sonn« scheiden. „Wenn zum achten Mal« der Tag sich neigt," hatte die Aebttssin Benchikta dem Professor versprochen, sollte ihm Arttwort «erden. Er fieberte dem Lag entgegen, und nun er endlich da war, hätte er am liebsten die Stunde hinaus geschoben, die ihm Gewißheit bringen sollt«. Langsam schritt er im Abendschein der Abtei zu. Am Nachmittag hatte er Freda über den See heimgelettet von einem kurzen Besuch auf FrauenwSrth. Sie hatte ihm ein« Adlerfeder gebracht von einem selbsterlegten Adler, damit er sie al» Andenken mit sich nehme an eine herrlich« und stolze Zett am Chiemsee, die adlergleich über dem Alltag stand. Dabei hatte er er fahren. daß Freda oft mit dem Verwalter auf die Jagd ging. Herrenchiemsee sei «in so verlockende» Jagdrevier, hatte sie gesaat u.rd neulich batte sich muh Doktor König, wie er wohl wüßte, ihnen zu einem Iogdauaflug angeschlossen. Nein, Heinz hatte nichts davon gewußt. Bleischwer fiel es ihm aufs Herz, daß Walter kein Wort davon gesprochen, und mm kam die Erkenntnis, daß es anders zwischen ihm und Waller geworden. Nicht-Hatten sie sich sonst verhehlt. Jeder Gedanke hatte offen vor des andern Seele gelegen, und jetzt ging einer dem anderen geflissentlich aus dem Wege. Heinz empfand es tief schmerzlich, obwohl er sich sagen mußte, daß er selbst nicht schuldlos an dieser Veränderung sei. Warum hatte Walter nichts davon verlauten lassen, daß er mit Freda auf der Jagd gewesen? Freilich, er sprach zwar niemals vorher darüber, wohin ihn seine Ausflüge führten, doch nachher erzählte er in der Gaststube allerlei von seinen Fahrten und Abenteuern. Und nun hatte er es verschwiegen. Nicht «inmal das gewiß seltene Ereignis, wie das Erlegen eines Adlers, hatte er ihm mitgeteilt. Ob die alte Flamme doch wieder in Walter aufgeloht? Eine seltsame Unruhe folterte den Grübelnden. Daß Freda ihm die Adlerfeder spendete, war gewiß litt» von ihr. Er würde sie in Gold fasten lasten und daheim Tag für Tag mit ihr schreiben und dabei der Spenderin gedenken. Aber er wußte schon, Wäller würde immer wie ein Schatten dabei stehen: , Heinz merkte es kaum, daß er die Abtei erreicht hatte. Die Glocke klang und er fand bald Einlaß. . Wieder stand er in dem Ausblick auf den „Weitsee", wie man diesen Teil des Chiemsees nannte, und wartete. Die Sonne, die das düftkl« Gewölk noch einmal siegreich durch brach, strahlte in das friedliche Zimmer und umwob das kleine Marienbild Wer dem Betaltar mit Purpurgtanz. Di« Aebttstin trat ein. Heute schien dem Wartenden ihr Antlitz noch ernster und undurchdringlicher als bei seinem ersten Besuch. „Hochwurdige Frau," begann er, nachdem er sich ehr furchtsvoll verneigt, „waren so gütig, mir Ihre Antwort auf meine §We für heute zuzusagen." Die Aebttstin wies mit der Hand auf einen Stuhl. Sie selbst nahm auf einem Betschemel Platz: „Es tut Mir leid, Hetr Professor, Ihnen keine Sie be friedigende Auskunft geben zu können. Schwester Irmin- traud lchnte es ab, wie. ich mir wohl dachte, irgendwelche Aufschlüsse über ihre Vergangenheit zu geben. Ich ließ ihr acht Tage Zelt^aber als ich sie heute morgen zu mir befahl, erklätt« sie unumwunden, .sie hätte einen Professor Wigbald nie gekannt." „Sie leugnet," rief Heinz, empört aufspringend, „sie leugnet, mich gekannt zu haben?" Die Nonne lächelte fein, und ihr Ton klang etwas über legen, all> sie iNtgegnete: „Das ist wkchl der beste Beweis, mein Herr, daß Sie sich in der Person der Schwester geirrt." Heinz Wigbald sah hie Oberin fassungslos an. „Ich hatte meine ganz« Hoffnung darauf gebaut", ge stander. Die dunklen Augen der Klosterfrau wurden um einen Schein milder. „Man soll seine Hoffnungen nie auf anderes bauen als auf Sott, Herr Professor. Ich bedauere sehr, daß ich Ihnen nicht dienen kann, und noch mehr, daß der Anblick einer unserer Frauen Hoffnungen in Ihrer Seel« weckte, die, wie Sie mir säbst gestochen, sich seit langen Jahren als Trug bilder erwiesen haben. Gott tröste und die heilige Jungfrau geleite Sie." Heinz fühlte, die Unterredung war beendet. Ganz ver nichtet stammelte er einen Dank und wankte aus dem Sprech zimmer. Unbeweglich und gedankenvoll beharrte die Lebttflin noch auf ihrem Platze uiw seufzte schwer auf. Dann kniet» sie vor dem kleinen Betallar. das Haupt tief gebeugt. Liebkosend glitt verdümmerndes Abendrot über ihren Schleier. Wie Flammen züngelte es noch «inmal darüber empor, dann erlosch da» Licht. Heinz Wigbald trat au» dem Kloster. Sanz verwirrt war mm zumute. „Das nun?" fragte er sich immer wieder. , Abermals die Spur verweht. Jede Hoffnung dahin. Und diese» Mal war er doch so sicher gewesen. Hatte ibn diese Insel hier denn ganz verhext? Er fühlte, er mußte fort. Gedankenvoll schritt er zur Kirche. Ein gewölbter Durch gang, noch aus der romanischen Zeit, vermittelte hier den Zugang vom Dorf her durch das Pfarrhaus zur Klosterkirche und zum Friedhof. Aus den Fenstern über dem Zwischengang ließen sich lustige Stimmen vernehmen; Heinz Wigbald stand einen Augenblick stumm und lausHe. Die Maler mußten es sein; sie hatten in dem großen Saal, der unbenützt war, ihre Ateliers ausgeschlagen und trieben da wohl allerlei Allotria. Heinz stieg die hölzerne Trepve hinan. Güt, daß er die Malerjünglinge beieinander fand. Da konnte er gleich Abschied nehmen. Morgen in der Frühe wollte er die Fraueninsel verlassen und den Chiemseetraum vergessen. Würde er das je können? Er fand nur Abel Demmler und Werner Gießen. „Ist Herr von Dirschau nicht hier?" forschte er. Die jungen Maler umringten ihn lachend. „Nein", gab Abel Demmler Auskunft und warf die dicke blonde Haarlocke aus der Stirn zurück, „der sitzt wieder drüben im Glockcnturm und malt. Er wartet wohl darauf, daß Mechtild wie schon so oft übermütig die Glocke zieht und er dann vor dem schrecklichen Gebimmel in seinen Ohren davonlaufen muh." „Er will ja fort", warf Werner Gießen ein und knüpfte sich die blaue Kunstlerkrawotte sorgfältig unter den weißen Sportekragen. „Können Sie sich solchen Unsinn denken, Herr Professor? Jetzt, wo wir so schön im Zuge sind und unsere verehrte Sieglinde so erhabene Worte zu uns geredet hat, daß aus uns Tölpeln noch mal etwas werden könnte!" „Veit will fort?" fragte der Professor erschrocken, und der Gedanke durchzuckte ihn, daß Veit Mechtild noch züm Abschied etwas sagen könnte, was besser ungesprochen bliebe. Wie merkwürdig, daß auch Dirschau fort wollte. Walter, er selbst und nun auch Veit, der doch geschworen, vor dem Herbst die Fraueninsel nicht zu verlassen. „Ja", nickte der junge Demmler. „Dirschau ist völlig verdreht. Sein Bild da" — er wies auf eine Staffelei — „hat er heute noch mit keinem Auge angesehen, und doch ist es höchste Zeit, wenn es noch zur Ausstellung fertig werden soll." Hein- sah sich in dem weiten, weißgetünchten Saal mit der großen einfachen Decke der Spätrenaissance suchend um. Da, am letzten Fettster stand das angefangene Bild. Unsicher trat der Professor näher. Pinsel und Palette lagen achtlos fortgeworfen am Boden; ein Zeichen,^dah der Maler kopflos daytmgerannt war. Des Professors Herz klopfte, als «r Mechtild auf der Leinwand erblickte. Wohin er auch auf dem Wörth kam. Mechtild und immer wieder Mechtild. Das Bild war fast vollendet Das Mädchen stand am Gestade, im Begriff, itt den Nachen zu steigen, und spähte sehnsüchtigen Blickes in die Ferne. Eine Klosterfrau saß im Dootr.oen Blick gesenkt, ließ sie den Rosenkranz durch ihre weißen Finger gleiten. Das einfache Motiv war meisterhaft ausgeführt. Der alt« Klosterturm spiegelte sich wie die Ge stalt Mechtild- und der Klosterfrau in dem klargrünen See, Über den zitternde Sonnenlichter huschten. Das Licht war mit elfter wunderbaren Feinheit verteilt und sammelte sich zu höchster Leuchtkraft in Mechtilds Erscheinung. Von ihrem goldenen Haar schienen Flammen auszugehen, und ihre Augen hatten die Farbe des unergründlichen Sees, der tau send Geheimnisse barg. Der ganze Liebreiz der holden MSdchenerfcheinung wirkte wieder mächtig auf Heinz Wig- bald. „Dirschau muß mir das Bild verkaufen", murmelte er. „ich muß es besten". „Kommen Sie, Professor", mahnte der junge Gießen, „und trinken Sie mit uns einen Klosterschnaps". Er holte das bekannte und beliebte Tränkletn, das die Nonnen be reiteten, und Gläser herbei und nötigte den Professor, Platz zu nehmen. „Auf Mechtild vom Wörth, die holdeste der Frauen" rief er begeistert. Di« Gläler klangen zusammen. (Fortsetzung folgt.)