Volltext Seite (XML)
Z-K? L 2 Z 3 ^§2^I ' 2?S ir.MM Unsere L>eirnat ^önntatzs-KeüÄgo zum Kächstsch en L^ählvr Ws ei» M Me M MlsWM- ttr MWMMkmliMksrMll Von Siegfried Störzner, Dresden. Vor mir liegt ein alter, vergilbter Foliant. In krausen, verschnörkelten Schriftzügen berichtet darin Daniel Kil- mann als Kurator der durch den Tod eines Herrn von Starschedel verwaisten Herrschaft Steinigt wolmsdorf mit Ringenhain, welche Ausgaben und Einnahmen im Wirtschaftsjahre 1644/1645 zu verzeichnen waren. Es ist ein anschauliches Kulturbild aus der Zeit vor 300 Jahren, das beim Lesen der Bogen vor dem geistigen Auge sich zeigt. Zwar befinden wir uns noch in der Zeit des dreißigjährigen Krieges, doch herrschte da mals in der Lausitz ziemliche Ruhe, so daß sich unter den vielen „Konten" kaum ein einziges befindet, das auf Kriegs nöte hindeutet. Durch den 1645 zu Kötzschenbroda zwischen Sachsen und Schweden geschlossenen Waffenstillstand war ja ein friedensühnlicher Zustand geschaffen worden. Doch werfen wir nun einen Blick in das Wirtschafts buch! Da lesen wir, wie der ehrenfeste Advokat Johann Hürnig „zue Bischoffswerda" seine Notariatsgebühr „wegen verrichteter Inventur zue Steinichtwolmßdorsf" empfangen hat. Wir hören, wie der obengenannte Kurator Daniel Kilmann dem „gestrengen Herrn Ambtsschöher zum Hohenstein, Michael Böhmen" Rechen schaft über die ihm anvertrauten Güter ablegen muß. Die fogenannten Ritterdienste aber waren in das Amt Stolpen zu leisten, dessen Verwaltungsbezirk sich bis weit in die Lausitz hinein erstreckte. Der von Starschedelsche Kurator der Herrschaft Stei nigtwolmsdorf mit Ringenhain bezog als B e s o l d u n g im Halbjahr 114 Gulden 6 Groschen. Das war für damalige Zeit eine fast ungeheuer hohe Summe, die ein gut Teil der gesamten Rittergutseinnahmen verschlang, wenn man ver gleichshalber liest, daß der herrschaftliche Voigt Hans Mahne im Halbjahr nur 5 Gulden 5 Groschen und 3 Pfennige erhielt. Der Kurator beanspruchte also etwa 20mal soviel wie der Voigt. Und der Förster Jacob Tho - maß zu Steinigtwolmsdorf bekam auch bloß 6 Gulden 6 Groschen als Abschlag auf seine halbjährliche Be soldung. Während der Hochgebietende, allgewaltige Herr Kurator seine Bezüge bis zum letzten Pfennig restlos und auf einmal beanspruchte, mußte sich also der Rittergutsför ster mit einem Abschlag auf seine doch sowieso schon beschei dene Besoldung begnügen. Uebrigens hatte die Herrschaft auch zu Ringenhain einen Förster angestellt. Der hieß George Hennig und erhielt 1 Gulden 17 Groschen 6 Pfen nige ausgezahlt, wohl für einen Monat. Neben den beiden Förstern und dem Voigt waren in Dienst genommen der Schäfer, der Schafknecht, die übrigen Knechte, die Käse mutter (wir würden heut zutage sagen: die Wirtschafterin), die Kuhmägde. Aüßerdem waren zahlreiche Fröner zu vielen Dienstlei stungen verpflichtet. Die.Aessemutter" wird uns wiederholt im Wirtschaftsbuch genannt. Einmal erhält kle vom Kura tor „7 Groschen zue Schuen ein paar" gleichzeitig «erden 1V Gulden 9 Pfennige „vor Üeinewandt" ausgegeben, „welche von des Kuratoris Weibe dem Gesinde aekaufft vndt entrichtet worden". Der Schäker hieß Jacob Snauck, der Schafknecht Hannß Porzig. „Schäffers Kraulland" und der „Schaafstall" werden uns genannt. Zur Bewachung des Gehöftes wurden zwei scharfe Hofhunde gehalten. Beträchtliche Ausgaben verursachte ein Besuch de» HerrnHeinrichvonStarschedel. In vier Tagen, vom 12. bis 15. Mai 1646 verzehrte er nebst seinen zwei Begleitern im Steinigtwolmsdorfer Rittergute „ 9 Groschen vor Brodt vndt Semmeln, 14 Groschen vor 6 Kannen Wein, zue Bischoffswer- d a holen laßen, 3 Groschen vor eine Kanne alten Wein, zue Bischoffs werda beim Gastwirthe holen laßen, 10 Groschen vor 8 Pfund Rindtfleisch, von Budißin mit gebracht, 10 Groschen vor 10 Pfund Kalbfleisch, von Budißin mitge bracht, 1 Taler 13 Groschen vor Bier, im Gerichte geholet wor den." Die drei Ritter müssen in den vier Tagen scharf einge hauen und wacker gezecht haben. Bier und Wein waren in den Kellern des Rittergutes nicht vorhanden. Man scheute sich da nicht, aus dem entfernten Bischofswerda Wein und aus Bautzen Kalb- und Rindfleisch holen zu lassen. Einmal finden sich 9 Groschen ausgezeichnet als „ein Dreytheil (>-) der angelegten Pferde-Zehrungskosten, de nen Herren Deputierten oonn Adell nacher Dreßden wegen der Ritterdienste vndt Spesen Waren Besorgungen zu machen, wurde das übliche „Bothenlohn" bezahlt. Da lesen wir im Wirtschafts buch „12 Groschen Gregor Schelzigen, nach Stolpen, Hohnstein und Bischoffswerda. 4 Groschen Christoph Keulen, nach Hohnstein laufen vndt nach Fischsamen dort fragen laßen." „Nach Fischsamen fragen" — ja, die Fischzucht spielte für die Rittergutswirtschaft eine nicht unbedeutende Rolle. So wurden ausgegeben „9 Groschen vor Karauschen Saamen (K. — eine Karp fenart), so in die Teiche hin vndt wieder vorsezet wor den, zue Neustadt bey Herrn Bürgermeister Christof Peschken holen laßen. L Gulden 9 Groschen vor 4 Schock zweyjähriger Karpfen Saamen, so innen Kaltbacher Teich »ersezet imen. !NMg ein-