Volltext Seite (XML)
236 Du blühten die Nvsen Zwei Kaiser als Paten. Nach einer Meldung wurde in der Stadt Lilli am Tage der Mobilisie rung geborenen Zwillingsknaben Werner Franz Joses und Kurt Wilhelm des Hauptmanns Karl Reug „in allerhöchster Würdigung des vor dem Feinde verwundeten Kinder vaters" die Auszeichnung zuteil, dag Kaiser Franz Josef die Patenschaft des einen und Kaiser Wilhelm des anderen übernahm. Die Kinder wurden in der Kirche zu Lilli ge tauft und sind von der beglückten Mutter in die deutjck)«» und öster reichischen Landesfarben gekleidet worden. So hatten sie Abschied genommen in grauer Morgenfrühe und sich nochmals versprochen, in Liebe und Treue an einander zu halten. In strenger Arbeit wollten sie danach streben, sich ein beschei denes Heim zu gründe». Wenn er so viel erworben hatte, dann . . . dann führte er die Geliebte heim, sie sollte fest auf sein Wort bauen. Sie hatte weh mütig gelächelt und sein Abschiedsgeschenk mit zit ternder Hand genommen, ein Buch, das seiner Mutter Eigentum gewesen, und das diese lieb und wert gehalten hatte. Eine Widmung hatte er ihr eingeschrieben aufs erste Blatt und einen Strauß dunkelroter Rosen als Liebessymbol übergeben. Dann war der Zug abgefahren und er war in den Sommcrmorgen hineingewandert, ziellos, planlos und hatte an Elsbeth gedacht und wann ihnen wohl ein Wiedersehen beschieden sei. Einige Male hatte er Nachricht von ihr bekom men. Sie hatte eine Stellung nach Frankreich an genommen, ihn hatte das Leben wild umhergewir belt in der Welt. In Amerika war er gewesen, um das Glück zu zwingen. In rastloser Arbeit war es ihm auch gelungen, ein Vermögen zu erwerben, und nun war er Besitzer des Hellhofes. Aber Elsbeth, wo war sie? Er hatte schon, mehrere Jahre keine Nachricht, kein Lebenszeichen von ihr erhalten. Sie hatten sich verloren im Weltgetricbe. In dieser Sommernacht wurde alles lebendig und er dachte ihrer und was wohl aus ihr geworden sei. Und die Erinnerung an die erste heiße Liebe, die sein Herz sauer gemacht, war ein osfenes Geheimnis. Als Dienstherrin genoß sie einen ebensowenig gün stigen Nus, viel Wechsel war bei ihr; sie hielt das Personal sehr knapp in der Beköstigung, war aber in den Ansorderungen sehr anspruchs voll und suchte möglichst viel aus den Leuten herauszuschlagen. Ihre drei Kinder waren ver wöhnt und ungezogen, fanden bei allen Unarten Verzeihung und Nachgiebigkeit und deshalb hatten auch die jeweiligen Erzieherinnen einen schweren Stand und keine hielt lange aus bei der herrischen Behandlung, die ihr zuteil wurde. Frau Bartolf verwickelte Harmenig sosorr in ein anregendes Gespräch, dessen Zweck war, ihn zu einer Besichtigung ihres Gutes ein zuladen, was er ihr auch für die nächsten Tage versprach. Die Gesellschaft trennte sich sehr spät, es war immer so gemütlich im Herrenhaus von Nosch- wcge und der neue Hellhofer war nun bestens bei den Nachbarn eingeführt. Er fuhr durch die mondhelle Frühsommer nacht. Langsam trabten die Braunen vor dem Jagdwagen, in lästiger Hand hielt er die Zügel, in stilles Sinnen war er versunken. Und er dachte an eine andere Sommernacht, als er in der Rosenlaube eines Gartens saß und ein junges Mädchen an seinem Herzen lag. Heiße - Küste hatte er auf ihren bebenden Mund ge drückt und siM Licbesworte geflüstert. Treue hatte er ihr versprochen fürs Leben und sie hatte ihm geschworen zu warten und wenn cs Jahre dauere ... bis er sie hole in ein eigen Heim. Ein armer Teufel war er gewesen, der mit Hilfe von Stipendien die landwirtschaftliche Hochschule besuchte, sie war eine Waise, die bei Verwandten lebte. Als die gestrenge Tante hinter die Liebschaft gekommen war, hatte sie Elsbeth dazu gebracht, das Haus, das ihr ohne hin keine Heimat bot, zu verlasse», um ander wärts ihr Glück zu versuchen. Marinelustschisf im Kampfe mit einem englischen Unterseeboot an der Svdküst« Englands. Originnlzeichnnng von Jos Laber.