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Der Sächsische Erzähler Die Goethe-Huldigung in Weimar MS »pkolock»" ak« rur «nr »il«n auf dem Soda«» un, un6 üm>«lon rckesken dir 70 PL Urvrd«- > u. Ülüeie- ««gen wir ^rNNock,». VZ«rr,-rr. k^rau o »SSL Illlt k«l«rt«g, >le zur rn wir Mittwoch, de« 23. MLr, 1332 Nopkchock «Ne l.»ch. trnate Sachsen - Weimar, Reichskanzler Dr. Brüning. k-rou. MMkM m Ser »eilen VeiMer Ssetüe-Sslle. Der Festzug auf dem Wege zur Fürstengrust. In der ersten Reibe von links nach recht«: Staats sekretär Meißner, Groß herzogin-Witwe Feodora von Sachsen - Weimar, li» so «lv 40 s> M-.gr «L « S-rg» LlakS: Mick aas dl» gestvertammlnna. Am Rednitpalt: Pros. Peterfrn-BerUn, der Borflhend, der Goethe-Gesellschaft. Recht«: Dl« Lhrenloge: Grst» Reth« »on link« nach recht«: Der thüringisch» KaltuSminister Dr. nastner, Relchlkanzler Dr. Brüning und Bürgermelstrr Dr. 4Nüll«r-Wet«er. — Zweite Reih« »on link« nach recht«: Staatlsekretür Meißner, Reichsinnenminister Dreener and de« früher« thüringisch« Staat«m>niste- LeUthäaser. tär Dr. Meißner, Reichsminister Groener, Staatsminister a. D Dr. Leutheusser, der Reichstagspräsident. In der Loge gegenüber die Hochschulrektoren. Man sieht von der Uni versität Berlin Geheimrat Lüders, Litt aus Leipzig, Löh lein aus Jena, für Frankfurt Fifcher-Wasels, aus dem Par kett Hebt sich die Amtsrobi des Wiener Prorektors Uebers- berger hervor. Sollte man sie alle erwähnen, die hier ver sammelt sind, auch nur die bekanntesten Namen zu nennen, würde ganze Spalten erfordern. Vor der Goethe-Lüste leitet der Thomanerchor die Feier ein, deren Gedächtnisansprache Prof. Dr. Julius Petersen, der Präsident der Goethe-Gesellschaft, hält. Nicht nur vor diesen 3500 Gästen, sondern vor Millionen, denen das Radio eine der besten GoMe-Reden übermittelt. Petersen spricht von dem Zeitalter Goethes, dem großen Gestalter des Jahr hunderts der Humanität, zeigt uns Goethe als Führer zur unermüdlichen Tätigkeit. Parallelen zur Gegenwart werden deutlich, der Goethe eines langen Lebens tritruns entgegen, der iunge, der mittlere, der alte Goethe, getrennt durch Zeit uno Raum, aber verschmolzen in der großen Einheit der Idee. Ehrfurcht vor dem Dichter, der der Menschheit höchste Höhe erreicht hat, läßt heute Treue und Dankbarkeit als Blumen unseres Kranzes einflechten. Langanhaltender Beifall, wieder singt der prächtige Tho manerchor, die Feierstunde ist beendet. Kranrnrederlegrmg. Dann pilgerten die Goethe-Freunde aus aller Welt, die sich hier zur Feststunde eingefunden hatten, zur Für stengruft. Abgesandte aller Kulturländer der Erde, Botschafter, Gesandte, Geschäftsträger, Köpfe der Wissen schaft und der Kunst, Vertreter der deutschen Länderregie- rungen, der Kirchen, der Universitäten, der Städte nahmen an der Kranzniederlegung in der Fürstengruft teil. Die beiden Eichensärge mit den schlichten Inschriften „Goethe" und „Schiller" sind heute mit je einem filbemen Ktanz giffchmückt. Die Glocken läuten zur An dacht. Großherzogin Feodora von Sachsen erscheint, zur Linken Reichskanzler Dr. Brüning. Abermals spricht Pro fessor, Petersen, aber nur wenige Worte. Die Großherzogin gibt das Zeichen M» Betreten der Weihestätte: „Bitte, öff nen Sie die Tür!" Zusammen mit der Großherzogin be treten Erbgroßyerzog Carl August, der Reichskanzler, die Regierungsvertreter, Professor Wahl, der Direktor des Goethe-NatiüMl-Museums, den Kuppelraum. Die Kranz niederlegung an der Büste Goethes beginnt. Als erste legt« die Frau Großherzogin Feodora als Herrin der Für- stengruft Ihren Kranz nieder, sodann traten Reichskanzler Dr. Brüning für die Reichsreaierung und Staatssekretär Dr. Meißner für den Reichspräsidenten an den Sarkophag. Dann folgten die Vertreter ausländischer Regierungen. Der Reichskunstwart ruft die einzelnen Gruppen auf. Ab gesandte Italiens, Frankreichs, Japans, die diplomatischen Vertreter von England wie von Nikaragua, von Haiti wie von Persien, von Rußland ebenso wie von Panama. „Die Herren Staats- und Ministerpräsidenten der Län der", „Die Vertreter der deutschen Städte", und so geht es fort und fort. Eine endlose Reihe. Cs ist für jeden sichtbar. Eine ganze Welt neigt ehrfürchtig das Haupt vor deutscher Geisteskultur. Die stille Grufthalle verwandelte sich in ein Meer von Blumen. Noch lange, nachdem die offiziellen Vertreter ihre Spenden niedergelegt hatten, kamen Menschen, junge und alte, um Blumen mederzulegen. Diese Ehrung Goethes in der Stunde, da er vor hundert Jahren aus der Welt ging, war in ihrer Wortknappheit und schweigenden Würde der ergreifende Höhepunkt des Goethegedenktages. Goethe in aller MeU. , In Frankfurt a. M. fand eine eindrucksvolle Goethefeier statt; München hatte eine große Goethefeier gerüstet; in London ist Reichsminister Treviranus zu einer Göethejahrhundertfeier eingetroffen; in Bukarest fanden große rumänische Goetheehrungen statt; Rabindra- nath Tagore bat im Namen der Bengalischen Goethegesell- schaft ein Huldigungstelegramm an den Reichspräsidenten gesandt. In Rom legten Dienstag vormittag der Gouverneur von Rom, Fürst Boncompagm, namens der Ewigen Stadt, und der. deutsche Botschafter v. Schubert im Namen der Reichsregierung am Goethe-Denkmal in der Villa Borghese Lorbeerkränze nieder. Auf dem Evangelischen Friedhof ln Rom war das Grab von Goethes Sohn mit frischen Blumen geschmückt. Die silberne Goelhemedaille für Kunst: und Wissenschaft. Als Auszeichnung für Verdienste um Kunst und Wis senschaft hat, wie bereits gemeldet, der Reichspräsident im Goethejahr 1932 eine silberne Medaille gestiftet, die bei den Feierlichkeiten in Weimar zum ersten Male einer Reihe von Persönlichkeiten verliehen wird. Die silberne Goelhemedaille ist an insgesamt 55 Per sönlichkeiten erstmalig verliehen worden, darunter an Reichskanzler Brüning, Reichsinnenminister Groener, den preußischen Kultusminister Grimme, an den thüringischen Kultusminister Kestner, den früheren thüringischen Minister Leuthäußer, Reichskunstwart Redslöb, ferner an die Ober bürgermeister von Leipzig, Frankfurt und Weimar. Von Goethe-Forschern haben die Medaille erhalten: Prof. Petersen, Kühnemann, Breslau, Kippenberg, Leipzig, Korff, Leipzig, Wahl, Weimar, dann der Direktor des Frankfurter Hochstifts Beutler. Weiter find unter anderem folgende Vertreter der Literatur ausgezeichnet worden: Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Stefan George, Kolbenheyer, Wilhelm r>. Scholz, Rudolph Binding, Ricarda Huch, Enrika v. Handel- Mazetti, Walter v. Molo. Die Medaille erhielten weiter folgende Ausländer: Lichtenberger in Paris, Robertson in London, Schreiber in der Yale-University und Farinelli in Rom. Ms Sin», ii«s »reinial MW» Mw. Kaiser Franz Joseph greift ein. — Ein Kindesraub, der einst die Welt ebenso beschäftigte, wie heute die Entführung des Lindbergh-Babys. (M. P.) Budapest, 21. März. Gräfin Thekla Klebelsbcrg ist eine alte, schneeweiße Da me. Sie liest täglich aufmerksam die Zeitungen und da diese in der letzten Zeit seitenlang über die Entführung des Lindbergh-Babys berichteten, wurde sie auf das lebhafteste an ihr eigenes Schicksal erinnert: An die Entführung ihres kleinen Sohnes, einen Kindesraub, der vor etwa fünf Jahr zehnten die Welt ebenso beschäftigte, wie jetzt das Schicksal des kleinen Lindbergh. Die Gräfin hat die Geschichte unga rischen Journalisten erzählt und sie mutet an wie ein wilder Räuberroman — aber so sind eben Geschichten, die das Le ben dichtet. 1885 lag die Gräfin mit ihrem Mann in Scheidung. Der Ehe war ein Knabe entsprossen und ungarische Gesetze bestimmen, daß im Fälle einer Scheidung die Kinder bis zu ihrem 8. Lebensjahre bei der Mutter bleiben dürften. Aber Graf Klebelsberg war nicht gesonnen, sich an das Ge setz zu halten. Die Gräfin hatte mit dem Baby in Torda, einem Schlosse des Grafen Bethlen, Unterschlupf gefunden. Eines Tages tauchten acht Panduren auf, sie wiesen ein Schriftstück mit der Unterschrift des Innenministers Karl Hieronyni vor, laut welchem ihnen das Kind äuszufolgen war. Die Gräfin wagte keinen Widerstand und auf diese Art wurde das Kiyd zum ersten Male geraubt. Im Turmzinimer blieb «ine verzweifelte Mutter zurück. Sie wandte sich dann an den Advokaten Geza Polonyi, der später in der Politik seines Vaterlandes eine so große Rolle pielte und der Anwalt ermittelte nach kurzer Zeit, daß die Unterschrift des Innenministers gefälscht war. Es drohte ein ungeheurer Skandal, die Regierung ließ den Grafen Klebelsberg ihren Druck fühlen und unter diesen Umstän den gab er nach einigen Monaten der Mutter das Kind zu rück. Aber damit war die Geschichte nicht abgeschlossen. Un ablässig beschäftigte sich Graf Klebelsberg mit dein Gedan ken, wie er das Kind wieder in feine Gewalt bringen könn te. Diesmal mußte es unauffälliger geschehen. Eine bekannte Figur sind in den ungarischen Dörfern die Ratenagenten mit Oeldruckbildern. Sie bringen die Bil der des Königs und der Königin, sie bringen die Bilder der zahlreichen Heiligen der katholiscb-n Kirche auf« Land hin- Weimar. 22. März: Am heutigen Tage, dem hundert sten Todestag Goethes, erreichten die Gedächtnisveranstal- tungen in Weimar ihren Höhepunkt in der offiziellen Reichs-Gedenkfeier, an der auch Reichskanzler und Reichs innenminister, sowie ein« außerordentlich große Zahl von Persönlichkeiten des öffentlichen und kulturellen Lebens der g a nzen Welt teilnaymen. welhefiund« am Arauenptan. Reges Treiben am Frauenplan schon in der achten Stunde. Seit langem wohl nicht haben so viele in so kürzer Zeit den Platz überschritten. Ein Fenster öffnet sich nach dem anderen. Gelöst auf den Dächern wird es lebendig Das Ufa-Auto fährt an. Was die Fitmwochenschau bringen will, ist mindestens interessant. Von vier großen^ Masten schwiügen würdig die Fahnen mit Goethes Wappen. Auf blauem Gründ der silberne Stern. Selbst der Brunnen hat sich festlich gerüstet. Auch im „Weißen Schwan", in dem historischen Gaschos, wimmelns von Gästen. Da gruppieren sich bereits Schüler uyd Schülerinnen. Der Lehrer hebt den Taktstock, und eine wahre Bolksfeier beginnt. Denn dieser gemeinsame Gesang einer Jugend, der die Zukunft gehört, ist wett mehr als bloße Schulange- legenheit. Hier schlägt das Herz des Volkes, hier gibt es wahres echtes Gedenken, keine gedrechselten Reden. „Sah' ein Lnab' ein Röslein stehn" klingt es aus Hunderten von KHlen. Und immer dichter füllt sich der Platz. Wer zur Arbeitsstätte gebt, verweilt rasch einen Augenblick bei die ser schlichten Feier vor dem Goethehaus, dessen Ein- aangstür sich ganz leise geöffnet hat: In «der kleinen Vor halle steht die große Rauch-Büste Goethes vor schwarzdra- ptertem Hintergrund: ein silberner Kranz ist gegen den Sockel gelehnt. An dieser Stelle war am 26. Marz 1832, am Tage von Goetheis Beisetzung, die Leiche des Dichters ausgestellt Morden. Noch einmal singen die Kinder „lieber allen Gipfeln ist Ruh'. . ." — es schafft die wehmütige Melodie zum Auf takt dieses denkwürdigen Tages. In der neuen Weimar-Halle, dem Riesenraum vyn sächlicher KüHle, versammelte sich eine gewaltig» Schau der 2300 Gäste. Massenaufgebot von Photographen, deren Kreuzfeuer die Prominenten standhalten müssen. Der Reichs-Gedächtnisfeier wohnen das offizielle Deutschland und die Vertreter des Auslandes bei. Zur Seite des Weimarer Oberbürgermei sters, Dr. Müller, der Reichskanzler, dahinter Staatssekre-