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Nr. 160. Mittwoch» äen 14. Zuli 1915. »» pfL 0,1»ee »,»«ft-gelle -b. -«hott monatlich xu>fa. u. «ichent» sich 1» Pf». Sei t»ev»tt b«st«Ul un» silbst ah,«holt vli««llühkllch 1.« Mk., monattlch »s Pf,, vuech »«» chrt«flr»,«e fr«l >n» hau. ol«rt«l» Ehrlich t.« Mk., monatlich 74 Pf». <rfch«>ntti>,Iichm»«nM>Ua,»>tun. t«n, mit flu.nahm« von Sonn- unt >«>«rta,in. Uns»» 2«itung»au.» rrS,«r unh fiuo,ad«ft«ll«n, sowl« aU» Pestanstatten un» Srl«ftrii,«r o»hm»u S»st«llun,«n ,nt,«,«a. /luer Tageblatt -lnzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. Sprechstunde See Nrüaktion mit pluenahm» »er Sonntag» nachmittag« 4—S Uh». — Stlegramm-st-ress», Sägeblatt ftueerzgebirg». Zernsprrche, SS. »'m, o>» nus-ak! »,! So/.r-N Zür unverlangt »lngesanSt» Manuskript« kann Sewühr nicht geleistet werben. m-nusU! n'i'cht'oeÄUl»«d«8b 10. Jahrgang. Vie lranMseke srom an Mi Stellen gestürmt. Ein österreichisches Notbuch über -ea verrat Italiens. — Italienische Nkeöerlage bei Neüipuglka. — Mllgemekne Revolutionierung Rußlands! Zusammenziehung rujyscher Reserven am Vnjestr un- in SeZarabien. - Royalistische Verschwörungen in Paris! - Zerstörung-es Kreuzers Königsberg! — Vie Haltung Rumäniens. kin örterrelchirch tlns«rircbtt Nolbuch über Italien. ' Der österreichisch-unMrische Minister des Auswärtigem veröffentlicht ein umfangreiches Rotbuch, das diploma- tische Aktenstücke Über die BeziehungenOe st erreich- Ungarns zu Italien in der Zöit vom 20. Juli 191t bis zum 22. Mat 1915 enthält. Die Aktenstücke bGchen zum allergrößten Teil aus Mitteilungen und Erlassen des Mi nisters des Auswärtigen an den Botschafter bin Rom und aus dessen Berichten nach Wien. Die Verhandlungen zwi schen der österreichisch-ungarischen und der italienischen Re gierung betrafen zuerst die Auslegung des -von Kdmpensa- tionsrechten sprechenden Artikels 7 des Dveibundvertrages, dann die Anwendung dieses Artikels auf den Krieg Oester reich-Ungarns gegen Serbien und Montenegro. Dabei stellte die italienische Regierung das Verlangen, daß Oester reich-Ungarn noch vor dem Mederbeginn der Aktion gegen Serbien Italien .Kompensationen, und zwar aus eigenestn Besitz, bewillige und die abzntretenden Gebiete sofort über gebe. Die Konversationen und Verhandlungen wurden in Wien geführt, doch kam es gleichzeitig zu Unterredungen zwischen dem österreichisch-ungarischen Botschafter und dem Minister des Auswärtigen. Auch mpchdem Italien am 4. Mat das Bündnis als aüfgegeben erklärte, dwMcts die Diskussion noch fort, die nun aber hauptsächlich in RoM ge führt wurde. Da die österreichisch-ungarische Regierung zwar ihre ursprünglichen Zugeständnisse erhöhte, aber einen Teil der Forderungen Italiens nicht bewilligte und sich auch nicht zu sofortiger Uebergabe der Gebiete, die zu opfern sie bereit gewesen wäre, verstehen wollte, erklärte die italieni sche Regierung am 23. Mai den Kiriqg. Die Sammlung fügt zu den schon bekannten Hauptzügen Einzelheiten hinzu und man ficht aus ihr mit vollster Deutlichkeit die luula kiäes der italienischen Regierung in allen Phasen der Verhandlungen. Aus den Berichten des Botschafters Macchio geht u. a. hervor, daß Sonninosowohlden König wie die meisten seiner Minister kollegen üb er die Angebote Oester re ich-Un garns und auch über die Stimmung im Aus linde falsch unterrichtete und daß der General stab, wie es scheint, unterstützt durch die Darstellungen des italienischen Militärattaches in Wien, die Schwierigkeiten eines Krivges gegen Oesterreich-Ungarn stark unterschätzte. Als eine Hauptstütze der Krieg spartet erscheint der Minister der Kolonien Ma rtini. Schrift stücke aus den Jahren 1999, 1911 und 1912 beweisen, daß die ö st erre i ch is che Ausl egun g d es «rw ähnten Artikel» 7 des Dreibundvertrages früher auch von der italienischen Regierung geteilt wurde und daß die Berufung der italienischen Regierung aus die Vorgänge im tkipolitanischen Kriege haltlos sind, daß dagegen die K. u. K. Regierung das damalige Vorgehen Italiens für einen Präzedenzfall zur Widerlegung der ita lienischen Anwürfe halten konnte. (M.T.B) Die Munitionofrage in Italien. Die Tribuna meldet: Der König hat im Hauptquartier ein Dekret unterzeichnet, wodurch ein Ausschuß fürdie intensivere Herstellung von Waffen und Munition ernannt wird, an dem der Ministerpräsident sowie die Minister des Schatzes, des Krieges und der Ma rine tetlnehmen. Zugleich wurde Generalleutnant Alfredo Dellolto zum Ilnterstaatssskretär !Mr Waffen und Munition ernannt. (W.T. B.) Italienisch« Lügen. Aus dem österreichisch-ungarischen Kricgspresseqvariier wird gemeldet: Die amtlichen Berichte des italienischen Go tt eralstabes erzählen immer müder von ahgewiesanen Am griffen unserer Truppen. Die ganze Welt weiß, daß wir im Südwesten vorläufig in der Verteidigung sind. Jene gemeldeten Angriffe durch österreichisch-ungarisch« Streitkräfte sind erfunden«. Es scheint, daß der Feind die Ausklärungstätigkeit vor der Front für AngrUe hält. Ebenso falsch ist selbstverständlich die gegen unsere Truppen im Krn-Gebiet erhobene Beschuldigung, daß sie Explosiv geschosse verwenden. Dem Gegner scheint nicht bekannt zu sein, daß Geschosse beim Ausschlagen auf steinigen oder fel sigen Boden ihre Form verändern und splittern. MAT, B.) Ein Minister für die uneklösten Provinzen. Die berei ts angekündigte Ernennung Barzilais zum Minister ohne Portefeuille soll bsvorstchen, wobei Bar- zilai nicht mehr als Vertreter der äußersten Linken, sondern als Vertreter der unerlösten Provinzen >im Kabinett bezeichnet wird. (Das könnte er allerdings wahr ¬ scheinlich auch nach dem Kriege bleiben.) Inzwischen über reichte gestern der Presffveröin von Rom ihm als seinem Präsidenten feierlich die Fahne van Triest unter den üblichen überschwenglichem Reden. 'ver amtlich« siriegrbrNÄl vsn deut«! Jtalieinischer Krieg,schttttprsD. . An der küstenlöndisschesn Front fanden gestern stellenweise heftige ArtillerÜetämpfe statt. Ein Angritfs mehrerer italienische» Ansa^tferislechReglr. menter bei Rvdipuglia wurde abgowij.se«. Mo Lage im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet ist unverändert. Der Stellvertreter de» Lhef» de» Geuernlstab». von Hoefer, Feldmarschall-Leutnant. < Großes Hauptquartier, 74. ^uli vorm. westlicher Kriegsschauplatz. Heute Nacht wurden abermalige Handgranatenangriff« bei der Lueirerlabrllt von tsuchrr abgewiesen. Vie Franzosen sprengten in der Gegend von llrozM (westlich von Lrasnn« und von Perther in der Champagne) erfolglos einige Minen. Unser Handgranatenfeuer hinderte sie, sich an den Sxreng- stellen festzusetzen. )n den Krgsnnen führten deutsche An griffe zu vollem Erfolge. Nordwestlich von Olenne-It- iöhateau wurde in etwa tvoo m Breite die franzdfische Linie genommen. I VMrlrr UNll »7 MSN« wurden gefangen, i Maschineegetvehr «na > Mlntmorrfer «rbeuttt. Südwestlich von Lourruiller stürmten unsere Truppen die feindliche HSHenstellung in einer Breite V0» Z K» und einer Litt« PS» I km. Vie Höhe rrr Ll» All« MSktt-ist in unserem Besitz. An unverwundeten Gefangenen sielen 2»»I pranrvf«», darunter »I OMrlrr« in unser» Hand. Auch wurden Zoo—«es v«f- «mulett äelmgtst« in pflege genommen, r Seblfgrgelchsiht, r sievolvrrtersneii, t MaschlntügtiVthi't und «in« grsstr Mengt Lee-t wurde erbeutet. Unsere Truppen stießen bi» zu den Stellungen der franzdsischen Artillerie vor und machten » lleschüht undrauchdnr, die jetzt zwischen den beiderseitigen Linien stehen. Lin englisches slugreug wurde bei srerenderg nordsst. lich von Hpern heruntergeschoffen. Gestlicher Kriegsschauplatz. Zwischen Njemen und Weichsel haben unsere Truppen in Gegend Lallvarja südwestlich Kölns bei prslrnvlr und südlich von Mlruvs einige örtliche Lrfoge erzielt. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Bei den deutschen Truppen keine Veränderungen. Oberste Heeresleitung. i .... ... - i Der König »Pn Italien an der Front. Die Tribuns erfährt laut Frankl. Ztsg. aus Dog na an der Front: Der König wohnte der Beschießung des Forts von Malbourghet Sei und betrachtete Len Brand, der durch die von den Schüssen der italienischen Artillerie her beigeführte Explpsion entstand. Der Kjöffig betrachtete das Feuer über eine Stunde lang. (I) . Mangelnde Disziplin im italienischen Heer,. Arber die Zustände im italienischen Heere berichtet ein Sonderberichterstatter der Kölnischen Volkszeitung daß ge fangene italienische Offiziere und Soldaten sehr über ihre Verpflegung durch das Heimatland klagen. Die Italien«! hätten den Feldzug gleich mit der Einstellung auch der jüng sten Jahrgänge begonnen. Unter 15 GefangenM befinden sich fünf Neunzehnjährige. Cadorna und seine Kreise hät ten sich den Feldzug wesentlich 'leichter vorgestM. Ein ge fangener Hauptmann und ein Arzt sagen aus, daß eine große Enttäuschung über die bisherigen Mißerfolge an der ganzen Front herrische. Ws Hauptgrund gilt die mangelnde Disziplin. Gin gefangener Italiener sagte aus, daß er aus Rache seinen Vorgesetzten erschossen habe. Die Lage in Tripolitanien. Corriere della Sem erhält au» Rom eine Bestätigung der Nachricht, daß General Tas soni, bisher Gouverneur von Tripolitanien, nach Italien zurückskehre. Er wird durch den jetzigen Gouverneur der Cyrenaika, General Am eg- lio, ersetzt. (W.T.B.) 0erterttlLdlr»-«mg-llrcher Mlegrderlchi. Amtlich mied in Men vNrlauLbart, den 1». Ault mit. tag»; Russischer Kriegsschauplatz. Vie allgemeine Lag« ist unverändert. Redipuglia, ein kleiner Ort am Abhang des Do- berdo-Plateaus, liegt im Küstenlande zwischen Gvadina und Monsalcone an der Bahnlinie von Görz nach Triest. H kinr rurrlrche onenrlvr am vnjertt? Wie der Czernowitzer Korrespondent des Lok-°Aintz, zu verlässig erfährt, ziehen die RuHsen starke Reserve truppen, die zulm großen Teil unausgebildet sind, am Dnjestr und in Beßarabien zusammen. Zum Teil wurde das an die österrei'chische Grenze anstoßende Gelände Podo- liens und Wolhyniens von der Zivilbevölkerung geräumh. Diese wurde in das Innere Rußlands gebracht in Gegenden, die an der Käste des Schwarzen Meeres liegen. Au» Furcht vor Unruhen wurden stärkere polizeiliche Sicherheit-Maß regeln ergriffen. Die Zeitungszensur .wird sehr streng ge handhabt. Auch sonst ist die Zivilbevölkerung in diesen süd russischen Gkgenden großen Schikanierungen wegen Spio- nagefurcht ausgesetzt. Der Verkehr an der beharobisch-rumL- nischen Grenze ist wegen der zahlreichen Verhaftungen ru mänischer Bürger säst ganz unterbunden. Die drohende Revolution in Rußland. Während man den ersten Meldungen Über eine Um fassende revolutionäre Bewegung in Rußland in Berliner unterrichteten Kreisen mit der gebotenen Vorsicht und Zu rückhaltung gegenüberstand, mehren sich doch jetzt allmählich die Anzeichen, daß man es möglicherweise mit einer all gemeinen Revolutionierung Rußland« zg tun hat, die freilich langsam um sich greift, aber nach glaub würdigen Berichten die Revolution von 1905 an Umfang und Bedeutung zu überragen droht. Insbesondere wird behauptet, daß bereits ein Viertel der Armee für den gewaltsamen Umsturz gewonnen sei, besonders dank der vielen, zu Offizieren ernannten Studenten. Lokale Un ruhen werden aus dem ganzen Reich gemeldet. Der rumä nische Lloyd berichtet: In Petersburg wurden 8 0 0 Men schen Leim Straßenkampf getötet. In Moskau sollen A>0 Menschen bet den letzten Revolten getötet worden sein. Von Moskau greifen die Unruhen auf die Provinzen über. Die Bewegung richtet sich gegen den Zarismus und gegen den Krieg. Der Rücktritt des Moskauer Polizeiharwt- manns erfolgte, weil er eine Anzahl Munitionsfabriken nicht vor Brandstiftung schützen konnte. In den Peters- buvger Munitionsfabriken streiken 30 00V Arbeiter. Aus dem Uralgetiet werden Unruhen gemeldet. In Kiew gab es Tote und Verwundete. In Moskau meutert das Militär, in Sebastopol schließen sich die Msatrosen der Schwarzmeer- Flotte einem Umzug von Manifestanten an, die unter den Rufen: Genug des Krieges I Gebt uns Wahrheit Über den Krieg! die Stahl durchziehen. Diese einzelnen Meldungen können an sich Ebensogut bloß Unruhen lokalen Charakters bedeuten. Aber auch die großen Verschiebungen in den lei tenden Stellen weisen darauf hin, daß in Rußland etwas oorgeht und daß wir es mit einer Bewegung allgemeinen Charakters zu tun haben dürften. Ein« bevorstehende Räumung Riga»? Aus Kopenhagen wird gemeldet: Jetzt bringen auch lettische Zeitungen Andeutungen von einer bevor, stehenden Räumung Rigas und der benachbarten kurländischen Städte. Die Gemeindeverwaltungen haben die Entfernung aller Kirchenglocken angeord- net, damit das Metall nicht dem herannahenden Feind in die Hände falle. Das Rigaer KrisgsindustriekoMitee, da» in den ersten Tagen seiner Gründung eine rege Tätigkeit entfaltete, hat seine Arbeit eingestellt. Der Munttionsmangel der Russen» Der Köln. Zig. zufolge bringen Newyorker Mitte» einen Bericht von einem vdn der russischen Front zurück- kehrenden Chicagoer Berichterstatter namens Baß, wonach bei den Russen ein derartiger Munitionsmangel herrschte, daß Tausende unbewaffneter Mannschaften erst an der Front mit der Munition und dm Waffen gefallener Truppen ausgerüstet wsrdem Baß sah eine AL-