9 Randhügcl angewiesen, und das mußte doppelt ungünstig wirken, weil in den späteren Jahrhunderten der Stadtentwicklung, als die eigentümlichen Vorzüge der Lage Meißens den veränderten Zeitverhältnissen entsprechend an Wert verloren hatten, in rund 20 icw Luftlinienentfernung elbaufwärts das aufblühende Dresden, das in seinem weiten Talbecken den Flächenraum für eine moderne Großstadt zur Verfügung hatte, eine immer mächtigere Nebenbuhlerin wurde. Ungünstig im topographischen Sinne blieb auch der siedlerische Aus schluß des Triebischtales -bis heute und bleibt es für immer, sofern dieser Zuwachs den alten Kern nicht zentrisch erweiterte, sondern sich wie ein abgeschnürter Ausläufer ansetzte. Ungünstig für Meißen war schließlich noch im 19. Jahrhundert, daß die Haupteisenbahnlinien der Landschaft in 5—6 Kilometer Entfernung an der Stadt vorübergeführt wurden. Erst 1860, 21 Jahre nach Eröffnung der Linie Leipzig—Riesa—Dresden, wurde Meißen durch eine Nebenlinie an das sich entwickelnde sächsische Eisen bahnnetz angeschlossen, und erst in unseren Tagen wurde die 1868 eröffnete Bahnstrecke Meißen—Döbeln—Leipzig im Meißner Stadtgebiet zweigleisig ausgebaut. Wobei freilich Meißen als sechstgrößte Stadt des Landes immer noch keinen unmittelbaren Anschluß an den Schnellzugs- und Fernverkehr gewann. Die günstigen und ungünstigen Verhältnisse der Lage Meißens be- Slawentämpfe stimmten die Hauptrichtlinien seiner Schicksale. Während der ersten Jahr- s"?manisierung. Hunderte ward es als Hauptburg der Grenzmark von den Deutschen zäh und tapfer gehegt und verteidigt, von Polen und Tschechen heiß umstritten. Eine gewisse Berühmtheit hat der Polenangrisf gegen die Burg Meißen vorn Jahre 1015 dadurch erlangt, daß er von dem Bischof Thietmar von Merseburg eingehend geschildert worden ist. Von 1076 bis 1081 hat Meißen noch einmal unter slawischer Herrschaft gestanden. So war eine dichtere deutsche Besiedelung noch für lange Zeit nicht möglich, und die Masse der Landbevölkerung blieb bis Ende des 12. Jahrhunderts slawisch. Wenig besagt es, daß sich am Fuße der Burg schon von der Gründungszeit her ein Marktverkehr entwickelte und sich gegen Ende des 10. Jahrhunderts am Sttdfuße des Burgberges ein Dors slawischer Lehnskrieger nachweisen läßt. Selbst die kleinen Anfluggemeinden nannte man damals „eivitas". In oft angeführten Urkunden von 948 und 968 wird Meißen so genannt, aber diese Urkunden sind in der überlieferten Form Fälschungen. Erst als nach schweren Kriegswirren die Mark Meißen 1123 an Konrad von Wettin, den Stammvater der späteren Herrscher von Sachsen, gekommen war und dieser kraftvolle Fürst das Land so weit gesichert hatte, daß eine großzügige deutsche Besiedelung beginnen konnte, erst da war die Möglichkeit für die rasche Entwicklung Meißens zur eigentlichen Stadt geschaffen. Sie wurde in der Zeit Dietrichs des Bedrängten (1197—1221) nach Gründung und dem sogenannten ostdeutschen Plane angelegt, wie er in den deutschen Itaw um°isvo Koloniallanden an Elbe, Oder und Weichsel damals aufkam. Meisterhaft und allenthalben aufs beste bewährt, weil er es gestattete, auf engen: Raume möglichst viele Menschen so unterznbringen, daß jedem die Natnrerforder- nisse des Wohnens; Licht, Luft, Sicht und Sonne, in zureichenden! Maße zukamen. Die Abweichungen von der regelmäßigen Anlage, die von den Besonderheiten des Geländes erzwungen wurden, sind nur unwesentlich.