seit 1710 fortgesetzt eine große Zahl von tüchtigen Künstlern, namentlich auch Bildhauer, nach Meißen zog, es fehlte den Bürgern das Geld, um deren Kunst bei ihren Hausbauten etwa nach Dresdner Mustern in Nahrung zu setzen. Ein neuer Aufschwung Meißens begann erst mit der modernen industriellen Entwicklung, namentlich nach den Segnungen der deutschen Einheitskriege im 19. Jahrhundert. Aus der von Frankreich gezahlten Kriegsentschädigung wurde 1873 eine halbe Million Mark zur Wieder herstellung und Ausschmückung der Albrechtsburg zur Verfügung gestellt. Schon in den Jahrzehnten zuvor hatte man, zum Teil auf Anregung des kunstsinnigen Königs Johann, den monumentalen Bauwerken Alt-Meißens wieder etwas mehr Pflege angedeihen lassen. Eine gründliche Ausbesserung des Domes und der Ausbau seiner Westtürme wurden freilich erst möglich durch besondere Geldsammlungen und Lotterien, die der unermüdlich tätige Vorstand des 1895 gegründeten Dombanvereins veranstaltete. 1898 hatte die damals noch selbständige Gemeinde Cölln ein neu erbautes, durch Fresken von ^Sascha Schneider geschmücktes Gotteshaus, die Johanneskirche, ein- weihen können; 1904 wurde die Lutherkirche im Triebischtal geweiht, 1907 ein monumentales, den Ratsweinberg krönendes Gebäude für das städtische Realgymnasium vollendet. Neber einige sonst noch im letzten Menschenalter errichtete öffentliche Bauten und über umfängliche Wiederherstellungsarbeiten an manchen Alt-Meißner Bauwerken kann in dieser kurzen Skizze nichts Näheres ausgeführt werden. Erwähnt sei aber noch, wie stark sich rings um den alten Stadtkern die Bebauung durch Wohnhäuser und Fabriken in jüngster Zeit ausgedehnt hat, wie sich in dem engen Triebischtal immer weiter die dichte Besiedelung nach Südwesten hin vorschob, wie längs der Uferstraße nach Siebeneichen und auf der aussichtsreichen, dem Ruß und Qualm der Stadt etwas entrückten Hochfläche des Plossenberges ein Villen viertel entstand, wie neuerdings auch die Hänge im Norden des Triebisch- tales dichter bebaut werden, wie namentlich aber auf dem östlichen Elbufer bis hinauf zum Spaargebirge und andererseits bis zu dem Berge von Zscheila eine rege Bebauung bis zum Weltkriege im Werke war. Die Nach kriegszeit und ihre Wohnungsnot lenkte das Bauschaffen zunächst abermals ins Triebischtal, dann aber vor allem nach dem Kalkberg, nach den Stadt teilen Niederfähre und Bohnitzsch. Seitlich der Nossener Straße, im Gelände des Kynastweges, breitet sich seit 1933 die Stadtrandsiedlung aus, ein Unter nehmen, das auf genaue Reichsvorschriften und Neichsmittel zurückgeht und die Gegenseitshilfe der Bewerber in den Vordergrund der Durchführung rückt. In diesem.Zusammenhänge ist noch der verschiedenen gemeinnützigen Baugenossenschaften und ihrer Leistungen in Zeiten schwerster Wohnungs not zu gedenken. Der Bauverein 1900 unternahm das Meiste. Seine um fänglichsten, geschlossenen Baublöcke liegen an der Kruspestraße, Grund mannstraße, Leipziger Straße. Als jüngste Randsiedlung (Stammarbeiter- siedlnng) entstand als städtisches Unternehmen der Blpck an der Hohen Wiese (M.-Bohnitzsch). Pflege der alten Monumental bauten. Neubauten; all- seitiges Wachs tum der Stadt siedlung und der Vororte. Es ist überaus reizvoll, sich einmal von der Höhe der Meißner Dom türme aus den Werdegang der nunmehr tausendjährigen Stadtanlage im ein zelnen zu vergegenwärtigen. Wie erfreulich auch im wirtschaftlichen und sozialen Sinne die muntere Bautätigkeit während der letzten sieben Jahr zehnte war — den Forderungen eines guten Geschmacks und ehrlicher Ge sinnung ist man im wesentlichen doch erst in der allerjüngsten Vergangenheit