16 Afrakirche. Frauenkirche. Bauten der städtebaulichen Blütezeit Meißens <1470-1680). Darniederliegen des Bauwesens von 1687 bis tief ins 19. Jahrhun dert. lichen hölzernes Bauwerk aus dem 10. Jahrhundert. Den zweiten, zum ersten Male eine wirkliche Domkirche in unserem Sinne, errichtete man etwa um 1030 in romanischem Stil und in ähnlicher Gesamtanlage, wenn auch in kleineren Ausmaßen, wie den dritten Bau, der, in gotischem Stil vom Bischof Withego I. (1266—1293) zu bauen begonnen und zu einer mächtigen Hallenkirche ausgestaltet, um 1300 benutzbar wurde, dann verschiedene Unr und Anbauten erfuhr und schließlich in den Jahren 1903—1908 durch den Meißner Dombauverein nach den Plänen Karl Schäfers seine jetzigen Turm helme erhielt. 1423 begann Friedrich der Streitbare vor dem Westportal des Doms die Fürstenkapelle zu errichten, in der die Wettiner von ihm bis zn Herzog Georg dem Bärtigen (dieser in der Georgskapelle) ihre letzte Ruhestatt gefunden haben. Die Afrakirche, als älteste Kirche Meißens außer dem Dome schon von Thietmar zum Jahre 984 erwähnt, stammt in ihrem jetzigen Zu stande in der Hauptsache aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Ihre Vorhalle zeigt die Formen des 16. Jahrhunderts; der Turm erhielt 1766 seine gegen wärtige Gestalt. Die Frauenkirche wurde an Stelle eines dem Stadtbrande von 1447 zum Opfer gefallenen älteren Kirchenbaues in gotischem Stil er richtet. Aber ihr gotischer Turmhelm wurde 1547, hundert Jahre nach jenem Brande, von einem Blitzschlag so beschädigt, daß man damals dem Turme vom fünften Geschoß ab einen vollständig neuen Abschluß gab, und zwar im Renaifsancegeschmack; so hat er sich bis auf unsere Tage erhalten, ein Wahrzeichen der Stadt, dessen malerischen Reiz Meister Ludwig Richter auf mehreren seiner Bilder, am schönsten Wohl auf dem von uns wiedcrgegebenen Holzschnitt von 1867 „Feierabend" festgehalten hat. Von den zahlreichen, für Meißen besonders kennzeichnenden Bauten aus der oben beschriebenen Blütezeit der Stadt zwischen 1470 und 1630 sei fol gendes erwähnt: Die Albrechtsburg und die Bischofsburg, erstere 1471 zn bauen begonnen, letztere etwas später, sind beide Werke des berühmten Baukünftlers Arnold von Westfalen. Das Rathaus, etwa 1472 zu Lauen begonnen, erfuhr mancherlei Umgestaltungen und wurde 1911—12 ge schmackvoll erneuert. Eine beträchtliche Zahl gut erhaltener Wohnhäuser, wie sie für Domherren, wohlhabende Bürger oder auch für schlichte Hand werksmeister solid und zweckentsprechend, meist mit treffsicherem Geschmack ansgeführt wurden, finden sich an den älteren Plätzen, in den älteren Straßen und Gasten. Sie sind an der reicheren, altertümlichen Gliederung der Ge wände ihrer Türen und Fenster, ihren geschmückten Giebeln und steileren Dächern auch dem Laienauge unschwer kenntlich. Diese Bauten machen den eigentlichen städtebaulichen Charakter Alt-Meißens aus, sie geben der alten Stadt ihren Reiz. Ein besonders anheimelnder Zug des Meißner Straßen bildes sind die in früheren Tagen zwar auch sonst überall in Sachsen an gewendeten, aber nirgends in solcher Fülle und Vielgestaltigkeit erhaltenen Sitznischen in den Leibungen der Haustüren. Alle diese Bauten gehören ihrer Entstehungszeit entsprechend stilistisch entweder der Gotik, der Re naissance oder dem frühesten Barock au. Der Übergang von der Gotik zur Renaissance fällt in Meißen in die Zeit um 1530; die ersten unverkennbaren Übergänge zum Barock machen sich zwischen 1600 und 1610 bemerkbar. Aus dem späteren Barock, dem Rokoko und den historischen Stilen des ausgehen den 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts finden sich keine besonders be merkenswerten Bauten in Meißen. Denn der Wohlstand der Stadt war seit dem Dreißigjährigen Kriege dahin. Und wenn auch die Porzellanmanufaktur