Volltext Seite (XML)
-"-r D t--j DerSSGscheLrzHker Die Lan-tagswahlen in Oldenburg Tageblatt fiirAWOwetda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt- machungen der Amtshauptmannschaft, des Arbeitsgericht-und des Haupt zollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamts, der Schulinspektion und des Stadtratr zu Bischofswerda behördlicherseits bestimmte Blatt Aus dem Ergebnis ist zu ersehen, daß sich die Tendenz der Reichstaaswahl vom September vorigen Jahre« in starkem Maße fortsetzte. Die Sozialdemokraten verloren wiederum einen erheblichen Teil ihres Bestandes, ohne daß ihre Verluste lediglich den Kommunisten zugute gekommen wären. Hier liegt tatsächlich «in gewisser Rückgang des Marxismus vor. wenn er sich auch noch in engen Grenzen hält. Die Deutsche Staatspartei ist in diesem Lande, das vor dem Kriege die Hochburg des Freisinns war, herabge- funken zur BÄeutungslosigkeit. Ueberraschend ist auch der starke Rückgang der Deutschen Bolkspartei. Geschadet hat ihr vermutlich vor allem ihr scharfes Austreten gegen die Nationalsozialisten im Wahlkampf. Auf der anderen Seite setzte die Hitlerbewegung ihren Vormarsch fort; sie gewann gegenüber den Reichstagswahlen um ein Drittel. Die Deutschnationalen haben sich im Verhältnis zu den Reichs- tagswahlen behauptet. Ausgeschieden ist die Wirtschafts- vartei, das Landvolk hat nur noch einen Vertreter. Das Zentrum hat sich, wie zu erwarten war, gehalten. Schädi gend wirkten sich auch die Splitterparteien aus. der-»; Stim men dem Bürgertum verlorengehen. Die Ratio oziali- sten dürften ihren Zuwachs nicht nur aus den Verlu.ren der anderen, sonderen auch aus der Masse der früheren Nicht wähler und der Jungwähler herausgehplt haben. Im gan zen ist der Wahlausfall ein neuer Beweis dafür, daß die Reichsregierung gegen den wachsenden Strom der Volks meinung schwimmt, wenn sie sich immer noch an die So zialdemokratie lehnt und die nationale Opposition hartnäk- kig bekämpft. Die Mehrheitsverhältnisse sind allerdings unklar. Die Rechtsopposition: Nationalsozialisten, Deutschnationale und Landvolk verfügen nur über 22 Mandate von 48. Da die Kommunisten für keine Regierungsbildung in Frage kom men, verfügt auch die Gegenseite über keine Mehrheit. Ikitkirch unö Almgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt / Heimatkundliche Beilage / Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 wir als weitere Ursache «ine speziell europäische, das ist da» Zerfallen Eurqn» in eine Unzahl von kleineren Wirtschaftsgebieten. Aus die ser Erwägung ist der Antrag der deutschen Regierung her- vorgegangen, hier noch einmal die gegenwärtige Lage Europas zu prüfen, wie sie durch die bestehenden Zoll verhältnisse und durch den Mißerfolg bisheriger zusam menfassender Arbeiten auf diesem Gebiet geschaffen worden ist. Wie es dem Charakter der allgemeinen Aussprache ent spricht, werde ich mich auf allgemeine Darlegungen be schränken. Es kommt mir in diesem Augenblick nicht darauf an, über den deutsch-österreichischen Plan einer Zollunion speziell zu sprechen. Ich möchte Betrachtungen darüber anregen, ob und in welchem Maße der Gedanke von Zoll union zwischen einzelnen oder Gruppen von einzelnen Län dern geeignet ist, den unhaltbaren wirtschaftlichen Verhältnissen Europas abzlchelsen. Zur Charakterisierung der eurq»äischen Lage führe ich noch einmal ost gehörte Zahlen an: 20 999 Kilometer neue Zollgrenzen, IS neue Währungen, g neue Wirtschaftsgebiete uud Zolltarife. In dieser wirtschaftlichen Zersplitterung Europa», im wesentlichen Wittel- und Osteuropa«, liegt die größte Gefahr der Zukunft. Pie erste Folge ist unrationelle und zu teure Güterpro- duktion mu> Verteilung und der dadurch bedingte Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit. Die nächste Folge ist der Rück gang der Kapitalkraft und des Wohlstandes, Unterkonsum, Arbeitslosigkeit, Proletarisierung des Mittelstandes und Verelendung der Arbeiterschaft. Das alles führt die Gefah ren sozialer Kämpfe herbei und festigt die Ueberzeu- gung, daß die europäische Wirtschaft sich nicht aufrechterhal ten lassen könne, wenn sie so bleibt, wiesieish Aus dieser Lage führt nur ein Weg heraus, die fortschrei- tende Vergrößerung der Wirtschaftsgebiete. Curtius legte dann die unerfreulichen Zollverhältnisse Europas dar, ging weiter ausführlich auf den geringen Er folg der bisherigen Genfer Wirtschaftskonferenzen ein und betonte, daß gerade in der Frage des internationalen Güter austausches und hauptsächlich bei Zollfragen die mehrstlti- gen Verhandlungen immer wieder gescheitert feien. Des- halb sei es notwendig, daß unter den heutigen Derhälmissen die Methode des Aufbaus von unten her durch regionale Verständigung, durch zweiseitige Verhandlungen begiime. Dieser Plan führ« zwangsläufig zu Zollunionen. Der Ge danke regionaler Verständigung hat in den letzten Jahren wachsende Bedeutung erlangt. Ich darf auf die Bemühungen Estlands und Lettlands, Südslawiens und Rumäniens hin- Scharfer Vorstoß Briands gegen die Zollunion. Die große wirtschaftspolitische Debatte in Genf wurde Sonnabend vormittag im Europa-Ausschuß durch einige kurze Begrüßungswort« eröffnet, die Briand an die zum ersten Male an der Sitzung teilnehmenden russischen, türki schen und Danziger Abordnungen richtete. Briand erteilte dann Außenminister ' - ' Dr. Lurtius das Wort, der u. a. ausführte: lieber Schwere und Tiefe der Krise brauch« ich nicht viel zu sagen, sie steckt uns in den Gliedern. Als Deut scher habe ich besonderen Anlaß, so zu sprechen. Die Krise trifft einen Bolkskörper, welcher durch die Erschütterungen de» Krieges und Amputationen des Friedens, durch Revo lution und schwerste soziale Störungen, durch ungeheure Vermögensverluste und .Dauernde Kapitalsentziehung ohne Gegenleistungen" empfindlicher und schwächer als irgendein anderer ist. Wir sind daher auf das höchste an allem interessiert, was uns «ine Besserung unserer Lage verspricht. Kein Land ist gleichzeitig so an der Sanie rung des gesamten europäischen Körpers beteiligt wie Deutschland, das in der Mitte des Kontinents von allen Stö rungen am leichtesten getroffen wird. Dr. Curtius ging sodann auf die Ursachen der Krise ein. Neben den großen Hauptursachen, die sich in der gesamten Weltwirtschaft bemerkbar macken — der Ueberpro- duktion an Lebensmitteln und Rohstoffen, dem Rückgang der Konsumkraft, der Steigerung der Kaufkraft des Goldes und den Störungen der Kapital- und Geldmärkte — sehen Große Erfolge der UottoimlforiaLtsten. — Schwere Verluste der Sozialdemo kraten. Am gestrigen Sonntag fanden im Lande Oldenburg die Wahlen zum Landtag statt bei sehr starker Wahlbeteiligung. Bei dem nachstehenden vorläufigen Gesamtergebnis ist zu beachten, daß bei der letzten Landtagswahl Deutsche Volks- ipartei und Nationalsozialisten eine gemeinsame Liste hat- ten, auf der sie 41113 Stimmen mit zusammen S Man daten erhielten, wovon 5 der deutschen Volkspartei und 4 den Deutschnationalen zugeteilt wurden. Bei der Auflösung des Landtages waren die Nationalsozialisten durch S Abgeordnete vertreten, da je 1 Deutschnationaler und 1 Landvolkabgeordneter sich der Landtagsfraktion der NSDAP, angeschloffen hatte; die DNVD. war demnach durch 3 und das Landvolk durch 2 Abgeordnete im auf- Tagesschau. * Bel den am Sonntag Im ganzen Lande abgehallenen Etternralswahlen haben die christlichen Listen an vielen Orten ent scheidende Erfolge erzielt. So gewannen die christlichen Ellern in Dresden 41 Sitze, in Leipzig 22 und ln Ehemnih 21. Auch in alle« anderen sächsisch«, Städten haben die christlichen Listen er- hebllche Gewinne aufzuweisen. * Bei de« Laadlagowahlen in Oldenburg erzielten die Natio nalsozialisten große Erfolge. Die Partei nmch» von 3 Mandaten auf IS an. Anch tzegenüber der Reichotagowahl ist ein Stimmen zuwachs um ei» Drittel zu verzeichnen. Starke Verluste erlitten die Sozialdemokraten, die Skaakoparlei und die Deutsche Volks partei. * In der SonnabeNdkaguug der Europakommifflo» ln Genf erwidert« Briapd auf die fachlichen Darlegungen de» Reichsavßen- mlnifier» Dr. Eurliu, ln ungemein fchroffer Form. Er bestritt dm» «echt Deutschlands zu wirtschaftlichen Sonderabmachungen. Eia Zollabkommen mit Oesterreich sei Nicht erlaubt. * Eine französische Denkschrift zur Frage einer deutsch-öfler- reichischen Zollunion ist den Mitgliedern de» Völkerbundsrate» I Überreicht worden. Es handelt sich um «ine 24 Schreibumschinen- feste» ««fastende Denkschrift, in der der ablehnende Standpunkt der französischen Regierung zu dem deutsch-österreichischen Zoll- plan begründet wird. i * In Llebenau bei Schwlebu» erschien in der Mitternacht tzziM Sonntag ein große« Trupp auswärtiger Kommunisten in f mehreren Auto». Sle rlssrn unter furchtbarem Lärm Pflästersteine aus «ab zertrümmerten fast sämtliche Fensterscheiben an» Markt. Tin Friseurgeschäft wurde gestürmt, die Festteilnehmer -ine» Stif- WagSfestes überfallen und da» Lokal in ein Trümmerfeld verwan dest, E» gab mehrer« Schwer- und Leichtverletzte. * Die Sunstfliegerin Lola Schröter-Voresrou hat beim Groß- flugtag in Lelpzlg-Mockau mit ihrem IIS. Fallschirmabsprpng au» 4400 Meter Höhe ihre eigene Welthöchstleistung für Frauen von 2VSV Meter, die sie im Herbst 1S2S ausgestellt hat, wesentlich Überboten. Der üllstprnag gelang planmäßig. Sie legle dabei ln IS Minuten eine Strecke von etwa 2V Kilometern zurück. * Auf dem Flugplatz ln Schweinfurt landeten Sonntag abend . drei große französische Militärflugzeuge, mit je zwei Maschlnen- ! Gewehren au»gerüstel, well ihr Lelrleb»stoss zu Ende gegangen war. Die Insassen, fraazöfische Militärpersonen, wurden verhaf- > Ak und die Flugzeuge beschlagnahmt. Die dem Allgemeinen französischen Arbeilerverbaud onge- f schloffen«» Textilarbeiter von Roubaix und Tourcoing haben nach Scheitern der Verhandlungen über die Lohnfrage besessen, mor- gen la de» Generalstreik zu treten. Von dem Streik werden 12V ovo Textilarbeiter betroffen. *) Ausführliche» an anderer Stell«. weisen, zu Zollunionen zu gelangen. Im Raume der frü heren Donau-Monarchie ist immer von neuem davon die Rede gewesen, und auf einem Kongreß in Lüttich im vorigen Jahre haben Wirtschaftskreise den Gedanken einer Zollunion zwischen Frankreich und Belgien besprochen. Es sind nicht die Einflußlosesten, es sind vielmehr namhafte Führer des öffentlichen Lebens, die seit Jahr und Tag an dem großen Plan arbeiten, zwischenDeutschlandund Frank reich eine Zollunion mit der Tendenz weiterer Zu sammenarbeit zu schaffen. Ich erkläre mich bei dieser Lage bereit, mit jedem Lande in einen Gedankenaustausch über die Möglichkeit der Einführung einer Zollunion einzutreten, und mache da bei keinen Unterschied in der Richtung, ob Verhandlungen zu zweien oder von vornherein Verhandlungen einer regionalen Gruppe in Betracht kommen würden. Schroffe Antwort Kriands. Unmittelbar im Anschluß an die Rede des Außenministers erhob sich Briand zu einer kurzen, aber demonstra tiven scharfen Gegenerklärung, deren überstei gerter Ton um so mehr Erstaunen erregen mußte, als Curtius' Ausführungen nicht das Gebiet sachlicher Wlrt- schaftsdebatte verlassen hatten. Briand wandte sich direkt an Curtius und sagte, es sei erste Pflicht der hiesigen Be- prechungen, alles und jedes auszuschalten, was die «urä mischen Beziehungen gefährden könnte. Die Zollfragen eien nicht das eigentliche Problem, sie seien auch nicht nur Irsache der europäischen Krise, sondem nur ihr Ergebnis. Mit dem Aufheben der Zollschranken würde man nicht das Uebel aus der Welt schaffen. Man müsse hingegen zu nächst ein vollständiges System zwischen im Völkerbunde vertretenen Staaten ausarbeiten. Der pessimistische Bericht Colijns dürfe nicht zur Aufgabe der Bemühungen in dieser Richtung führen. „Union, so fuhr Briand mit erhobener Stimme fort, möge für zwei Staaten gut sein, aber für Europa bedeute sie eine Gefahr, eine Bedrohung, eine Erschütterung sonder gleichen, „die heraufzubeschwören", so sagte Briand wört lich, „Deutschland kein Recht hat". Frankreich habe zu seinem Bedauern dem deutsch-iisterreichischen Vor schläge nicht beistimmen können, und es halte seinen Wider stand mit vollster Entschiedenheit ausrecht. Trotz seine» Wunsches, mit seinem Kollegen einig zu gehen, sei es Briand in diesem Punkte nicht möglich, einen Ausgleich zu sehen. Das aber, so schloß Briand mit einer hier noch nicht gehörten Eindeutigkeit und Schärfe, was durch Verträge untersagt ist oder gegen den Geist der Verträge 19388 5427 (1) 4S2S5 (9) 13 529 (2) -5194 (1) 254 (-) em in Klammem bezeichnen die Mandate. gelösten Landtag vertreten. Landtag 1931 D Vp. 5 796 (1) SPD. 57 536 (11) Staatspartei 8983 (1) NMlp. 101419(19) KPv, »r» o»» Mrtschäfl»parlei 4525 (-) Laüdvolk 5 7' Lhr.-Soz. Volkd. 3099 (—) Zentrum Da. Vp. weyand Unabhängige Die Zifst Erschelnuugiweiser Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier tage. Bezugqnei, für dl, Zeit «ine» halben Monat«: Frei in» Hau, halbmonatlich Mark 1.20, beim Abholen in der Geschäfts, stelle wöchentlich öl) Pfg. Einzelnummer 1v Pfg. (Sonnabend- nummer 1L Pfg.) Fernsprecher Amt Vischostwerda Rr. 444 und 445. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störung de» Betriebe» der Zeitung oder der Beförderungseinrich tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreise». Anzeigenprel, (in Reichsmark): Die 44 mm breite einivaltiae Millimeterzeile 10 Psg örtliche Anzeigen 8 Pfg. Im TeAU U 90 wm breit« M llimeterze.le SO Psg. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen k«im Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Nr. 114 Montag, den 18. Mal 1»S1. 86. Jahrgang 1928 Reichstag 1939 41113 (5) 13431 67 995 (15) 66148 24711 (5) 13579 17 457 (3) 76 216 8 499 (1) 13 933 11763 (2) 19929 14459 (3) 12756 1343 (—) 3 954 39692 (9) 47733 - (4) 14 293