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22 Ehrenberg über die Bildung der Kreidefelsen sonst, zu bemühen. Die Stoffumwandlung zur Feuersteinbildung schien mir daselbst, wie bei Paris, ein abgeschlossenes früheres Ereignifs zu sein. Nach meiner Rückkehr untei-suchte ich eiligst den Polirschiefer von Zante, in dem ich zwischen den Kieselschalen alsbald ebenfalls Kreidethier- chen fand. Sehr glücklich unterstützten mich in diesen Untersuchungen meine Freunde die Herren v. Dechen und Gustav Rose durch Zusenden eines Stückchens Kreidemergel von Caltanisetta in Sizilien aus unsers ge meinsamen Freundes des verstorbenen Friedrich Hoffmann’s reicher Sammlung, welches unzweifelhaft der Kreide angehören sollte, indem Hoff- mann gerade diesem Orte seine Aufmerksamkeit sehr intensiv geschenkt hatte. Ich fand in diesem wirklichen Kreidemergel eines accredidirten Geo- gnosten nicht weniger als 31 verschiedene Arten von mikroskopischen Kie- selthierchen und 9 Arten von Kalkthierchen, zusammen 40 Arten, darunter mehrere der gerade am meisten charakteristischen der Kreide. Hätte aber auch Fr. Hoffmann nicht als umsichtiger Geognost die lokalen Verhältnisse scharf aufgefafst und entschieden ausgesprochen gefunden, so würden doch die in diesem Mergel enthaltenen mikroskopischen Organismen dasselbe Ur- theil hervorgerufen haben. Herrn Geheimen-Oberbergrath von Dechen’s Güte verdanke ich folgenden Auszug aus Hoffmann’s Tagebuche : ,,Die Schichtenfolge, welche den gröfsten Theil von Sizilien einnimmt, ,,in ihren untersten Gliedern dem Jura wahrscheinlich, in allen übrigen be- ,,stimmt der Kreide parallel steht, ist aus Kalksteinen, Sandsteinen, Tho- ,,nen und Mergeln zusammengesetzt. Viele Schichten gleichen vollkommen ,,der harten Kreide des nordwestlichen Deutschlands (Teutoburger W ald). ,,Unter den Mergeln befinden sich weifse kreideartige dünnblättrige Massen „und solche, die dem Tripel analog sind, sie werden von Fr. Hoffmann „unter dem Namen weifse Kreidemergel bezeichnet und finden sich vor zugsweise in dem südlichen Theile der Insel. Die ganze Schichtenfolge ist „von dem Tertiärgebirge sehr scharf geschieden, welches nur aus losem Sand, „aus lockerem Sandstein, Muschelbreccien, Thonen und Kalksteinen zu sammengesetzt ist. Die abweichende und übergreifende Lagerung läfst an „den meisten Punkten gar keinen Zweifel über die Trennung übrig. Die „Schichten der Kreideformation Siziliens fallen gewöhnlich mit 20 bis 30° „ein und besitzen dabei eine sehr constante Streichungslinie, hora 7 bis 9,