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Kr. 7S de» Mu, rsgeblatte» und »n,t!grr« für da» Lrzgebtrgr. Mtwoch. d«, 1. «prtt 1S14. !H l und und die ihnen, ro e sie selbst gestanden, gefährlich zu werden drohte. Flensburg wird das Eapua unserer Armee, wenn wir lange hier liegen ble.ben, stöhnte einer der Offiziere, der damit garnicht so unzufrieden zu sein schien, vielmehr mit dem vor ihm stehenden großen schleswegschen >Be.Weak l obäugelte. Freilich wollte man auch heute, wie fast jeden Morgen, wieder Kanonendonner gehört haben, indetz bei d m Peletonfeuer von Ehampagnerpsropfen, das jeden Mittag und jeden Abend n dem Hotel hier stat fand, mochte wohl zuweilen eine Verwechslung unterlaufen, und wenn es wirtlich Kanonendonner gewesen, so kam er von den Strandbatterien, die sich mit der Danebrogsflagge irgend eines neugierigen Dänensch ffes bekomplimen irrten. Das Schneeg stöber draußen war inzwischen immer ärger und meine AussiclN, morgen die preußischen Vo-posten zu er reichen. in g'eichem Maße ger nger geworden. — Während wir hierüber berieten, erschien der Premier-Leutnant o. B. an unserer Tafel. Gr erklärte, er sei soeben erst von Mbel angelangt, sei mit sechs Dauernwagen gekommen, habe hier nur zu empfangen, und kchre morgen früh zurück; wenn ich sein Gast In Nübel-Mühle sein und es mir ge fallen lasten wollte, zuweilen auch von seinen Siachbarn, den dänischen Vorposten, mit blauen Bohnen regaliert zu rverden, so möge ich mich ihm anschließen. Es war vier Uhr, als der Leutnant sich von uns trennte und wir unser Quartier auffuchtrn, da» uns am Nach mittage angewiesen worden war. Zu meiner Freude sah ich das alte Mütterchen, das mir mein Z mmer angewiesen hatte. Ich eilte auf sie zu und umarmte sie. Die Alte aber begann heftig zu zittern. Um Gotteswillen, meine Herren, rief sie, wie kommen Sie in ein fremde» Hau»? — In ein fremdes Hausl entgegnete ich in der über- miitigsten Laune. Mütterchen, wir sind ja zu Hause; hier ist ja der Schlüssel, den Sie mir selbst heute gegeben haben I — Aber Herr Gott im Himmel, rief die Alt« immer ängst licher, das kann ja nicht sein, denn unsere Herren schlafen ja schon seit zehn Uhrl Ich nahm ihr höflich da» Licht ab. Kamerad, sagte ich zu meinen Begleiter, diese rh>- würdige Matrone behauptet, wir beide schlafen schon sei' zehn Uhr. UeLerzeugen wir uns, inwiefern die» «begründet ist! Dannt stiegen ivir die Treppe hinan. Die Alte folgt«, die Hände ringend und jammernd. Ach betrat mein Zim- mer. Hier lag mein kleine» Gepäck unberührt. Ich trat an da» Bett, und man denke sich mein Erstaunen: in Ruerhammer, 1. April. - Entlastung der Forthldungsschüler. Am Dienstag erfolgte hier nach dem Examen die Entlastung der Jort- bNdungsschiiiler. Herr Lehrer Strauß sprach über das Wort: Ihr, liebe Schüler, seid zur Freiheit berufen. So bestehet nun in der Freiheit (Gal. 5). Bockau. 1. April. Hj Sch iloorstandssitzung. In der letzten Schulvor standssitzung hierseM wurde folgendes beschlossen: 1. Der Schuldirektor soll am 20. April vormittags 9 Uhr in der Schule in sein Amt eingewiesen, die Dezirks-^Schulinispok- tion um Genehm gung zum AuÄfall des Unterrichts ersucht werden. 2. beschloß man die Ausschreibung eines Schreib- tragen huttra. Dir Begeisterung, mit der die Truppen dem Könige zujubelten, drang bis in die preußische Heimat. Man besann sich hier wieder, daß man Preuße sei und 'Holz auf sein Preuß.-ntum sein dürfe, und es unte-liegt wohl keinem Zweifel, daß die große Zeit, d e jetzt begann in Wirklichkeit erst möglich wurde durch die ruhmreichen Taten der Düppelstüvmer. Ohne 1864 kein 1866 und kc n 1870/71. Der Umschwung in der Stimmung der preuß schen Bevölkerung war erstaunlich. König Wilhelm I. wurde populär, und selbst Ministerpräsident v. Bismarck, der so Verhaßte, wurde jetzt Loch mit anderen Augen angesehen. Man begriff, daß die preußische Heer es r e f ovm den Düppel-S.eg mit veranlaßt hatte und daß Liese Hecres- reform doch e'was wert war. Ministerpräsident v. Bis marck hatte sie eifrig erfochten, und man sah fetzt ein, daß er Loch «wohl, ebenso wie Ler König, recht gehabt hatte, als fast e n« Verdoppelung des preußischen Heeres vorge- nommen wurde. Eine ganze Dü pp ol. I n dustr i e ent wickelt« sich unter dem Einfluß der patriotischen Begeiste rung. So erinnere ich mich, daß es ein Djüppeler-Schanzen- Papier gab, eine sehr gefährliche Spielerei, nämlich Pa pier, das mit konzentrierter Schwefelsäure und Salpeter säure behandelt war und das mit gewaltiger Flamme ver puffte, wenn man es anzündete. Es sollte an die Explo sion der Pulversäcke erinnern, mit denen die preußischen Pioniere die Palisaden vor den Düpp.ffer Schanzen ae- sprengt hatten. Die Zeit der Begeisterung und des Äolze» auf die braven preußischen Truppen war ja auch noch lange nicht vorüber. Auf TÄppel folgte der Heber- gang nach Alfen, ebenfalls ein ruhmvolle? Helden- stück der preußischen Truppen, und am 1. August wurden in Wien die Friebenspraliiniuarien abgoschlosten. Dann kam der Einzug der siegreichen Truppen in Berlin damit «ine neue Aufwallung des patriotischen Gefühls ein« Stärke de» Preußentums. zimmer der ziere, die « den Dänen gäbe erhoben. Diese stützt sich auf da» am 1. Oktober 1913 in Kraft getreten« Rieichsstempelyäsetz vom 3. Iuili 1913 und beträgt 5 von joden angsfangenen IOi-0 der Versicherungssumme. Erstmalig wird diese Abgabe Mr künftig aber immer nur Mr die 6 Monate, Mr welche d e 9 Monate (Ok ober 1913 bi» mit Juni 1914) miterhoben, Versicherungsbeiträge gelten. Diesmal ist also .eigentlich eine ger.nge Nachzahlung für 3 Monate de» Vorjahre» mit enthalten. Strnde»amtlich«». Beim hiesigen Königs Stande»« amte wurden im Monat März dieses Jahres 50 Geburten, und zwar 20 Knaben und 30 Mädchen, gemeldet. An Srerbe- fällen wurden 21 registriert. Eheschließungen wurden 16 vollzogen, während 4 Aufgebote bestellt und 12 auswärt ge Aufgebote bekanntgegoben wurden. In den Monaten Ja nuar, Februar und März 1914 kamen insgesam. 135 G- burten, und zwar 61 Knaben und 74 Mädchen, zur An- ms'dung. Die Zahl der Sterbo'älle betrug 70, die der vor genommenen Eheschließungen 36. Air auswärtigen Auf geboten wurden im ersten Vierteljahr 1914 28 bekannt gegeben, während 40 Aufgebote bestell! wurden. Die Zahl der Geburten überstieg di« Sterbesälle um 6 5. S I b.liien. Ein langbewährter Beamler der Firma Erdm. Kircheis, Maschinenfabrik und Eiseng eßerei, Herr Prokurist OttoFelber, kann am heutigen 1. April auf eine Ze «dauer von 25 Jahren zuvückblicken, da er seine Kräfte der Firma widmet. Di« Firma echte den Jubilar durch ein« Ehrenspende, bestehend in einer golde nen Uhr, de ihm, da Herr Kommerzienrat Röll zurzeit verreist ist, in seiner Wohnung von Herrn Röll jun, unter herzlicher Beglückwünschung überreich wu-de. Die Beamten der Firma hatten das Pult des Jubilars sinnreich mit Blu men geschmückt; sie widmeten .hm als Ehrengabe eine gol dene Uhrkette. — Ein wei'.eres JubUäum das 30. 'eiert ebenfalls heute bei der Firma F. W. Dantenberg, Aktiengesellschaft, "Herr Prokurist Johann«» Mehlhorn. Herr Kommerzienrat Gantenberg ließ um 9 Uhr die gesamten Beaniten der Fabriken in Aue und Neustädte! ve'- sammeln und hielt in Gegenwart der Direktoren Herren W. Eantenberg und O. Wetzel, sowie im Beisein aller Be- am'en an den Jubilar eine längere Ansprache, in Der er ihm zu seinem Jub läum herzlichst gratulierte und sein« Verdienste, Liebe und Anhänglichkeit sowie Treue in sei nem Haus« ganz besonders hervorhob. Dabei überreichte er dem Jubilar e.n Anerkennungsschreiben und ein Geschenk. Sinnig war das Pult des Jubilars durch Frau Kommer- z'enrat Gantenberg geschmückt worden, di« ihm auch ein Geschenk überreich e, desgleichen die Direktoren. Don den Beamten wurden dem Iubfar durch Herrn Prokurist Max Illing die herzlichsten Glückwünsche ausgesprochen und ihm gleichfalls ein Geschenk übermittelt. Die Beamtinnen ehrten den Jubilar durch ein Blumenarrangement. Die öffentlichen Osterveranstaltungen in der Städti schen Fortbildungsschule haben am gestrigen Dienstagabend ihr Ende erreicht. Waren in der vorigen Woche d e acht Klassen des ersten und zweiten Jahrgangs geprüft worden, so geistern die vier Oberabreilungen und die beiden Nach- hilfeklaston. In unmittelbarem Anschluß an dieses Examen 'and um 7 Uhr im Beisein des Lehrerkollegiums und eini ge^ Gäste die feierliche Entlassung der Fortbil- dungsschülcr durch Herrn Fortbildungsschüldirektor Zeid ler statt. Der gemeinsame Gesang zweier Strophen aus dem Kirchenliede: Bis hierher hat mich Gott gebracht . . . leitete die Abschiedsstunde «in, dann verlas der Direktor eine ernstmahnend« Stelle aus dem 24. Kapitel des Predi ger Salomonis und schloß hieran e n kurzes Debet. Herr Fortbildungsschullehrer Freund leitete mit dem Vortrage des Gedichtes: Mahnung zu den ernsten eindringlichen Aus führungen des Direktors in der Ablschiedeiansprache über, der dasWort zugrunde gehegt war: Laß dich von einem Freunde leiten, «der sich bewährt zu allen Zeiten. Folg' meinem Bette lag ein Mensch» der die Frechheit hatte, mir laut ins Gesicht zu schnarchen. Herr! rief ich, mich an fein Ohr beugend, wie kommen Sie in mein Bett? Der Schläfer fuhr empor wie ein Toter, den di« Posaune des jüngsten Gerichts geweckt. Mit gläsernen Augen starrte er mich an. Ich frage Sie, fremder Mann, wie kommen Sie in dieses mein eigenes Bett? wiederholte ich. —- Keine Antwort; Kamerad, rief ich meinem Begleiter zu, während ich den Schläfer bei dem Ohrenzipfel faßte, nehmen Sie das andere Ohr und gebrauchen wir unser Recht, diesen Danscki vor die Tür zu setzen. Im nächsten Augenblick stand der Mann, jetzt völlig geweckt, etw^ wie Wallenstein vor seinen Mördern da. Es entspann sich ein Dialog, der urkomisch war. Der Fremde behauptete, e: sei hier einquartiert, und ich wies ihm durch die Anwesen heit meiner Effekten nach, däß ich vor ihm hier Besitz ergriffen habe. Mein Begleiter unterbrach den Disput. Kommen Sie, suchen wir auch mein Zimmer auf! rief er. Ich folge ihm, und richtig, auch in seinem Bett schnarcht« bereit» ein anderer. Hier entspann sich «in noch weit komlfcherer Auftritt, da wir den Mann bei Kops und FW.« hackt-vr und ihn auf den Boden legten. Das ganz« Hau» war in AWstiHr, Vas Mitierch-n sichte, jammerte und rang die Hände. jMem« Hvrren, legen Sie sich doch in unser Bett! rief sie fortwährend, indem sie uns in ihr Wohnzimmer führte, und hier sahen wir denn ein altes gebrechliches Männchen mit hoher Zipfelmütze auf dem Kwpfe, da» eben im Begriff war, in seine Unterhosen zu steigen, um un» sein Ehebett einzu räumen. Die Sache hatte un» Spatz genug gemacht; e» war Zett, sie zu beenden. Ich brachte .also da» zitternd« Männchen wieder in sein Bett, ersuchte die Matrone, mir eine Matratze auf den Boden zu legen, die einem der Schläfer zur Strafe unter dem Leibe iweggezogen werden sollte. Sie, lieber Freund, sagt« ich zu meinem Begleiter, legen sich aus da» Sofa dort; «« ist zwar sehr kurz und hochlehntg und Sie werden wohl im rechten Winkel schlafen Müssen, aber denken Sie an die ägyptischen Mumien, di« sogar im Stehen schlafen, und Sie werden Ihre Lage noch immer bene denmvert finden! So geschah». In der nächsten Viertelst»nd« lag ich aus der Akatraze am Boden, ange griffen von «tn«r Schar Manzen, di« da» deutsch« Blut iitz, mir wittern mußten. Don Staät unä Lanä. * Gedenktage am 1. April: 1815 Fürst Otto von Bismarck 1867 bczw. 1870-00 Reichskanzler, * Schön hausen in der Altmark. 1893 Einführung der Mitteleuro päischen Zeit in Deutschland. 1899 Viktor von Strauß und Torney, vielseitiger Gelehrter und D plomat, f Dresden. Aue l. Ao l (Nachdruck der Lokalnotizen, kte l>uri ein Porr suondcmzeichen kenntlich qem cht sine, tst — auch im Auszu >e — nur mit genauer r.uollenananbe »estal er- Mft den D.andkast>'nLeitr8zen wird von d.m an, 1. April fälligen Termine ab auch eine Stümps'lab- M Krkgrlrorresponllent vor viippel, lll. Am Echle»witzsch«n Capnr. Am Hotel der Frau Rasch war da» « sh» Mit Qffizieren ungefüllt. Dieselben tzdor wenigen Tagen mit SiÄ'enmeilenstieftln wer die beeisten F«'der und Alnickk nachge jagt, strecken sich hier mit einer «tt auf die Sppjhas treulich ihm dann irrst du nicht; du kennst den Freund, er heißet: Pflicht! Im ganzen kamen 124 Schüler zur Ent- lasftlng, und -war 109 au» den ersten und 15 au» den SVach- hilfeklasten; 10 Schüler — darunter drei Zeller — .wurden durch Ueberreichung von Schulpräm.en n Form van Spar« kastenbüchern mit je 8 Mark Einilag« ausgezeichnet. Diese Schüler wa vn Oskar Ung«r, Johanne» Naumann, Hermann Bogel au» der Klasse für Nahrungsmittel- und Bekleidungs gewerbe, ferner Georg Rößler, Han» Schatt, Hans Starck, 1 Urt Groß, Walter Kirsten, Ernst Weitz aus den beiden Klassen für Anbei, er bez. Lehrlinge im Metallgnverbe, end lich Ernst SchsMer au» der Abteilung für gem scht« Berufe. 50 Mark waren zu Prämiengweckon von der Stadt und 24 Mark au» den Mitteln der Paulinen - Stiftung bereit -.stellt worden. Die fehlenden 6 Mark waren auf Kolke- giumsbvsch'uß au» den Einnahmen der Schule Mr Zeugnis- duplika e entnommen worden. Nachdem der Direktor Wr d e der Schule zugeflossenen Geldmittel!, worunter auch eins Spende drs Konsumvereins in Höhe von 20 Mark genannt werden muß, noch den Dank der Schule ausgesprochen und verschiedene statistische Bemerkungen bekanntgegeben hatte, wu'deir die En.lassungczeugnisse ausgegebsn und mit dem gerne.nsamen Gesangs des Liebes: Wir sind dein, Herr, »aß uns mme- unter deinen Fliige'n ruhn, schloß die Feier, der u. a. auch Herr Bürgermeister Hofmann beiwohnte. H Bi rte» Abonnementskonzert der Stadtkapelle. Dai- letzte Abonnemen skonzert am gestrig«» Abend brachte «inen Großen aus der Reihe der ausübenden deutschen Künstler: Herrn Professor WiNe aus Dresden. Mas er spielte? E.nes der besten Werke aus der Literatur Mr Cello und Orchester, nämlich das Konzert unseres sächsischen Lands mannes Robert Vollmann, Op. 33, ferner das vielbökannte, für Cello und K'av er bearbei ete Nocturno (ursprünglich in E«-Dur) von Chopin und endlich den auch für di« her vorragendsten Kürfftler unvermeidlichen Elsfentanz von Popper. Al» Zugabe trug Herr Prof. Wille noch eine Be ll Leitung vor: ein Impromptu (in Klaviersatz von F-Moll) von Franz Schubert. Und wie der Künstler spielte? Das Volkmannsche Konzert mit wahrem künst'erischem Ernst und vollende er Meisterschaft, das Nocturno in den KantileneN in t seclenoollem Tone, in den Kadenzen mit größter Klar heit, den Elfentanz mit vollendeter Technik. Gar zu gern hät en wir auch e ne Originällomposttion Mr Tello und Klavier gehört. Tßrß Herr Prof. Wille seiner künstlerischen Bedeutung entsprechend außerordentlich gefeiert wurde, ist natürlich. Di« Stadtckapelle spielte als Nr. 1 der Musikfolge d e S nfonie Nr. 4 B-Dur, von Ludwig van Beerhoven. Für diese Wahl sind wir Herrn Kapellmeister Sättler besonders dankbar, ist uns doch so selten Gelegen heit geboten, «ine Simonie zu hören. Die Kapelle gab un er Herrn Sattlers sicherer Führung ihr Bestes und brachte das Merk zu herrlicher W rkung. Hierfür, sowie für die Durchführung der schwierigen Begleitung zu dem Volkmannschen Konzert, wurde Herrn Kapellmeister Sätt- ler und seiner Kapelle wärmstens gedankt. Herrn Sättler gebührt für die sichere, zurückhaltende, feinmusikalische Be gleitung der Cello-Soli auf dem Klavier noch ein beisonde. res Lob.. NUN allerdings entgegenhalten, daß gottlob Oesterreich bi» heut« noch unser Verbündeter ist, Feindseligkeiten ge». gen ihn also auch gegen uns mit gerichtet sind. Die Kai- serbegnungen der Vorwoche itn Schönbrunn^ Venedig und Miramar haben doch Wohl überzeugend genug die Festig keit des Dreibünde» dargetan und all den frtschaufge- toärntten UmschmeichelungSversuchen eines großen rus sischen Unbekannten den Boden entzogen, die jüngst wie der dvn einer zu gründenden deutsch-russisch-franzüsi- schen Rüubergemeinschast zur Aufteilung Oesterreichs jubelten. Ernstlicheren Wert mag man auf den angeblichen russischen Entschluß legen, die befürchtete Probemvbilt. fierung nun doch nicht stattfinden zu lassen. Ein Zei chen friedlicher Absichten Rußlands wäre das ja allen falls. Vielleicht war freilich auch die ursprüngliche Absicht nichttzerade als ein Angriffsplan zu deuten, son dern hatte mehr d en Zweck, Frankreich über die ge fährlichen Semester seines militärischen Uebergangszu- standes hinwegzuhelfen. Inzwischen mag sich dann auch Rußland überzeugt haben, daß das ja nun einmal ewig loyale Deutschland gar nicht daran denkt, die günstige Gelegenheit zu einem Ueberfalle autzzunutzen, vielmehr seinen kriegslustigen Nachbarn nach wie vor Frist ge währt, ihre Rüstungen gut und gleich zu machen. Die Bahnen in Westrußland aber werden nur darum Mit solcher fieberhaften Eile ausgebaut, damit der in Perm festgehaltene deutsche Luftfchtffer Berliner bei seiner Rückreise eine bequeme Fahrgelegenheit finde: bis zu ihrer Fertigstellung soll nämlich seine Haft fort dauern. So hätten wir denn von der russischen Seite die besten Aussichten auf einen recht ruhigen, stillen Som mer. Kommt noch hinzu, daß auch die Balkanvölker schwerlich schon Mieder imstande sein werden, diesen Frie den zu erschüttern. Bor allem ist die Türket vor den Herbst- und Spätsommer-Monaten, in denen sie ihr in Südamerika gekauftes Großkampfschisf erwartet, nicht in der Lage, ihr Hühnchen mit Griechenland zu pflük- ken. Sie hat gerade jetzt einen neuen Vermittelungs vorschlag in der Jnselfrage zur Beratung gestellt, des sen Ablehnung durch Griechenland ja freilich sicher sein dürste, dessen Erörterungen aber immerhin helfen könn ten, die tote Frist bis zur Ankunft des Sultans OSman auszufüllen und sich um den geforderten endgültigen Verzicht auf Chios und Lesbos herumzudrücken. So bleibt denn für die allernächsten Monate nur der im dol len Gange befindliche albanisch-griechische Krieg um Nordepirus ein Hindernis, den Janustempel gründ lich «ininal zu verschließen und von all seinem Unrat zu säubern? und daneben als eine Menetekel für die Sicherheit des bulgarischen Th-rones der schwebende Sa- wowi-Prozeß. Singen wir also, wenn der meteorolo gische Sommer wirklich über kurz oder lang ins Land «inziehen sollte, unser gemütliches: Europa hat Ruhe! Mit voller Begeisterung, mit behaglicher Genugtuung von 'Krieg und Kriegsgeschrei auf der anderen Hemi sphäre, bei Uncle Sam und den Mexikanern kanne gießernd. große Ga!^ Ofji- NS ZLSj rs L s- I «. -1