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Mr»°-e-Mbi-s- . LLMMM mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /wer Sonntagsbla«. . Ap»«hchm-e »n tttoatü»» mit stuenahm» »er «»«»tage nachmittag» 4—s Uhr. — Lelegramm-st-ttsse, Lagrdla« stueerrgettrg». femssnech«» «. lluo,,- »»>,«,«». für ««»erlangt »ingrsanüt» Manuskript» kann «»«Lhr «lcht grletstet wer-««. Nr. 30. Freitag, s. Zebruar 1914. 9. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Die Budgetkommission de» Reichstage» ge nehmigte gestern bet der Beratung de» Marine- Etat» die geforderten 18» neuen OfstzierS- steHen. Da» deutsch.englische Kolontalabkommen wird, nach einer Berliner Meldung, den Parla menten der beiden Länder noch in diesem Monat vorgelegt werden. » Die braunschweigischen Sozialdemokraten haben für den Sonntag im ganzen Herzogtum Protestversammlungen gegen da» be stehende Wahlrech^t etnberufen. Di« Straßburger Regierung hat den seit einiger Zett angekündigten Vortrag Andre Tar- dieu», de» Pariser Temh»,Redakteur», verboten. « Frau Elisabeth Wentzel-Heckmann, die bekannte Philantropin ist Sljährig in Berlin gestor ben. » Der russisch« Ministerpräsident uid Finanz. Minister Kokowzow wird demnäch 't au» dem Amte scheiden und einen Botschafterposten übernehmen.*) -> krShin« flq« an andrer «««lle. Deutschlanä unä Cnglanä. Einer am Abende des Vortages in dn: H^ndols^ kammer von Manchester gehaltenen Ret r Minister GrehS sind unmittelbar Au»lassung«n unserer Staat», sekretäre von Tirpitz und von Jagoa» gefolgt; indessen Wohl nicht al» Echo auf die Aeußerungen de» Engländer», sondern, weil der Marine-Etat eben in un serer Budgetkommission an der Reihe war. Neue Tat sachen, di« ein Wiederaufnahmeverfahren in der Rüst ungsfrage begründen könnten, haben die Reden vom Dreiverband hüben natürlich licht gebracht. Auf den gleichen Ton sind sie auch nicht gestimmt gewesen, konn. ten es auch nicht sein, weil die politischen Grundanschau, ungen — die Weltanschauungen pflegt man heute zu sagen — bei jden leitenden Männern beider Staaten aus einandergehen r Grey sprach al» Liberaler, Tirpitz und JagoW mit unverkennbarer Abneigung gegen den Ge danken einer Rüstungsbeschränkung überhaupt. Indes sen soll anerkannt werden, daß Grey den deutschen Standpunkt zu würdigen versteht; man müsse berück, sichtigen, daß viele Länder ihre Rüstungsausgaben al» eine ttrnerpvlitische Angelegenheit betrachten und da- gahnschmerzen. Humoreske von H. -ambruch. Nachd» ck v rborrn Was hatte ihn da eben so schmerzhaft g aufam aus tiefstem Schlaf aufgsfchcucht? War es der Mü! «vagen mit seinem furchtbaren Geratter, mit seinen so gar nicht must, kalisch loskommLndierenden Kutschern genossen- Oder — oder natürlich — dieser — ooahl — dieser bös,, bitterböse Zahn wars, vor dem er sich schon so lange gefü chtet hatte, und dec nun mit d?m Kampf um Tod od-r Leden so gräß lich begonnen! Der Dichter Löon Fleury hatte sich vollend" in seinem Bette mkigerichtet und griff zitternd nach den Streichhölzern, die aber ein» nach dem andern «lend ver sagten. Tin merkwürdig bleiche» Licht von der Straße her lich ihn schnell an« Fenster treten E» hatte über Nacht geschneit, nicht gerade allzu reichlich, aber doch so Vies, daß sich da» an seinen ziemlich «ntsohlten Stiefeln unangenehm bemerkbar machen wllrdr. Wa» !sich allerding» leicht durch ctn paar Franken beseitigen ließ. Wa» aber Wiederum der springende Punkt war, auch in bezug auf «inen zu be- suchenden Zahnarzt: besagte Franken fehlten leide» im Augenblick ganz und gar, und e» war auch keinerlei be stimmte Aussicht vorhanden, daß sie sich in den nächsten Tagen «instellen würden. Der kalt«, dunkle gähnende »Kamin bestätigt« leider diese Tatsache stumm und dennoch beredt genug; im laute Warte würde da» gleich der -ahnlos« Mund d«r Wirtin Marguörin, ro«nn st« di« dünn«, aber immerhin «wurm« KMebrllhe brächt«, in täglich schwächer werdender Geduld unangenehm kreischend wiederholend ver wandeln. Und -«ule abend da» Atelierfest bei der blonden Pvonnr —! Ach, mit der dicken Backe war natürlich gar nicht daran zu denken! Verlangen «ine» fremden Lande» sie zum Gegenstände von Erörterungen und Abmachungen zu machen, al» Anmaßung Übelnehmen. Der Sach« nach treffen diese Worte de» Nagel auf den Kopf; Wenn wir auch die bekannten Churchillschen Vorschläge weder übelge- noMmen noch gerade al- Anmaßungen betrachtet, viel mehr bloß al» unserer Meinung nach unpraktisch abge- lehnt haben. Und dann erscheinen urr» solch« inter- nationalen Verständigungen über Begrenzung der Mehr, kräfte al» dem Begriffe einer vollen nationalen Sou veränität -uwiderlaufend — mehr freilich noch künst liche Beschränkungen der Landheere, wie sie der Frie denszar un» vor sechzehn Jahren einmal antrug. In der Seerüstung, da» geben Wir zu, ist «in stillschweigende» Ueberetnkommen an sich nicht völlig unmöglich: wie jetzt ja auch tatsächlich der BerMniSsatz von 18r 10 bei, derseit» festgehalten wird. Natürlich kann so eine Rechnung auch nur im gro ßen ganzen stimmen. Tirpitz hat besonder» auf die Un möglichkeit hingewiesen, die Proportion auf di« klei nen Typen zu beziehen, gar etwa auch auf die Anzahl von Torpedobooten und sogenannten -Zerstörern, Unter seebooten usw. Dann aber müssen wir doch auch uns umsehen, wa» die übrigen Mächte machen. Wenn Grey meint, Frankreich und Rußland bauten ihr« Schiff« nicht England» wegen, so ist da» richtig. Daß aber, da» Ein treten kine» deutsch-englischen Zusammenstöße» einmal angenommen, dies« beiden allen Feind« Deutschland-un bedingt auf der englischen Seite Wären, wird Herr Grey selber nicht leugnen. Und dazu Werden die Meisten Neu. bauten, die irgend «in Staat In fremden Auftrag gibt, auf englischen Wersten hergestellt, stehen somit bi- zum Stadium der Abnahme im Kriegsfall« auch dem englischen Staate zur Verfügung. Alles in allem ge nommen, dürste da» angenommene Verhältnis von 16:10 noch well hinter dem tatsächlichen ziwückbleiben, Wenn Deutschland dauernd jährlich nur drei Großdampf« schiffe auf Stapel legt« gegen fünf englische. Indessen rechnen Wir so ängstlich gar nicht. Dir wissen recht gut, daß England ganz ander« Interessen im Mittelmeer zu vertreten hat al» Wir, denen Frankreich alle Fenster nach dieser Front htnau» verbaut hat. Wir Wünschen nur, daß Englands Nordseegeschwader peinlich da» Verhältnis von 16:10 aufrechterhalt«, unser« Ver- teidigung-stärke nicht durch Verschiebungen nach auf wärts wieder erdrücke. Wir setzen überhaupt Vorau», daß die Entspannung der deutsch-englischen Beziehun gen, von der Staatssekretär von JagoW wiederum ge sprochen hat, so ehrlich gemeint ist, daß wir keine Be günstigung der französisch-russischen Zettelungen gegen Deutschland und den Dreibund mehr zu befürchten ha ben. Trifft di« Voraussetzung zu, dann ist ja auch die Möglichkeit gegeben, daß England» Rüstung gegebenen falls unserer Verteidigungskraft zugerechnet werden kann. Um sein« Motive Wollen wir mit dem Herrn Grey am Wenigsten streiten. E» klingt beinahe ein bis chen diabolisch, wenn er rine solche Vermehrung der yinanzschwierigkeiten erhofft, daß diese Rück- Frau Margu^rin wollte gerade mit ihrem GfftHT Galle !speiend.m Sermon beginnen, al» ihr Blick an der unsagbar kläglichen Miene ihre» Mieters hängen blieb. Ihre Lebensweisheit sagte ihr sofort, daß das keine Schau spielerei sei. Und da begann der bleiche lyrische Jüngling auch schon in so jammernden Kadenzen seinen Schmerzen Lu t zu machen, daß di« alt« Frau eim leise» Mitgefühl nicht unterdrücken konnte. Und eine jähe Erinnerung schoß ihr durch dcn Kopf: Da hab' ich gestern -obend in der Zeitung eine Annonce gewesen. Gin Zahntechniker machte da be- Sonnt, daß er zur Einführung seiner Praxi« heute, just heute, di« ersten zehn Patienten honorarsrei behandeln w.-rde. Wenn Sie sich also gleich aufmachen würden —< «» ist hier nebenan in der Nur Baugirvrd —, kann «» jA sein, daß Sie noch nicht Nummer Tff sind, meint« Frau Marguörin tröstend und fügte noch etwa» bissig hinzu: Sonst lasten sich di« H«rr«n ihre Plomben ja auch nicht gerade mit Terzinen bezahlen. Löon Flpury hätte sie umarmen können für den Fingerzeig, wie «r vielleicht in einer Stunde schon seine inzwischen noch furch barer gewordenen Schmerzen los sein konnte. Er sprang von einem Bein aus da» andere, während er hastig seine Weste überzog, die Krawatte nUr mäßig phantastisch knotete und dazwischen am Kchffee nippte Di« ganze Nu« Baugirard schien an diesem Morgen irgendwie an den Zähnen zu leiden, Plomben nötig zu hcchen, sich nach blanken Gangen -u sehnen. Auf der Treppe de» bewußten Hause» überholte unser Dichter dank seiner langen Beine einig« weibliche Konkurrenten, die nach seiner Meinung, ganz im Gegensatz zu seiner sonstigen Höflichkeit Damen gegenüber, di« vehandlung Hange nicht so nötig hatten wie er selbst. DaLtt waren «» noch nahezu zwanzig Minuten bi» -um Beginn der Sprechstunde. Die Mussen mußten wohl in Mitleid ihrem Liebling beigestanden Haben, denn er hatte bas Glück, al» zehnter, also al» letzter sicht di« Stimmung für Rüstungsbeschränkungen Ver bessern würde. Daß der deutschen Nation p« Atem ihrer ernsten und nachhaltigen Begeisterung für die Ent wickelung ihrer Wehrkraft ausgehen würde, die sie so eben durch «in Milliardenopfer ihre» Wohlstände» betätigt, ist glücklicherweise picht zu besorgen. Den Spie» ßergetst der preußischen Konfliktjahre Hat sie Gott sei Dank ausgezogen. Oefsentl. Slaätveroränetensihung zu Rue. * Mr gestern, Donnerstag, nachmittag 6 Uhr war ein« öffentliche Satzung der Stadtverordneten einberusen wor den: es nahmen daran 22 Mitglieder de» Kollegium» teil, außerdem waren zugegen 7 Ratsmitglieder mit Herrn Bür germeister Hofmann an der Spitze. Di« Leitung der Ver handlungen lag in den Händen de» ersten Stadtverordneten vorsteher» Herrn Justizrvt Raabe. Nachdem da» «Kollegium Kenntnis genommen hatte von einem Dankschreiben de» Frauenverein» zu Aue für di« ihm von den städtischen Körperschaften für da» lausende Jahr gewährt« Unterstützung der SäuglingSfürsorge ««folgte di« Annahme Sin« Marn vpts-efetza» mit dem Titel: Ortsgesetz über di« Entschädigungen der Versicherungsvertreter al» Beisitzer de» V« rsicherungsamto» beim Nate der Stadt Au» Nach der Reichsversicherungsordnung haben die Versiche rungsvertreter Anspruch auf Ersatz ihrer baren Auslagen; die vovgesHte Behörde hat daher empfohlen, «in entspre chendes Ortsgesetz zu erlassen, das daraufhin vom Stadtrat entworfen worden ist und folgende» besagjt: 1. Die Vertreter erhalten die Auslagen für di« Fahrt zweiter Klasse auf der Eisenbahn und die Kosten für StraßenbahnLenutzung; son stige Fahrgelegenheit wird nur oepgüttt, wenn «ine billi ger« Beförderung nicht möglich war. 2. Di« Zeitoersäum- nis wird vergütet mit 78 Wg. für jede angefangen« Stunde; der Weg nach und von dem Derficherungsamt wird mit insgesamt einer Stunde in Anrechnung gebracht. Da» Kollegium erklärt sich mit diesen Lesttmmungen einstimmig einveHtanden, Woraus da» t ttntretbunWmersahtzen durch di« Stadt zur Sprache kam. Es handelt sich um ein« Bekanntmachung über Leistungen für den Bezug von Gas und Wasser und Mr Benutzung des städtischen Krankenhauses. Auf Grund des 8 21 des sächsischen Kostengesetz«» vom SO. April ISO '» wird danach bestimmt, daß die Gebühren hier für als im Sinne des Gesetzes zu betrachten find, daß fi« also vom N'lt« auf dem Woge der Uwangsvollstr,ckung ein getrieben w-rden können, ohne daß erst di« Hil-e de» Ge richt» in A nspruch genommen werden muß. Ei- entspann sich über di«>n Punkt «ine kurze Aussprache, nauchem Herr Ziegler »»für bedenklich erklärt hatte, die Bestimmung auch Mr dk Benutzung de» Krankenhauses in A nwendung zu bringen. Herr Stadtrat Schubert wie» demgegenüber daraus hin, daß der Zwangsvollstreckung ja da» Mahnoer. fahren vorangsht, daß Härten also nicht zä befürchten find. Gratis-Pa ient das Wartezimmer zu betreten, in dem stöhnende Leidensgefährten der baldigen rettenden, und zwar kostenlos rettenden Hand harrten. Di« Viertelstunde mochte allen «ine kleine Ewigkeit dünken, al» endlich der Zahntechn ker mit höflicher Verbeugung au» seinem Zimmer trat, di« klnweftnden eindringlich musterte, «in paar auf munternde Wort« sprach, und —' o Münder! — L6on Fleury als erstes Opferlamm Mr den herüberblinkender Marter stuhl bestimmte, ohne sich, weiter um da» entrüstete Murren der ander«.» zurückgesetzten Patienten zu bekümmern. Darf ich fragen, was mir die Ehr« dieser l'Honswür- big«» Bevorzugung verschafft? glaubt« unser Dichter sich doch «»kundigen zu müssen. O, Ihr Kopf, nicht etwa Ihm Grimasse erinnerte mich plötzlich an «inen leider früh ver. storbenen Schulkameraden, entgegnet« Verbindlichder Zahn heilkundig«. Bitte, nehmen Sie nur gleich Platz. !D» baden wir denn unser Wehweh? Bitte, etwa» weiter d«n Mund auf! So. Aha! Wird etwa» weh tun. Aber ich hoffe -um Himmel, daß wir da» hohl« Kerlchen noch mal reiten können. Erst machen wir dem Nerven schleunigst den Garaus und verpaßen ihn gleich mach meinem Schnellver fahren in Porzellan. Heute abend Annen Si« bereit« wieder Nüsse knacken. So, bitte, wollen Sie mall ordentlich spülen. Und nun, bitte, da» Mündchen recht, »echt wett auf! So. Bor dem Rad hat man in Ihrem After ja keine Angst mehr. Ruhig, ruhig! Famo», wie Sie da» Gesicht verzerren! Nicht wahr, hier tat «» weh? Wi« meinen Sie? Bitt«, legen Sie sich keinen Zwang auf. Weinen Si, -«tröst, wenn Si« Lust haben. «» waren ganz schrecklich» zehn Minuten. Und dem Dichter wollt« «» scheinen, al» ob .ihn fein Helfer verschieden« MdI» mit einer besonderen Äzst quäl«, wie wett er widerstandsfähig Mr d«n Schm« sei; auch glaubt« er hinter «tner schwärzen Seitechaand FWstern, sowie da» leise Nattern «in« anderen Maschine