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84. Jahrgang Dienstag, den 22. Januar 1S2S. lllllllllllllillllllllttliillllllttlllil »orth, Berttn-Frledenou Tagesschau. vle geplante Erhöhung der Vierfi en er hat in Bayern einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Vie Bayrische Volkopariei droh« mit dem »uotrNk an, der Reglerong»mehrheil. * Lar Sachverstäudigenanaschutz ist mit der Ernennung Owen Pooug» und Morgan, al, Vertreter Amerika», die am Sonnabend durch dte »eparatioaskommisstou in Pari, erfolgte, endgülilg ge bildet. * Am Sonnabend und Sonntag fand in Magdeburg eine Aüh- rertaguag d« Stahlhelm, statt, an der etwa S000 Stahlhelmfüh- rer au, dem gau^n »eiche «eilahmeu. Auf dieser Tagung wurde da» Stahlhelm-Volksbegehren proklamiert. Bel der Stichwahl in Lolmar siegte der autonomlfiische Kandi dat Haust mit 1Ü2S1 Stimmen. Sein Gegenkandidat (Elsässische nationalkatholische Partei) Abb« Hauser, erzielte 6303. und der Kommunist Purschell 1S11 Stimmen. * »man Allah hat in einer Radiodepesche au, Kandahar seine Abdankung zurückgezogen. Er forderte alle loyalen Afghanen stämme auf, sich unter seiner Fahne zu sammeln. *) Ausführliches an anderer Stell« dringendste Mastreael wird schärfster widerstand gr^n hi« h r serdlngscheu S «»eenliin« HI, «chg tzenili den kleineren Gemeinden, wo man sich untereinander kenne und die Wirkung von Beschlüssen übersehen könne. Diese Volkskraft habe man mit dem Raub der Selbstverwaltung ausschalte. Wenn man jetzt von leistungsfähigen Ländern spreche, so solle man ihnen doch ihre Steuerhoheit wieder geben und sie mit in Berlin beschlossenen Lasten verschonen, dann werde man sehen, daß plötzlich die Leistungsfähigkeit wieder da sei. Auch vom sächsischen Standpunkt aus müsse der «Berliner Segen" des Einheitsstaates abgelehnt werden; die verschiedenen Konflikte mit dem Reiche hätten ja den rechten Vorgeschmack davon gegeben, wie man mit den säch sischen Wirtschaftsinteressen umspringen möchte. Zum Schluß legte der Redner ein klares Bekenntnis zur Monarchie ab und betonte, nicht das Geld dürfe Führer dis Volkes sein, nach Pflichten müsse man die Welt teilen. Die Aussprache eröffnete Minister Dr. Krug v. Nidda, der sich mit einigen praktischen Fragen der sächsischen Politik beschäftigte. Er erklärte, die Beteiligung der Partei an der Regierung habe sich als richtig erwiesen. Wirkliche Erfolge könne eine Partei nur in praktischer Arbeit erzielen. Das sei geschehen, auch im Interesse der Landwirtschaft. Abg. Grellmann schilderte kurz die Tätigkeit der Land tagsfraktion. Sie habe, nachdem sie einmal in die Regie rung eingetreten sei, sachlich und loyal mitgearbeitet, und an dem von einigen Koalitionsparteien beliebten Krisenspiel habe sie sich nicht ein einziges Mal beteiligt. Im Kampfe für die christliche und nationale Einstellung des Volke« habe die Partei auch im Landtage in vorderster Linie gestanden. Zum Schluß gedachte der Redner der verstorbenen Frak tionsmitglieder Hofmann und Pa gen stech er. Frau Landtagsabgeordnete Lüttmann sprach über die Nöte der Jugend und hob die Aufgaben hervor, die der Frau daraus gestellt werden, Syndikus Tögel stellte Forderun gen für die Kommunalpolitik auf. Reichstagsabg. Hark mann betonte, wir müßten gute Deutsche, aber auch gute Sachsen bleiben. Reichstagsabgeordneter Domsch übte scharfe Kritik an verschiedenen parlamentarischen Erschei- nungen. Don lautem Beifall begrüßt, ergriff dann Geheimrat Dr. Kugenderg das Wort. Er betonte, es gebe zwei Arten, Politik zu trei ben, man könne die Fehler der Verfassung ausnutzen und mißbrauchen, oder man könne nur im Interesse der Sache arbeiten. Er wolle es mit der Politik der Pflicht halten und bitte dabei um die Unterstützung der Partei. Heute wolle er sich nur mit der Lage der Landwirtschaft und dem Dawesproblem befassen. Die Frage des Seins oder Nichtseins des deutschen Bauern sei so ernst geworden und habe sich so zugespitzt, daß sie nicht mehr ein Handelsobjekt bei der Bildung und Füh rung von Koalitionen bilden dürfe, sondern als «ine deutsche Daseinsfrage unter die selbstverständlichen Voraussetzungen des Wiederzustandekommens irgendeiner Rechts- koalition zu zählen sei. Lei einer neuen Rechkskoalikion müsse Gewahr gegeben fein, daß auf allen Gebieten gründ- llch Besserung geschaffen werde, sonst dürfe die Deutsch- nationale Partei keine Koalition mitmacheu. Lebensbedürf nisse der Landwirtschaft seien: 1) Eine zielbewußte, den in neren Markt sichernde »no die Ertragfähigkeit der Landwirt schaft wiederherstellenld« Wirtschaftspolitik. 2) Tine wirtschaftliche Organisation der Landwirt schaft, die ihr den gebührenden Platz innerhalb der gesam ten Wirtschaft zurückgibt. S) Lin« Lösung der Realkre- dttfrage. Dr. Hugenberg schilderte dann Inhalt und Entwicklung des Dawesvertrages in großen,Zügen und führte weiter u. a. aus: Der Weltkrieg hat «ine große Frage nicht nur nicht gelöst, sondern geradezu in den Mittelpunkt der Gefahren gestellt. Helfferich nannte sie die deutsch« Frage, der nüchtern in« Auge zu sehen der Wett nicht erspart bleiben könne. Da» Ergebnis de, Kriege» hat «inen Teil der Weltmaschine in «inen erbärmlichen und «fahr- drohenden Zustand versetzt — nicht nur Deutschland und Mitteleuropa, sondern auch Mßland und Eüdosteuropa, die wieder ohne Deutschland und Mitteleuropa nicht in Ordnung kommen können. Was den Friedensverträgen und der Po litik der letzten Labre zugrunde liegt, ist der unsinnige Ge danke, «inen Pest Herd neben sich schäften zu wollen, selbst aber von Ansteckuna frei zu bleiben. Darüber lacht der böse Geist der Menschheit, der sich heute in den Bolschewlsmu» verkleidet hat. Die „wett' beurteilt ihn falsch, wenn sie ibn al, örtliche Kankheitserschetnuna ansteht. Er ist «ine Krisis des Industrialismus der Welt. Vielleicht «ine Krisis unserer Kultur. Er ist «ine see lisch« Erkrankung de» modernen Grotzstodtmrnfchen, Hugenberg aus -em Seutschnationalen pakteitag in Dresden. Am Sonntag fand in Dresden der Deutschnationale Par teitag für Ostfachsen statt, der seine besondere Note durch das Erscheinen des neuen Parteiführer», Geheimrat Hugenberg, erhalten hatte. Kein Politiker ist in Deutschland, der von allen Seiten so umstritten, der so verschrien und verlästert worden wäre als rücksichtsloser Diktator und schlimmbrüten, der Plutokrat. Da tritt er ans Rednerpult, schlicht und ein fach im Wesen, so gar nicht Gewaltmensch, Jubelnder Bei fall begrüßt ihn — von vornherein «ine starke Welle von Verehrung und Vertrauen, die ihm aus der Partei entgegen flutet. Und dann spricht er und wird in der Rede zum Füh rer. Zwar schlicht auch und anspruchslos im Sprechen, ohne Haschen nach oratorischen Effekten, aber fesselnd und über zeugend durch die Klarheit des Vortrags und die Sachlichkeit feines Inhalts. Kein Anklang an Agitation, nur der be sorgte Ernst ist in seiner Rede, der sich aus dem Thema ergibt. Ueber den Verlauf der Versammlung ist zu berichten: In dem mit schwarzweißroten und weißgrünen Fahnen, Blattpflanzen und den Büsten Bismarcks und Hindenburgs geschmückten Saale des Dereinshauses hielt der Landesver band Ostsachsen der Deutschnationalen Volkspartei am Sonntag seinen Parteitag ab. Unter den Teilnehmern sah man eine größere Zahl von Reichstagsabgeordneten, auch Wirtschaftsminister Dr. Krug v. Nidda und v. Falkenstein war anwesend. Der Landesoerbandsvorsitzende Ritterguts besitzer von Lüttichau sprach die Degrüßungsworte, die be sonderen Beifall fanden, als er den Parteivorsitzenden Ge heimrat Dr. Hugenberg willkommen hieß. Der Redner betonte dabei, in der Zeit des Klassenkampfes, des Partei gezänkes und der parlamentarischen Mißwirtschaft sei es für die Partei doppelt notwendig, die Reihen zu schließen, den Gefahren ins Auge zu leben und den festen Willen zu zeigen, dem Führer zur Seite zu stehen, um ihm bei der Ent - fachung des nationalen Wider st andes zu hel fen. Der Parteitag solle beitragen, den Entschluß nach dem Worte des Freiherrn v. Stein zu festigen: „Nur die Nation kann wieder frei werden, die den eisernen Willen dazu ausbringt.' Der Vorsitzende der deutschnationalen Landtagsfraktion, Präsident Dr. Eberle, hielt dann den ersten Vortrag. Er übte Kritik an der Wei marer Verfassung, die jetzt chon einen Bund zur Erneue rung des Reiche» entstehen l eß. Immer deutlicher zeig« es sich, daß Bayern mit der Forderung der Rückkehr zum allen Bundesstaatssystem ehrlicher sei und auch richtiger handele als die Gegenseite. Diese versuche, Länder und Gemeinden ihrer Verantwortung zu berauben und innerlich ungesund zu machen, um damit zur „Reife" für den Einheitsstaat z> kommen. Am Ende dieses Weges stehe aber keineswegs Vie Gesundung» sondern ein Bankrott. Ganz besonder» zu ver urteilen sei es, daß man den Gemeinden mit der ste « er - lichen Verantwortung die Selbstverwal tung genommen hab«, Gemeindeversammlungen seien seit dem eigentlich nur noch eine komische oder vielmehr tragi komische Veranstaltung. Die Gewalt könne wohl, wie die Reichsverfassung sag«, vom Volk« au,gehen, aber nur in die überall in der Wett vorhanden ist, auch da, wo „ noch keinen politischen Bolschewismus gibt. Er ist der BeMn eine» zunächst seelischen und dann erst äußer« Aifamnwn- bruchs. Mit dieser Gefahr wird die Welt ohne Deutschland nicht fertig. In der deutschen Sozialdemokrat«, sitzt eigentlich derselbe Geist der Zersetzung, aber der ge sunde starke Sinn des deutschen Volkes, auch des sozialisti schen deutschen Volksteiles, sträubt sich gegen die Folgerun gen, gegen ein Zuendedenken dieser Krankheit, Gr glaubt einstweilen noch Unmögliche» miteinander vereintaen zu kön nen und kämpft gegen die Auswirkungen de» Gtsts», da» ar täglich neu verschluckt. Die „Wett" versteht diesen Kampf nicht. Sie will die allmähliche Unterhöhluna d« deutschen Widerstandskraft nicht sehen, weil diese Einsicht lwd«ut^ daß der Friede von Versailles zu Boden sinkt. Zur Vertuschung des wirklichen Tatbestand« sHotrren ungeheure Lügen durch die Wett. Leider ist Deutsch land selbst irgendwie an all diesen Lügen beteiligt, weil « nicht den Mut zur Wahrheit hat. Es bleibt nicht» Übrig, al» heute ganz offen und rücksichtslos zu sprechen. 2ch neuae nur die Lüge des steigenden deutschen Wohlstandes, die Düsse der deutschen Zahlungsfähigkeit, die Lüge der Kttwetzelk dar deutschen Währung. Ich nenne noch den Wahn, mit dem der Privatkapitalist de» Auslandes, der sein Geld « Deutschland gibt, damit Deutschland Reparationen zahlen kann, sich über die Sicherheit seine» Kapital» da- ruhigt. Er meint, im entscheidenden Augenblick, nach Zer reißen aller Schleier und Lügen, wenn der wahre Staad der deutschen Dinge zutage tritt, wenn Deutschland» „Kapi tal", Deutschlands Güter und Fabriken „Pfand und Eigen tum der Welt" geworden sind — werde die Well dl« er wachende Masse Deutschland» durch Fernhaltuna der Nah- rungszufuhr im Zaum und von der Zerstörung de» „Eigen- tums der Welt" abhalten könnens Als wenn tn solchen Augenblicken der Mensch noch rechnete! Der Dawesplan soll ja angeblich ein Werkzeuazur Wtztt- schaftlichen Wiedergesundung Deutschlands sein. Wenn das die Meinung aller Mttwirkenden gewefen wäre, hätte man ihn ganz ander» gemacht. Heute fleht der Dawesplan so aus, daß er zwei Weg« laufen kann. Er steht sozusager vor einer Doppelw eiche. Er kann eineu weg laufen, der beim Sturz d« Iriedea» von Versailles und der Rettung der „wett' eudet. Frankreich kann ruhig sein; wir wissen, daß unser« Zu kunftshoffnungen, wenn wir noch welche haben, nicht im We sten liegen. England kann ruhig sein; wir wissen, daß wir den Weltmarkt nicht mehr gewinnen können, sondern daß unsere Politik auf die Stärkung unsere» inneren Markte» gerichtet sein muß. — Der Dawesplan kann aber auch einen anderen Weg laufen, nämlich den der Besieglung der volschewifieraug Deutschland». Der Weichensteller in diesem kritischen Augenblick der Welt geschichte ist — Amerika. Amerikas augenblicklicher D«rtre- ter ist Parker Gilbert. Soll da» alle», was jytzt ge schieht, auf ein anständiges, ehrliches Auskosten eine» ver lorenen Krieges hinauslaufen oder auf die Begründung einer neuenSklaverei? Soll es in Zukunft in der Weltge schichte heißen: 1SLS versuchte Amerika iu Europa die Sklaverei end gültig einzuführeu? Das wäre auf di« Dau«r trotz allen ersten Wirtschaftssachver ständigen der Welt ein vergebliche» Unterfangen. Es gibt Methoden für Neger und Indianer. Gin Volk wie die Deutschen vor solche Zukunft gestellt, wird sich, trotz aller scheinbaren Geduld und Lenkbarkeit, schließlich aus dem In stinkt feiner Massen heraus lieber unter d«n brennenden Trümmerhaufen begraben, dessen Flammen die nahe und ferne Umgebung entzünden. Am Ende seiner Rede ermahnte der Redner da» „Bür gertum", in solchen großen Augenblicken d«r Geschichten die kleinen Aengste »» vergasen und für die Freiheit von Bott und Vaterland, für die Freiheit von Kindern und Ktndesklndern die Kräfte zufammenzufaffen. Di« klar durchdachte und ebenso vorg«tragene Rede aertum' in solchen großen Augenblicken der Geschichte die Versammlung einer Entschließung zu, tn der «, helßt: „Vie LeulfchaaKoaal« voN^rkri Lfisachstn sich« den k»m- meaden Reparanorwverhandiaageu mit «rast« Sorgt «aßgegm. vt« kriegischaldiag, gemäß Art. NI de» verfallt« Berttagm iors nicht «chr al, «nnchlage der ftladlich«, Äußerlich« oagesthen werden." Anzeigenpreis (in N«lch»mark): Li« 44 »w» breit« «bis Milllmelrrzril« 10 Pfg„ örtlich« Ameigen 8 Pf-., 8m Lchstl 00 aw> breite Millimeters«»« 00 Vfg. Für da» Erschrbw Anzeigen in bestimmten Nummern and an bestimmt«» l kein« Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Lrfch-Kuwomvetfe: Jede» llSerttaa abend» für den jol,enden Taw vezagrprch» für di« Z«U «ine» halben Monats: Frei tn« Hau, halbmonattich Mt. 1.20, beim Abholen in d«r GeschSst»st«ll wöchentlich « Vfg. Einzelnummer 10 vfg. 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Gemeindeverb and »girokafse Btschoftnoewa KNlt» Nr. 64 DerSäHWLrzSM Tageölaü fikAWHwer-a Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da» zur VerSffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschaft, de» Arbeitsgerichts und de, Haupt- -ollamt» zu Bautzen, des Amtrgnichts, de» Finanzamt», der Schulinspektion und de» Stadtrat» zu Bischofswerda behördlicherseits bestimmte Blatt