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May, Pfui Paul Richter Schneider Thomas Ulbricht, Vogel, Ziestel. Sehen wir das Einwohner-Meldeamtsverzeichnis durch, so finden wir, daß fast alle die damaligen Familien- namen heute noch vorhanden sind. Auffällig ist die geringe Auswahl der Domamen. Es wiederholen sich: Christofs, Elias, Hannß, Hansel, George, Matthes, Michael, Walther und Zacharias. Es ist in vorliegender Arbeit die alte Schreibweise bei behalten worden, um zu zeigen, daß die damaligen Gemein de- und Gerichtsschreiber, meist waren es die Lehrer des Ortes, sich nicht ängstlich an die Rechtschreibung hielten. Deshalb kommt es vor, daß man innerhalb eines Schrift satzes dasselbe Wort in mehrfacher Schreibart lesen kann. Weiter sei noch zusammenfafsend auf die Haupttätigkeit der Richter, des Gemeindeältesten und der Gemeindeschöffen hingewiesen, die damals jährlich bestand in der mehrmaligen Revision der Bäcker, um ein« Gewichtskontrolle des Brotes auszuüben, in der dreimaligen Besichtigung der Backöfen, Feueressen und Feuermauern, ob ste norden Feuersicher- heitsvorschriften entsprachen, in der Besichtigung der Ge meindewaldungen, des Gemeindelandes und der einzelnen Grundstücke, ob deren Pächter etwa unerlaubte Grenzver- Sicherungen vorgenommen haben. Ortsgefchichtlich sei noch festgehalten, daß in Wehrsdorf im Jahre 1683 Churfürstliches Militär (Soldaten. Kavalle risten und Musketiere) und 1687 eine Kompanie des Oberst- leutnants Flämming einquartiert waren. Paul Johannes Flechtner. Weidenkätzchen als Winterschmuck im Zimmer sind leider von vielen noch immer recht begehrt. Seit Ende November durch den ganzen Dezember und halben Januar werden Sträuße au» Koniserengrün und blen denden Kätzchen seilgeboten: Tausende, Hunderttausende werden täglich auf den Straßen den Paflanten angeboten und gekauft. Meist handelt es sich dabei um gärtnerische Züchtungen. Das find die bereit» weit vorgetriebenÄr Weidenzweiae mit auffallend gro- ßen Blutenknospen, die sich in dem satten Grün des umgebenden Radelwerke» wunderhübsch ausnehmen. Man seh« sich vorl Denn es gibt auch viele noch immer gewissenlose Kätzchenräuber, die schon im November die Fluren geplündert haben, die Körbe voll Weiden zweigen heimholen und die Kätzchen im warmen Wasser antreiben, um dann au» diesem Raub ein schnöde» Geschäft zu machen. Es ist sowohl der Berkaus wie der Erwerb solcher au» der freien Natur gestohlenen Weidenzweige verboten: nicht einmal schenken darf man sie sich lasten. Und da» mit Recht, denn wenn nicht dos gesamte Publikum endlich gegen den Frevel in der freien Natur Front macht, hört diese Sorte traurigsten Broterwerbs nicht auf, und die Bienenzucht, die im zeitigen Frühjahr auf die Pollen der Kätzchen angewiesen ist, weil sonst die junge Brut verhungert, geht immer weiter und weiter zurück. Damit kommt aber auch immer mehr zweifelhafter ausländischer Honig auf den Markt, zum Schaden des Verbrauchers und zum Schaden für die gesamte Volkswirtschaft. Man versäume daher nicht, nach der Herkunft der Kätzchen zu fra gen: »er damit handelt, muß sich über den Erwerb ausweisen kön nen. Wer das nicht kann» ist verdächtia,.entweder selbst zu den Na turfrevlern zu gehören oder deren Helfershelfer zu sein. Beide aber sollten der öffentlichen Aechtung verfallen. Klumen im Minter. Ein Halbweg» günstiger Spätherbst bringt noch immer eine An- zahl von blühenden Pflanzen. Merkwürdigerweise sind es meist solche, die schon einmal im zeitigen Frühjahre ihre Pracht entfaltet hatten. Heuer gab es mancherorts gar zwei Kirschen- und zwei Kartoffelernten! Da muß man sich nicht wundern, wenn Primeln und Veilchen und so manche andere März-Aprilblüher in der langen guten Sommerszeit Ruh« genug gefunden haben, um Im Spät herbst, bi» in den November und Dezember hinein noch einmal Blü- tenknospen zu entfallen. Am Fuße de» Lollaer Spitzberge» fand ich einmal zu Weihnachten wundervoll erblühte Veilchen: blühende Himmelfchlüsselchen und Gartenprimeln find gar keine Seltenheit. Immer blütenfroh ist da» Gänseblümchen oder Tausendschönchen, das sogar unter der Schneedecke seine bescheidenen Blumen behält und !m zeitigsten Lenz schon wieder alle Wiesen damit weißrot ourchwirkt. Die Pflanzen find zum Teil großartig der Kälte des Winter» angepaßt. Wäre dem nicht so, dann müßte ja alle Jahre di, MnvLerrlichkeit der ausdauernden Pflanzen total oernichtet werden. Li- Pflanzenwelt trifft freilich auch teilweise recht um- stündliche Vorbereitungen, um sich her Kälteperiade anzupaflen. Und wenn Bäume und Sträucher ihr Laub ab werfen aber wenig sten» vollkommen von aller Feuchte befreien, so ist da» «ine weste Maßnahme, ebenso west«, wie wenn die sorglich« Hausmuller vor starkem Nachtfrost Kannen und Behälter von Wasser leer macht. weil sie weiß, daß sonst die Gefäße durch das zu Eis erstarrte Wasser gesprengt würden Durch das abgeworsene Laub stehen die jungen Knospen, die zu Tausenden die Zweige bedecken, auch im freien Lichte, das ihnen ebenso not ist, wie den kleinen Kindern. Kinder und Knospen verkümmern in der Finsternis! Beide sind also lichthungrig. Beide wollen gepflegt und behütet sein, beide verlangen Schonung und Schutz: wenn sie später ihre volle Kraft und Schönheit entfalten sollen. Weihnachtspakete. Nicht jedem ist es vergönnt, am Fest der Liebe daheim z: sein und alle sein« Lieben um sich zu haben. Darum wird manches Paket mit Weihnachtsgrühen, Wünschen und Ge schenken in die Ferne gesandt, um dort mit wehmütigen Ge fühlen empfangen und geöffnet zu werden. Eine besr.idere Freude kann man dem Empfänger bereiten, wenn man beim Fertigstellen des Pakets auch auf die innere Ver packung Wert legt und den Schönheitssinn dabei nicht ganz beiseite läßt. Um in dem zu Beschenkenden keine allzu großen Erwartungen zu wecken und ihm dann gar Enttäuschung zu bereiten, sollte der Behälter (Pappkarton, Kiste usw.) für die Geschenke nicht so groß sein, daß die leeren Plätze mit einer Menge Papier oder Holzwolle ausgefüllt werden müssen. Die einzelnen Gegenstände hülle man je nach Geschmack in buntes Papier, welches mit schmalen Seidenbändchen oder Wollfädchen kreuzweise umbunden werden kann. Außerdem lassen sich allerlei andere Kleinigkeiten zum Einpacken und Verzieren verwenden, wie Watte, Schachteln und Kistchen, Stanniol, Silberpapier, Papierservietten, Oblaten usw. Wunderhübsche Wirkungen lassen sich mit diesen einfachen Mitteln erzielen, und wer eine poetische Ader hat, kann noch einige Verse, am besten natürlich heiteren Inhalts, den ver schiedenen Sachen und Sächelchen hinzufügen. Obenauf in der Mitte u»^ - Rändern oder Ecken des Pakets wird etwas Tannengrün ober Stechpalme befestigt, und ein reiz voller, echt weihnachtlicher Anblick bietet sich dem Beschauer dar. Wenn dann das Ganze noch gut verpackt, fest ver- schnürt und mit genauer Adresse versehen, zeitig genug ab gesandt wird, dann dürfte ein Weihnachtspaket immer sei nen Zweck erfüllen. Ein Riesen-Weihnachtsstollen. Kurfürst August der Starke von Sachsen, der es auch liebte, Ueberraschungen zu bereiten, wollte zum Weihnachts fest des Jahres 1730 für seine Umgebung einen beson : großen Dresdner Christstollen Herstellen lassen. Kein Bäcker war imstande, einen Christstollen von der Größe herzustellen, wie sie vom Kurfürsten gewünscht wurde. So mußte schnell ein besonderes Backhaus errichtet werd..., in dem der -iie- senstollen gebacken werden konnte. Als er fertig war, stellte es sich heraus, daß er auch mit dem größten Küchenmesser nicht zu durchschneiden war, und so mußte auch noch ein be sonderes Messer für das Zerteilen des Stollens angeferkigt werden. Dieser Riesenstollen war jedoch vollständig miß raten, so daß er nicht verzehrt werden konnte. Bücherschau. Bumbhutt, der Oberlausiher Hexenmeester. Der Faust des alten Puppenspiels, Eulenspiegel und Münch- Hausen erhalten einen Fahrtgesellen, Martin Bumbhutt, den Acbr- lausitzer Müllergesellen und Hexnmeestr. Auch ihn umwittert Gei» sterspuk, Boltes Weisheit birgt sich hinter seinen Narrenstreichen, und was er ausführt, ist lügenhaft zu erzählen. Langsam durch die Jahrhunderte ist seine Gestalt im Balke gewachsen. Gelchrte Volks kundler werden sich mühen, seine Züge und ihre Wandlungen zu deuten. Das wird aber den Schelm weniger berühren als das Glück, daß er endlich seinen Dichter gefunden, Rudolf Gärtner. Der erzählt, als sei er dabei gewesen bei des Hexenmeisters Fahrten und Taten. Behaglich wählt er die Worte. Eine Fülle von Gestalten steigt herauf, jede ein Knorren für sich, festumriflen, so wie auch Paul Sinkwitzder kunstreiche Holzschneider, sie vor uns stellt. Daß die Geschichten in Mundart geschrieben sind, stört ebensowenig, als etwa bei Reuter. Sie wird beim Lesen von selbst verständlich, und gar bald merken wir, daß die alten neuen Mären ihren köstlich» sten Reiz verlieren müßten, wollten wir sie ins Hochdeutsch über- setzen- Druck und Verlag von Friedrich Mao. T m. b. H.» verantwortlich für die Schrlftleitung Max Ftederer. sämtlich in Bischofswerda.