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Der sächsische Erzähler : 03.06.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192806035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19280603
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19280603
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-06
- Tag 1928-06-03
-
Monat
1928-06
-
Jahr
1928
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 03.06.1928
- Autor
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-L. MM MM HL Eh MM MM HL Gemeinnützige Blätter für Land-und HauS- VT TU VT TTTTV ^U,TTTTV Wirtschaft, Vieh, Geflügel-, Bienen und Fischzucht Beilage »um «üchMchrn Srrädler, Bischossweebaee Tageblatt Berantwortlich für Schrtftleitung: Oekonomterat Grundmann, Neudamm Rotationsdruck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H., Bischofswerda. Jeder Nachdruck aus dem Inhalt dieses Blattes wird gerichtlich verfolgt (Gesetz vom IS. Juni IVOitz MbMm« 1. GlnielkSslg kür »eerlchmelnchen. ist das Meerschweinchen fast unentbehrlich geworden und auch für die verschiedensten diagnostischen Blutuntersuchungen, wie z. B. der Wassermann'schen Reaktion zur Feststellung der Syphilis des Menschen, wird es benötigt. Trotz der Genügsamkeit des Meerschweinchens erfordert die Aufzucht die Beachtung gewisser hygienischer Maßnahmen, wenn die Zucht sich gewinnbringend gestalten soll. Vor Inangriff nahme der Zucht ist zunächst für eine sach gemäße Unterbringung der Tiere Sorge zu tragen. Der Stall muß trocken, warm, hell, luftig, aber zugfrei und gut ventiliert sein. Zweckmäßig ist die Unterbringung in Käfigen, wie Abbildung 1 zeigt, die aus etwa 1'/- om dickem Kistenholz gefertigt werden können, etwa 1 m breit, 75 om tief und 60 om hoch sind und einen Doppelboden besitzen, der nach einer Seite geneigt ist, damit der Harn abfließen kann. Die Ableitung des Urins kann durch eine an der Vorder- oder Rückenwand angebrachte Blechrinne erfolgen Diese Abflußeinrichtung ist entbehrlich, wenn genügende Mengen Torf- mnll als Streu vorhanden sind, der jedoch Vas Meerschweinchen, seine Zucht un- Haltung. von vr. W. Lentz. (Mit 2 Abbildungen.) Die Heimat des Meerschweinchens ist Peru, von wo eS wahrscheinlich im 16. Jahrhundert durch die Holländer übers Meer nach Europa gebracht wurde. Der Name ist mit diesem Transport über das Meer in Zusammenhang zu bringen und mit den grunzenden, quiekenden Tönen, die Ähnlichkeit mit den Stimmlauten des Schweines haben. Die Zucht des Meerschweinchens wird teils ans Liebhaberei betrieben, zum Teil aber auch des Verdienstes wegen. Die Möglichkeit, Gewinne auS der Meerschweinchenzucht zu ziehen, ist gegeben, davon feiten wissenschaftlicher Institute eine große Nachfrage nach diesen Versuchstieren besteht. Besonders bei der Fest stellung der Tuberkulose von Mensch und Rind Abbildung L rrei-Stasen-NSßg i»r Haltung von Meerschweinchen. häufig erneuert werden muß. Die Tür ist mit einem Drahtgitter zu versehen und alle Holz teile, besonders die Böden, sind mit Karbolineum zu bestreichen. Der Anstrich ist mehrmals un Jahr zu wiederholen, damit daS Faulen des Holzes verhindert wird. Das Dach und die Seitenwände sind zum Schutze q->en d-, Witterungseinflüsse mit Dachpappe zu benageln Die einzelnen Käfige können je nach Bedarf neben- und übereinander gestellt werden, so daß sogenannte Etagenkäfige wie Abbildung 2 veranschaulicht, entstehen. Während der warmen Jahreszeit können sie, mit der Vorderseite noch Süoen, im Freien aufgestellt werden, im Winter müssen sie aber unbedingt in massiven Gebäuden untergebrach» werden, da die Meerschweinchen sehr zu Erkältungen neigen und in großer Zahl daran zugrunde gehen. Die Größe der einzelnen Käfige wird von dem zur Verfügung stehenden Raume abhängig sein und von dem Zweck dem sie zu dienen haben. Im allgemeinen muß der Käfig für einen Bock und zwei Weibchen Unterbringungs- moglichkeit bieten. Besonderer Wert ist ans die Auswahl gesunder Zuchttiere zu legen, dn das Meerschweinchen, wie ich bereits »eiter eben sagte, gegen Witterung? einflülle sch, empfindlich ist. Die Mcht «MM» mst ßch« Monaten, die Weibchen mit acht Monaten zur Zucht verwendet werden. Zum Zwecke der Kostenersparnis kann man auch in Abänderung der oben in Vorschlag gebrachten Haltung, die Weibchen getrennt von den Böcken halten und muß dann auf acht bis zehn Weibchen einen Bock rechnen. Ist ein Weibchen brünstig, so wird es zu einem Bock gebracht. Die Brunst beim Weibchen gibt sich durch ein unruhiges Wesen zu er kennen. Es wühlt in der Streu und zieht sich in die Winkel des Käfigs zurück. ES ist un richtig, de» Bock zum Weibchen zu setzen, da die Männchen durch die fremde Umgebung ängstlich werden und keine Neigung zum Deckakt zeigen. Das belegte Weibchen wird wieder in feilten Käfig verbracht, erforderlichen falls nach fünf bis acht Tagen nachgedeckt. Nach etlva drei Wochen lassen sich durch vorsichtiges Befühlen des Hinterleibes die ersten Zeichen der Trächtigkeit fest stellen. Am 63. bis 65. Tage erfolgt im all gemeinen die Geburt, und zwar bringen Erstlings tiere meist nur ein Junges, in späteren Trächtigkeitsperioden zwei bis drei, mitunter auch vier bis fünf voll ständig entwickelte Junge zur Welt. Während der Trächtigkeit sind die Muttertiere selbstver ständlich besonders gut zu ernähren, gleichzeitig ist für peinlichste Sau berkeit der Käfige Sorge zu tragen. Nach Mög lichkeit sind nur zwei Muttertiere in einem Käfig unterzubringen, die Käfige selbst sind reichlich mit trockener und weicher Streu zu versehen. Nach dem Werfen sind Störungen jeder Art zu ver meiden. Als Beifutter für die säugenden Mütter sind im Sommer der saftreiche Löwen zahn, im Winter Mohrrüben zu empfehlen. Die Jungen beteiligen sich meist schon am zweiten Tage nach der Geburt an der Mahlzeit, benötigen aber trotzdem die Muttermilch etwa 14 Tage lang. Nach 8 bis 9 Monaten haben die Jungen ihre volle Größe erreicht und können zur Zucht Verwendung finden. Bei guter Pflege können sie ein Alter von 6 bis 8 Jahren erlangen. Mit sechs Wochen haben sie im allgemeinen das für wissenschaftliche Zwecke erforderliche Mindestgelvicht von 250 Gramm erreicht und können zum Verkauf gelangen. Die Muttertiere können schon einige Tage nach dem Werfen wieder neu belegt werden, so daß es möglich ist, vom selben Tiere bis zu fünfmal im selben Jahr Junge zu erhalten. Das Einlegen von Erholungspausen ist vorteilhaft. Zur Förderung der Körpcrkonstitution der Tiere ist es vorteilhaft, ihnen Chlorkalzinm zu verabfolgen, in dem man vier Gramm kristalli siertes Chlorkalzium in 10 Liter Wasser löst und diese Flüssig keit als Tränkwasser reicht. Den Meerschweinchen muß man, wie allen anderen Tieren, ein ihnen zusagendes Futter geben und nur bestes Futter sollte man verfüttern. Folgende Eigenschaften des Futters sind unbedingtes Erfordernis: Zu nächst muß es sauber und reich lich sein, es soll Abwechselung nicht fehlen, cs muß den Tieren zusagen und ihnen regelmäßig und Pünktlich verabfolgt werden. Es ist nicht nötig, den Tieren Hafer, Gerste, Kleie, Kartoffeln oder Brot und Semmeln zu reichen, sondern cs reicht z. B. vollständig ans, wenn sie im Winter als Grund futter gutes Wiesen-, Klee- oder Luzerncheu erhalten und Beigaben von in Scheiben ge schnittener roher Futterrüben und im Sommer Grünfutter, wie frisches Gras, Klee oder Lu zerne. Unverdorbene Küchenabfälle und ab gekochte Kartoffelschäler, können natürlich auch gefüttert werden, dagegen vermeide man die Ab gabe roher Kartoffeln und eines WcichfutterS aus Kleie und Mehl. Die Fütterung hat Pünktlich dreimal täglich zu erfolgen. Wasser ist nur bei großer Hitze zu reichen, da bei Verabfolgung des in Vorschlag gebrachten Futters für genügende Wasscrzufnhr gesorgt ist. Jeder Futterwcchsel ist allmählich vor- znrlehme», besonders beim Zukauf neuer Tier« ist zunächst auf die Fortsetzung der Fütterung in der alten Weise Wert zu legen. Als Abnehmer für Meerschweinchen kommen alle mit >r Erforschung und Bekämpfung menschlicher und tierischer ansteckender Krankheiten arbeitenden Institute in Betracht, wie die hygienischen und physiologischen Institute der Universitäten und Tierärztliche» Hochschulen, die Nahrungsmitteluntersuchungsämter, die Gesundheitsämter, die Bakteriologischen Institute der Land'.virtschaftEmmerii und andere mehr, j A» dtl RK'Lh» ist die Lieferung gesunder Tiere. Darum ist die Beachtung der hier in kurzen Umrissen wiedergegebenen Haltungsmaßnahmen strengstes Erfordernis, wenn sich die Zucht des Meerschweinchens gewinnbringend gestalten soll. Zurück zur Natur! Bon T. vom Walde. Diese Überschrift ist zu einem Wahlspruch in der heutigen Zeit geworden. Wahlsprüche sind aber noch keine Taten oder Erfolge, und auch diese Losung wird für die große Masse unseres Volkes eine Redensart bleiben. Ein weitblickender Mann war es zweifellos, der diese Forderung der Weisheit erhob, und einsichtsvoll sind seine An hänger, denn die sogenannte Kultur kann unter Umständen zum Totengräber der Menschheit werden. Volksschichten und Völker gehen an ihrer Kultur zugrunde, wenn sie die Verbindung, den Zusammenhang mit der Natur, verlieren. Die Kultur ist bei der großen Masse nur Tünche, Lack und Schminke. So habe ich nur sehr selten in meinem schon ziemlich langen Leben die Wahrnehmung machen können, daß Landkinder nach jahrelangem Auf enthalt als Arbeiter oder Dienstboten in größeren Städten oder Jndustriegegenden bei ihrer Rück kehr in die ländliche Heimat gesitteter gewesen wären, als sie es vor ihrer Landflucht waren. Man hört oft von den Städtern die Behauptung aussprechen, baß das ungefüge Landvolk in der Stadt kultiviert würde, daß es hier Schliff be komme. Diese Behauptung ist nicht nur als leerer Wahn, sondern geradezu als Unfug zu bezeichnen, denn die Mehrzahl der Dörfler er liegt m der Stadt sehr bald den übelsten Ein flüssen. Die wahren „Segnungen der Kultur nehmen die urteilsunfähigen Menschen nicht in sich auf. Was sie auf das Land an städtischen Errungenschaften zurückbringen, ist lächerliche Vor nehmtuerei und die Sucht zur Überhebung und Verhetzung auf allen Gebieten. Für das platte Land ist die Rückkehr derartiger Kulturmenschen kein Gewinn. Wie die Forderung „Zurück zur Natur!" dem Heil der Menschen gilt, so sollten wir sie auch für die Geschöpfe gelten lassen, die uns Lesern dieser Zeitung näherstehen als der größte Teil der sogenannten Krone der Schöpfung. Ich meine mit diesen Geschöpfen unsere Tiere. Seitdem das Geschick die Menschheit schuf und auf Erden etablierte, hat diese Menschheit in immer steigendem Maße und sich über schlagendem Tempo die Natur vergewaltigt und was in ihr lebt, brutalisiert. Noch heute ist der Höchstkultivierteste Mensch der festen Überzeugung, daß alles auf Erden nur zu seinem Nutzen, daß das Tier nur zu dem Zweck geschaffen sei, um von ihm zur Arbeit benutzt oder gemordet und gefressen zu werden. Schon der Urmensch ging, außer mit Tötung, mit Freiheitsberaubung gegen die wildlebenden Tiere vor und machte eine Anzahl von ihnen zu sogenannten Haustieren, richtiger Stalltieren. Die Freiheitsberaubung hat der moderne Mensch in steigendem Maße fortgesetzt, denn in den Betrieben, in denen die naturwidrige Stall fütterung üblich ist, sind die bedauernswerten Tiere zur lebenslänglichen Kettenstrafe venirteilt. In den größeren Viehhaltungen dieser Art ist wenigstens das Jungvieh jahrgangsweise in Lauf stüllen untergebracht, in denen sich die Tiere bewegen können, aber in den kleinen und kleinsten Wirtschaften, in denen gewöhnlich Platzmangel herrscht, kommt das Kalb mit vierzehn Tagen an die Kette und bleibt sehr ost daran, bis cs als alte Kuh dem Fleischer überliefert wird. Dem bedauernswerten Geschöpf fehlen während seines ganzen Lebens alle wohltätigen Einwirkungen der Natur: Sonnenschein, gute Luft, Bewegung und oft genug sogar das Licht. Es verbringt sein Jammerleben im dumpfen Stalle, es kann nur liegen oder stehen und stehen oder liegen! Eine solche Tierbehandlung ist nicht nur grausam und daher unsittlich, sondern sie spricht auch allen Regeln der Tierzucht und Tierhaltung blutigen Hohn. Es ist unmöglich, daß bei einer derartigen Vergewaltigung der Natur körperlich und geistig voll entwickelte, gesunde und leistungs fähige Tiere erwachsen. Da in manchen bäuerlichen Wirtschaften die Herz- und sinnlose Gefangen haltung der Tiere durch Generationen fortgesetzt wird, braucht man sich nicht über die verblödeten Kuhkrüppel und -Kretins zu wundern, die man dort oft genug zu sehen bekommt. An diesem traurigen Zustand ändert auch die beste Fütterung nichts. Es ist aber auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht bedenklich, denn nach statistischen Angaben erzeugt der Kleinbetrieb mehr Vieh als der große Besitz. Die Pferde- und Jagdgcbrauchshund-Züchtcr verwerfen eine Zucht, welche den alten und jungen Tieren nicht völlige Bewegungsfreiheit, ausgiebiges Auslaufen und -Tummeln im Freien gewährt, als ein Ding der Unmöglichkeit. Sie erstreben schöne Formen, Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Gewandtheit. Der Pferde züchter erreicht ohne Weiden oder wenigstens genügend große Laufplätze seinen Zweck nicht. Wenn auch der Rindvichhaltcr und -Züchter andere Ziele, in erster Linie Milchergiebigkeit und Walkfähigkeit, verfolgt, so wird auch ihn naturgemäße Aufzucht des Viehes bei aus reichender Bewegung in Sonne, Luft und Licht und daraus folgende Ausbildung eines starken Knochengerüstes, einer derben Muskulatur und gesunder innerer Organe sein Ziel sicherer er reichen lassen. Nach meinen Erfahrungen ist es leider oft nicht so leicht, den kleinbäuerlichen Stallvichhalter von dieser Notwendigkeit zu überzeugen. Sie machen gegen den Vorschlag, ihr Vieh auszutreibcn oder, falls das nicht möglich, doch wenigstens täglich ein paar Stunden aus t-en Hof zu lassen — diese Vergünstigung wird doch sogar den Zuchthäuslern gewährt — allerlei Einwendungen, wie: DaS Vieh erkältet sich, es macht Bockspritng« und bricht die Knochen, es rennt gegen eins» s Wagen oder irgendein andere» Gerät, es hetzt! sich zu sehr ab usw. Die unbestreitbare Tatsache, daß alle Tiere, namentlich die jungen, ein starkes Bedürfnis nach Bewegung haben, wird sehr »ft verkannt, und alle Mängel, die das Stakldieh im Gegensatz zum Weidevieh erleidet, solle» dann vermeintlich durch beste Fütterung weit gemacht werden. Um meine Vorstellungen überzeugungsvoller zu gestalten, habe ich zu Vergleichen meine Zuflucht genommen. So fragte ich verschiedene Leute, was für ein Mensch nach ihrer Ansicht aus einem Kinde würde, welches in, zartesten Alter mit einem kurzen Strick am Pfosten seine» Bettes angebunden würde, also jahraus, jahrein nur liegen, sitzen oder stehen könne. Jede andere Bewegungsfreiheit sei,hm versagt, es komme nle an die frische Lust, würde aber kräftig ernährt. Gegen die Richtigkeit der erhaltenen Antworte« war in der Regel nichts einzuwenden, denn sie lautete fast immer dahin, daß aus einem derart behandelten Kinde, falls es überhaupt am Lebe« bliebe, ein Krüppel an Körper und Geist werden müsse. Aber der Weisheit letzter Schluß offen barte sich nachher doch in der Erklärung: „Det iS doch ooch een Minsche un keen Diert «ich." Die Krone der Schöpfung hält eben noch immer krampfhaft an der Vorstellung fest, daß hinsicht lich der natürlichen Lebensbedingungen und -tätigkeiten zwischen Mensch und Tier ein gan- gewaltiger Unterschied besteht. Mein bestes Mittel zu überzeugender Be lehrung und Bekehrung von Saulussen zu Paulussen ist mein eigener kleiner Viehstand. Ich treibe mein Vieh vom zeitigen Frühjahr bis in den Spätherbst täglich bei Wind und Wetter aus. Es sucht sich sein Futter auf unbestellten Ackern, aus sogenannten Löchern im Kiefernwalde und am Ufer eines Sees. Bei dieser Lebensweise entwickeln sich die Tiere vorzüglich, bekommen gute Formen, behalten kurze Hufe, sind un empfindlich gegen rede Witterung und im Herbst bei dieser „Fettweide" rund und aalglatt. Mit aleichaltem Stallvieh gleichen Schlages verglichen sind meine Tiere „Puppen". Infolge der guten körperlichen Entwicklung und gesunden Lebens weise kalben die Kühe meist ohne Hilfe, sogar Färsen hatten verschiedentlich gekalbt, wenn jemand, um nach ihnen zu sehen, in den Stall trat. Abgesehen vom züchterischen Wert des Weide ganges spreit auch die Futterersparnis und die Verwertung von Futtermitteln, welche sonst nicht genutzt werden, eine sehr beachtenswerte Rolle. Das letztere trifft für alle Flächen zu, deren Aufwuchs zur Heuwerbung aus irgendwelchen Gründen nicht gemäht werden kann. Der Ein wand, daß das Weidevieh den Dung vertrage, kommt den großen Vortellen des Austrieb» gegenüber nicht in Betracht. Es gibt Landstriche, deren Wirtschafts-Verhält nisse dem Viehaustrieb ungünstig gegenüberstehen. Dies gilt für Gegenden mit intensivstem Ackerbau, wo in der Regel die Wiesen nur eine geringe Fläche einnehmen, Weidegründe aber gänzlich fehlen. Aber auch hier wird der Landwirt, der den Willen zum Austrieb besitzt, sich zu helfen wissen und Rat schaffen. Und wenn nicht während der ganzen besseren Jahreszeit ansgetrieben werden kann, so bietet doch der Herbst mit seinen abgeernteten Äckern und Wiesen, Gründüngnngsschlägen u. a. m. Gelegenheit dazu. Wer seinem Vieh und damit sich selbst wohl will, wer an der Verbesserung und Gesundung der durch jahrelange Stallfütterung nicht mehr normal entwickelten Viehstände Anteil nimmt, gewähre seinem Vieh das Grasen und die Be wegung in Luft, Licht und Sonnenschein! Etwas über den Nohlrabi. Bon Hcrpers. Saftige Kohlrabi von genügender Dicke erzielt man nur bei flottem, durch keine Stockung unterbrochenem Wachstum; darin liegt der Schlüssel des Erfolges. Das setzt zunächst voraus, daß sich der Boden in guter Dungkraft befinden, also reich an Nährstoffen, und zwar besonders an solchen leichtlöslicher Art, sein muh. Man kultiviert Kohlrabi, wenn auf besonderen Beeten angebaut, gewöhnlich in zweiter Tracht, da sie nicht so anspruchsvoll als Blumen- und Kopfkohl sind. Selbstver ständlich können sie auch nach Stallmistdüngung angebaut werden, da eine genügend humose Be schaffenheit des Bodens die erste Vorbedingung für die Höhe des Ertrages ist. Eine kleine Kunstdüngung macht sich immer bezahlt: man verabreiche je 100 qm etwa 2 kx sOprozentigrs Kalisalz, 2,50 kx Superphosphat und 2,50 kg schwefelsaurcs Ammoniak, vermenge diese Dünger gut miteinander, streue sie ein paar Wochen vor der Bepflanzunm aus und bringe sie flach unter. Neben Verabreichung ae- nügendcr Nährstoffe ist weiterhin der Be wässerung große Aufmerksamkeit zuzuwenden. Mangel an Wasser zeitigt holzige Knollen; auch nicht für kurze Zeit dürfen die Kohlrabi pflanzen unter Trockenheit leiden, weil di« Knollen darunter zu leicht ihre Saftigkeit und damit ihren Wohlgeschmack einbußen. Darum sorge man rechtzeitig für ausgiebig« Bewässerung; ab und zu verabreiche man auch einen verdünnten Jauche- oder Latrineguß, nur tue man darin „des Guten" nicht zu viel. Wenn heute allgemein vor zu häufiger Anwendung von Jauche oder Latrine gewarnt wird, so ist diese Mahnung berechtigt; denn es kommt bei der Erzeugung nicht allein auf die Menge, sondern auch auf die Güte und Be kömmlichkeit bzw. den gesundheitlichen Wett der Erzeugnisse an, und ohne Zweifel drückt starke Jauche- oder Latrinedüngung den ge schmacklichen und gesundheitlichen Wert des Gemüses herab, ganz abgesehen davon, daß solches Gemüse zum Sterilisieren nicht ver wendbar ist. Aus praktischen Gründen wird
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