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Der Sächsische Mähler deit14^ Dezember IS?«. Beiblatt zu Nummer 2S0. ih !t. «IN« iihn. » I > Der Mordprozeß Donner. Der Angeklagte Krönert erklärte zu -seinen Geständ- n, richtig wäre nur, was er jetzt nacht ruhiger Ueber. Die vier Nobelpreisträger. unserBild zeigt in der Mitte den Stifter des Nobelpreises Alfred Nobel und die vier Preisträger: Obere Reihe von links nach rechts Briand, Stresemann, untere Reihe von links nach rechts Da wes, Chamberlain. wickelte sich daraus «ine gewiss« Eifersucht, und ihr seelischer Zustand kam immer mehr aus dem Gleichgewicht. Zudem müsse man hier beachten, daß Frau Donner durch allerhand Erlebnisse sehr früh reif geworden sei. Durch ihre Teil nahme am Schausvielunterricht würde ihr« Phantasie noch mehr gesteigert. Nach Anknüpfung des Verhältnisses mit Krönert führten die Beziehungen'in kurzer Zeit zu zwei maligen Fehlgeburten. Was sie dabei durchgemacht, ist an iht zweifellos auch nicht spurlos vorübergegangen. Zu Krönert sei sie in eine gewisse sexuelle Abhängig keit geraten, die aber nicht als Liebeshörigkeit angesprochen werden kann. Frqu Donner war bemüht, die Wahrheit zu sagen, es sei ihr auch zum Teil zu glaüben. Wo sie aber noch die Unwahrheit sagt, da bilden der moralische Nieder gang und erhöhte Phantasietätigkeit die Ursache dazu. Man ches ist aber auch bei ihr infolge der langen Zeit verwischt worden. Alle diese Verhältnisse hätten bei ihr einen Zu stand geschaffen, der sie milder beurteilen läßt.' Aus Vorhalt -Des Verteidigers Dr. Pittrlch führt -er Sachverständige noch näher aus, es werde wohl wenige Menschen gehen, die einer Verhandlung dieser Art so scharf zu folgen vermögen, wie es hier die Angeklagte getan hat; das läßt dann aber auch wiederum darauf schließen, daß sie damals bei der Ausführung der Tat alles genau verfolgt haben dürfte. Rechtsanwalt Dr. Mirich: Herr Sachverständiger, trauen Sie der Frau Donner einen Mord zu? Halten Sie die Angeklagte für fähig, eine solche Tat zu begehen? Sachverständiger: Nein; dazu Halle ich sie nicht für fähig. Damit schlossen die Erörterungen. Die Verhandlung wurde abends abgebrochen. Am heutigen Montag finden die Plädoyers statt. Vors.r Angeklagte Donner, wie benahm sich der Zeuge Hirsch bei Ihrer Vernehmung? War er schroff, drohte er mit Hast? L Aagekl.: Ich kann nur sagen: Herr Hirsch hat sich sehr freundlich benommen; er behandelte mich in jeder Beziehung menschlich. Zeugin Helm bekundete, wie auch schon zuvor der Zeuge Hirsch, sie habe uu rtgetreu niedergeschrieben, was ihr Krö nert diktiert hatte. Nissen, richtig wäre nur, was er jetzt nach ruhiger Ueber- legung gesagt habe, worauf der Vorsitzende bemerkte, er wolle wohl sagen:, „nach ruhiger Zurechtlegung?" Zuletzt wurde noch Generaloberarzt Dr. Bennecke als Sachverständiger gehört, um über den Geisteszustand der Donner zu berichten. Er führte aus, daß reichlich Gelegenheit vorhanden war, eingehende Untersuchungen und Nachprüfungen aufzustellen. Dr. Bennecke beschäftigte sich zunächst mit der Person des Getöteten, der kranke Brü der gehabt, selbst aber geistig ein ungewöhnlich gutentwickel ter Mann gewesen ist. Donner und seine Frau hätten aber nicht zuein a n der gepaßt; er war überfein und von ernster Lebensauffassung erfüllt. Ungleich im Charakter, sei die Ehe anfänglich doch harmonisch gewesen. Anders war es nach dem Kriege. Die Frau war verbohrt in dem Gefühl, ihr Mann unterhalte andere Beziehungen; es ent- Kaninchen-Ausstellung in Rammenau. Der hiesige, seit 2 Jahren bestehende Kaninchenzüchterverein hatte unter seinem rührigen 1. Vorsitzenden, Herrn Max Pre sch e r - Rammenau, das Wagnis unternommen, eine 1. Kaninchen- Ausstellung am Sonnabend und Sonntag in der Turnhalle abzu halten. Und gleich vorweg sei es gesagt, daß die Ausstellungslei tung samt ihren freiwilligen Helfern aus einen vollen Erfolg zu- rückblicken kann. Dieser wurde erreicht durch guten Besuch, durch Stiftung äußerst zahlreicher und wertvoller Ehren-, b«w. Geld preise seitens der Bewohnerschaft,-. der.-Gemeinde, der Ritterguts herrschaft usw., welche gleichzeitig opmikihr Interesse für die heimi sche Kaninchenzucht zu erkennen gaben,. Aber auch die Bruder vereine von Bischofswerda, Franönthal, Hauswalde und Freital hatten den Verein mit Ehrenpreisen uÄerstützt, weshalb nochmal allen, die zum so guten Gelingen der Schau beigetragen, durch Stiftung von Preisen, freiwillige.Mitarbeit usw. der herzlichste Dank des Vereins ausgesprochen sei. Die Schau in der Turnhalle war mit großem Geschick ausgestellt und übertraf bei weitem die Er wartungen, die man an eine solche in Landorten zu stellen gewohnt ist. Die Käfigreihen waren in Hufeisenform 3fach übereinander aufgestellt und auch des. Abends sehr gute Beleuchtung vorhanden, so daß die prächtigen Tiere mit ihren schönen Fellen sehr gut zur Geltung kamen. Das milde Wetter prägte sich auch bei den Kanin chen aus, indem manche noch nicht im vollen Besitzer ihres Winter pelzes waren. Auf weihgedeckten Tafeln, schön mit Fichtengrün dekoriert, befanden sich die zahlreichen und wertvollen Ehrenpreise, . In der Verhandlung am Sonnabend bildeten die von dem Angeklagten bestrittenen Ceständnisprotokolle Haupt gegenstand der Erörterungen. Nahezu zwei Stunden wurde allein der Kriminalkommissar Hirsch vernommen und wäh rend dessen Befragung weiterhin der Gerichtsbeschluß ver kündet, noch die Stenotypistin Helm vom Polizeipräsidium mit dem Stenogramm als Zeugin herbeizurufen. Nachdem sich der Zeuge Hirsch über die ganze Vorgeschichte geäußert hatte, wurden die abgelegten Geständnisse, insbesondere wie sie erfolgt sind, eingehend besprochen. Erst hat der Zeuge selbst geschrieben, dann wurde die Stenotypistin geholt, der Krönert seine Aussagen geradezu diktiert hat. Der Vor-, sitzende brachte die Niederschriften abschnittweise zum Vor trag. Krönert hat zunächst folgendes zugegeben: „Ich war zu dem Entschluß gekommen, Donner aus dem Wege zu schaffen, und daß ich ihn aus dem Wege schaffen wollte, war zuvor von mir und der Frau Donner gemeinsam besprochen worden. Ich sagte ihr dann später, daß ich das vorhabe. Ich kann aber nicht sagen, daß sie ihr« Zustimmung gegeben hat. Sonst ist Frau Donner völlig schuldlos und hat mit der Sache nichts zu tun. Dorf.: Können Sie unter Eid angeben, daß jedes Wort, wie es hier im Protokoll niedergeschrieben ist, so von Krö nert gesagt worden ist? Zeuge: Jawohl, das stimmt; so wie es ausgeschrieben ist, hat Krönert gesagt. Dann trug der Vorsitzende das Geständnis der Frau Donner vor; es lautete: „Am Tage vor der Tat besuchte mich Krönert in meiner Wohnung und fragte, wann mein Mann Patrouille machte, was ich ihm mitteilte. Krönert sagte, er werde am nächsten Tage wiederkommen. Er erschien auch gegen 10 Uhr abends und stieg zum Fenster ein; mein Mann schlief schon in sei- t nem Zimmer. Wir hockten wie zwei Kinder zusammen. Krönert war sich noch nicht schlüssig, die Tat zu begehen. Ich sagte ihm, er solle es nicht machen, weil ich Angst hätte. Die Waffe meines Mannes habe ich Krönert gegeben. Ich war sehr aufgeregt. Krönert verließ durch das Fenster mein Schlafzimmer. Ich bin dann eingeschlafen, hörte später ein Geräusch; ob es ein Schuß gewesen ist, kann ich nicht be haupten. Kurze Zeit später kam dann Krönert wieder zu mir ins Schlafzimmer. Ob wir über die Tat gesprochen, weiß ich heute nicht mehr. Ich fühle mich insofern schuldig, als ich diese Tat verschwiegen habe. Durch Kinderpflege war ich damals überanstrengt. Ich habe die Waffe Krönert ge geben, weil wir annahmen, daß dadurch ein Unglücksfall vorgetäuscht werden könnte. Krönert sagte mir, als er die Tat ausgeführt hatte, daß er die Pistole neben die Leiche ge legt habe." Dorf.: Stimmen auch diese Angaben mit dem Wort laute der Niederschrift überein? Ist nichts überhört worden? Zeuge: Ich kann auch hier nur wiederholen, daß es sich um wortgetreue Niederschriften handelt. „Wär gut, daß wir ihm gleich von vornherein deutlich einen Wink gaben. Brutal, aber notwendig!" Erich sagte nichts, er dachte wieder nach und August warf ihm einen fräsenden Blick zu. Hatten sie vielleicht doch zu vorschnell gebandelt? Schließlich, sie verstanden nicht» von kaufmännischen Dingen. Oie drei Brüder von Korff. Roman von O. von Honstein. Copyright 1925 by Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. (4. Fortsetzung.) «Nachdruck verboten.« Sie fanden im vierten Stock ein nicht allzu teures Zim mer und Erich hätte sich am liebsten niedergelegt, aber er bezwang sich, als August sagte: „Ich denke, wir essc.i jetzt im Heidelberger was. Das ist gleich im Haus und soviel ich mich erinnere, gut, und dann legen wir uns nieder. Wir haben ja alle drei mor gen allerhand vor." Sie saßen dann bald an einem Ecktisch und speisten, da hörten sie sich angerufen. „Herrgott was macht Ihr denn hier?" Ein junger Herr, sehr elegant im modernsten Anzug, ein Monokel im Auge, stand vor ihnen und wenn auch etwas süßsäuerlich, lächelnd, streckten die drei ihm die Hände entgegen. „Sieh da, Detter Ortlieb." Leutnant a. D. Ortlieb Viktor Gerlach, der allerdings die kleine Schwäche hatte, das Viktor meist mit einem etwas klein geratenen V abzukürzen und der nicht böse war, wenn man ihn Herr von Gerlach anredete, drückte di« Hände. „Zum Vergnügen hier?" „Leider nein. Wenn man, wie wir und du ja auch, sein Leben» vollkommen umstellen muß, gibt es allerhand zu tun." Ortlieb Gerlach schien höchst erfreut. „Das trifft sich ja ausgezeichnet. Darf ich bei Euch Platz nehmen?" „Natürlich." Sie mochten ihn alle drei nicht besonders, aber — er war allerdings ein entfernter Verwandter und so ging es nicht ander. Einen flüchtigen Blick warf August über des Vetters elegantes Aeußere. Sie wußten, daß er vollkom- vermögenslos war. „Dir geht es gut, wie man sieht?" „Vortrefflich! Wie sollte es auch nicht! Jetzt, wo das Geld geradezu auf der Straße liegt." August lächelte, etwas peinlich berührt. „So, so. Was treibst du denn eigentlich?" „Ich sage euch, vortrefflich geht es mir. Ich bin jetzt Direktor der^skandinavisch-deutschen Handelsgesellschaft." droben ist alles Harmonie und Ordnung,- nach ewigen Gesehen -4^/ wandelt jedes Glied der großen glänzenden Ge.ueinschast; ^lbst die regellosesten unter ihnen, die Kometen, ziehen ihren vorge schriebenen Weg. Welch Kontrast gegen das Getümmel hier unten! O sich nach den Sternen, und wenn der du ^ - Erden- tag, wenn daS Irdische Gewölk sie dir verbirgt, so denke an sie und vergiß nie, baß sie über allen Wolken und Schatten, über ollem Sturm und llngewitter ruhig lächelnd Raabe. „Natürlich, kolossal zu tun. Wenn ich mein Auto nicht hätte! Mein Zentralbüro habe ich allerdings in meiner Villa im Südende. Aber wir haben in Berlin drei Filialen und gründen täglich neue. Es soll so ein Netz über ganz Deutsch land gezogen werden. Dazu all die Verhandlungen mtt den ausländischen Konsulaten und erst heute war ich wie ¬ der den ganzen Lag im Finanzamt." Augusts Stirn begann sich zu falten. „So, so." Ortlieb lachte. Er sah mit seinen vierundzwanzig Jahren fast knabenhaft aus „Glaubst es wohl nicht? Da seht mal den Pack Briefe an! Hier vom Finanzamt, da einer vom russischen Konsulat, da von einem Geschäftsfreund aus Guatemala." Einen flüchtigen Blick warf August auf die Briefe, die alle an „Herrn Direktor von Gerlach" adressiert waren. „Seit wann heißt du denn ?" Ortlieb wurde etwas rot. „Ach so! Heißt natürlich Viktor. Die Leute denken, wenn einer Leutnant war — aber — was macht Ihr denn?" „Ich werde nach Schwechau gehen und aufbauen." „Natürlich! Und du, Werner?" „Ich werd« wohl in den Bergwerksdienst übertreten." „Nanu! Du hör mal, da habe ich mass Ich suche einen Direktor für unsere Filiale in Königsberg. Wird natürlich glänzend bezahlt. Auch selbstverständlich Geschäftsauto, hohes Gehalt und Spesen — kommt wirklich auf ein paar Lappen nicht an. Wenn du willst —" Werner war sehr förmlich. „Aeußerst freundlich, lieber Vetter, aber —" „Wir reden darüber, kann gleich morgen perfekt ge macht werden — sieh da, da kommt mein Kompagnon und mein Diener, der ihn zu mir bringt." Er sprang auf und trat einem Herrn Entgegen, einem großen Mann mit glatt rasiertem Gesicht und etwas bru talen Zügen, dem ein Livreediener den Mantel nachtrug. „Halloh! Herr Swendson darf ich die Herren be ¬ kannt machen. Herr Swendson — Grobkaufmann aus Stockholm und mein Sozius. Gestatten Sie — meine Vet tern — Baron August von Korff, Baron Werner, Baron Erich." Er legte einen besonderen Ton auf den Baron. „Ihr gestattet, daß wir hier bei euch bleiben. Ja, mein ieber Herr Swendson, da hatte ich eine Freude, meine Vet tern zu treffen Sie wissen, der hekannte U-Boot-Korff st geschäftlich hier. Ich hoffe, er wird unsere Filiale in Kö nigsberg übernehmen." Herr Swendson warf ihm einen kurze» Blick zu, der anscheinend befriedigt« und machte eine kurze Verbeugung. „Mein Sozius hat vollkommen freie Hand." Er sprach ein etwas gebrochenes Deutsch und ehe Wer ner erwidern konnte, fuhr Ortlieb fort: „Sie müssen morgen dabei sein, wenn wir alle» fertig machen. Da haben Sie zugleich eine vortreffliche Lerbln- duna. Mtt» Vetter «st der Zukünftige Schwiegerfohn von Senator Wöhlermann in Hamburg. Sie wissen, Wöhler- mann L Hahnold, das große Exporthaus. Mein Vetter kann uns unendlich nützen." Herr Swendson faßte Feuer. „Vortrefflich — sehr erfreut —" Werner unterbrach. . „Sie verzeihen, mein Bettet Gerlach ist etwas vorschnell. Er hat mir allerdings einen liebenswürdigen Vorschlag ge macht, aber, ganz abgesehen davon, daß ich über die Art Ihrer Geschäfte noch gar nicht orientiert bin ich habe bereits anderweitig über mich "verfügt und stehe zudem allem Kaufmännischem und ganz besonders auch den ge schäftlichen Akttonen meines Schwiegervaters in spe voll kommen fremd gegenüber, so daß ich gar nicht in der Lage wäre, Ihnen zu nützen." Er war aufgestanden und auch August und Erich hatten sich erhoben und der erstere sagte: „Wir müssen euch um Entschuldigung bitten, wir haben eine lange Reise hinter uns und sind müde. Gute Nacht, Ortlieb — Herr " Sie machten eine kurze Verbeugung und traten -um Kellner, um ihre Zeche zu bezahlen, dann gingen sie der Tür zu. Herr Swendson sah ihnen bedauernd nach. „Mir scheint, lieber Freund " Ortlieb suchte seinen Aergör über die Abfuhr zu ver bergen. „Sind etwas baltische Dickschädel mein Onkel war baltischer Abstammung, wenn auch — vielleicht haben Sie den Namen des Generals von Korff gehört." Herr Swendson blickte den Brüdern noch nach. „Sehen Sie, solche Männer! das sind echte Aristokrat««, da muffen Sie ran!" Orüieb fühlte wohl, daß die „echten Aristokraten" auf ihn gemünzt waren. „Wird schon, wird schon. Sie kamen etwas zu früh. Ich konnte meinen Vettern noch nicht erklären " Swendson hatte noch immer das Auge auf di« Tür ge richtet, hinter der die Brüder verschwunden waren. „Nein! Ihr Herr Vetter wird nie bei uns eintreten. Ich kenne das. Reden wir von etwas anderem. Was haben Si« heute erreicht? Verbindungen! Verbindungen, mein Lieber!" Die Brüder waren in ihrem Zimmer und Erich seuhtt erleichtert auf, als er in seinem Bett lag. August rauchte noch eine Zigarre. „Mir scheint, d«r brave Vetter Ortlteb ist in etwa» bös« Gesellschaft geraten." Werner nickte.