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«nzrigenprei» (in ««ichsmark), Di« 4» am br«tt Grundschrist-eile W Pfg-, örtlich« Anzeigen LS Psa- breit« Reklamezeile (im Tettittl) 70 Ps». Mr da von Anzeigen in besttmmten Numinern web an Platze« deine Gewähr. — Rabatt «ach Parlf. — F anzeiien tarifmäßige» Aufschlag. — Erfüllungsort B ZSMostzwerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgertchtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Die» Blatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und de» Hauptzollamt» zu Bautzen, de» Amtsgericht«, de» Finanzamt»» und de» Stadtrat» zu Bischofswerda. P*ftfch««tt*»»«t» r Amt Le«»d«n St». 1521. <8 ««rind«» veedandsaÄwttasse Plsch»fa»«ed« Kontt» Ne. «4. Im Falle höherer Gewalt — Zkt«g oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebes der Zeitung »der der Brförderungseinrich. tungen — hat der Bezieher deine« Anspruch auf Lieferung »der Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreises. Erscheinung»«^s«: Jeden Werktag abend» Mr den folgend. 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Jahrgang Tagesschau. * Der Völkerbundsrat hat die endgültige Entscheidung über den ungarisch-rumänischen Optantenstreit zur Juni- sihung vertagt. * Der litauische Ministerpräsident Woldemaras plant die vollständige Abschaffung de, Parlamentarismus. * Eine gegenrevolutionäre Organisation gegen die Sowjetherrschaft ist im Donezbecken entdeckt worden. * Im Sächsischen Landtag kam es zu heftigen Ausein andersetzungen zwischen den Koalitionsparteien und dem Finanzminister. Im preußischen Landtag ist der sozialdemokratische Ab geordnete Kaiser-Anklam zur allsozialistischen Partei über getreten. Damit haben die Altsozialisten auch einen Sitz im Preußischen Landtag erhalten. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden di, Leser Aus- führliche« an anderer Stelle. Die Kümpfe an der Arakgrenze. London, 10. März. (Drahtb.) „Morningpost" berichtet aus Basra: Bei den Unruhen an der südwestlichen Grenze des Irak handelt es sich anscheinend diesmal um etwas Ernsteres, als um die üblichen Raubzüge einzelner Stämme. Die britischen Luftstreitkräfte werden jedoch die Operationen etzt weit in die Wüste tragen, und die seßhafte Landbevöl- erung des Irak kann deshalb einstweilen an ihren Wohn- tätten bleiben. Fast alle Geschwader der britischen Luft- treitkräfte sind eingesetzt. Operationsbasis ist Ur Chaldäa. Einige indische Truppen wurden vor kurzem nach Schaibah verlegt. Dagegen bleiben die Truppen des Irak auch jetzt noch in ihren Garnisonen. Ein britisches Flugzeug wurde abgeschossen. Es gelang dem Führer, es in Brand zu stecken, bevor er selbst erschossen wurde. Seine Leiche wurde von einem anderen Flugzeug nach Basra gebracht. Ein anderer Flieger wurde unter aufregenden Begleitumständen gerettet. Sein Flugzeug wurde abgeschossen, zwei andere Flugzeuge landeten aber an seiner Seite, und er entkam an Bord des einen. Der britische Kreuzer „Emerald" und zwei andere in Koweit befindliche britische Schiffe haben Landungsabtei lungen ausgeschickt. ArabieN/Aegypten undZndien. Wie wenig auch andere Weltgegenden von den Zuckun gen des großen Krieges verschont geblieben sind, ist ost be tont worden. Die rücksichtslose Politik Englands, alle Böl ler gegen Deutschland und die Mittelmächte aufzuhetzen, trägt heute ihre Früchte und wird es noch lange tun. Der Selbständigkeitsgedanke, der auf diese Weis« teils gestärkt, teils geweckt worden ist, dehnt sich aus und schafft heute dem großen englischen Weltreich immer von neuem erhebliche Schwierigkeiten. Aegypten und Indien sind Beispiele da für. So wenig Aegypten imstande ist, sich allein und aus eigener Kraft gegen die englische Vormundschaft zu behaup ten, namentlich solange England den Sudan beherrscht, so wenig wird England imstande sein, lediglich durch Aufbie tung militärischer Machtmittel den Selbständigkeitedrang der hauptsächlich in England und Amerika herangebildeten Jugend ^u unterdrücken. Dasselbe gilt, wenn auch mit ge wissen Modifikationen, von Indien, wo die Heranwachsende Generation der verschiedensten Schichten immer stärker nach nationaler Unabhängigkeit von England sich sehnt. Freilich ist di« religiöse und völkische Zersplitterung der indischen Bevölkerung das stärkste Machtmittel Englands. Wo immer sich nationale Bewegungen geltend machen, tritt auch das religiöse Moment mit in den Vordergrund und das gilt ganz besonders für Kleinasien und Arabien. Die mohammedanischen Bewohner sind von dem Gedanken be seelt, die alte mohammedanische Lehre in möglichster Rein heit zur Geltung zu bringen, und Vas trifft besonders auf die Wahabiten unter der Führung von Ibn Saud zu. Man kann sie, in einem vielleicht etwas kühnen Vergleich, als die Duritaner der mohammedanischen Welt bezeichnen, die den Kampf gegen die Fremden führen. Dafür spricht auch die Tatsache, daß sie bereits den Heiligen Krieg verkündet haben und mit der grünen Fahne des Propheten in den Kampf ziehen. Dieser richtet sich gegen die benachbarten Stämme, die unter englischer Herrschaft stehen, wobei allerdings auch die französische Herrschaft in Syrien tn Mitleidenschaft ge zogen wiro. Wenn also dort die religiösen und nationalen Leidenschaften entfesselt werden, so richten sie sich zwar zu nächst gegen Rassenverwandte, im wesentlichen aber do h gegen die „fremden Eindringlinge", also gegen England und Frankreich. Das ist die unmittelbare Folge der Politik, die in erster Linie England, in zweiter Frankreich im Welt krieg beobachtet haben. Welchen Umfang die mohammeda nische Bewegung noch annehmen wird, läßt sich gar nicht übersehen. Es ist auch verhältnismäßig nebensächlich, ob Ibn Saud mit seinen Bestrebungen Erfolg hat oder nicht. Die religiös-nationalistische Bewegung des Wahabiten wird keinesfalls erstickt werden können, zumal sie von allen Selten Nahrung erhält. Noch verwickelter erscheint die ohnehin nicht sehr durchsichtige Lage dadurch, daß neben Transsor- danien auch Palästina in den Strudel hineingezogen wird. Dort stehen sich jetzt drei Elemente gegenüber, dank der eng- lischen Politik: die Mohammedaner, die Christen und di« Zionisten. Der Streit um die heiligen Stätten in Palästina erregt sowohl die christliche wie die mohammedanische Welt und beiden ist der Gedanke unerträglich, daß künftig viel leicht die Herrschaft den unter englischem Protektorat ange siedelten Juden zusallen soll. Man sieht, es ist «in wahrer Rattenkönig von Verwicklungen jeglicher Art, der nicht leicht zu entwirren ist. DI« Engländer werden noch lange an den Früchten ihrer verhängnisvollen Politik zu tragen haben. Vertagung der Entscheidung im ungarisch-rumänischen Optanten- kvnfllm. Genf, 9. März. Da» Ergebnis der Verhandlungen des Vvlker- bundsrats im ungarisch-rumänischen Optantenkonslikt war die Ver tagung der endgültigen Entscheidung über den ungarisch-rumäni schen Optantenstreit auf die Junitaguna des Rates. Da sich die ungarische Regierung bedingungslos mit dem heute vormittag vom Rat einstimmig angenommenen Beschluß der Ent- scheidung der Streites durch den gemischten Schiedsgerichtshof und Ernennung zweier neutraler Zusatzrichter einverstanden erklärt hat, wurde beschlossen, die rumänische Regierung aufzufordern, auf der Basis der bisherigen Beschlüsse, insbesondere der heutigen Vormit tagsentscheidung, in eine nochmalige endgültige Prüfung dieser Stel lungnahme cinzutreten. Ihr Ergebnis war eine Entschließung, die bei Stimmenthaltung der Delegierten von Ungarn und Rumä nien einstimmig angenommen wurde. Die Entschließung hat folgenden Wortlaut: Dee völkerbundrrat erkennt an, daß die beste Methode zur Regelung von Streitfällen freundschaftliche Verhandlungen zwischen den beiden streikenden Regierungen gewesen wäre. Au» diesem Grunde hak er im September 1827 diese Methode empfohlen unter Hinweis auf die drei juristischen Prinzipien, die nach seiner Mei nung geeignet wären, als eine gerechte vast» der Einigungsver handlungen zu dienen. Der Völkerbundsrat stellt jedoch fest, daß diese freundschaftlichen Verhandlungen zwischen den beiden streitenden Parteien nicht mvn- lich gewesen sind. Unter Hinweis auf die Empfehlungen vom 18. Dezember 1827 und ohne in irgendeiner weise den in den Proto kollen festgelegten Standpunkt zu ändern, empfiehlt der Rat ein- stimmig den streitenden Parteien die Annahme der Enya-uehung, die auch der Rat heute vormittag einstimmig angenommen hat. Der Rat fordert die beiden Parteien auf, ihren Regierungen -en Stand- punkt bekanntzugeben und seht die Frage auf die Tagung der nächsten Sitzung. Rumänische Bestürzung. Bukarest, S. März. Die durch den Völkerbundsrat getroffene Entscheidung, wonach dem Schiedsgericht neben den ungarischen und rumänischen Richtern noch zwei neutrale Richter beigegeben werden sollen, hat in rumänischen politischen Kreisen größte Bestürzung heroorgerusen. Man rechnet bereits mit dem Rücktritt der Regie rung. In Kreisen der Nationalen Bauernpartei macht man die Re- gierung und besonders den Präsidenten Bratlanu wegen seiner fremdenfeindlichen Wirtschaftspolitik, die England vor den Kops ge stoßen habe, für die erlittene Schlappe verantwortlich. Inwieweit der Beschluß des Völkerbundsrates außenpolitische Folgen haben wird und ob die Regierung den seinerzeit angedrohten Rücktritt aus dem Völkerbundsrat vollziehen wird, läßt sich zur Stunde noch nicht übersehen. Bevorstehende Besprechungen Strefe- nmnns mtt DaLeski und Tttuleseu. Berlin, 9. März. Reichsaußenminister Dr. Stresemann wird vor seiner Abreise nach Berlin, die nicht vor Sonntagabend erwar tet wird, noch eine Reihe von Besprechungen mit hier anwesenden Außenministern haben, darunter eine Unterredung mtt dem polni- fchen Außenminister Zaleski und eine zweit« mit dem rumänischen Außenminister Titulescu, die beide den bevorstehend«« Wirtschafts. Verhandlungen mit diesen Ländern gelten. Von den noch auf der Tagesordnung stehenden Fragen verdienen besondere» Interesse die Ernennung bezw. Diederbestätigung de» Vorsitzenden und der Mit glieder der Saarregicrungekommlssion, wobei, wie verlautet, den langsähr. Wünschen der Saarbevölkerung in bezug auf die Ersetzung des brlg. Vorsitzenden Lambert durch ein« neutrale Persönlichkeit nunmehr Rechnung getragen werden wird, und ferner die Investi- gatisnsklage der kleinen Entente. Angesicht» der ungemein arbeit», reichen Tag«»orbnung wird da» Drrierkomite« nicht tn der Lage sein, morgen bereits einen endgültigen Bericht zu erstatten, ganz abgesehen davon, daß zur Zeit gewiße Dokumente, auf die das Rat»- komitee Wert zu legen scheint, noch nicht vorllegen. Kttauerr will den Parlamentarismn« abfchaffen. Sowno, s. März. Das offiziöse Bla« -er litauische» Regierung, Lieluvos Aidas, gibt nunmehr zu, daß Wowe- maras die vollständige Abschaffung de» Parlamentarismus plane. Er beavsichlige, an Stelle des Parlament» der Han delskammer, der Landwirtschaftskammer und eiaer «» zn schaffenden Arbeitskammer größere Rechte zu verleihen. Lin Oberhaus mit von der Regierung ernaauten RNtgste- dern soll dann zusammen mtt diesen Kammern gesetzgebe rische Funktionen ausüben. Aufdeckung einer gegenrevolutionären Organisation im Done;becken. Moskau, 9. März. (Drahtb.) Der Staat»anwalt bet« «ber sten Gerichtshof der Sowjetunion veröffentlicht «in« Mitteilung über die Aufdeckung einer gegenrevolutionären Organisation im Be zirk Schachty (Donezbecken), die sich mit der Desorganisier«» und Zerstörung der Steinkoklenlndultrie diese» V«irk» besatzt hab«. Di« Zentrale der Organisation befind« sich im Ausland« und besteh« aus ehemaligen Eigentümern und Aktionäre« der KohleniMleraeh^ wer des Donezbecken. Al» Agenten dieser Organisation in der Sow^ jetunlon dienten Ingenieure, Techniker und Steiger, sowt« Angrstell-^ le, die von ihren ehemaligen Direktoren Gehalt bezo«r» und Sou-, derbeträge von Agenten des auslSndifchea Splonaaemenst« «rhi«^ ten. Die Organisation befaßte sich jahrelang mit böswilliger Sabo tage der Kohlenwirtschaft zum Teil durch direkte Zerstörung «Pf Bergwerken und Fabrlkbetrieben durch Brandstiftungen, Explosio nen und Beschädigung der Maschinen. Dl« Verbrecher wurde» ver haftet und die Angelegenheit dem obersten Gerichtshof übergeben. Die sächsischen Kauern demonstrieren. Die Landesvorsitzenden Pagenstecher und Schreiber vom Sächsischen Landbund erlassen an die Vertrauensleute ihrer' Organisation folgenden Aufruf „Auf das Sofort-Programm des R«ichs-Landbunde», das die dringendsten Maßnahmen gegen den Zusammen bruch der deutschen Landwirtschaft enthält, hat die Reichs- regierung mit einem völlig unzureichenden Rokprogramm geantwortet, das wir angesichts unserer furchtbaren Not-' läge als einen Schlag ins Gesicht empfinden. Wenn sich selbst gegen dieses unzulängliche Notpro gramm der Reichsregierung im Reichstag stark« Wider stände zeigen, wenn die preußische Regierung an ihr« Zu stimmung zu diesem Programm Bedingungen knüpft, dl« nichts anderes als eine Sabotage der vom Reiche vor geschlagenen Maßnahmen bedeuten, dann beweist die», daß auch heute noch weite Schichten des Volke» nicht er saßt haben, um was es bei diesem der Landwirtschaft aus gezwungenen Kampfe geht. Die planmäßige Vernichtung der deutschen Land wirtschaft durch das herrschende System der organisierten Verantwortungslosigkeit ist ein Verbrechen an der deut schen Zukunft! Dir sind nicht gewillt, die Erdrosselung unseres Berufsstandes, de» stärksten Pfeilers de» deut- schen Staats- und Wirtschaftsleben», schweigend za dulden." Die Vertreterversammlung des Sächsischen Landbunde» hat nun beschlossen, die Bauern der einzelnen Bezirk« für Montag, den 12. März, zu öffentlichen Kundgebungen aus- zurufen, so daß an diesem Tage das ganze sächsische Land volk in den Orten ihrer Bezirksvertretung demonstrieren wird. Gin preußischer Erlaß zu der Miststimmung auf dem Fände. Der preußische Innenminister hat folgenden Erlaß an die Regierungspräsidenten ergehen lasten: Der Minister Les Innern. Berlin, 27. Februar 1S2S. ll. S. 21S. Unter Bezugnahme auf meinen Runderlaß vom S. Juli 1S26 2. G. 1650 (nicht veröffentlicht) ersuche ich «rgebenst um beschleunigten Bericht spätestens bis zum 10. März d. I. über Lage, Stimmung und Haltung der landwirtschaft- ichen, insbesondere der bäuerlichen Bevölkerung und mrüber, wie die vielfach in den letzten Wgchen zutage ge tretene Mißstimmung, Unruhe in den genannten Kreisen beurteilt wird, insbesondere ob die Lage al» gespannt oder gefährlich anzusehen ist. Erscheinen besondere örtliche oder zentral« Maßnahmen angezeigt? Den Bericht bitte ich auch darauf zu erstrecken, welche Stellung die örtliche Presse, insbesondere diejenigen Druck christen, die zugleich amtliche Kreisblätter sind, zu diesen Fragen einnehmen.