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/luer Tageblatt VpnchchmS« -« Ne-attie« «ll -»«»nahm, e.nntag» nachmittas» 4-- Uh,. — L,l,grap'm.N-r,ss», «egeUat» flu,n«»dirge. ^mjpwchw tt. «!««« »,st«uim„i, «»',!,«!>. JO« nnvnlangt etns»fan»t» Maauffrlpt, kam» Vnväh, nicht gelttstel »«th«u Nr. 14. Montag. 19. Januar 1914. 9. Äahrgang. Dies« Nummer umfaßt 8 Seiten. LBM>SM--EASSWS-SSU.^ .7..', , > Ui !. . Das Wichtigste vom Tage. Tas Preußisch« Orden-fest hüt gestern in Ge- genivart de- Kaiserpaare- im Berliner Schloß stattgefunden.*) * Der Staatssekretär de- Reich-Postamte» hat in einer Konferenz di« geplant« Einführung der Postkreditbrief« erörtert. Die deutsch« Regierung hat wegen der gegen die internationalen Abmachungen verstoßenden ab sichtlichen Paketbehtnderung des interna, tionalen Postpaketverkchrs durch Rußland in Petersburg Vorstellungen erhoben. * In dem Beleidigung-Prozeß gegen di« Köl. ner Polizei wurde der Redakteur Sollmann zu 60 0 Mark Geldstrafe und Tragung der Ko» sten verurteilt.*) * Bon griechisch-offiziöser Seite ist die Entdeckung ei nes Anschlages in Sofia auf das Leben des Königs Konstantin von Griechenland be kannt gegeben worden.*) -> Nähere« stehe an anheree «teste. Der Verbrecher im Ariege >0? Der Tripoliskrieg hat -u einer interessanten Untersuchung Anlaß gegeben. Gin italienischer Ober stabsarzt hat die Gäegeäheit dazu benutzt, um das Ver hallen von über 200 Vorbestraften Während de» Kris- ges besonders zu beobachten und mit dem Verhalten der normalen Soldaten zu vergleichen. Da» Ergebnis ist ebenso interessant wie für die menschliche Natur ehrend. Falls nämlich jemand glauben sollte, daß etwa im Kriege, Wo doch Mensch gegen Mensch blutdürstig vor geht, die gewöhnliche sittliche Beurteilung umgekehrt und der Verbrecher zum Helden würde, so wird er durch die Beobachtungen des genannten Arzte» völlig Widerlegt. Was den Verbrecher vielleicht auszeichnen könnte, ro- buste Körperkrast oder Rücksichtslosigkeit im Angriff auf Menschenleben, da» tritt an Bedeutung weit zurück hinter den moralischen Qualitäten, die den normalen Charakter bilden. Der Beobachter unterscheidet dabei begründetermaßen zwischen dem Verhalten in der Schlacht und dem Verhaften während der Vorbe reitung»^ und WiederherstellungSarbei. Nur ein Streichholz. Eine wahre Geschichte von Adolf Thiele. sstnchdri »erholen.) An einem Abteil de» V-Zuge» Ostende-Brüssel saßen drei Herren. Sie waren einander fremd und waren Eng länder, dies konnte man aus ihrer ruhigen, korrekten, dabe* kühler Haltung und aus ihrem andauernden Schweigen schließen. Endlich, als einer von ihnen eine Zigarre an zündete und das Streichholz aus Versehen! nicht in den Aschenbecher, sondern aus da» Polster warf, änderte sich die Szene. Eilig ergriff der Ungeschickte da» glimmende Hölz chen und legte es an seinen richtigen Platz. I deg z'vur paräoo, sagt« er und fuhr dann im gleichen Idiom fort: «Solch ein kleines Ding kann Unheil anrichten. Well, wenn man nicht darauf achtet, erwidert« einer der anderen Herren, dem das anhaltende Schweigen lästig zu sein schien, eben falls in englischer Sprache. Wie oft liest man nicht von Feuersbrünsten, «fuhr der Erster« fort, di« durch ^Spielen der Kinder mit Streichhölzern angertchtet wurden. Man liest, ergänzte der Zweite, bet ««item nicht soviel davon, rot« wirklich passiert. Ich ersah au» einer Statistik, daß in den Ve'elnigien Königreichen jährlich einige Hundert solcher Brandstiftungen durch Kinder Vorkommen. Ahl machi« d«r Erst«. Und auf dem Kontinent ist'» natürlich nicht Lesser, fuhr der Aw«tt« fort. E» entstand «ine kleine Pause. Der Dritte der Herren, ein Monn in mittler«« Fahr«»,, mit «nergischen, gleichsam sturm«rPwbten Zügen, schien auch von der sonst für di« N«vven so heilkräftigen Kur de» Schweigen» einmal genug zu habe«. Mit einem gewissen Zögern sagt« er halblaut: Mir hat einmal «in Streichholz da» Leben gerrttet! Da, ist ja wunderbar I äußerte einer der Mitreisenden, und der ander« ries. Wie ist da» möglich? Da muß ich zuerst »ine ganze Geschichte erzählenI erwiderte der dritte Herr, und al» ihn die beiden andern baten, die» zu tun, begann er: Ach Lin im Nebenberuf Luftschiffer, kein Flieger, sondern noch einer von der alten Sarde sozusagen, von denen, di« mit der: großen MlloäO Hahne» Wnue rat» t e n. Diese stellen natürlich d«n Mann auf di« härteste Probe. Da gilt «», in einer rastlosen Hetzarbeit zu schaf fen, wie «» selbst der wildeste Konkurrenzkampf im friedlichen Leben daheim nicht mit sich bringt. Hängt doch oft von ein paar Metern Schienenlänge oder Wall höhe nicht nur Leib und Leben einer großen Zahl von Soldaten, sondern ost sogar die Ueb«rleg«nhett über den Feind und der ganz« Erfolg ab. Dabet kann auf ge nügende Regelung d«r Schlaf- und Ruhezeit beim be sten Willen der Leitung nicht immer so viel Rücksicht ge nommen werden, al» e- die Gesundheit der Mannschaf, ten an und Tür sich verlangen würde. Da macht die Verpflegung, manchmal selbst di« aller notdürftigst« Ver sorgung mit Brot und Wasser zu Zeiten di« größten Schwierigkeiten. Dabet ist der Soldat in steter Lebens gefahr. Gr kann all die schwere notwendige Arbeit immer nur mit dem Seitenblick auf seine Waffen ver richten, immer nur in der Bereitschaft, sich jeden Au genblick seiner Haut wehren zu müssen. In die gewal tige Spannung der Nerven, di« da- mit sich bringt, kann sich der friedliche Bürger daheim nicht leicht hinein denken. Gilt e» aber, stundenlang untätig in den Lauf gräben zu liegen, oder mit scharf gespannter Aufmerk samkeit auf einsamem Posten auszuhalten, so wird die Anforderung an die innere Spannkraft womöglich noch größer. Denn wie leicht kommen in solchen Stunden die trüben Gedanken, die ernsten Besorgnisse, Heimweh und Erinnerung an di« fernen Lieben, Befürchtungen für die Wirtschaftlichen und beruflichen Interessen, die der Krieg unterbrochen hat, und wa» sonst ein Menschenhirn be drängen und qüälen kann. E» gehört etwa» dazu, trotz alledem fest zu bleiben in unerschütterlicher Pflicht erfüllung und di« gemeinsame Sache de» Vaterlandes al» Wichtigste» Interesse über all«, persönlichen festzu halten. Bei den Wiederherstellungsarbeiten nach ge schlagener Schlacht, nach verheerenden Eindrücken de» Feinde», liegt außerdem die Gefahr der Gemütsde pression vor. Da Wird der Soldat leicht mißmutig über seine unflonst aufgewandte Müh«. Da wird er miß trauisch gegen die Zweckmäßigkeit seiner Arbeit und die Maßmchmen seiner Vorgesetzten. ES zeigte sich nun bei allen diesen strengen morali schen Anforderungen, die der Krieg an den Mannschafts» charakter steift, daß der Verbrecher diesen Anforderun gen noch Vies weniger gewachsen ist, äl» den mo ralischen Anforderungen de» gewöhnlichen Bürgerlebens. Wie er diesem gegenüber nicht die nötige Anpassungs fähigkeit und Selbstbeherrschung besitzt, so ist du» im Kriege noch viel weniger der Fall. Er läßt sich da erst recht von blinden Trieben und AugenblickKstknmungeu überwältigen.. Er bringt es in diesen außerordent lichen Seelenzuständen erst recht nicht fertig, sich der auch von Wind und Wetter Natürlich viel abhängiger find als dir Flieger oder dis Luftschiff«, so sind wir doch im ganzen weit weniger Gefahren ausgesetzt als die eDeren. Aber bisweilen müssen auch wir daran glauben. Mir waren «ine» Nachmittags vor einer größeren Menschenmenge in London aufgestiegen, um «in Stück in» Land hineinzufahren und dann zu landen, «in Unternehmen, da» wir bereit« einigemal« mit gutem Erfolg durchgeführt hatten. Di« Sache ist ja bei klarem Wetter auch sehr einfach, man ö fnet die Luftklappe und geht dann auf einem geeigneten flachen Felde nieder. Aber das Wetter ist ja, bei uns wenigstens, unberechenbar. Auf dem Kontinent kann man sich di« Stu mwarnungen der Seewarten, die es ja natürlich bei uns auch gibt, zunutze machen, aber bet uns kommen oft plötzliche unvorhergesehene Aenderungen. Wie Sie wissen, kommt in Europa da» Wetter vom Ozean her, und während aus dem Kontinent di« westlichen Länder gewissermaßen Vorposten sind, fehlt un» in England dieser Schutz. Als wir auKiegen, war das Wasser klar, und es wehte ein kräftiger Stldwest. Da» war nicht gerade günstig und wir, mein Freund Drove und ich, beschlossen daher, bald zu landen. Aber Laum hatten wir un» erhoben, al» nordöstlich von London, etwa -wischen Tambridge und Tolcesten, der Wind nach Westen drehte und einer jener unberechenbaren, dicken Nebel «intrat, die ja auch Ahnen gewiß schme-zltch bekannt sind. Dazu noch «in starke« Regen, der die Hülle de» Ballon» und da» Netzwerk völlig durchnäßt« und sie natürlich be deutend beschwerte. Wir erhoben uns immer wt-der, indem wir di» Sandsäcke entleerten, aber trotzdem waren wir ein Spiel de» Winde» geworden, und die» war um so unheim- licher, al» der dicke Nebel un» «ine Orientierung völlig um möglich macht«. Ein« schrecklich» Situation! warf einer der beiden Reise gefährten ein. Allerdings schrecklich, fuhr der Erzähler fort: An solch,,» Lagen heißt «», mit Dreistigkeit alle Angst zu bannen. Auch aus denjenigen, der sonst al» ruhig und be sonnen, ja, al, mutig gilt, lauert in solchen Momenten diese» Gespenst. Es »ersucht, sich de» Bewußtsein» zu be mächtigen, da» Denken zu verwirren. Wer diesem wirk- lfch« M«bumtze uutuüogt, dw vwlbwt die Schinmun» Be- allgemeinen Sache und dem höheren Befehl selbstlos zu fügen. Und iw der Schlacht selbst ändert sich da» Bild auch nicht. Sogar der Bürg«, d« im Frieden nie mals an Blutvergießen denken würde, entfaltet hier bald neben dem Gefühl für Dt-zipltn den gesunden In stinkt der Gelbsterhal tung, der mit möglichstem Schwung oder auch mit möglichster Kaltblütigkeit, je nachdem, de» Feinde» Herr zu werden sucht. S» gibt also selbst da sozusagen ein« vernunftgemäße Anpassung an die ganz außergewöhnlich« Situation. Namentlich der Gewohnheitsverbrecher, der Minderwertig«, ist auch da durch völlige Unsicherheft und Unzuverlässigkeit da unbrauchbarste Element. Er zeigt sich feige, wider, setzlich und ungeschickt. Er zieht sich im Feld« di« wiederholten Disziplinarstrafen zu wie im Friedens leben die bürgerlichen Strafen. Gelegenheit-Ver brecher, die nur durch Leidenschaft oder Alkohol einmal zu einem Vergehen hingerissen worden sind, müssen natürlich ander» beurteilt werden. Bet ihnen kann ja auch häufig nicht von moralischer Minderwertigkeit die Rede sein. Der unzweifelhaft brauchbarste Mann aber ist auch im Kriege ebenso wie im Frieden der solide Bürger. Wo Pflichtbewußtsein ist, bewährt er sich in dem einen so gut Wie in de-n anderen. Ein neuer BeWeiO für die Unerschütterlichkeit der sittlichen Maßstäbe. Das Veäürfnis nach Nutze. (Von unserem Berliner S - Mitarbeiter.) Nach p«n Wochen politischer Erregung, di« hinter un» liegen, stellt sich allmählich unleugbar ein Bedürf nis wach Ruhe ein. Gewiß haben dw Parlamentsdebat ten davon noch wenig merken lassen. Auch wenn man sehr optimistisch ist, wird man nicht behaupten können, daß di« Erörterungen in den Parlamenten gerade viel von der Leidenschaftlichkeit eingebüßt hätten, mit der man vor den Ferien Zabern «örterte. Aber wie «» immer geschehen ist, solang« e» Parlament« gibt, der zwecklose Streit ermüdet und schafft ganz allmählich, von denen, die e» empfinden, vielleicht zunächst selbst un beachtet ein Ruhebedürfni». Man hat nachgerade genug gestritten, ob das Recht oder Unrecht beim Militär od« beim Zivil lag, ob da- Militär in Wahrnehmung be rechtigt« Interessen gehandelt hab«, oder ob e» seine Befugnisse überschritten hat. HerauSgekommen ist da bei nur da» eine üb« die Abgrenzung der mili tärischen und der zivilen Gewalt selbst bei denen, die es am nächsten angeht, eine Unklarheit herrscht, di« bisher nur deshalb nicht zu Mitzhelligketten führt«, Weil in Deutschland im allgemeinen Zivil- und Militärbe hörden in der Wahrung des staatlichen Ansehens in ausgezeichneter UeSereinstimvrung zu handeln IMWW»WWIIISWI«»WM>WA»W«WIIM7«^ 'sondere Vie Flieger sind ihm snsgrsrtzt und so mancher hat dadurch sein Leben verloren. Eine Nachlässigkeit, ein falscher Griff kann das Schicksal des Gefährdeten besiegeln. Hätte ich einen Passagier bei mir gehabt, dem solche Fahrten neu waren oder der zur Nervosität, -um Erschrecken neigte, wer weiß,. - nicht des Beispiel auch mich ang^teckt, ob u rs dies nicht ins Verderben gebracht hätte. Glücklicherweise ist mein Freund Drave ein bewährter Flieger, zudem ein Mensch der sein kaltes Blut nicht verliert. So hielten wir uns denn in dieser wirklich gräßlichen Lage gegenseitig aufrecht. Sie müssen sich vorstellen, mein« Herren, wir wußten, daß wir tief unten waren, Vicht über der Erdoberfläche, trotz alle» Auswerfen» von Ballast, und daß undurchdringlicher Nebel un» umhüllt« Jeder Augenblick konnte «inen Zusammen stoß mit einem Hause ober einem Baume bringen. Di« Sandsäcke waren geleert, und wir begannen alles mögliche andere, was wir entbehren konnten, au» der Gondel zu werfen, die meteorologischen Apparate, unser kleine» Ge päck, sogar dir Dinge, die wir in den waschen hatten. Und nun kam da» Schrecklichstei Di« Dunkelheit brach herein, und wir hörten mitten im Nebel unter un» «in Brausen und Rauschen, wir befanden un» — über dem Meer«. Wir sind in der ThemseI murmelte Drave, und ich erwidert«: Aat Da» waren d,e einzigen Worte, die wir auf dieser entsetz lichen Fahrt wechselten. Natürlich meinten wir damit den breiten Golf, in den di« Themse «»»mündet. Unser Schicksal erschien un» besiegelt l Wsa» sollten wir noch hoffen? Der durchnäßte Ballon wurde mehr und mehr hinabgedrückt, erheben konnten wir un» nicht mehr, da» End« stand vor UN»: der Ballon würde wett«rsaus«n, «äh rend die Gondel in, Meer tauchte. Einen verzwetfttten Kampf würde «« geben, da» sagten wir un». jeder, ohne «» auMfprechkn, wir würden un» an» Netzwerk klammern. Aber wt, lang,? Entweder mußt« unsere Kraft «Matten, wenn wt.- un» völlig durchnäßt festkrallten, ob« wenn wir wirklich ausgehalten hätten, so wär« der Ballon schließlich untergtgangen. Der Nebel wurde indessen schwächer und schwächer, und auch der Wind nahm «L, und die» Heide» trug zu unser«, Rettung Lei. Plötzlich erblickten wir, «äh» r»nd wir js dew da» Mov» dvhtnstlWNtz WppW